St. Salvator (München)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
St. Salvator, auch Salvatorkirche genannt, ist die ehemalige Friedhofskirche der Frauenkirche. Seit 1829 ist St. Salvator der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen und ist heute Sitz des Metropoliten von Deutschland und Exarchen von Zentraleuropa. Sie wird von der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde "Verklärung des Erlösers" genannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage
St. Salvator (Salvatorstraße 17) befindet sich im Kreuzviertel der historischen Altstadt Münchens, nahe der Stadtmauer am 1804 abgetragenen Jungfernturm.
[Bearbeiten] Geschichte
Durch die Stadterweiterung Ludwig des Bayerns wuchs die Einwohnerzahl der Stadt so sehr, dass die Friedhöfe um die beiden Stadtkirchen "Alter Peter" und Frauenkirche nicht mehr ausreichten. Deswegen wurden die Friedhöfe an den damaligen Stadtrand verlegt, blieben aber noch innerhalb der Stadtmauern.
Nachdem 1478 bereits der Friedhof der Pfarrei St. Peter ins Hackenviertel verlegt und 1485 die Allerheiligenkirche am Kreuz als Friedhofskirche eingeweiht worden war, veranlasste Herzog Albrecht IV. der Weise auch die Verlegung des Friedhofes um die Frauenkirche. Der Baumeister ist nicht urkundlich überliefert, wahrscheinlich handelt es sich um Lukas Rottaler, Schüler Jörg von Halsbachs und dessen Nachfolger an der Baustelle der Frauenkirche. Im April 1493 wurde der Rohbau vermutlich fertig. Am 15. August 1494 wurde -urkundlich belegt - St. Salvator eingeweiht.
Im 17. Jahrhundert, wohl im ersten Viertel, erhielt die Kirche eine Empore. Am 24. Juli 1767 wurde die gotische Turmspitze durch Blitzschlag beschädigt; der beschädigte Teil wurde abgetragen und als Abschluss ein barocker Aufsatz in Form einer Zwiebel aufgebaut. 1774 wurde die Kirche renoviert, hier wurden, dem damaligen barocken Zeitgeist entsprechend, einzelne bunte Glasscheiben durch helle Scheiben ersetzt. Als Folge der Friedhofsauflassung im Jahre 1789 wurde wahrscheinlich das nördliche Seitenportal vermauert, das unmittelbar auf den Friedhof führte.
Im Zuge der Säkularisation wurde am 20. April 1803 die Räumung und rund ein Jahr später, am 25. Mai 1804 der Abbruch der Kirche beschlossen. Da die Kirche, die sich nun in Besitz der Krone befand, jedoch als Depot verwendet wurde, wofür kein Ersatz zu beschaffen war, wurde der Abbruch verhindert. Am 21. Dezember 1806 schenkte König Max I. Joseph St. Salvator der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in München. Doch da St. Salvator weiterhin als Abstellraum und Wagenremise und später als Getreidespeicher gebraucht wurde, konnte die Evangelisch-Lutherische Gemeinde die Kirche nicht aktiv nutzen. Mit den Baubeginn für St. Matthäus in der Nähe des Stachus wurde St. Salvator wieder Eigentum der Krone.
Während der Zeit des sogenannten "Griechenlandabenteuers", als Bayern hoffte, durch seinen Sohn Otto eine wittelsbachische Dynastie in Griechenland zu begründen, sagte König Ludwig I., den in München anwesenden 30 Griechen einen Gottesdienstraum zu. Seine Wahl traf die Salvatorkirche, die er mit Majestätsbeschluss vom 22. und 30. September 1828 den orthodoxen Griechen zur Feier ihrer Gottesdienste überließ. Die Kirche selbst blieb im Besitz der Krone und ist bis heute Eigentum des Freistaates Bayern, der die Rechtsnachfolge auch des wittelsbachischen Besitzes angetreten hat. Nachdem Leo von Klenze die Kirche für Gottesdienste nach dem orthodoxen Ritus umgebaut hat, wurde am 18. Dezember 1829 St. Salvator nach griechisch-orthodoxem Ritus eingeweiht.
Im Sommer 1869 wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf, den Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. 1903 wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden 1916 ausgelagert und 1928 wieder eingesetzt. 1934 wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden 1941 ausgelagert.
Die Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. 1970 wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Sakristei und Turm wurden 1982 neu eingedeckt, der Außenbau 1992/93 instandgesetzt. In den neunziger Jahren wurde eine Kiste mit einer großen Menge von Scherben der spätgotischen Glasfenster auf der Kirchenempore entdeckt und von den Werkstätten der "Mayer'schen Hofkunstanstalt" neu zusammengesetzt. Vier restaurierte Glasfenster wurden 2000 wieder in der Salvatorkirche eingesetzt.
[Bearbeiten] Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte
Mitte der 1970er Jahre behauptete die Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V., König Ludwig I. habe St. Salvator allein diesen Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen, habe. Damit verließ die Griechische Kirchengemeinde München faktisch die griechisch-orthodoxe Metropolie.
Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um Salvatorkirche, in den sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die Griechisch-Orthodoxe Kirche, sich aktiv einbrachte. Durch den nun folgenden Rechtsstreit war die Kirche für keine Seite zugänglich. Am 13. Oktober 1998 wies der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts die Verfassungsbeschwerde der Griechischen Kirchengemeinde München zurück (2 BvR 1275/96). Am 27. Juni 1999 wurde St. Salvator der Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland übergeben
[Bearbeiten] Bedeutende Werke
- gotische Bleiglasfenster (1497 und 1499).
- Reste spätgotischer Sakralfresken (Nordfassade).
- Ikonostase (Leo von Klenze, 1829).
[Bearbeiten] Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof
Auf dem 1789 aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand):
- François de Cuvilliés der Ältere (1695-1768).
- Hans Mielich (1516- 1573)
- Orlando di Lasso (um 1530 - 1594).
- der Vater von Maximilien de Robespierre.
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. Köln: DuMont 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer)
[Bearbeiten] Weblinks
- Internetpräsenz der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in St. Salvator
- muenchen.de: St. Salvator
- St. Salvator beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
- Interaktives 360°-Panorama der Salvatorkirche und des Salvatorplatzes
Frauenkirche (Dom) | St. Peter (Alter Peter) | Heilig Geist | St. Michael | Theatinerkirche | Allerheiligenkirche am Kreuz | Asamkirche | Bürgersaal | Damenstiftskirche | Dreifaltigkeitskirche | Herzogspitalkirche | Karmelitenkirche | St. Jakob am Anger | St. Salvator
Koordinaten: 48° 8' 30" N, 11° 34' 29" O