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Wiener Kunstfilm-Industrie

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Das Signet der Wiener Kunstfilm-Industrie
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Das Signet der Wiener Kunstfilm-Industrie

Die 1911 in der Neustiftgasse 1-3 in Wien-Neubau gegründete Wiener Kunstfilm-Industrie Ges.m.b.H. war eine der ersten österreichischen Filmproduktionsgesellschaften. Sie ging aus der 1910 als Erste österreichische Kinofilms-Industrie in der Währinger Straße 15 im neunten Wiener Gemeindebezirk Alsergrund gegründeten Oesterreichisch-Ungarische Kinoindustrie Ges.m.b.H. hervor, wie das Unternehmen noch im Gründungsjahr umbenannt wurde.

Die Gründer waren der Regisseur und Produzent Anton Kolm, dessen damalige Frau, die Regisseurin und Drehbuchautorin Luise Kolm sowie der vorerst als Kameramann und Gehilfe tätige Jacob Julius Fleck.

Das Unternehmen zeichnete für die erste österreichische Wochenschau und den ersten österreichischen Spielfilm verantwortlich. Da es die ersten Jahre fast unentwegt Großereignisse aufnahm, kommt der Produktionsgesellschaft auch große Bedeutung als Chronist der letzten prukvollen Jahre der Donaumonarchie zu.

[Bearbeiten] Geschichte

Die erste Produktion der Gesellschaft erschien am 8. Februar 1910: Der Faschingszug in Ober-St. Veit (vom 6. Februar). Wenig später, am 14. März, filmte das Jungunternehmen das Begräbnis von Bürgermeister Karl Lueger. Der Bericht wurde in 22 Wiener Kinos gezeigt. Der österreichische Komet kommentierte dies in seiner Ausgabe vom 24. März mit „Also endlich einmal ein Wiener Film, der seinen Weg durch die Welt nehmen wird.“ Ebenfalls bereits 1910 entstand die erste Werbeproduktion im weiteren Sinne: Da Damenhüte zu dieser Zeit sehr beliebt waren, in Kinos jedoch für schlechte Sicht in den hinteren Reihen sorgten, produzierte Anton Kolm Der Hut im Kino, um diesem Problem Abhilfe zu verschaffen.

Die ersten Ankündigungen ihrer Filme in Fachzeitschriften fielen noch sehr klein aus, während sich französische Konzerne bis zu zwei Seiten leisteten. Die Konkurrenz durch ausländische Unternehmen, die den Markt nach wie vor beherrschten, war groß. Die Kolms und Jacob Fleck reagierten darauf in dem sie von Beginn an so viel wie möglich filmten, um den Wiener Kinos aktuelle Berichte aus Wien liefern zu können. Darunter Ereignisse wie den Stapellauf des k.u.k.-Kriegsmarine-Schlachtschiffs SMS Zrinyi im Hafen von Triest und die Flugwoche am Flugfeld Wiener Neustadt - damals einer der größten Flughäfen der Welt in der jungen Luftfahrtsgeschichte. Dort erhielten sie sogar die bisher nur französischen Filmern erteilte Erlaubnis den Kaiser zu filmen, der dem Film bekanntlich positiv gegenüberstand, erkannte er doch rasch den Propagandawert dieses Mediums. Auch die beliebte Wiener Badeinsel Gänsehäufel und der Wiener Prater, sowie Skiveranstaltungen, der Semmering im Winter, die Plitwitzer Seen, Brandkatastrophen, Städtebilder von Krakau, Mariazell, Prag wurden verfilmt und in die Wiener Kinos gebracht. Mit „Typen und Szenen aus dem Wiener Volksleben“ erschien 1911 auch ein Dokumentarfilm mit Volkssängern und anderen Wiener „Originalen“.

Am 29. Juli 1911 filmte die Wiener Kunstfilm-Industrie die „Brandkatastrophe Wien-Nordbahnhof“ für die Kinos, und als zynische Reaktion auf den vom französischen Modeschöpfer Paul Poiret 1910 kreierten „Humpelrock“, mit dem man kaum gehen konnte, und deren Trägerinnen häufig Spott ausgesetzt waren, erfolgte der Spielfilm Martha mit dem Hosenrock - zu welchem der Humpelrock verkommen war. So blieb das Pionierarbeit leistende Unternehmen zumindest unter den österreichischen Produzenten sowohl im Dokumentar- als auch im Spielfilm zumindest bis zum Ende der Monarchie führend. Danach hatte das Unternehmen mit der finanzstarken Sascha-Film einen ebenbürtigen Konkurrenten gefunden.

Nach französischem Vorbild führte Anton Kolm auch in Österreich den komischen Kurzfilm ein. Mit dem Berliner Schauspieler Oskar Sabo hatte er seinen Hauptdarsteller in der Produktion aus 1910, Die böse Schwiegermutter, gefunden. 1911 filmte Kolm die Volkssänger und 1912 Karl Blasel als Zahnarzt mit gleichnamigem Hauptdarsteller, der bereits seit rund einem Jahrzehnt ein beliebter Wiener Komiker war.

Das 1910 erschienene Drama „Die Ahnfrau“, nach Franz Grillparzer, war nicht nur der erste durch zeitgenössische Aufzeichnungen belegte österreichische Spielfilm, sondern stellte auch das Regiedebüt von Jacob Fleck dar. Mit der Verfilmung dieses Volksstückes schlug die erste österreichische Spielfilmgesellschaft einen Weg ein, der bereits von Frankreich aus vorgegeben war, in Österreich jedoch abermals Pionierleistung war. Da das Publikum um 1907/1908 von den wenig fantasievollen Kurzfilmen allmählich genug hatte, und erstmals Kinobesuchszahlen zurückgingen, reagierten französische Produzenten mit der Verfilmung von zeitgenössischer Literatur. Diese Bewegung, die Kinofilmen mehr Tiefe und Inhalt verlieh, nannte sich Film d'Art und fand mit der Wiener Kunstfilm-Industrie, wie sich das Unternehmen ab 1911 passenderweise nannte, auch in Österreich einen Nachahmer. Diese „Kunstfilme“ waren in der Regel Volksstücke bzw. (Sozial-)Dramen aus dem einfachen Volk. So erschienen 1911 gleich mehrere Filme dieser Art: Der Dorftrottel, Die Glückspuppe, Mutter - Tragödie eines Fabriksmädels und Nur ein armer Knecht. Vor allem Werke Ludwig Anzengrubers wurden gerne und häufig verfilmt - zwischen 1914 und 1919 zehn Mal. Einige Werke wurden sogar zwei Mal verfilmt.

Nach der Premiere der 10.000 Kronen teuren Großproduktion „Der Unbekannte“ (1912) geriet die ohnehin tendenziell finanziell schwach ausgestattete Wiener Kunstfilm-Industrie in noch größere finanzielle Schwierigkeiten, als Elias Tropp, Ehemann der Schauspielerin Eugenie Bernay, aus der Gesellschaft ausstieg, und wenig später die Vindobona-Film mitbegründete. Den andauernden Kapitalmangel, der sich auch dadurch zeigte, das vielfach Szenen nur einmal gedreht wurden, auch wenn etwa der Wind Vorhänge oder einen Christbaum bei im Freien gedrehten Innenaufnahmen bewegte, wurde auch in der Oktoberausgabe der Filmwoche von 1914 heftig kritisiert.

Im November 1912, als bereits weitere österreichische Filmproduktionsgesellschaften mit der ausländischen Konkurrenz um Marktanteile in den Kinos rangen, erschien mit Das Gänsehäufel die erste richtige Dokumentation der Wiener Kunstfilm-Industrie, die sich neben den Wochenschauberichten von aktuellen Ereignissen vor allem auf Spielfilme konzentrierte.

1913 entstand mit Der Psychiater (zweiter Titel: Das Proletarierherz) ein weiteres Sozialdrama aus dem Hause Kolm.

1919 wurde die Wiener Kunstfilm-Industrie von Anton und Luise Kolm als Vita-Film neu gegründet.

[Bearbeiten] Mitarbeiter

Die ständigen Mitarbeiter der Wiener Kunstfilm-Industrie auf einer undatierten Aufnahme, in der Mitte Luise Kolm und Jacob Fleck.
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Die ständigen Mitarbeiter der Wiener Kunstfilm-Industrie auf einer undatierten Aufnahme, in der Mitte Luise Kolm und Jacob Fleck.

Als Regisseure fungierten vor allem in den ersten Jahren fast ausschließlich die Firmengründer Anton Kolm, Luise Kolm und Jakob Fleck sowie Luise Kolms Bruder Claudius Veltée - meist als Team - selbst. Mit Marco Brociner war erstmals jemand außerhalb des Gründerteams regelmäßig als Regisseur tätig. Ab 1913 war Alfred Deutsch-German Drehbuchautor bei der Wiener Kunstfilm-Industrie.

Weitere Regisseure die zumindest unregelmäßig für die Wiener Kunstfilm tätog waren, waren Walter Friedemann, Ludwig Ganghofer, Max Neufeld und Hans Otto Löwenstein.

[Bearbeiten] Produktionen

Die Produktionen der damaligen Zeit waren allesamt ohne Ton und hatten für gewöhnlich maximale Abspiellängen von rund 20 Minuten. Dies traf natürlich auch für die Wiener Kunstfilm-Industrie zu. Manche Themen wurden auch zwei Mal produziert. Folgend eine Auswahl derer Werke - zumeist Spielfilme und Dramen - von den unzähligen Wochenschauproduktionen sei nur eine geringe Auswahl angegeben.

  • Der Faschingszug in Ober-St. Veit (Wochenschauproduktion, 1910)
  • Der Trauerzug Sr. Exzellenz des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger (Wochenschauproduktion, 1910)
  • Die böse Schwiegermutter (1910)
  • Die Ahnfrau (1910, 1919)
  • Typen und Szenen aus dem Wiener Volksleben (Dokumentarfilm, 1911)
  • Volkssänger (1911)
  • Der Dorftrottel (1911)
  • Die Glückspuppe (1911)
  • Mutter - Tragödie eines Fabriksmädels (1911)
  • Nur ein armer Knecht (1911)
  • Martha mit dem Hosenrock (1911)
  • Der Müller und sein Kind (1910, 1911; Premiere am 21. Oktober 1911)
  • Trilby (1912)
  • Das Gänsehäufel (Dokumentarfilm, 1912)
  • Karl Blasel als Zahnarzt (1912)
  • Der Unbekannte (1912)
  • Der Psychiater (zweiter Titel: Das Proletarierherz, 1913)
  • Der Pfarrer von Kirchfeld (1913/1914; Premiere am 30. Oktober 1914)
  • Svengali (1914)
  • Das Vierte Gebot (1914)
  • Der Meineidbauer (1915)

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