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Schräge Musik

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"Schräge Musik" an einer Dornier Do 217N
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"Schräge Musik" an einer Dornier Do 217N

Schräge Musik ist die Bezeichnung für eine deutsche Waffentechnik zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, bei der mehrere (meist zwei) Maschinengewehre oder Maschinenkanonen schräg nach vorn oben gerichtet in einen Nachtjäger (meist Me 110) eingebaut wurden.

Mit Hilfe der "schrägen Musik" sollten englische Nachtbomber, welche keinen nach unten wirkenden Waffenstand aufwiesen, abgeschossen werden, ohne eine eigene Gefährdung eingehen zu müssen. Beim Angriff näherte sich der angreifende Nachtjäger von hinten dem feindlichen Bomber und flog unterhalb und leicht hinter diesem in einem Parallelkurs. Da die in einem 70-Grad-Winkel nach oben wirkenden Bordwaffen starr eingebaut waren, musste der deutsche Pilot das ganze Flugzeug so ausrichten, dass er den Feindbomber anvisieren konnte.

Die Bezeichnung leitete sich zum einen aus der schrägen Anordnung der Waffen ab und zum anderen daraus, dass Jazz von der deutschen Propaganda als schräg bezeichnet wurde.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entwicklung

Erste Experimente soll es von den Engländern schon im Ersten Weltkrieg gegeben haben. Darüber ist aber wenig bekannt geworden. Im Zweiten Weltkrieg könnte das Konzept von der sog. Becker-Angriffsmethode abgeleitet worden sein, bei der der Jäger von hinten unten sein Ziel angriff, um dann zum Feuern hochzuziehen und anschließend nach Abschluss wieder wegzutauchen.

Heutzutage gilt Oberleutnant Rudolf Schoenert, damals Staffelkapitän der II./Nachtjagdgeschwader 5 (kurz II./NJG 5), als der erste, der diese Entwicklung maßgebend vorantrieb. Er experimentierte zuerst mit einem Do 17 Z-10 Kauz-III-Nachtjäger und baute zwei MG 15 im Kaliber 7,92 mm ein; große Beachtung wurde dem aber von keiner Seite geschenkt. Bereits 1941 und 1942 versuchte er, seine Vorgesetzten und Jägerasse von dieser Technik zu überzeugen, blieb damit aber weitestgehend erfolglos. Erst im Juli 1942, bei der Verleihung des Ritterkreuzes an Schoenert, versuchte er es erneut und hatte Erfolg - offiziellen Versuchen wurde vom damaligen General der Nachtjagd, Generalmajor Kammhuber, zugestimmt. Die Versuche zogen sich bis Mitte 1943 hin; es zeigte sich, dass sich das Konzept der Schrägen Musik bewährte. Im Mai 1943 konnte Schoenert auch seinen ersten anerkannten Schräge Musik-Abschuss verzeichnen; mit einer Bf 110, in die zwei 20-mm-MG FF/M eingebaut wurden.

Im Juni 1943 waren dann auch die Modifikation an der Do 217N und der Ju 88C beendet, es wurden vier bzw. zwei 20-mm-Kanonen des Typs MG 151/20 in schräger Anordnung im Rumpf hinter dem Cockpit eingebaut.

Es gab mehrere Flugzeugführer, die unabhängig und gleichzeitig mit Schoenert mit dieser Idee experimentierten, wie unter anderem Hauptmann zu Sayn-Wittgenstein vom IV./Nachtjagdgeschwader 5 (kurz IV./NJG 5), der an der Ostfront im Einsatz war. Im März 1943 baute er sich in seine Maschine zwei MG FF/M ein und machte Probeschüsse, um sie anschließend erfolgreich gegen die russischen Bomber einzusetzen.

[Bearbeiten] Funktionsweise

Durch das Unterfliegen von feindlichen Bombern konnte mit den nach oben gerichteten MGs unbehelligt gefeuert werden, da man sich im toten Winkel der Abwehrbewaffnung des Gegners befand. Der Einbau erfolgte nur bei den Nachtjagd-Einheiten. Viele Gegner dachten, dass sie von der Flak und nicht von einem Nachtjäger getroffen wurden.

Die Jäger flogen die Bomber an, sobald sie Funkmess- oder Sichtkontakt hatten. Dann näherten sie sich bis auf 30 Meter (manche gingen auch dichter heran) unterhalb des Bombers. In dieser Position hoben sich die Angreifer durch ihre Tarnbemalung kaum vom Boden ab, außerdem waren sie außerhalb des Schussbereiches der Abwehrbewaffnung der Bomber. Gezielt wurde mit einem im Kabinendach angebrachten optischen Reflex-Visier auf eine Tragfläche des Bombers; das Ziel war, die Motoren und den Treibstoff in Brand zu schießen. Auf den Rumpf durfte nicht gezielt werden, da die Bombenladung getroffen werden und explodieren konnte, der Nachtjäger wäre dabei verloren gewesen. Ein kurzer Feuerstoß aus Spreng- und Brandmunition genügte im Regelfall, um den Bomber in Brand zu schießen und zum Absturz zu bringen. Auf Leuchtspurmunition wurde bewusst verzichtet, um nicht aufzufallen. Vom Ziel gelöst wurde nach dem Abfeuern dann in Gegenrichtung zur angegriffenen Tragfläche, um nicht vom abstürzenden Bomber getroffen zu werden.

[Bearbeiten] Einsatz

Es dauerte aber noch mehrere Monate, bis die Umrüstsätze für die große Masse der Nachtjäger verfügbar waren. Mitte 1944 war insgesamt etwa ein Drittel aller Nachtjäger mit entsprechender Modifikation ausgerüstet (teilweise schon ab Werk). Diese Zahl wäre noch höher gewesen, wenn die He 219 in größerer Stückzahl gebaut worden wäre und sich die Ta 154 als einsatztauglich erwiesen hätte. Beide Modelle sollten zu großen Teilen mit Schräger Musik ausgerüstet sein.

Schräge Musik wurde in größerem Umfang zum ersten Mal in der Nacht vom 17. August 1943 eingesetzt, als britische Bomber Peenemünde in drei Wellen angriffen. Nur die letzte Welle wurde von einer größeren Anzahl Nachtjäger entdeckt und bekämpft, da der Hauptteil (213 Nachtjagdmaschinen) über Berlin durch ein Täuschungsmanöver von 8 Mosquitos abgehalten wurde und so verspätet den Angriff auf Peenemünde erkannte. Trotzdem gingen 40 der 166 eingesetzten Bomber verloren, was einer Verlustquote von mehr als 24 Prozent entsprach. Im Einzelnen waren dies: 23 Avro Lancaster, 15 Handley Page Halifax und 2 Short Stirlings.

Die Schräge Musik blieb bis Ende 1943 von den Alliierten unbemerkt, obwohl die Flugzeugverluste auffällig hoch waren. Die Vorrichtung wurde erst durch Versuche der Briten enthüllt, als man mehrere glücklich davongekommene Schräge-Musik-Opfer untersuchte. Man steckte Stahlstäbe in die Einschuss- und Ausschusslöcher der Tragflächen und konnte so sehr einfach den Schusswinkel bestimmen.

[Bearbeiten] Gegenmaßnahmen

Die ersten Versuche von Gegenmaßnahmen stellten die Einführung von kleinen Sichtfenstern im gefährdeten Bereich sowie Versuche mit wieder angebrachten Abwehrbewaffnungen dar. Allerdings war dies wenig erfolgreich, da die Sicht nur sehr eingeschränkt war und die Waffentürme die Geschwindigkeit des Flugzeugs verringerten. Daraufhin erfolgten Versuche mit radarbasierten Lösungen. Das sich schon im Einsatz befindliche Heckwarnradar Monica war von wenig Nutzen, da es nicht weit genug nach unten gerichtet werden konnte, auch hatten die deutschen Techniker ein Gerät zur genauen Anpeilung dieser Emissionen entwickelt (was den Alliierten aber erst im Juli 1944 bewusst wurde, als eine damit ausgerüstete Ju 88 versehentlich in Großbritannien landete).

Ein erfolgreiches Konzept basierte auf dem im gefährdeten Heckbereich eingebauten H2S-Bodenradar, das mittels eines Zusatzbildschirms und einiger Modifikationen im Nahbereich hinter/unter dem Flugzeug manövrierende Nachtjäger erkennen konnte. Diese Modifikation war unter dem Namen Fishpond modification bekannt und wurde im Bomber Command großflächig bis Mitte Herbst 1944 eingeführt. Die Flugzeugverluste waren nicht mehr so hoch und befanden sich dadurch wieder in erträglicheren Rahmen.

[Bearbeiten] Typen mit Schräger Musik

[Bearbeiten] Literatur

Andere Sprachen

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