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T-Frage

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Die T-Frage (auch genannt deutsche Torhüterfrage, deutsche Torwartfrage oder nur Torwartfrage oder Torhüterfrage) beschreibt einen sportlichen Wettstreit zwischen den Torhütern Oliver Kahn und Jens Lehmann um den Stammtorwartposten der deutschen Fußballnationalmannschaft für die WM 2006. Im Vorfeld hatte Bundestrainer Jürgen Klinsmann seit August 2004 bewusst darauf verzichtet, einen klaren Stammtorhüter auszurufen. Die Folge war, dass sich die beiden Torhüter über eineinhalb Jahre ein bislang einzigartiges Fernduell um die Nummer 1 im deutschen Kasten lieferten.

Der Begriff "T-Frage" wurde in diesem Zeitraum eine griffige Formulierung für diesen Zweikampf, der in den deutschen Medien in ungeahntem Maße durchleuchtet wurde. Die T-Frage wurde am 7. April 2006 beantwortet, als Klinsmann letztlich Lehmann zur Nr. 1 erklärte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Nach der wenig erfolgreichen EM 2004 wurde Jürgen Klinsmann am 29. Juli 2004 als neuer Bundestrainer installiert. Zu diesem Zeitpunkt war Oliver Kahn die unangefochtene Nr. 1 im deutschen Tor und deutscher Kapitän, und Jens Lehmann sein Ersatz.

Doch am 12. August 2004 verkündete Klinsmann, dass ab sofort im Tor “ein kleines Rotationsprinzip” gelte, “Jens ist der Herausforderer, Oliver muss seinen Platz verteidigen.” Die Festlegung auf einen Stammtorwart lehnte er bewusst ab.

[Bearbeiten] Zeitleiste

Hauptquelle: Süddeutsche Zeitung vom 8. April 2005
  • 12. August 2004. Klinsmann ruft die T-Frage aus (s.o.) und macht dabei auch Michael Ballack zum Kapitän. Er entmachtet somit den bisherigen Amtsinhaber Kahn.
  • 8. September 2004. Gegen Brasilien spielt Deutschland 1:1, wobei Kahn bei einem Ronaldinho-Freistoß nicht gut aussieht.
  • 10. Oktober 2004. Torwart-Bundestrainer Sepp Maier erklärt: “Lehmann kann sich aufhängen, Kahn ist der Bessere.” Klinsmann feuert ihn und installiert Andreas Köpke.
  • 17. November 2004. Lehmann hält gegen Kamerun (3:0) seinen Kasten sauber.
  • Dezember 2004. Lehmann verliert seinen Stammplatz bei Arsenal aus Leistungsgründen an Manuel Almunia.
  • Dezember 2004. Bei der Asien-Tournee der Nationalelf spielen Kahn und Timo Hildebrand, damit Lehmann sich auf seine Arsenal-Situation konzentrieren kann.
  • Februar 2005. Lehmann erhält seinen Stammplatz wieder, da Almunia wiederholt patzt.
  • 31. Mai 2005. Im Eröffnungsspiel der Allianz-Arena in München zwischen Deutschland und Bayern München wird Lehmann als Deutschland-Torwart gnadenlos ausgebuht, lässt sich zu einem harten Bodycheck gegen Bastian Schweinsteiger hinreißen und wird in der Pause nach einem "Spießrutenlaufen" ausgewechselt. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff beschimpft eine “Riesensauerei” der Fans.
  • Juni 2005. Im Confederations-Cup kassiert Kahn sechs Gegentore in zwei Spielen und Lehmann drei im Spiel gegen Brasilien.
  • August 2005. Klinsmann verkündet, dass Kahn und Lehmann von nun an nur noch getrennt nominiert werden, was dem jeweils anderen erspart, auf der Bank zu sitzen. Diese bislang einzigartige Entscheidung treibt die T-Frage auf eine ungeahnte Klimax.
  • 31. August 2005. Klinsmann: “Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, Oliver also ein langes Leistungstief haben sollte oder eine Verletzungspause dazwischenkommt, dann hat er bei der WM die besten Karten zu spielen.”
  • November 2005. Lehmann, bereits in vier Turnieren hintereinander Reservekeeper, erwägt zurückzutreten, sollte er nicht die Nummer 1 werden.
  • 1. März 2006. Lehmann kassiert beim 1:4 gegen Italien trotz guter Leistung vier Tore.
  • 22. März 2006. Kahn hat beim 4:1 gegen die B-Auswahl der USA eine starke Partie, begeht aber beim Gegentreffer kurz vor Schluss einen Torwartfehler und verletzt sich. Klinsmann und Bierhoff nehmen Kahn nach Spielschluss in Schutz und sagen, dass erst im Mai eine Entscheidung fallen werde.
  • 1. April 2006. Kahn stellt sich angeschlagen gegen den 1. FC Köln ins Tor, begeht beim 2:2-Remis zwei Torwartfehler zum 0:1 und 1:2 und wird in der Pause verletzungsbedingt ausgewechselt. In den Tagen danach drängt der FC Bayern München Klinsmann zur raschen Klärung der Entscheidung, da sie zur Belastung für alle werde. Uli Hoeneß spricht sogar von “Psychoterror”.
  • 5. April 2006. Lehmann sichert mit starker Leistung dem FC Arsenal den Halbfinaleinzug in die UEFA Champions League und wird in England nach starker Saison zum “Spieler des Jahres” vorgeschlagen.
  • 7. April 2006. Klinsmann verkündet zu einem überraschend frühen Zeitpunkt, dass Lehmann den Wettstreit gewonnen habe. Köpke fügt hinzu, dass Lehmann “besser zur Spielphilosophie passe”. Im Aktuellen Sportstudio sagt Klinsmann, dass die durch den FC Bayern gewollte schnelle Entscheidung (s. o.) den Prozess beschleunigt habe.

[Bearbeiten] Reaktionen

Als Klinsmann am 7. April 2006 (einen Tag vor dem Meisterschafts-Hit Werder Bremen gegen Bayern München) erklären ließ, dass Lehmann und nicht Kahn deutscher Stammtorwart werden würde, war dies sowohl in der tagesschau als auch in heute das Thema Nr. 1 und verdrängte u.a. Meldungen über das Elbehochwasser 2006 und die Kontroverse über Integration von ausländischen Problemschülern (Stichwort: Berliner Rütli-Schule) nach hinten. Am nächsten Tag eröffneten sowohl die Süddeutsche Zeitung, die BILD, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Welt und viele andere Zeitungen ihre Seite 1 mit dieser Meldung.

In den Reaktionen selbst wurde die Entscheidung einstimmig als hart, aber zum großen Teil nachvollziehbar gewertet, wobei leidenschaftliche Debatten unter Fans und Experten keine abschließende Meinung brachten. Kritisiert wurde aber vielerorts der Zeitpunkt der Entscheidung kurz vor dem Spitzenspiel Bremen-Bayern, da diese Entscheidung natürlich Kahn, dem Bayern-Torhüter, einen psychologischen Tiefschlag verpasste. Kahn selbst äußerte sich in einer Pressemitteilung “überrascht und maßlos enttäuscht”, Lehmann hingegen zeigte sich “sehr erfreut”, ließ aber auch mitteilen, dass er als langjähriger Reservetorwart sehr gut nachvollziehen könne, wie niedergeschlagen sich sein Rivale derzeit fühle.

Andere Reaktionen (Auszug):

  • Der FC Bayern kritisierte die Entscheidung als “falsch”, versicherte aber, dem WM-Team gegenüber loyal zu bleiben. (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
  • Gerhard Mayer-Vorfelder: “Der DFB steht voll und ganz hinter der Entscheidung.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
  • Lothar Matthäus: “Oliver Kahn hat von Beginn an keine Chance gehabt.” (ZDF-Videotext, 8. April 2006)
  • Günter Netzer: “Ich glaube, dass Klinsmann früh eine gewisse Sympathie für Jens Lehmann entwickelte.” (BILD, 8. April 2006)

[Bearbeiten] Vergleichbares

  • Im französischen WM-Team gibt es derzeit eine vergleichbare Rivalität zwischen Fabien Barthez und Gregory Coupet. Nachdem Barthez einen Referee bespuckte und lange gesperrt wurde, wuchs Coupet zu einer zuverlässigen Nummer 1. Nach Barthez' Comeback hat sich Nationaltrainer Raymond Domenech entschieden, ihn wieder zur Nummer 1 zu machen, womit in dieser Situation der Herausforderer auf die Bank verwiesen wurde.

[Bearbeiten] Fazit und Folgen

Fans und Experten waren sich bei allen Kontroversen einig, dass die Torhüterfrage ein absolutes Luxusproblem sei und dass man bei der Wahl zwischen Kahn oder Lehmann keinen Fehler machen könne.

Kahn bestätigte in der drauffolgenden Woche, dass er auch als Nummer 2 zur WM fahren werde, womit er Spekulationen entgegentrat, dass er nach der Degradierung zurücktreten würde.

In den ersten Spielen der WM bekam Jens Lehmann kaum Gelegenheit, sich auszuzeichnen, da die Abwehr solide agierte, doch im Viertelfinale gegen Argentinien hielt Lehmann zwei Elfmeter und sicherte der deutschen Mannschaft den Einzug ins Halbfinale. Dabei kam es zu einer vielbeachteten Annäherung der beiden Torhüter, als Kahn vor dem Elfmeterschießen Lehmann viel Glück wünschte und ihn nach dem siegreichen Elfmeterschießen sogar umarmte. Im Spiel um Platz 3 gegen Portugal ließ Lehmann seinem Kollegen den Vorzug, so dass Kahn, der nach dem Spiel offiziell seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab, sein 86. und letztes Länderspiel bestreiten konnte. Kahn lief dabei in Abwesenheit des verletzten Michael Ballack als Kapitän auf und zeigte eine überzeugende Leistung.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

BILD, 8. April 2006
kicker, Ausgabe 30/06
Süddeutsche Zeitung, 8./9 April 2006

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