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Selbstzensur

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Im Gegensatz zu staatlichen Formen der Zensur , bezeichnet der Begriff Selbstzensur jene Beschränkungen der Meinungs- und Publikationsfreiheit, die sich Presse, Medien und Verlage selbst auferlegen. Dies wird bezüglich der Pressefreiheit und der Meinungsfreiheit äußerst kritisch betrachtet. So spricht man hier von der "Schere im Kopf", in Anlehnung an das klassische Werkzeug des staatlichen Zensors. Der Staat braucht gar nicht erst einzugreifen, denn Selbstzensur macht die Institution eines staatlichen Zensors quasi überflüssig. Gesellschaftliche Interessensgruppen nehmen dem Staat die Arbeit ab.

Vorzensur (Präventivzensur) darf in Deutschland laut Artikel 5 des Grundgesetzes von staatlicher Seite aus zwar nicht stattfinden, indes sind nach erfolgter Veröffentlichung Einschnitte, Indizierung oder Verbote möglich. Um es zu einer solchen staatlichen Nachzensur (Prohibitivzensur) gar nicht erst kommen zu lassen, haben sich Mechanismen der sogenannten freiwilligen Selbstkontrolle entwickelt. So sind Richtlinien für veröffentlichte Inhalte durch den Pressekodex und die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft vorgegeben.

Die Motive für Selbstzensur sind vielfältig: So versuchen Autoren, staatlicher Zensur durch selbstauferlegte Beschränkung zuvorzukommen, in der Hoffnung auf diese Weise wenigstens einen Teil ihrer Aussage veröffentlichen zu können. Aber auch Angst vor nachteiligen zivilrechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen oder beruflichen Folgen kann zur Selbstzensur von Autoren, Publizisten und Verlegern führen.

Gesellschaftlich umstrittene Themen finden auf diese Weise oft nur wenig Resonanz in der öffentlichen Diskussion, Tabuthemen werden oft gar nicht erst aufgegriffen. Insbesondere im Zeitalter globalisierter Kommunikation besteht eine erhöhte Gefahr, dass sich gesellschaftliche Gruppen durch eine Veröffentlichung verletzt fühlen; damit steigt vielfach auch die Neigung zur Selbstzensur.

In jüngster Zeit mehren sich Beispiele von Selbstbeschränkung aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen: So wurde Salman Rushdies 1988 in englischer Sprache erschienener Romans Die Satanischen Verse nach Drohungen aus islamistischen Kreisen zunächst von keinem deutschsprachigen Verlag angenommen. Es bedurfte einer Verlagsneugründung, "Artikel 19 Verlag", allein zu dem Zweck, die Herausgabe dieses Romans in Deutschland doch noch zu ermöglichen. Weitere Beispiele sind der Verzicht auf Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen und die Absetzung der geplanten Aufführung der Mozart-Oper Idomeneo in der Inszenierung von Hans Neuenfels vom Spielplan der Deutschen Oper Berlin im Jahre 2006. In diesem Zusammenhang werden die Grenzen der künstlerischen Freiheit diskutiert und die Forderung wird laut, auf mögliche Verletzung religiöser Gefühle freiwillig zu verzichten.

Auch im alltäglichen Sprachgebrauch gibt es Sprachregelungen. Insbesondere hinsichtlich den Bezeichnungen für gesellschaftliche Gruppen spricht man dabei auch von einem ungeschriebenen Code der politischen Korrektheit. Zu Maßnahmen der Selbstzensur aus Gründen der 'political correctness' (PC) gehören auch akustische Signale, welche als vulgär empfundene Ausdrücke oder verbale Beleidigungen in Live-Talk-Shows schrill übertönen, sowie die leicht zeitversetzte Ausstrahlung von 'Direktsendungen', um noch rechtzeitig Verstöße gegen den Code vor der Übertragung ausblenden zu können.

Selbstzensur kann auch in der Wissenschaft vorkommen; vermutlich immer schon gab es das Zurückhalten von Forschungsergebnissen aus Gründen militärischer Geheimhaltung, in jüngster Zeit auch aus Sorge vor terroristischer Anwendung.

[Bearbeiten] Literatur

  • Felix Hammer: Selbstzensur für Forscher? Schwerpunkte einer Wissenschaftsethik. Edition Interfrom, Zürich 1983, ISBN 3-7201-5162-X
  • Fritz Michael: Spitze Federn - scharfe Scheren oder: Wie man Journalist wird und Selbstzensur erlernt. Steidl, Göttingen 1983, ISBN 3-88243-016-8

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