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St. Lorenz (Nürnberg)

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Dieser Artikel behandelt die Nürnberger Kirche St. Lorenz, für weitere Bedeutungen siehe die Begriffsklärung Lorenz
St. Lorenz, Westfassade, Westrose v.W.
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St. Lorenz, Westfassade, Westrose v.W.
St. Lorenz
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St. Lorenz

St. Lorenz ist eine der bedeutendsten mittelalterlichen Kirchen der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. St. Lorenz bildet städtebaulich das Pendant zu der älteren Kirche St. Sebald und zu der kaiserlichen Burg. Der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bau wurde in den alten Formen wiederaufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Baugestalt

Hinter der doppeltürmigen Westfassade mit einer vielfach gegliederten Rose (großes Radfenster) mit 9 m Durchmesser im Zentrum, liegt das dreischiffige Langhaus mit begleitenden Seitenkapellen und als Ostabschluss der mächtige Hallenumgangschor, an dessen Südseite eine zweistöckige Sakristei eingefügt ist. Der Landesbischof/die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wird jeweils in der Lorenzkirche in sein/ihr Amt eingeführt.

[Bearbeiten] Kunstwerke

Im Innern bietet die Ausstattung mit vielen mittelalterlichen Stücken ein recht geschlossenes Bild. Hier befindet sich auch das von Adam Kraft 14931496 geschaffene Sakramentshäuschen (gestiftet von Hans Imhoff d. Ä.). Es ist ein 18,70 m hoher Turm aus Stein, der an geflochtene Ranken eines Baums erinnert und von vier hockenden Figuren gestützt wird. Eine dieser vier Figuren ist ein Bildhauer und man nimmt an, daß sich Kraft mit dieser Figur selbst verewigt hat. Trotz seiner filigranen Gestalt und der starken Beschädigung der Lorenzkirche durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg konnte das Sakramentshäuschen durch eine Umhüllung aus Gips vor der Zerstörung bewahrt werden. Seit 1316 bis ins 19. Jahrhundert hinein beherbergte die Lorenzkirche im Deocharusaltar Reliquien dieses Heiligen aus Herrieden. Deocharus ist der erste Abt und auch der Gründer der Stadt Herrieden.

Nürnberg, St. Lorenz, Nordseite, Winkel von Lang- und Querhaus: Vorhalle mit Ölberg
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Nürnberg, St. Lorenz, Nordseite, Winkel von Lang- und Querhaus: Vorhalle mit Ölberg

Das zweite bedeutsame plastische Werk der Spätgotik ist der Englische Gruß (auch: Engelsgruß im Rosenkranz), der 1518 vom Patrizier Anton Tucher bei Bildschnitzer Veit Stoß in Auftrag gegeben wurde und im Chor aufgehängt ist. Zugehörig sind die 12 Leuchterengel über den Chorstühlen und der zentral vorgelagerte Marienleuchter.

Zahlreiche Altäre mit Schnitzwerk und Gemälden, viele Glasmalereien, einige Wandgemälde, Glocken, Epitaphien, Totenschilde und ein Chorgestühl vom Ende des 15. Jahrhunderts, sowie Einzelfiguren aus Stein und Holz vervollständigen das Bild. Als eines der wenigen datierten Altarwerke ist der Deocarus-Altar von 1436/1437 für die Geschichte der Nürnberger Malerei und Bilderschnitzerei als Angelpunkt von großer Bedeutung.

Am Außenbau sind zahlreiche Stücke in Kopie angebracht.

[Bearbeiten] Glocken

Das Geläute der St. Lorenzkirche besteht aus einem Cymbelgeläute mit 5 Glocken und dem Hauptgeläute mit 12 Glocken, deren größte die Christusglocke 4,4 t Gewicht und einen Durchmesser von 181 cm ist. Sie wurde 1953 gegossen.

[Bearbeiten] Orgelanlage

Die Lorenzkirche verfügt über drei Orgeln: die Hauptorgel (auf der Hauptempore unter der Rosette), die Laurentiusorgel (Schwalbennestorgel im Langschiff), die Stephanusorgel (Chororgel im oberen Hallenchorumgang). Mit 165 Registern beherbergt die Lorenzkirche Nürnberg die zweitgrößte Orgelanlage in Deutschland (in Passau befindet sich die größte Orgel Deutschlands) und die größte Orgelanlage einer evangelischen Kirche in Deutschland. Die Orgelanlage der Lorenzkirche ist damit eine der größten Orgeln der Welt. Alle drei Orgeln lassen sich über zwei elektronische Zentralspieltische spielen. Die Laurentiusorgel, sowie die Stephanusorgel verfügen über separate, mechanische Spieltische.

Über die Geschichte hinweg verfügte die Lorenzkirche über sehr unterschiedliche Konstellationen, wobei die Schwalbennestorgel im Langhaus vermutlich (erster Bau um 1444) die älteste ist. Bis ins 18. Jahrhundert besaß St. Lorenz eine alte gotische Orgel im Langhaus und eine Renaissance-Orgel über der Kanzel (im nordwestlichen Teil des Langhauses). Der Eingang zu dieser Renaissance-Orgel ist noch heute knapp 10 Meter oberhalb der Kanzel als zugemauerter Rundbogen zu erkennen. Der heutige Zugang zur Laurentiusorgel entspricht dem Zugang zur alten gotischen Orgel aus dem 15. Jahrhundert. Die gotische Orgel wurde im 17. Jahrhundert unter der Begründung entfernt, dass sie allzeit nur "weltliche Lieder spiele" und geistige Lieder verderbe. Über dem Hallenchorumgang befanden sich bis zum 2. Weltkrieg vier kleinere Orgeln aus der Steinmeyer-Orgel von 1937. Die jetzigen Orgeln wurden im Zeitraum von 2000 bis 2005 erneuert (Hauptorgel), vollständig umgebaut (Laurentiusorgel) und neu hinzugefügt (Stephanusorgel).


[Bearbeiten] Geschichte

Erste Erwähnungen einer Laurentius-Kapelle in Nürnberg liegen für die Jahre 1235 und 1258 vor; der Grundriss dieser Kapelle konnte bei einer Grabung 1929 ansatzweise ermittelt werden und Teile dieses Baues des frühen 13. Jahrhunderts sind im aufgehenden Mauerwerk wiederverwendet worden. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche um einen gotischen Hallenchor erweitert. St. Lorenz ist eine der ersten Kirchen in Deutschland, die evangelisch-lutherisch wurde (1529).

Die Kirche ist bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg und im Endkampf um Nürnberg im April 1945 schwer beschädigt und 1949 wieder aufgebaut worden. Hauptsächlich wurde bei den Luftangriffen das Dach und das Gewölbe zerstört. Der Dachstuhl wurde vollständig neu konstruiert, wobei der Dachstuhl über dem Langhaus auf Grund von Materialknappheit aus Stahl rekonstruiert wurde. Es mussten über 1,5 km Gewölbestreben neu gebaut werden. Es wurden auch neue Schlusssteine angefertigt, auf denen wichtige Vertreter der protestantischen Kirchengeschichte (Martin Luther, Johann Sebastian Bach, Paul Gerhardt) zu sehen sind.

In der Kirchengeschichte von St. Lorenz finden sich viele bekannte Persönlichkeiten: So waren Hans Leo Haßler und Johann Pachelbel einst Kirchenmusiker an St. Lorenz. Als Prediger war unter anderen Andreas Osiander in St. Lorenz tätig - sein Bild hängt heute noch in der Lorenzer Sakristei.

[Bearbeiten] Kirchengemeinde

St. Lorenz ist auch eine aktive evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. Sie ist Sitze der Nürnberger Prodekanats Nürnberg-Mitte, seit 17. September 2006 ist der dortige Dekan Jürgen Körnlein tätig. Neben der Lorenzkirche gehört zu dieser Gemeinde noch eine Kapelle im Heilig-Geist-Saal. Bis 1994 gehörte der Heilig-Geist-Saal ebenfalls der Kirchengemeinde, wurde jedoch aus Kostengründen an die Stadt Nürnberg verkauft. Daneben betreibt die Kirchengemeinde in der Innenstadt einen Kindergarten, einen Jugendtreff und mehrere Gemeindechöre (Bachchor St. Lorenz, Schola St. Lorenz, Vokalensemble). Die Kirche ist oft Schauplatz verschiedener kirchenmusikalischer Konzerte mit freiwilligen oder professionellen Besetzungen. Dazu gehört auch die Brass-Band Lorenz Brass. Kirchenmusikalische Leitung hat Kirchenmusikdirektor Matthias Ank, welcher lokal für sein Engagement für Neue Musik Bekanntheit gewonnen hat.

[Bearbeiten] Maße

Maße der Kirche Mittelschiff Seitenschiff Hallenchor
Länge: 91,20 m Höhe: 24,20 m Höhe: 11,50 m Höhe: 24,20 m
Breite: 30,00 m Breite: 10,40 m Breite: 5,90 m Breite: 28,60 m

Die Türme sind 80,6 m bzw. 81 m hoch.

[Bearbeiten] Literatur

  • 500 Jahre Hallerchor St. Lorenz zu Nürnberg 1477-1977, 1977 (= Nürnberger Forschungen. 20) [nicht eingesehen].
  • Hermann Harrasowitz: Geschichte der Kirchenmusik an St. Lorenz, Nürnberg, 1973
  • Georg Stolz et. al.: Soli deo Gloria "Die Orgeln der Lorenzkirche" Bd. III, 2005
  • Julius Lincke: Das Chorgestühl der St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg und die Meister seiner Wiederherstellung. In: Nürnberger Altstadtberichte, Hrsg.: Altstadtfreunde Nürnberg e.V., Heft 11 (1986)

[Bearbeiten] Weblinks

Siehe auch: Kunst- und Baudenkmäler der Stadt Nürnberg

Koordinaten: 49° 27′ 3,6" N, 11° 4′ 40" O

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