Votivopfer
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Ein Votivopfer ist Bestandteil eines vorzeitlichen Kultes. Eine besondere Form ist die intentionelle Enthauptung von weiblichen Figuren. Sie ist kennzeichnend für die frühen Ackerbaukulturen des Balkans. Die bekanntgewordenen Votivopfer der Linearbandkeramik und der Lengyel-Kultur des danubischen Raumes sind Nachläufer der alten Praxis. In den Kulturen des ausgehenden Neolithikums verlieren sich diese Votivopfer im Laufe der Zeit. Anders ist die Situation in der zeitlich parallelen Vinča-Kultur und in den späteren südosteuropäischen Kulturen, die im Kultbereich noch längere Zeit mit einer starken Komponente einer weiblichen Gottheit versehen waren, was insbesondere die Votivfiguren anzeigen.
Aus den frühgeschichtlichen Kulturen des Orients wurde der Mythos vom absichtsvoll herbeigeführten Tod der Gottheit und deren jährlicher Auferstehung überliefert. Im Ackerbauernmilieu ist die Enthauptung von Menschen seit dem Natufien, vermutlich als Bestandteil von stellvertretend durchgeführten Opferungen von Menschen überliefert. Darstellungen kopfloser Menschen liegen vor allem aus Çatal Hüyük vor. Die zum Teil nur weninge Jahrhunderte jüngeren Votivfiguren des Balkans wurden ebenfalls kopflos aufgefunden.
Eine Relation zwischen der Destruktion der Votivfiguren und dieser mythischen Vorstellung erscheint daher nahe liegend. Die Votivfigur wurde offenbar enthauptet um symbolisch dieser Fiktion zu entsprechen. Gravierend ist dabei nicht jener Anteil an Zerstörung, die Dingen im Alterungsprozess widerfährt, sondern das Faktum, dass diese Art der Destruktionen intentionell geschahen. Den Nachweis erbrachte die Ausgrabung von Vinča, wo sich nur ein verschwindender Teil der mehr als 1.000 beinahe generell weiblichen Figuren aus Bruchstücken vervollständigen ließ. Gelegentlich wurde beobachtet, dass balkanisch-danubische Votivfiguren bereits bei der Fabrikation mit einer Sollbruchstelle am Hals versehen wurden, um ihre Enthauptung zu erleichtern. Ursprünglich wurden diese provisorischen Verbindungen als Reparaturen interpretiert. Da diese Votivfiguren zu Opferpraktiken im familiären Umfeld gehören, wurden die Figuren auch nur sehr selten als Grabbeigaben gefunden.
Vergleichbare Erscheinungen wie jene des Balkans zeigen sich zeitgleich auf Malta. Eindeutig ist dort die absichtsvoll flexible Körper-Kopf-Verbindung bei einigen „fat ladies“. Die Kalksteinplastik von Hagar Qim weist z.B. am Hals Löcher für eine Kordelverbindung mit einem nicht gefundenen Kopf auf. Die weibliche Votivfigur feiert in der kykladischen Bronzezeit noch einmal eine späte Wiedergeburt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- H. Teodorova: Eneolithic Period in Bulgarien 1978
- H. Teodorova: Ovčarova 1976
- M. Garašanin: Betrachtungen zum Salcata-Krividol-Bubanj-Komplex auf dem mittleren Balkan 1978
- H. Maurer: Archäologische Zeugnisse religiöser Vorstellungen und Praktiken der frühen und mittleren Jungsteinzeit in Niederösterreich 1998
