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Schnellpresse

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Als Schnellpresse bezeichnet man im Gegensatz zur Handpresse einen Apparat, der alle Manipulationen des typographischen oder lithographischen Druckes, mit Ausnahme des Einlegens der Druckbogen, selbsttätig ausführt und zwar in einem bis hundertfach beschleunigten Tempo.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte und Entwicklung

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel soweit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.


Als Erfinder der Schnellpresse gilt Friedrich Koenig, welcher seine Tätigkeit 1803 in Suhl begann und in London, unterstützt durch die Buchdrucker Bensley und Taylor sowie unter Mithilfe des Mechanikers A. F. Bauer 1810, eine Druckmaschine herstellte, die 1811 beim Druck des "Annual Register", Bogen H, "Principal occurrences" angewandt wurde.

Es war eine Flachdruckmaschine, welche noch die meisten Bestandteile der alten Holzpressen enthielt, das Einschwärzen der Schrift (Auftragen der Farbe) jedoch mit Walzen anstatt mit Ballen selbsttätig besorgte und auch in der Schnelligkeit ihrer Leistungen der ersten um mehr als das Doppelte überlegen war.

Einfache Schnellpresse. Aufriss einer einfachen Maschine mit so genannter Eisenbahnbewegung. a Treibräder, b Karrenrollen, c Traverse oder Wagenverbindungsstange, d Karrenstange, e aufrechte Stange, f Zugstange, g Zwischenrad, daneben der Nacktzylinder für die Farbenreibung. Der Lauf des Papiers ist durch punktierte Pfeile angegeben.
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Einfache Schnellpresse. Aufriss einer einfachen Maschine mit so genannter Eisenbahnbewegung. a Treibräder, b Karrenrollen, c Traverse oder Wagenverbindungsstange, d Karrenstange, e aufrechte Stange, f Zugstange, g Zwischenrad, daneben der Nacktzylinder für die Farbenreibung. Der Lauf des Papiers ist durch punktierte Pfeile angegeben.

Koenig gab indes das Prinzip des Flachdrucks auf und setzte an Stelle der druckenden Platte (Tiegel) eine große Walze (Zylinder), die in drei Felder geteilt war. Diese waren mit dünnem Filz bezogen und dienten zur Abgabe des Druckes; war das Papier auf eine Walze gelegt, so wurde es durch Rähmchen, die später durch Bänder ersetzt wurden, dort während des Druckes festgehalten.

Diese Maschine befriedigte weit mehr als die erste und druckte 800 Bogen in der Stunde; Walter, der Besitzer der Times, der sie arbeiten sah, bestellte zwei davon für sein Blatt. Das Patent dieser ersten Zylinderdruckmaschine ist datiert vom 30. Oktober 1811. In diesem waren die Einrichtung für einen zweiten Druckzylinder und ein ganzes kombiniertes Walzensystem gleich vorgesehen.

Bereits 23. Juli 1813 erhielt Koenig ein drittes Patent für neue Verbesserungen, welche bei dem Bau der für die Times bestimmten Maschinen zur Anwendung kamen. Diese Maschinen wurden mit zwei Druckzylindern versehen, so dass die auf dem Karren ruhende Schriftform bei jedem Hin- und Hergang zweimal statt einmal eingeschwärzt und gedruckt wurde, was zu einem Gesamtergebnis von 1100 Bogen in der Stunde führte und durch spätere Verbesserungen bis auf 2000 gebracht wurde.

Am 29. November 1814 erschien die Times zum ersten Mal auf der Schnellpresse gedruckt, welches Ereignis sie in einem seitdem zu historischer Bedeutung gelangten Leitartikel feierte. Die erste Zylinderdruckmaschine hatte Bensley erhalten; sie sowie die beiden Timesmaschinen und alle von Koenig und Bauer bis 1825 gebauten wurden durch Dampfkraft betrieben.

Dem Bau dieser Doppelmaschine folgte der der Schön- und Widerdruck- oder Komplettmaschinen, für die Koenig sein letztes Patent in England am 24. Dezember 1814 erhielt. Diese enthielten an jedem Ende ein Färbewerk; auch ging der Karren mit der Form nicht mehr unter beiden Druckzylindern durch, sondern jede druckte eine eigene Form; der Bogen wurde mittels Schnüren und eines Leitungstuchs von einem Zylinder auf den anderen übergeführt, so dass er auf beiden Seiten fertig bedruckt die Maschine verließ, daher auch ihr Name: Komplettmaschine. Ihre Leistungsfähigkeit betrug 900-1000 beidseitig bedruckte Bogen in der Stunde; aufgestellt wurde die erste 1816 in der Druckerei von Bensley.

Koenigs Erfolge regten auch andere Konstrukteure an, und 1813 ließen sich Bacon und Donkin in London eine Schnellpresse patentieren, die aber nie im Großen zur Ausführung gekommen ist; bei ihr stand die Schrift nicht auf einer einzigen horizontalen Fläche, sondern auf einem prismatischen, sich drehenden Zylinder, welcher seine verschiedenen von einem Walzenapparat eingeschwärzten Seiten an einem zweiten, ebenfalls prismatischen Druckzylinder zum Empfang des Druckes vorbeiführte.

Bacon und Donkin wendeten zuerst anstatt Walzen aus Leder solche aus Sirup und Leim zur Erzielung guter Färbung an, welche Masse sie nach dem Zusammenschmelzen auf Leinwand gossen und um die Walzenzylinder befestigten; dieselbe ist ca. 50 Jahre lang allgemein für Buchdruckwalzen beibehalten worden, nur hat man sie sehr bald direkt um die Walzenkerne gegossen.

Die Einführung des zu druckenden Papiers erfolgt bei Donkins Maschine auf einem Tuch, von welchem es ein Greiferlineal abhob. Eine folgenschwerere Konkurrenz sollte Koenig durch Bensley erwachsen, welcher sich mit Cowper und Applegath vereinigte und unter Anwendung unwesentlicher, als Verbesserungen bezeichneter Abänderungen selbst zum Bau Koenigscher Maschinen schritt.

Rutt und Napier, zwei weitere Nachahmer, folgten bald, und Koenig zog es vor, bald, gefolgt von Bauer, nach Deutschland zurückzukehren, wo er die Gebäude der ehemaligen Prämonstratenserabtei Oberzell bei Würzburg 1818 in eine Maschinenfabrik umwandelte. Die ersten vier Schnellpressen in Deutschland und zugleich die ersten Erzeugnisse der Fabrik zu Oberzell empfingen 1822 die von Deckersche Hofbuchdruckerei und die Druckerei der Spenerschen Zeitung in Berlin.

[Bearbeiten] Funktionsweise

Der folgende Artikel beschreibt die grundsätzliche Funktionsweise der historischen Schnellpresse. In der Blütezeit der Schnellpressen gab es die generelle Unterscheidung in Flachformmaschinen und Rundformmaschinen sowie bei den Flachformmaschinen wiederum in horizontale und vertikale (Lage der eingespannten Druckform) bzw. nach dem Funktionsprinzip in Stoppzylinder- (auch Haltzylinder), Zweitouren- oder Schwingzylinderpressen. Die ersten bekannten Formen waren horizontale Flachformmaschinen in Stoppzylinderbauweise. Sonderformen im Flachformmaschinenbau waren Mehrfarbpressen und Mischformen in halvertikaler Bauweise. Der Begriff Schnellpresse wurde ursprünglich nur für einen Maschinentypus verwendet, später wurde dabnn der "Buchdruckautomat" ergänzend hinzugenommen und letztendlich wieder alle Bauformen unter "Schnellpresse" zusammengefasst.

Der Mechanismus der Schnellpresse besteht zunächst in einem vierwandigen, innerhalb durch Kreuzstreben verbundenen Gestell, in dessen oberm Teil in der Mitte der Druckzylinder in Lagern liegt, während unter ihm, auf Schienen gleitend, der Karren, d. h. das die zu druckende Schriftform tragende Fundament (eine glatte Eisenplatte in horizontaler Lage), hin- und hergetrieben wird, um durch dasselbe überlagernde Auftragwalzen aus dem Farbapparat die für den Druck erforderliche Färbung zu erhalten.

Die letztere kann entweder mittels Tischfärbung oder Zylinderfärbung geschehen; bei ersterer erfolgt die gleichmäßige Verteilung der Farbepartikelchen durch Verreibung auf vor oder hinter dem Fundament angebrachten Farbentischen, bei letzterer geschieht es nur auf einer Anzahl übereinander gelagerter Walzen, die man je nach ihrer Zahl und Stellung als einfacherer doppelte (übersetzte) Färbung bezeichnet.

Ende des 19. Jahrhunderts hat man auch die Zahl der Auftragwalzen von zwei auf vier gebracht und die ihnen überlagernden Verreiber entsprechend vermehrt behufs Erzielung einer feinern und durchaus gleichmäßigen Färbung.

Die Grundzüge der Schnellpresse haben mit der Ausbreitung letzterer durch die zahlreichen Fabrikanten, die sich ihrem Bau zuwandten, wesentliche Modifikationen erfahren; eine sehr wichtige Verbesserung war die Ersetzung der Zuführbänder durch am Druckzylinder angebrachte bewegliche Klammern (Greifer), in welche das zu bedruckende Papier gelegt wird, und die dem häufig auftretenden Übelstand des Faltenbildens abhalfen, auch nebst den Punkturen (im Zylinder befestigten Stahlstiften) ein vollkommen genaues Aufeinanderpassen der Seiten (Registerhalten) ermöglichten.

Man bezeichnete die mit Greiferapparat versehenen Schnellpressen fortan als Greifermaschinen zum Unterschied von den bis dahin gebräuchlichen Schnurenmaschinen, die seitdem ganz außer Gebrauch gekommen sind. Auch der Bewegungsmechanismus des Karrens wurde geändert; er unterscheidet sich noch in Krummzapfen- oder Kurbel-, Eisenbahn- und Kreisbewegung, letztere eine der wesentlichsten von Bauer gemachten Verbesserungen.

Sir William Congreve baute eine Maschine zur Ausführung des nach ihm benannten Congrevedrucks, die zwar keine große Ausbreitung gefunden hat, aber als erste Maschine für zweifarbigen Druck Erwähnung verdient.

Dieser wurde in anderer Weise erreicht durch die von der Fabrik Koenig u. Bauer zuerst vollkommen zweckentsprechend gebaute (von Koenigs erstem Sohn, Wilhelm, gegenwärtig Mitchef der Firma Koenig u. Bauer, ersonnene) Zweifarbenmaschine; auf ihr wird das Papier zweimal nacheinander, unter doppelter Drehung des Zylinders, von getrennten, sich gegenseitig ergänzenden Formen gedruckt, wobei es nach dem ersten Abdruck unverrückt in seiner Lage festgehalten wird, bis es den zweiten Druck empfangen hat; die Congrevemaschine trennte selbsttätig die beiden zu druckenden Platten, vereinigte sie dann wieder nach erfolgter separater Färbung und gab erst hierauf den Druck ab.

Skandinaviapresse wurde eine von dem Schweden Holm erfundene und um 1840 zuerst in England gebaute Schnellpresse genannt, welcher, gleich der ersten Flachdruckmaschine Koenigs, das Tiegel-, d. h. Plattendrucksystem zu Grunde lag; der Umstand, dass man damals auf der Schnellpresse mit Zylinderdruck noch nicht den feinen Werk- und namentlich den Illustrationsdruck mit allen Anforderungen entsprechender Vollendung zu erreichen verstand, mag die Veranlassung gewesen sein zu ihrer Konstruktion. Die Skandinaviapresse hat viele Teile der Handpresse; der Tischfärbungsapparat ist selbsttätig, die Bewegung des Karrens erfolgt entweder durch eine exzentrische Scheibe auf einer Krummzapfenwelle oder durch eine sich drehende Trommel mit diagonaler Rinne, in welcher ein unterhalb des Karrens angebrachter "Fisch" läuft; der Tiegel geht in solider Führung auf und nieder. Anfänglich nur für eine Form, hat man sie später auch doppelt, mit einer Form nach jeder Seite, jedoch so gebaut, dass sowohl beide Seiten als auch jede einzelne unabhängig von der anderen arbeiten können.

Die einfache Skandinaviapresse liefert 500 bis 700, die doppelte bis 900 Abdrücke pro Stunde; man bedient sich ihrer noch vielfach in England bei feinen Arbeiten mit oder ohne Illustrationen; in Deutschland, wo man von jeher dem Zylinderdruck größere Sorgfalt zuwandte, hat sie nur eine beschränkte Verbreitung gefunden.

Um den sich täglich steigernden Anforderungen des Zeitungsdrucks zu genügen, waren manche Blätter genötigt, ihren Satz zwei- bis viermal anfertigen zu lassen, wodurch natürlich ihre Herstellungskosten ganz außerordentlich gesteigert werden mussten.

Man war daher bemüht, die Leistungsfähigkeit der Maschinen zu erhöhen, und schon 1828 hatte Applegath in London, nachdem Koenig zu Oberzell wegen Überbeschäftigung den Auftrag abgelehnt, es übernommen, eine vierzylindrige Schnellpresse für den Druck der "Times", mit einer Leistungsfähigkeit von 4000 Exemplaren in der Stunde, zu erbauen; 1846 aber trat Little in London mit einer vervollkommten vierzylindrigen Druckmaschine in die Öffentlichkeit, welche den Druck von stündlich 6000 Exemplaren gestattete.

Vor ihm hatte Rowland Hill (1835) Druckmaschinen zu konstruieren versucht mit konisch geformten Typen, deren Satz auf einen rotierenden Zylinder gestellt wurde; da er jedoch den Durchmesser des Zylinders viel zu gering wählte, so misslang ihm, was später Applegath und Hoe durchführten. Erstgenannter nahm 1846 ein Patent auf eine Schnellpresse, bei welcher er die zu druckenden Typenformen nicht mehr auf ein horizontales Fundament, sondern, den Schriftsatz durch konische Spaltenlinien und Schrauben befestigend, aus der Außenseite eines großen, 200 Zoll englisch im Umfang haltenden senkrechten Zylinders stellte, welcher zwischen den Typenformen auch glatte Flächen zum Verreiben der Farbe trug.

Rings um diesen großen Typenzylinder standen, ebenfalls senkrecht, acht Druckcylinder und zwischen ihnen die Farb- und Reibewalzen sowie die Apparate zum Einführen des Papiers, welches oben im Kreis horizontal angelegt, durch den Mechanismus jedoch in eine senkrechte Lage gebracht und zum Druck befördert wurde. Bei jeder Umdrehung des innern Typencylinders wurden somit acht Bogen auf einer Seite bedruckt, und die Leistungsfähigkeit dieser Schnellpresse wurde auf 12.000 Drucke pro Stunde veranschlagt.

Sie diente für den Druck der "Times", bis sie 1862 durch Hoesches so genannte Lightning- oder Mammutpressen ersetzt wurde.

Hoe in New York brachte Applegaths Verfahren, den Schriftsatz auf einen Zylinder zu stellen, in der Art zur Ausführung, dass er den Zylinder horizontal legte, wobei ihm die inzwischen erfundene und vervollkommte Papierstereotypie (siehe Stereotypie) sehr zum Vorteil gereichte.

Mit Hilfe derselben war es möglich, gebogene, den Segmenten des Schriftzylinders genau entsprechende Schriftplatten zu gießen und sich dieser statt des Satzes aus einzelnen Typen zu bedienen. Hoe umlegte seinen horizontalen Schriftzylinder mit bis zu zehn Druckzylindern und deren Schwärzwalzen, und da ersterer mit einer Schnelligkeit von 2.000 Umdrehungen pro Stunde getrieben werden konnte, so lieferte eine solche Schnellpresse bis zu 20.000 Drucke in der Stunde.

Auch in Deutschland hatte das Zeitungswesen in derselben Zeit Fortschritte gemacht. Schon 1832 hatten sich Koenig und Bauer zum Bau von vierfachen Maschinen erboten, auch den Druck auf endloses Papier für möglich erklärt, von der Ausführung solcher Pläne aber abgesehen, "weil es nirgends Verhältnisse gäbe, in welchen die hierdurch zu erlangende große Geschwindigkeit besondere Vorteile gewähren würde".

Erst 1847 erhielt die Kölnische Zeitung eine vierfache, von Bauer konstruierte, mit drei Druckzylindern versehene Schnellpresse, von denen der mittlere beim Hin- und Hergang der Form, die äußern aber nur je einmal druckten, so dass jeder Doppelweg des Schriftsatzes vier Abdrücke ergab. Sie lieferte 6000 Drucke in der Stunde und war durch vier das Papier einlegende Personen (Anleger) bedient; das Auslegen der bedruckten Bogen erfolgte anfänglich auch durch Menschenhände, später durch einen mechanischen Apparat (Ausleger), eine Art Rechen mit intermittierender Bewegung, wie man ihn, nach amerikanischem Vorgang, bereits auch an anderen Maschinen eingeführt hatte.

In Frankreich, wo die erste Schnellpresse 1823 aus England eingeführt worden war, und wohin sodann bis zum Ausbruch der Julirevolution die deutschen Erfinder namhafte Lieferungen machten, hat erst Marinoni den Schnellpressenbau in energischer Weise und mit großem Erfolg betrieben.

Er wandte seine ganze Sorgfalt der Verallgemeinerung der Maschinen durch Vereinfachung und Billigkeit derselben zu, vernachlässigte aber auch nicht den Bau großer, rasch arbeitender Schnellpressen für Zeitungsbedarf; von der vierfachen, die auch andre (namentlich Alauzet) neben ihm bauten, ging er zur Rotationsmaschine über, die nach demselben Prinzip wie die oben erwähnte Hoesche Mammutschnellpresse nicht von dem Schriftsatz, sondern von halbkreisförmigen Stereotypen druckt, in ihrem übrigen Bau sich aber sehr wesentlich von jener unterscheidet und besonders durch Verkleinerung der Druckzylinder größere Schnelligkeit erreicht.

Rotations-Buchdruckmaschine (Ansicht). Rotations-Buchdruckmaschine mit Falzapparat (Walter-System). Von der Maschinenfabrik Augsburg für den Druck von Meyers Konversations-Lexikon konstruiert.
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Rotations-Buchdruckmaschine (Ansicht). Rotations-Buchdruckmaschine mit Falzapparat (Walter-System). Von der Maschinenfabrik Augsburg für den Druck von Meyers Konversations-Lexikon konstruiert.

Aber sowohl Marinonis als Hoes großartige Schnellpressen besaßen in der großen Zahl der erforderlichen Bedienungsmannschaft sowie in einem sehr komplizierten System von Führungsbändern Mängel, welche bei der Eile des Zeitungsdrucks oft störend wirkten; Abhilfe gewährte die Anwendung des sogen. endlosen Papiers beim Druck auf hierfür geeigneten Rotationsmaschinen, letztere so genannt von der ununterbrochenen, stets in einer Richtung erfolgenden Drehung der Platten- (Stereotypen-) Zylinder und der Druckzylinder, die niemals, wie bei anderen Systemen, zu momentanem Stillstand oder Rücklauf kommen. Der Druck endlosen Papiers ist zwar schon in den 40er Jahren in Amerika versucht worden, wo man die Buchdruckmaschine in direkte Verbindung brachte mit der Papiermaschine, und später versuchte Auer in Wien den Druck von Rollenpapier auf gewöhnlichen Maschinen; doch wurden in beiden Fällen weder dauernde noch günstige Erfolge erzielt.

Rotations-Buchdruckmaschine (Aufriss). a Bogenführungswalzen, b Formcylinder, c Druckcylinder, d Verteilungswalzen, e Auftragewalzen, f Nacktwalzen, g Nackt- und Verreibungswalzen, h Verreibungswalzen, i die sogen. Hebwalzen, k Duktor, l Schmutzcylinder, m Putzspindel, n die beiden Schneidcylinder, o Bogen-Abreibwalzen, p Treibräder. - Der Lauf des Papiers ist durch Pfeile bezeichnet. Bei Maschinen, welche statt des Falzapparats einen selbstthätigen Ausleger haben, befindet sich letzterer in dem Raum A.
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Rotations-Buchdruckmaschine (Aufriss). a Bogenführungswalzen, b Formcylinder, c Druckcylinder, d Verteilungswalzen, e Auftragewalzen, f Nacktwalzen, g Nackt- und Verreibungswalzen, h Verreibungswalzen, i die sogen. Hebwalzen, k Duktor, l Schmutzcylinder, m Putzspindel, n die beiden Schneidcylinder, o Bogen-Abreibwalzen, p Treibräder. - Der Lauf des Papiers ist durch Pfeile bezeichnet. Bei Maschinen, welche statt des Falzapparats einen selbstthätigen Ausleger haben, befindet sich letzterer in dem Raum A.

Dies gelang erst dem Amerikaner William Bullock (siehe Bullockmaschine) mit seiner Rotationsmaschine, bei welcher die Stereotypen auf zwei großen Zylindern für Schön- und Widerdruck angebracht sind, auf die das Papier direkt von der Rolle gelangt, und von wo es durch einen eigenartigen Ausleger aus Riemen, mit Vermeidung aller Bänder, abgenommen und niedergelegt wird.

Diese Schnellpresse, die aber nur in Amerika beim Zeitungsdruck Verbreitung gefunden, liefert 12.000 bis 15.000 Exemplare pro Stunde.

In England hatte zuerst auf der Weltausstellung zu London 1862 ein Amerikaner, Wilkinson, ein Modell einer Maschine zum Druck von endlosem Papier ausgestellt, und dieses soll den späteren Erbauern (1867-72) der Walterpresse, so genannt nach dem Besitzer der "Times", welcher die Mittel hergab zur Konstruktion dieser Maschine, zum Vorbild für ihre Schnellpresse gedient haben. Ihre Leistungsfähigkeit beträgt, wie die der meisten Rotationsschnellpressen, 10.000 bis 12.000 Exemplare in der Stunde. Von den Nachfolgern der Walterpresse in England ist die von Bond und Foster in Preston erbaute Schnellpresse ("Prestonian") anzuführen.

Die ersten Rotationsmaschinen auf dem Kontinent zum Druck endlosen Papiers, zwei Walterpressen, wurden in der Druckerei der "Presse" zu Wien 1873 aufgestellt, und der Konstruktion dieser Walterpresse ist die "Maschinenfabrik Augsburg" bei Herstellung ihrer Rotationsmaschine in allen wesentlichen Teilen unter Einführung wichtiger Verbesserungen gefolgt.

Die Augsburger Rotationsmaschinen sind die ersten, welche dauernd zum Werkdruck verwandt wurden und sich dabei bewährten; Beweis hierfür ist beispielsweise Meyers Konversationslexikon, dessen letzte Auflagen im 19. Jahrhundert in ihrem größten Teil aus solchen hervorgegangen sind. Ihre Leistungsfähigkeit beträgt ebenfalls 10.000 bis 12.000 fertige Bogen pro Stunde.

Die "Maschinenfabrik Augsburg" hat indes durch Adaptierung der Rotationsmaschine für guten Illustrationsdruck einen noch höhern Triumph gefeiert. Auf Anregung des Stuttgarter Verlegers Eduard von Hallberger unternahm sie 1878 deren Bau und vollendete ihn im folgenden Jahr, während gleichzeitig in London für den Besitzer der Illustrated London News, Ingram, Rotationsmaschinen zum Druck des englischen illustrierten Weltblattes in der Maschinenbauanstalt von Middleton u. Komp. in London hergestellt wurden.

Eine von dieser 1878 auf der Weltausstellung zu Paris vorgeführte derartige Maschine erwies sich indes noch nicht als arbeitsfähig, ebensowenig wie die Illustrations-Rotationsmaschine der Pariser Firma Alauzet; doch hat man dieselben später vervollkommt und erzielt jetzt damit günstige Druckresultate.

Bei einer Augsburger Rotationsmaschine enthält eine große Rolle das endlose Papier, das über eine Leitrolle zwischen drei kleine, mit Filz bezogene und mit Dampf erfüllte Walzenpaare gelangt, wo ihm die für den Druck erforderliche Feuchtigkeit mitgeteilt wird, um dann zwischen die senkrecht übereinander stehenden Druck- und Plattencylinder zu treten, in der Mitte die mit dünnem Filz überzogenen Druckcylinder, oben und unten die Plattencylinder, neben, resp. über und unter ihnen Tröge mit der durch ein Pumpwerk stets ergänzten Druckfarbe und je neun Walzen zur Aufnahme, Verreibung und zum Auftragen derselben auf die Stereotypplatten.

Bei seinem S-förmigen Durchgang zwischen beiden Zylinderpaaren empfängt das Papier Schön- und Widerdruck rasch hintereinander (die hinter den Druckcylindern sichtbare Walze hat den Zweck, dieselben rein zu halten und dem Abschmutzen der Farbe, d. h. der Verunreinigung des Papiers beim Widerdruck, vorzubeugen) und wird sodann zwischen zwei Perforiercylinder (im Bilde das Cylinderpaar der Mitte) geleitet, wo es so durchstochen wird, dass die Bogen nur noch lose zusammenhängen. Bei seinem Austritt empfangen zwei Bandleitungen von ungleicher Geschwindigkeit den jetzt abgeteilten Bogen, trennen ihn vollends von seinem Nachfolger und führen ihn an das andre Ende der Maschine, um entweder von Doppelauslegern auf zwei Auslegetische gebracht, oder, wie auf unsrer dargestellten Maschine, wieder von einer anderen Bandleitung aufgenommen zu werden, die ihn zuerst senkrecht so weit hinabführt, bis ein stumpfes Messer ihn zwischen das erste Walzenpaar der Falzmaschine drückt und auf den horizontalen Tisch leitet, wo er wiederum zwischen Walzen gedrückt wird und den zweiten Bruch (Quart) empfängt; ein drittes Walzenpaar kann ihm endlich den dritten Bruch (Oktav) geben, bevor er fertig gedruckt und gefalzt auf den Auslegetisch gelangt. Derartige Falzmaschinen werden auch von anderen Maschinenfabriken an ihren Rotationsmaschinen auf Verlangen angebracht.

In Deutschland wurde der Bau von Rotationsmaschinen für endloses Papier auch von der Fabrik Koenig u. Bauer zu Oberzell sowie von Hummel in Berlin aufgenommen; in Österreich baute sie zuerst Sigl in Wien; in Frankreich wandte sich Marinoni denselben zu, indem er seine bisherige, einzelne Bogen druckende Rotationsmaschine zum Druck von Rollenpapier umwandelte, jedoch von dieser bald ab- und zu einer sich der Walterpresse nähernden einfacheren Konstruktion überging, während Jules Derriey, ebenfalls zu Paris, die verschiedensten Formen und Konstruktionen bei seinen Rotationsmaschinen in Anwendung gebracht hat. Alauzet in Paris erreichte zuerst die bedeutendsten Resultate in der Konstruktion von Rotationsmaschinen für Massendruck.

Als letzte Vervollkommnung im Bau dieser Riesenschnellpressen ist deren Adaptierung zum Druck verschiedenartiger Formate zu verzeichnen. Bisher war es nicht möglich, ein andres Format als das, welches dem Cylinderumfang entsprach, auf ihnen zu drucken, da sich der Bogen bei seinem Abwickeln von der Papierrolle diesem anpassen musste, um nach dem Druck in der festgesetzten Größe von der Papierbahn abgeschnitten zu werden. Diese Beschränkung, welche die Anwendung von Rotationsmaschinen namentlich im Bücherdruck mit wechselnden Formaten fast unmöglich machte, ist von der Firma Koenig u. Bauer zu Oberzell jetzt glücklich überwunden worden. Sie hat eine solche Maschine konstruiert, welche das Papier vor dem Druck selbstthätig von der Rolle schneidet, worauf ein pneumatischer Apparat den Bogen in der erforderlichen Lage auf dem ersten Druckcylinder festhält, nach dem Druck ihn aber abstößt und dem zweiten Druckcylinder zuführt, wo er ebenfalls pneumatisch festgehalten und schließlich an den Ausführapparat abgegeben wird. Dieser hochwichtige Fortschritt im Rotationsmaschinendruck ermöglicht erst ihre ausgedehnte Verwendung im Werk- und Accidenzdruck.

Neben dem Bestreben, den Buchdruckereien die Mittel zum großartigen Betrieb des Zeitungswesens zu liefern, hat sich auch ein solches nach entgegengesetzter Richtung geltend gemacht: der Kleinbetrieb sollte durch geeignete Schnellpressen in den Stand gesetzt werden, von der alten langsamen Handpresse ganz abzusehen und doch gut, aber auch schnell liefern zu können. Diesen Zweck zu erfüllen, sind die sogen. Accidenzmaschinen bestimmt.

Nach einer dritten Seite hin hat man versucht, dem Buchdruckereibetrieb durch die Schnellpresse größere Ausdehnung zu geben, indem man solche für den Druck von mehr als zwei Farben zu bauen unternahm.

Die Pariser Ausstellung von 1878 zeigte eine ganze Anzahl derartiger Versuche, doch konnte man durch dieselben die Aufgabe noch keineswegs als gelöst betrachten; erst dem Inhaber eines graphischen Etablissements in Leipzig, A. H. Payne, gelang es, eine leistungsfähige S. für Vielfarbendruck zu ersinnen, die von der Maschinenfabrik von Koenig u. Bauer zu Oberzell ausgeführt und in der Folge außerordentlich vervollkommt wurde.

Bei der großartigen Entwickelung des Schnellpressenbaues für Buchdruck musste es überraschen, dass der Steindruck noch lange ohne Schnellpresse blieb. Als erster, welcher eine solche baute, dürfte Smart in England zu betrachten sein, dessen Maschine 1846 patentiert wurde, und die mit Ausnahme des Ein- und Auslegens des Papiers alle Manipulationen des lithographischen Drucks, also auch das Netzen und Wischen des Steins, selbstthätig ausführte.

Ihm folgte 1851 zuerst Sigl in Wien und Berlin, in Frankreich Huguet, Voirin u. a.; seitdem hat der Bau solcher Maschinen ebenso große Verbreitung gefunden wie der der Buchdruckschnellpressen, denen sie übrigens in ihrer allgemeinern Form fast gleich sind. Rotationsmaschinen sind ferner gebaut worden für Kupferdruck von Guy in Paris, welcher zwei Exemplare verschiedener Konstruktion auf der Weltausstellung zu Paris 1878 in Tätigkeit vorführte; sodann für Lichtdruck von Schmiers, Werner u. Stein in Leipzig und schließlich für lithographischen Druck von Zinkplatten, erfunden von Schlotke in Hamburg, erbaut von Klein, Forst u. Bohn in Johannisberg a. Rh.; doch lassen sich dieselben in Bezug auf Schnelligkeit kaum in eine Parallele stellen mit den Rotationsmaschinen für Buchdruck, wenngleich auch sie in dieser Hinsicht ganz bedeutende Vorteile erzielen, verglichen mit den Ergebnissen des gewöhnlichen Pressendrucks.

[Bearbeiten] Literatur

  • Fischer und Wittig: Die Schnellpresse (3. Aufl.). Leipzig 1878
  • Bachmann: Leitfaden für Maschinenmeister an Schnellpressen (2. Aufl.). Braunschweig 1873
  • Waldow: Hilfsbuch für Maschinenmeister. Leipzig 1886
  • Goebel: Friedrich Koenig und die Erfindung der Schnellpresse. Stuttgart 1883

[Bearbeiten] Weblinks

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