Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Stellartriangulation - Wikipedia

Stellartriangulation

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Die Stellartriangulation ist ein Verfahren der Geodäsie – insbesondere der Landesvermessung - bei dem die Zielpunkte nicht mit direkter Winkelmessung, sondern durch fotografische Aufnahmen vor dem Hintergrund des Sternhimmels eingemessen werden.

Dabei müssen die verwendeten HochzieleBallons, ballistische Flugkörper oder Erdsatelliten – zunächst gar nicht mit Koordinaten bekannt sein. Man kann ihre Position, wenn sie von mehreren Bodenstationen gleichzeitig aufgenommen werden, entweder mit Schnittmethoden bestimmen oder aus der Berechnung gänzlich eliminieren.

Das Verfahren wurde als Stellartriangulation (Triangulation miiels Sternen) bereits in den 1950er-Jahren vom finnischen Geodäten Väisälä entwickelt und mittels hochfliegender Ballonsonden erfolgreich erprobt. Väisälä konnte damit die Verbindungslinie Helsinki-Turku (die wegen 150 km Länge für Messungen entlang der Erdoberfläche viel zu groß ist, mit einer Richtungsgenauigkeit von unter 1″ bestimmen. Damals war dies etwa 2× besser als die an sich hervorragende Triangulationsnetz von Finnland und ermöglichte außerdem durch die neuartige Methodik eine völlig unabhängige Kontrolle der Landesvermessung.

Diese Methodik stützt sich auf die Nutzung des Sternhimmels als Referenzfläche. Die Flugkörper (ab 1959 auch Erdsatelliten) werden gleichzeitig von zwei Satellitenstationen fotografisch eingemessen, indem ihre am Himmel gezogene Spur in Punkte „zerhackt“ und vor dem Sternhintergrund abgebildet wird.

Nach der Ausmessung der Fotoplatten mit Hilfe astrometrischer Auswertegeräte (oder alternativ: mittels Fotogrammetrie) werden die "Beobachtungsvektoren" jedes Spurpunktes zur Definition einer Ebene verwendet, die von allem Anfang an im Koordinatensystem der Sterne fewstgelegt, also absolut orientiert ist. Diese Tatsache ist einer der zwei Errungenschaften der Methode.

Die zusammengefassten Ebenen beider Bodenstationen werden dann abermals zum Schnitt gebracht, was den genauen Verbindungsvektor zwischen den Satellitenkameras ergibt. Durch die absolute Orientierung ist als Ergebnis frei von der Lotabweichung, welche die terrestrische Vermessung zwischen Kontinenten bis 1960 auf Genauigkeiten von etwa 100 Meter berschränkt hat.

Nach dem Prinzip der Stellartriangulation wurden in den 1960er und 1970er-Jahren weltweit mehrere interkontinentale Satellitentriangulationen durchgeführt, was bis dato wegen der Erdkrümmung technisch undurchführbar war. Beim Netz der SAO (USA) über vier Kontinente konnten erstmals Meßstrecken über 5.000 km bestimmt werden, wofür die Ballonsatelliten Echo 1 und Echo 2 als Hochziele dienten (Bahnhöhen zwischen 1000 und 1,500 km). Die Genauigkeit betrug einige Meter, was die bisherigen Daten um den Faktor 10-20 übertraf. EiÄhnliches erreichte man mit dem sehr dichten Westeuropa-Netz namens WEST (West European Satellite Triangulation).

Bemerkenswert war auch das 19731974 fertiggestellte „Weltnetz der Satellitentriangulation“, für das einige Dutzend internationale Beobachtungsteams tausende Fotoplatten auf insgesamt 46 Stationen in aller Welt belichteten. Nur die Sowjetunion und China entzogen sich dieser bis dato einmaligen globalen Kooperation. Etwa die Hälfte der Platten wurde zwar korrekt (mit Sternen und dem vorausberechneten Satelliten) aufgenommen, misslang aber auf den 1–2 jeweiligen Gegenstationen (meist wegen überraschender Bewölkung oder zu starkem Wind.

Die 46 Bodenstationen (in 3.000 bis 5.000 km Diustanzen waren nun erstmals auf ± 5 m in einem weltweiten Bezugsystem bekannt, nach Kombination mit einem Doppler-Satellitennetz sogar auf ± 3 m. Über alle Kontinente reichend, konnte dieser Gütestatus erst mit der Nutzbarkeit des GPS (ab etwa 1990) in den Dezimeter-Bereich gesteigert werden (heute bereits im cm-Bereich, siehe ETRS und ITRF). Weitere dieser frühen Forschungsprojekte der Satellitengeodäsie (Ausgleichung, bessere Refraktionsmodelle, Zeitsystem usw.) kommen bis heute den modernen Methoden der Satellitenortung und -Navigation zugute.

Das Prinzip der Stellartriangulation ist bestechend einfach und hat zwei wesentliche Vorteile:

  • die direkte, absolute Orientierung im Koordinatensystem der Sterne (Rektaszension und Deklination),
  • und die Kontinent überspannende Reichweite (ein 1500 km hoher Satellit ist bis zu 3.000 km weit sichtbar),
  • ABER einen praktischen Nachteil: sie erfordert die gleichzeitige Sichtbarkeit von Satelliten auf mindestens zwei (besser 3) weit entfernten Bodenstationen bzw. Sternwarten. Dass dies im „Weltnetz“ etwa 1.000 mal gelungen ist, hat zum Erfolg des ersten „Weltnetzes“ wesentlich beigetragen. Die heutige weltweite Geodäsie vermeidet diesen Nachteil der Wetterabhängigkeit durch Übergang von Licht- zu Mikrowellen (GPS, Galileo) und hat auch viel einfachere Möflichkeiten der Kommunikation bei derart weit entfernten Messtrupps.

Literatur

Siehe auch:

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