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Stern von Betlehem

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„Drei Könige“, antikes Mosaik um 565 (Ravenna, Sant'Apollinare Nuovo)
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„Drei Könige“, antikes Mosaik um 565 (Ravenna, Sant'Apollinare Nuovo)

Über den Stern von Betlehem - auch „Stern der Weisen", „Dreikönigsstern", „Weihnachtsstern" genannt - sagt das Neue Testament im Matthäusevangelium, Kapitel 2,1-2:

Als nun Jesus geboren war in Betlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten!"

Vers 9 fährt fort:

Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er ankam und über dem Ort stillstand, wo das Kind war.

Verschiedene Theorien versuchen, diesen „Stern“ naturwissenschaftlich als damals tatsächlich sichtbares Phänomen zu erklären, um damit indirekt die allgemeine Bedeutung Jesu plausibel zu machen. Die historische Bibelwissenschaft betont dagegen die späte Entstehungszeit, den überwiegend legendarischen Charakter und die auf biblische Verheißungen bezogene Verkündigungsabsicht der Geburtserzählungen von Jesus, die nur den an ihn Glaubenden einleuchte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Naturwissenschaftliche Erklärungsversuche

Die Suche nach dem Stern von Betlehem begann mit der christlichen Theologie des 2. Jahrhunderts, die stark von hellenistischer Philosophie und Kosmologie beeinflusst war. Dort war die Beobachtung des Sternenhimmels wesentlich zur Begründung metaphysischer Welterklärungsmodelle. Besondere Himmelsphänomene wurden schon in den Hochkulturen der Antike mit besonderen historischen Ereignissen in Verbindung gebracht.

Einige dieser Erklärungsversuche für den Stern von Betlehem wurden später als Irrtümer erwiesen. Andere gelten ihren Vertretern mehr oder weniger als wahrscheinlich. Wissenschaftlich bewiesen sind auch sie bisher nicht.

[Bearbeiten] Die Kometen-Theorie seit Origenes

Nach Diodor von Sizilien konnten schon die Babylonier oder Chaldäer Kometen beobachten und ihre Wiederkehr berechnen. Dort hatte die "Sternenkunde" ähnlich wie in den Pharaonendynastien Ägyptens eine zentrale, staatserhaltende Tradition und Funktion. Dabei wurde noch nicht zwischen Sterndeutung (Astrologie) und Sternbeobachtung (Astronomie) unterschieden.

Auch der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras von Samos, dessen Lehren von ägyptischem und persischem Wissen beeinflusst waren, lehrte nach einer Legende: Kometen seien Himmelskörper, die eine geschlossene Kreisbahn hätten, also in regelmäßigen Zeitintervallen wieder sichtbar würden. Dem römischen Autor Seneca zufolge war man in den antiken Großreichen enttäuscht, wenn Kometen nicht wiederkehrten, Vorhersagen darüber sich also als falsch erwiesen.

Diese antike Sternenkunde beeinflusste manche biblischen Motive und von dort aus auch die christliche Theologie. Origenes (185 - ca. 253), Theologe aus der hellenistischen Schule von Alexandria (Ägypten) und Vorsteher der Theologenschule von Cäsarea, vertrat - wohl als einer der ersten - die Meinung, der Stern von Betlehem sei ein Komet im Sinne des Pythagoras gewesen. (Lit.: Origenes, I. LVIII-LIX)

Seit Beginn des 14. Jahrhunderts stellen Künstler den Stern von Betlehem als Kometen dar. Als einer der ersten tat dies Giotto di Bondone aus Florenz, nachdem er 1301 den Halleyschen Kometen beobachtet hatte, von dem schon antike Quellen recht oft berichten. Beeindruckt davon malte er zwei Jahre später diesen auf dem Fresco "Anbetung der Könige" in der Scrovegni-Kapelle in Padua als Stern von Betlehem.

Gegen die Kometen-Theorie sprechen jedoch mehrere Gründe:

  • Kometen - irregulär auftauchende Himmelskörper - wurden im Volksglauben auch der Zeit um Christi Geburt meist mit Unheil, nicht mit Heil verbunden. Origenes versuchte zwar, dies zu relativieren, konnte aber nicht überzeugend erklären:
  • Woher wussten die Weisen aus dem Osten, dass gerade dieser bestimmte Komet gerade mit der Geburt eines bestimmten Königs in Israel und Jerusalem zusammenhängen sollte?
  • Warum fiel ein Komet um die Zeit der Geburt Jesu zwar den Weisen aus der Ferne, aber nicht den Jerusalemern und Judäern aus der Nähe auf? Keine zeitgenössische außerbiblische Quelle berichtet von derartigen Himmelsphänomenen.
  • Das mögliche Geburtsjahr Jesu wird heute zwischen 7 und 4 v. Chr. datiert (siehe Artikel Christi Geburt). Der Halleysche Komet war jedoch nicht in diesen Jahren, sondern von August bis November 12 v. Chr. sichtbar. Nur einer chinesischen Quelle zufolge wurde ein weiterer Komet im Jahr 5 v. Chr. gesichtet.

[Bearbeiten] Die ältere Konjunktions-Theorie Johannes Keplers

Illustration aus De Stella nova in pede Serpentarii, die die Position von Keplers Supernova angibt
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Illustration aus De Stella nova in pede Serpentarii, die die Position von Keplers Supernova angibt

Im 12. und im 15. nachchristlichen Jahrhundert sagten jüdische Gelehrte die Konjunktion (Begegnung) der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische als Zeichen der Geburt des Messias voraus. Diese Voraussagen erwiesen sich dann als fehlerhaft.

Der Astronom Johannes Kepler kannte diese Berechnungen jedoch. Er konnte im Dezember 1603 eine solche Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn beobachten. Am 9. Oktober 1604 beobachtete er außerdem in über 9° Distanz dazu im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus, damals Serpentarius) das Aufleuchten einer Supernova. Sie wird heute als Typ I klassifiziert, und ihre Überreste sind noch als Keplers Supernova, SN1604 oder 3C358 bekannt. Sie geschah zeitgleich mit einer Konjunktion zwischen Jupiter und Mars und in einer Distanz von nur >2° von der damaligen Jupiter-Position entfernt.

Kepler konnte den - wie er annahm - "neuen Stern" (nova stella) ab dem 17. Oktober 1604 beobachten, da die Supernova eine scheinbare Helligkeit von -2,m5 erreichte und damit der hellste Stern am Abendhimmel wurde. Er konnte sich das Phänomen mit dem Wissensstand des 17. Jahrhunderts nicht erklären und die Distanz zur Erde nicht einschätzen (sie betrug etwa 20.000 Lichtjahre). So glaubte er irrtümlich, der neue Stern sei durch die Konjunktion von Jupiter und Saturn verursacht worden. Er rechnete nun zurück und fand zutreffend heraus: 7 v. Chr. hatte es eine dreifache Konjunktion zwischen Saturn und Jupiter im Sternbild Fische gegeben. 6 v. Chr. zog Mars an den beiden Planeten vorbei. Warum also, so schloss er daraus, sollte damals nicht ebenfalls eine "nova stella" entstanden sein, analog zum Ereignis 1604? Dies musste der Stern von Betlehem gewesen sein.

Heute weiß man, dass eine Planetenkonjunktion und eine Supernova zwei völlig verschiedene, unabhängige Ereignisse sind. Insofern war Keplers Theorie ein Irrtum. Richtig war jedoch seine Rückberechnung und die Annahme, dass solche Phänomene auch vor Jesu Geburt schon beobachtet und mit besonderen historischen Ereignissen in Verbindung gebracht wurden.

[Bearbeiten] Die moderne Konjunktions-Theorie Konradin Ferrari d'Occhieppos

Dieser Astronom weist schon ab 1965 in mehreren Büchern auf eine sehr seltene, ungewöhnlich enge, dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Zeichen der Fische am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember 7 v. Chr. (Lit.: Ferrari d' Occhieppo, 2003) hin. Diese scheint als "Stern von Betlehem" gut in den ungefähren Zeitraum der Geburt Jesu zu passen. Professor Occhieppo argumentiert dafür wie folgt:

- Ein babylonischer Astronom habe eine solche Konjunktion als Hinweis auf ein Ereignis in Israel (Judäa) in Verbindung mit der Endzeit verstehen müssen. Denn Jupiter war damals der Stern des babylonischen Gottes Marduk, während Saturn das Volk der Juden im Westen kosmisch repräsentiert habe. Daraus könnte sich folgende Schlussfolgerung ergeben: Königstern (Jupiter) + Israelschützer (Saturn) = Im Westen (Sternbild der Fische) ist ein mächtiger König geboren worden.

- Die Planetenbegegnung sei als Ankündigung der Geburt eines großen Königs im Westland zu verstehen gewesen, da sie sich "im Aufgang" ereignete, das heißt vor Sonnenaufgang sichtbar war. Und diese Ankündigung habe, da Marduk (Jupiter) beteiligt war, auch für Babylonien Bedeutung gehabt.

- Die drei Konjunktionen ereigneten sich im Abstand von Monaten, so dass die babylonischen Sterndeuter Mai bis Dezember nach Israel hätten reisen können.

Der Südsternhimmel am 12. November 7 v. Chr. über Jerusalem.
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Der Südsternhimmel am 12. November 7 v. Chr. über Jerusalem.

- Am 12. November kurz vor Sonnenuntergang hätten sie die Planeten Jupiter und Saturn in der Abenddämmerung direkt vor Augen gehabt, als sie von Jerusalem gen Süden auf das nur etwa 10 Kilometer entfernte Betlehem zugeritten seien. Auf diesen konkreten Zeitpunkt beziehe sich Matthäus 2, Vers 10: Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut.

- Da Planeten-Umlaufbahnen als vorwärts-rückwärts-Bewegung in Relation zu Fixsternen erscheinen, hätten die Sterndeuter an einem Drehpunkt dieser Bewegung den optischen Eindruck eines Stillstands gehabt, wie ihn Matthäus 2, 9 beschreibt. Dieser habe sich genau am 12. November 7 v. Chr. stundenlang ab 18.30 Uhr Ortszeit ereignet. Demnach sei dieses Datum als Tag der Auffindung des Geburtsortes Jesu anzunehmen. Es komme gar nicht so sehr auf die drei Konjunktionen der beiden Planeten an, sondern dass jene sehr dicht beieinander erstmals seit 854 Jahren im Sternbild der Fische stillstanden und damit auf ein ungewöhnliches Ereignis hinwiesen. Dieser den Astronomen bekannte sowie nicht ungewöhnliche Stillstand von Jupiter oder Saturn kommt von einem rein perspektivischer Effekt. Die Erde überholt gewissermaßen die äußeren Planeten auf der Innenbahn, wodurch sich scheinbar die Bewegung der Planeten umkehrt. Ungewöhnlich ist nur bei dieser dritten Konjunktions-Annäherung ein gleichzeitiger Stillstand von Jupiter mit Saturn nebeneinander im Sternzeichen der Fische, im Grunde ein Jahrtausendereignis. Normalerweise müssten die beiden Planeten, wie z.B. auch der Mond, im Laufe von Tagen von den anderen Sternbildern überholt werden.

- Für einen Geburtstag Jesu im frühen November spreche auch, dass sich später im Winter in Israel keine Hirten auf den Feldern befunden hätten. Denn im Winter wächst kein Gras wegen zu geringer Sonneneinstrahlung!

Occhieppo betrachtet Matthäus 2, 1-12 also wegen der inhaltlichen Details als schriftlichen Augenzeugenbericht der drei Weisen oder eines ihrer Begleiter. Er habe Matthäus vorgelegen, dieser habe ihn abgeschrieben. Demzufolge übersetzt er den oben zitierten Text wie folgt wortwörtlich:

Als nun Jesus geboren worden war in Betlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da gelangten Magier von den Aufgängen (von Osten: griechisch: magoi apo anatolón, απο ανατολων) nach Jerusalem. Sie fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern in dem Aufgang (griechisch: en te anatole, εν τη ανατολη, Sternenaufgang in der Morgendämmerung beim Sonnenaufgang) gesehen und sind gekommen, um ihm demütig zu huldigen. ... Und siehe, der Stern, den sie in dem Aufgang gesehen hatten, zog ihnen voran, bis er im Gehen stehenblieb oben darüber, wo das Kind war. Als sie nun den Stern erblickten, wurden sie froh in großer Freude gar sehr.

Diese Theorie ist zur Zeit sehr populär und gehört jedes Jahr in der Weihnachtszeit zum Standardprogramm von Planetarien. Sie erscheint zunächst plausibel, ist aber vielen gravierenden Einwänden und ebenso skeptischen Fragen ausgesetzt wie die frühere Kometentheorie. Beispiele:

  • Die Formulierung "Wir haben seinen Stern im Aufgang (= in der Morgendämmerung vor Sonnenaufgang) gesehen" setzt detailliertes astronomisches Fachwissen voraus. Ist dieses aber von einem Evangelisten anzunehmen? Christen standen der Sternenkunde damals ebenso wie Juden recht distanziert gegenüber. Andererseits könnte Matthäus einfach bestimmte Sätze aus einem Augenzeugenbericht entnommen haben.
  • Die meisten historisch geschulten Bibelausleger übersetzten die Textstelle (griechisch: "en te anatole, εν τη ανατολη", Sternenaufgang in der Morgendämmerung beim Sonnenaufgang) falsch mit "in dem Osten gesehen" (lateinisch: ab oriente) oder daraus folgernd "im Morgenland gesehen". Sie beziehen den griechischen Ausdruck "anatole" also nicht auf den Zeitpunkt des Aufgehens des Sterns, sondern auf das Herkunftsgebiet der Sterndeuter, das von Israel aus gesehen im Osten lag.
  • Dass der Stern zuvor am Hof von Herodes nicht auffiel und dieser dann - durch die Fremden aufmerksam gemacht - nicht selbst nachforschte, um seinen Konkurrenten direkt auszuschalten, erscheint weiterhin glaubwürdig. Dies ist eher ein Beweis dafür, dass eine solche Konjunktion, die nur für Astronomen wie Kepler ein Jahrtausendereignis war, für Nicht-Fachleute kaum bemerkenswert und ansehenswert war.
  • Wird der Text als detailgetreuer Augenzeugenbericht genommen, dann bezieht sich der letzte Satz auf den bereits stehenden Stern, wie Occhieppo annimmt - und nicht auf die Wiederentdeckung des Sterns in Jerusalem offensichtlich wenige Wochen vor der dritten Konjunktion. Die große Freude bezieht sich deutlich auf das Ziel der Reise, das Auffinden des Geburtsortes des lange gesuchten Königs. Wegen der tiefen Niedergeschlagenheit und der erlebten Enttäuschung in Jerusalem - dort wurde ja kein Königskind gefunden - erschien ihnen der Stern in diesem Augenblick wie eine himmlische Bestätigung dafür, dass sie nun doch auf dem richtigen Weg waren.
  • Matthäus gebraucht das griechische Wort für "Stern" und nicht für "Planet". Er habe damals sehr wohl zwischen Fixsternen und Planeten unterscheiden können. - Dieser Einwand setzt allerdings seinerseits ein bestreitbares astronomisches Fachwissen beim Evangelienautor voraus.
  • Zweifelhaft ist vor allem, ob Saturn für die babylonischen Astronomen der kosmische Repräsentant des Volkes Israel gewesen ist. Saturn galt in älteren babylonischen Quellen als Stern des Gottes Kusch, der in der babylonischen Mythologie der "Vater" Nimrods bzw. Marduks war. Wie es von da aus zur Übertragung auf das andersgläubige Judentum kommen konnte - zumal dieses Sterne als Götter ablehnte -, ist ungeklärt. Denn das Matthäus-Evangelium schreibt im griechischen Text Stern, in der altsyrischen Übersetzung "Kaukeba", akkadisch Kakkabu, der Name des Jupiters. Jupiter galt als Stern des Weltherrschers, im Zeichen der Fische besonders machtvoll, deshalb wurde z.B. im Jahr 7 vor Chr. auf der Nilinsel Philä ein Denkmal zu Ehren des Kaisers Augustus errichtet und ihm der Titel Jupiter hinzugefügt. Saturn (akkadisch Kewan) wurde nach babylonischer Deutung mit dem Land Syrien verbunden, nach griechischer Deutung mit dem Gott Kronos, und er galt als Stern der Juden.
  • Heute sind mindestens 4 Keilschrifttafeln bekannt - darunter die aus Borsippa, über die Paul Schnabel 1925 berichtete -, auf denen die Babylonier die Ephemeriden (Umlaufbahnen) von Planeten wie Saturn und Jupiter im Jahr 7 v. Chr. vorausberechnet haben. Dort spielte deren große Konjunktion keinerlei besondere Rolle. Ob die Babylonier ihr überhaupt Bedeutung beimaßen, ist daher ebenfalls zweifelhaft.
  • Occhieppos offenbar irrtümliche Gleichsetzung von Saturn mit Israel geht vermutlich auf die "Historien" des Tacitus zurück. Dieser ordnete das Sternbild der Fische den Flüssen Euphrat und Tigris zu, während die Griechen nur ungenau vom "Band" sprachen. Tacitus´ Angaben sind auch sonst historisch unzuverlässig. Bisher wurde keine Quelle vor 1100 bekannt, in der das Sternbild der Fische eindeutig mit dem Volk Israel in Zusammenhang gebracht wird.
  • Der Stillstand eines Planeten über dem Geburtsort Jesu wäre allenfalls kurz direkt zu beobachten gewesen. Selbst ein Planet, der in Relation zum Fixsternhimmel stillzustehen scheint, bewegt sich optisch mit diesem mit. Der Eindruck bei heutigen Planetariumsvorstellungen ist ganz anders, da diese die Erdrotation zur Darstellung einer großen Konjunktion ausblenden.
  • Da die Konjunktionen von Jupiter und Saturn im Jahr 7 v. Chr. einen Abstand der beiden Planeten zwischen drei Bogenminuten und einem Grad aufwiesen, wären sie damals auch mit bloßem Auge noch möglicherweise als getrennte Planeten erkennbar gewesen.

[Bearbeiten] Konjunktionstheorien für die Jahre 3 und 2 v. Chr.

Die vielfachen historischen und astronomischen Argumente gegen Occheppios Theorie brachten einige Astronomen dazu, nach anderen Konjunktionen um die Zeitenwende zu forschen. Sie fanden weitere sehr enge Konjunktionen bzw. Bedeckungen, diesmal von Jupiter und Venus.

3 v. Chr. am 12. August passierte Venus den Jupiter mit einem Abstand von 0°4'. Bei dieser Konjunktion schienen die Planeten mit bloßem Auge betrachtet fast miteinander zu verschmelzen. So muss es in Persien bei hellem Tageslicht sichtbar gewesen sein. Beim Sonnenaufgang am Folgetag waren sie schon wieder sichtbar getrennt.

2 v. Chr. am 17. Juni passierten die beiden Planeten einander mit einem Abstand von nur 0°0'36". Diese Konjunktion war ebenfalls in Persien sichtbar. Um 20:58 Uhr Ortszeit schienen die beiden Planeten sich zu decken.

Gegen jede noch so enge Konjunktion besteht der Einwand: Zuvor waren zwei Sterne sichtbar, so dass die Bedeckung als Aufeinander-zu-Bewegung erkennbar blieb. Wieso eine solche Bedeckung - und wieso gerade diese - den Aufbruch von - diesmal persischen - Sterndeutern nach Judäa veranlasst haben soll, bleibt unerfindlich.

[Bearbeiten] Die Supernova-Theorie von Werner Papke

Dieser Altorientalist und Religionswissenschaftler rekonstruiert den Stern von Betlehem aus einem Himmelsmodell des alten Babylon, wie es das Gilgamesch-Epos im 3. Jahrtausend v. Chr. beschrieb. Die damaligen Sternbilder der Babylonier waren teilweise andere als die heute bekannten. Das Sternbild der Jungfrau etwa befand sich im Bereich des damaligen galaktischen Nordpols, den Gilgamesch als Thron der Götter ansah. Dieses Sternbild hieß in Babylon "ERUA".

Die einzelnen Keilschriftzeichen für E4.RU6.U2.A hatten für sich jeweils wieder eine eigene Bedeutung: E4 hieß "Same", RU6 war das Zeichen für das Wort "Edin" - auf Deutsch: Eden -, und U2.A ist das zusammengesetzte Zeichen für "hervorbringen" oder "gebären". Für "E-RU-A" gewinnt Papke daher die Bedeutung: diejenige, die den Samen von Eden gebären wird.

Falls dies zutrifft, würde der Name an eine biblische Erzählung erinnern: In Genesis Kapitel 3, der Geschichte vom Sündenfall im Garten "Eden", spricht Gott eine Verfluchung, aber auch eine Verheißung für alle Nachkommen Adams und Evas aus. An die Frau gerichtet heißt es dort (Vers 16): "Unter Mühen sollst Du Kinder gebären." Weiter heißt es (Vers 20): "Adam nannte sein Weib Eva, denn sie wurde die Mutter allen Lebens." Diese indirekte Verheißung wird von manchen Bibelauslegern auch auf den zukünftigen Erlöser bezogen.

Papke findet darin einen Bezug zu "ERUA" und folgert daraus: Eine Supernova oder auffällige Sternenkonjunktion, die im "Schoß" dieses babylonischen Sternbilds aufleuchtete, musste für die Weisen in Babylon das Zeichen dafür sein, das dieser Erlöser nun geboren sei. Er meint, die dreimalige Konjunktion von Jupiter und Regulus in den Jahren 3 v. Chr. und 2 v. Chr. sei als dieses Zeichen aufgefasst worden.

Demzufolge übersetzt Papke den oben zitierten Text folgendermaßen:

Als nun Jesus zu Betlehem in Judäa geboren war in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Osten (griechisch: apo anatolon, απο ανατολων) nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern hervorgehen (griechisch: en te anatole, εν τη ανατολη) sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen! ... Und siehe, der Stern, den sie hatten hergehen sehen, geleitete sie, bis er gerade über (dem Haus) stand, wo das Kindlein war. Als sie nun den Stern (so stehen) sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. (zitiert nach (Lit.: Papke, S. 16)).

Auch diese Theorie basiert auf einer Reihe von Ungewissheiten:

  • Ist die Übersetzung von "ERUA" die einzig mögliche?
  • Inwiefern bezieht sich der "Same", den Erua hervorbringen wird, auf einen zukünftigen "Erlöser"?
  • Inwiefern bezieht sich der Genesistext auf einen solchen Erlöser?
  • Inwiefern waren beide Erlöser - falls die Texte auf sie hindeuten - aus babylonischer Sicht miteinander zu identifizieren?
  • Warum also sollten die Babylonier den "Samen" (Nachkommen) Eruas ausgerechnet in Israel suchen?
  • Wie leitete die Supernova oder Konjunktion sie genau nach Betlehem?
  • Warum lassen sich für den fraglichen Zeitraum keine Spuren einer Supernova oder ein Pulsar (geschrumpfter Neutronenstern) im Haar der Berenike, das heute im Schoß des alten Sternzeichens ERUA liegt, nachweisen?

Auf den letztgenannten Einwand antwortete Papke mit dem Hinweis auf den galaktischen Sternenstaub, der gerade in diesem Himmelsbezirk durch neue Teleskope nachgewiesen wurde und sich als Rest einer Supernova interpretieren lasse bzw. deren Lichtreste absorbiere. Doch auch dann bleiben die übrigen oben genannten Fragen. So ist auch Papkes Deutung - ungeachtet wahrscheinlicher historischer Abhängigkeiten der Genesis vom Gilgamesch-Epos - bis auf weiteres nicht beweisbar.

[Bearbeiten] Die astrologische Theorie von Michael Molnar

Einen völlig anderen Ansatz präsentierte im Jahr 1999 Michael M. Molnar. Er argumentierte nicht primär naturwissenschaftlich, sondern fragte zuerst danach, wer die "Magier" waren und was sie selbst für bedeutend gehalten hätten.

Zunächst stellte er fest, dass sämtliche der oben dargestellten Deutungen Vorgänge heranziehen, die einem neuzeitlichen Astronomen seit Kepler spektakulär vorkommen müssen. Die "Weisen" waren jedoch wohl Astrologen, denen damals etwas anderes wichtig war: ihre Berechnungen zu geometrischen Relationen zwischen den Planeten und bestimmten Sternbildern. Kometen und explodierende Sterne tauchten in ihren Horoskopen nicht auf, und Konjunktionen etc. hatten bei verschiedenen astrologischen Schulen sehr unterschiedliche Bedeutungen.

Laut Molnar hätten sich diese Sternbild-Deuter nur dann auf den weiten Weg nach Judäa gemacht, wenn ihre Berechnungen ein außergewöhnlich wichtiges Ereignis - wie die Geburt eines sehr mächtigen Königs - vorhergesagt hätten. Weshalb aber hätten sie dieses Ereignis ausgerechnet in Judäa vermuten sollen? Molnar zog dazu den ’’Tetrabiblos’’ des Ptolemäus heran. Dieser besagt, dass das herodianische Königtum in Judäa vom Sternbild Widder regiert wurde. Daher hätten zeitgenössische Astrologen eine Geburt, die unter dem Zeichen des Widders stattfinden würde, in Judäa lokalisiert.

Damit werden zwei alte Probleme gleichzeitig lösbar: Weshalb zogen die Magier nach Westen, obwohl der Stern doch im Osten sichtbar war? Und warum hatte sich in Jerusalem niemand um diese Erscheinung gekümmert?

Zur ersten Frage führt Molnar aus, dass die Aussage „...wir haben seinen Stern hervorkommen gesehen...“ für einen Astrologen seinerzeit den heliakischen Aufgang - also im Osten - bedeutet habe. Zur zweiten Frage stellt er fest, dass die Juden in Judäa grundsätzlich kein Interesse an Astrologie hatten. Ausgehend von diesen Überlegungen suchte Molnar ein Datum, an dem eine (berechnete) Planetenkonstellation aus der Sicht damaliger außerisraelischer Sterndeuter nicht nur eine königliche Geburt in Judäa vorhersagte, sondern auch besonders bedeutend war.

Er stieß auf den 17. April des Jahres 6 vor Christus. An diesem Tag hatte Jupiter seinen heliakischen Aufgang im Widder. Ferner war die Sonne laut Molnar „exaltiert“ (das heißt: besonders mächtig) im Sternbild Widder, ebenso die Venus. Die „Regenten der Widder-Dreiheit“ waren sämtlich in diesem Sternbild versammelt, die Sonne und der Mond hatten ihre planetarischen „Diener“ nahebei und – um das Maß voll zu machen - erfolgte noch am selben Tag eine Jupiterbedeckung durch den Mond.

Nach dieser Theorie hätten die Astrologen tatsächlich die Geburt eines bedeutenden Königs in Judäa „vorhersehen“ können und wären auch dorthin gereist, so dass ihr Bericht darüber dann seinen Weg ins Neue Testament finden konnte. Ebenso ist aber auch denkbar, dass ein Evangelist die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland Jahrzehnte später erdachte – allerdings auf der von Molnar dargestellten Basis damaligen astrologischen Wissens.

Auch dieser Erklärungsansatz lässt viele Fragen offen: Kannten babylonische Astrologen die "Tetrabiblos" des Ptolemäus? Wie leitete sie der Jupiteraufgang im Osten genau an den Geburtsort Jesu? Wie gelangte ihr Bericht zu einem Evangelisten, während jüdische zeitgenössische Quellen davon schweigen? Oder welche Hinweise gibt es sonst auf ein derart detailliertes astrologisches Wissen des Evangelisten?

[Bearbeiten] Biblisch-exegetische Deutungen

In der historisch-kritischen Bibelexegese wird der Stern meist als mythologisches oder symbolisches Verkündigungsmotiv ohne realen Hintergrund aufgefasst. Dabei wird der Matthäustext auf seine eigene Aussageabsicht, seinen unmittelbaren Kontext und weitere biblische Bezüge befragt, um nicht zu vermeintlich „wissenschaftlichen" Fehldeutungen zu gelangen.

Außergewöhnliche Himmelsphänomene wurden sowohl in der antiken Umwelt als auch im biblischen Israel als Hinweise auf besondere Geschichtsereignisse aufgefasst. Sie waren in Israels Prophetie jedoch meist Zeichen für kommendes Unheil. So sollten im Zusammenhang des angekündigten Endgerichts Sterne "vom Himmel fallen" (z.B. Markus 13, 25) oder "sich verfinstern" (z.B. Joel 4, 15). Dagegen heißt es in 4. Mose 24, 17ff:

"Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen. Und Er wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel der Söhne Seths. Edom wird er einnehmen, und Seir, sein Feind, wird unterworfen werden. Israel aber wird den Sieg erhalten."

Diese Weissagung ist eine der frühesten biblischen Ankündigungen, die später auf den Messias als Retter Israels bezogen wurden. Dabei ist dieser hier mit einem gewöhnlichen, außenpolitisch erfolgreichen König identisch. Das Zitat steht im Rahmen der Erzählungen vom Seher Bileam (4. Mose 22 - 24) und entstand - so nehmen Historiker an - wahrscheinlich in der Zeit des Königtums Davids, als die angekündigten Siege über Israels Nachbarvölker schon errungen oder absehbar waren. Sie geben einen ersten Hinweis auf die spätere jüdische Messiaserwartung, die in der Davidzeit ihre historischen Wurzeln hat.

Die Erwartung eines Königs der Heilszeit, der Israel aus der Hand seiner übermächtigen Feinde befreit und diese vernichtet, hat nach vielen Wandlungen auch das Bild der Evangelien von Jesus mitbestimmt. Der durchgängige Rückbezug auf biblische Verheißungen ist gerade für den Evangelisten Matthäus typisch.

So kann der Stern von "Betlehem", der vor den Weisen herging und sie nach Israel führte, eine Erinnerung an den Stern aus "Jakob" sein, der in Israel aufgehen sollte: Er will offenbar die universale Bedeutung dieses neuen, ganz anderen Königs aussagen, der Israels Feinde eben nicht vernichtete, sondern von deren Weisen als ihr König erkannt wurde - im bewussten Kontrast zu Herodes, dem jüdischen König im Gefolge Davids, der Jesus ablehnte und wie der Pharao verfolgte (Matthäus 2, 13-20). Er wurde erst durch die "Heiden" aus dem Ausland darauf aufmerksam gemacht, dass seine Macht begrenzt war, und musste sich daran erinnern lassen, dass schon ein jüdischer Prophet eben nicht die Hauptstadt Jerusalem, sondern das unscheinbare Dorf Betlehem als Geburtsort des künftigen Messias angekündigt hatte (Matthäus 2, 3-8 / Buch Micha 5, 1).

So ist der Stern im biblischen Kontext als Symbol der Erkenntnis des wahren Retters gegenüber dem Hochmut der eigenmächtigen Gewaltherrscher in Israel zu sehen. Sein Erscheinen muss also nicht unbedingt als reales Ereignis "bewiesen" werden.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Die Bibel. Genfer Bibelgesellschaft, Genf 2003, ISBN 2-608-25311-3 (Schlachter-Übersetzung Version 2000)
  • Konradin Ferrari d'Occhieppo: Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht. Brunnen-Verlag, 4. Aufl. 2003, ISBN 3-7655-9803-8
  • Johannes Kepler: De Stella Nova in Pede Serpentarii. Frankfurt 1606
  • Michael R. Molnar: The Star of Bethlehem: The Legacy of the Magi, Rutgers University Press, 1999, ISBN 0-8135-2701-5
  • Origenes: Contra Celsum. englische Übersetzung
  • Werner Papke: Das Zeichen des Messias. 1. Aufl. CLV, Bielefeld 1995, ISBN 3-89397-369-9#
  • Robert A. Powell: Chronik des lebendigen Christus. Grundstein eines kosmischen Christentums, ISBN: 3-8251-7213-9
  • Hella Krause-Zimmer: Probleme um die zwei Jesusknaben. In: Das Goethanum, Nr. 43/1999 zu Robert A. Powells umstrittener „Chronik des lebendigen Christus“.
  • Gerhard Voss: Astrologie christlich, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1980, ISBN 3-7917-0643-8

[Bearbeiten] Weblinks

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