Steinkult auf Sardinien
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Steinkulte, d.h. die religiöse Verehrung von Steinen, die als Götter oder deren Wohnsitze angesehen wurden, waren in der Vorzeit weit verbreitet. Solche Kultsteine werden auf Sardinien Baityloi oder Bätyle (aus dem Semitischen bayt ilu = „Haus Gottes“) genannt.
Auf Sardinien wurde der Begriff auf eine ganz bestimmte Form prähistorischer Menhire übertragen. Die Menhire von Pranu Muteddu zählen beispielsweise noch nicht dazu. Sie sind mit Steinkisten, Felsen- und Gigantengräbern vergesellschaftet. Bei den Baityloi handelt es sich zumeist um schlanke, granatenartig aussehende anikonische Steine, die aufrecht stehen. Einige haben Löcher an Stelle der Augen, andere haben Brüste und weisen sie somit als weiblich aus. Einer hat sogar ein menschliches Antlitz. Man findet sie unter anderem
- in Golgo bei der Wallfahrtskirche San Pietro, mit Antlitz (Provinz Nuoro)
- in Li Muri (Provinz Sassari),
- in Pischinainos mit Augen (Provinz Oristano),
- im Kirchgarten von San Lorenzo in Silanus (Provinz Nuoro) und
- in Tamuli (Provinz Nuoro) (3 männliche und 3 weibliche).
Durch so genannte Zahnfriese (zinnenförmige Ausbildungen oberhalb der Zugänge) und Eintiefungen ist belegt, dass sie als Dreiergruppe über dem Portal von Gigantengräbern (Madau) und Felsengräbern (Campu Luntanu) ihren Platz fanden. In Tamuli stehen sechs Baityloi neben den Überresten mehrerer Gigantengräber. Manche Autoren deuten dies als Beleg für die Verehrung eines Hektapantheons von drei männliche und drei weibliche Gottheiten.
[Bearbeiten] Literatur
- Giovanni Lilliu: Sardische Baityloi. 1976.
- Giovanni Lilliu, Hermanfrid Schubart: Frühe Randkulturen des Mittelmeerraumes. Korsika, Sardinien, Balearen, Iberische Halbinsel. Kunst der Welt. Ser. 2. Holle, Baden-Baden 1976, 1979, ISBN 3-87355-192-6.
- Juergen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom, europäische Kultplätze der Steinzeit. Beier und Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.
