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Schlacht von Điện Biên Phủ

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Schlacht von Điện Biên Phủ
Indochina im Jahr 1954

Indochina im Jahr 1954

Konflikt Indochinakrieg
Datum 13. März bis 7. Mai 1954
Ort Điện Biên Phủ, Vietnam
Ergebnis Sieg der Vietnamesen
Kontrahenten
Befehlshaber
Henri Navarre,
Christian Marie de Castries
Võ Nguyên Giáp
Truppenstärken
16.000. Soldaten,
1 Pionierbataillon ,
1 Panzerkompanie,
3 Artillerieabteilungen,
14 Flugzeuge
2 Infanteriedivisionen,
3 Infanterieregimenter,
1 Pionierbataillon,
4 Artillerieabteilungen,
1 Flak-Regiment
Verluste
2.293 Gefallene
5.193 Verwundete
11.800 Gefangene
7.900 Gefallene
15.000 Verwundete und Vermisste

Die Schlacht von Điện Biên Phủ gilt als die entscheidende Schlacht während des ersten Indochinakrieges zwischen Frankreich und der Việt Minh. Der Kampf um die französische Festung in der Region um Điện Biên Phủ begann am 13. März 1954 und endete am 7. Mai mit einer vernichtenden Niederlage der Franzosen. Dieser Misserfolg beendete das französische Engagement in Südostasien.

Eine Reihe von Fehlentscheidungen der französischen Generalität hatte zu dieser Niederlage geführt. Die Entscheidung, die Festung in einem Tal anzusiedeln, stellte sich als besonders schwerwiegend heraus. Der vietnamesische General Võ Nguyên Giáp nutzte die taktischen Vorteile, die das hügelige Gelände rings um die Festung bot, geschickt aus und führte die Truppen der Việt Minh zum Sieg.

Nach der Niederlage Frankreichs konnten die Verhandlungen in Genf abgeschlossen werden. Das Land wurde am 17. Breitengrad in die Staaten Nord- und Südvietnam geteilt. Die fortwährenden Spannungen nach der Teilung des Landes führten schließlich zum zweiten Indochinakrieg. In diesem Krieg traten die USA auf der Seite Südvietnams ein. Damit begann der Vietnamkrieg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Das Land Vietnam war seit 1885 als Kolonie in die Französische Union eingegliedert. Erst mit der Besetzung des Landes durch die Japaner im Zweiten Weltkrieg wurde die französische Herrschaft (nunmehr ausgeübt durch das Vichy-Regime) zunächst eingeschränkt und am Ende ganz beendet. Nach der Niederlage der Japaner und dem Ende der Besatzung konnten die Vietnamesen ihre Souveränität beanspruchen. In Hà Nội proklamierte Hồ Chí Minh am 2. September 1945 die Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Vietnam (DRV). Frankreich wollte allerdings nach der demütigenden Niederlage gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg verlorenes Prestige zurückgewinnen und versuchte sein Kolonialregime in Vietnam wiederherzustellen. Bereits zwei Tage nach der Unabhängigkeitserklärung landete ein französisches Expeditionskorps im Süden des Landes. Die junge vietnamesische Regierung stand allerdings nicht nur unter dem Druck der alten Kolonialmacht. Chinesische Truppen waren nach dem Rückzug der Japaner in den Norden des Landes vorgedrungen und bedrohten die Position der Unabhängigkeitsbewegung. Daraufhin ersuchte Ho im Februar 1946 um französische Hilfe und willigte in eine Teilautonomie seines Landes in einem französisch dominierten Indochina ein. Einen Monat später zogen sich die Chinesen ohne nennenswerte Zusammenstöße zurück. Als Zeichen ihrer Hegemonie marschierten allerdings bereits französische Truppen in die Hauptstadt Vietnams, Hanoi ein. Das folgende spannungsgeladene Nebeneinander der Vietminh und der Franzosen eskalierte durch einen gewalttätigen Vorfall zwischen französischen Zivilisten und Vietminh-Truppen in der Hafenstadt Haiphong im November 1947. Die Franzosen übernahmen wenige Tage später gewaltsam die Kontrolle der Stadt. Daraufhin begann der vietnamesische Armeechef Vo Nguyen Giap seine Truppen in ländlichen Gebieten zu zerstreuen und somit dem Zugriff der französischen Armee zu entziehen. Dadurch wurde allerdings die Hauptstadt entblößt und die ehemalige Kolonialmacht stürzte die Regierung Ho Chi Minhs am 19. Dezember 1947.

Die Bewegung der Việt Minh, die 1941 zur Bekämpfung der japanischen Besatzer gegründet worden war, ging daraufhin wieder in den Untergrund. In den folgenden Jahren sah sich Frankreich einem blutigen Guerillakrieg ausgesetzt. Da die französischen Truppen den Widerstand der Vietnamesen nicht brechen konnten wurde im Frühjahr 1953 General Henri Navarre als neuer Oberbefehlshaber nach Indochina entsandt. Navarre wollte durch das Halten von befestigten Schlüsselpositionen entlang den Versorgungslinien der Vietnamesen diese in die verlustreichen Abnutzungsgefechte eines Stellungskrieges zwingen.

[Bearbeiten] Operation Castor

Karte der Festungsanlage
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Karte der Festungsanlage

Die Situation, wie sie sich General Navarre in Indochina darstellte, war denkbar ungünstig. Der Konflikt währte schon sieben Jahre und die Việt Minh setzten das französische Expeditionskorps mit ihrer Guerillataktik massiv unter Druck. Die Vietnamesen stützten sich auf die Landbevölkerung und drängten ihre Gegner durch zahlreiche Feuerüberfälle in die Defensive, um dann in der anonymen Masse der Einheimischen unterzutauchen. Die Generalität Frankreichs wollte nach Jahren des Guerillakampfes die Truppen der Việt Minh in eine offene Feldschlacht zwingen und so dem Gegner ihre Art der Kriegsführung aufzwingen. In dieser Entscheidungsschlacht sollte die französische Überlegenheit an Ausrüstung und Technik den erforderlichen Sieg bringen und den Krieg beenden. Ein weiterer Punkt in Navarres Plan sah einen Sperrriegel entlang der laotischen Grenze vor, um so die Zusammenarbeit der beiden Befreiungsbewegungen Pathet Lao und Việt Minh zu unterbinden. Ein verlassener französischer Außenposten, umgeben von rund 1000 m hohen Bergen in einer 16 Kilometer langen und acht Kilometer breiten Talmulde, wurde als Ort für die Entscheidungsschlacht ausgewählt. An dieser Position errichteten die Franzosen eine Festung mit zahlreichen Außenposten. Die Festung erhielt den Namen der nahen Kleinstadt Điện Biên Phủ. Dieser Stützpunkt war von einer Hügelkette umgeben und sollte hauptsächlich aus der Luft versorgt werden, da die Position über den Landweg nur schwer erreichbar war.

Errichtung der Festung bei Điện Biên Phủ

Der Ausbau Dien Bien Phus zu einer großen Festung mit den einzelnen Außenposten begann am 20. November 1953. Die Errichtung der Festung und die Aufstockung der Soldaten erhielt den Operationsnamen Castor. An diesem Tag im November setzten die Franzosen die ersten 9.000 Fallschirmjäger über der Talmulde ab. Der Hauptstützpunkt Điện Biên Phủs lag nahe der laotischen Grenze aber ca. 200 Km (Luftlinie) entfernt von Hanoi als Nachschubbasis. Die französische Garnison Lai Chau sollte rund 100 km entfernt im Norden stationiert werden. Das Hauptquartier wurde im Komplex Claudine errichtet. Die eigentliche Festung und die Verteidigungsanlagen umfassten die Stützpunkte Elaine, Dominique, Francoise und Huguette mit einer Landebahn. Im nahen Umfeld der Festung wurden mehrere Außenposten auf kleinen Anhöhen errichtet. Gabrielle wurde als vorgeschobener Posten im Norden auf der Anhöhe Doc Lap eingerichtet. Der Stützpunkt Beatrice auf der östlichen Anhöhe Him Lam sollte die Straße nach Osten absichern. Wegen dieses speziellen Auftrags stationierten die Franzosen ein Bataillon der Fremdenlegion in diesem Außenposten. Im Westen befand sich der Außenposten Anne Marie, der mit einem Regiment Thai-Soldaten besetzt war. Der vierte Außenposten Isabelle lag ca. 3 km von den anderen Verteidigungsanlagen entfernt. Er wurde auf der Anhöhe Ham Cum errichtet und hatte eine eigene Landebahn. Das Expeditionskorps verfügte über rund 17.000 bereits kriegserfahrene Soldaten. Im Mittelfeld der Festung, gedeckt von den Widerstandszentren auf den östlichen Hügeln, waren die beweglichen Verbände, die Artilleriebatterien und die Panzereinheiten postiert. Auch der Kommandostab war hier untergebracht. In Reichweite lag das Hauptflugfeld. Dieses riesige Verteidigungssystem war auf Wällen und unterirdischen Gängen aufgebaut. Oberbefehl und Planung über die gesamte Verteidigungsanlage übertrug die französische Führung dem Oberst Christian Marie de Castries.

[Bearbeiten] Angriffsvorbereitungen der Việt Minh

Die Verbände des Viet Minh störten den Festungsaufbau nur geringfügig, hin und wieder kam es zu kleinen Scharmützeln. Am 6. Dezember erhielt General Vo Nguyen Giáp den Befehl, die französische Armee bei Điện Biên Phủ anzugreifen. Er begann daraufhin mit den Schlachtvorbereitungen. In monatelanger Arbeit und mit Hilfe der ansässigen Zivilbevölkerung gelang es ihm, Artillerie- und Flakgeschütze auf den Bergen ringsum das Tal zu positionieren. Waffen, Munition und die zerlegten Geschützteile wurde mit Büffeln, Fahrrädern oder per Hand an die Front gebracht. Für diese große Logistikleistung legte der Việt Minh Dschungelpfade an. Giáp schaffte es von den Franzosen unbemerkt Gräben und Angriffsstellungen im gesamten Tal anzulegen. Die Gräben wurden während der Schlacht weiter ausgebaut. Die Front konnte durch die Gräben sicher erreicht werden, was einen gewissen Schutz vor französischer Artillerie und Luftangriffen bot . Die Vietnamesen zogen ein Heer von rund 33.000 Soldaten zusammen, das im Laufe der Schlacht auf ca. 100.000 vergrößert wurde. Folgende Verbände wurden für die erste Angriffswelle nach Điện Biên Phủ beordert.

  • die 308. Infanteriedivision
  • die 312. Infanteriedivision
  • zwei Regimenter der 316. Infanteriedivision
  • ein Regiment der 304. Infanteriedivision
  • zwei Abteilungen 105-Millimeter-Haubitzen der „schweren“ 351. Division
  • zwei Abteilungen 75-Millimeter-Haubitzen
  • ein Flak-Regiment
  • ein Pionierregiment

Anfang März 1954 waren die Vorbereitungen abgeschlossen und General Giáp erhielt den Einsatzbefehl. Die folgenden Worte sprach General Vo Nguyen Giáp zu seinen Soldaten:
Für unsere regulären Streitkräfte hat die Stunde der Offensive gegen Điện Biên Phủ geschlagen. Unser Sieg bei Dien Bien Phu wird bedeuten, die Masse der feindlichen Truppen zu vernichten, den ganzen Nordwesten zu befreien, das Hinterland für den Widerstandskrieg auszudehnen und zu festigen sowie zum Erfolg der Bodenreform beizutragen... Unser Sieg bei Dien Bien Phu wird den Zusammenbruch des Navarre-Plans bedeuten, der schon schwere Rückschläge erlitten hat.

[Bearbeiten] Verlauf der Schlacht

[Bearbeiten] Beginn der Schlacht im März

Zur Überraschung der Franzosen am Morgen des 13. März 1954 eröffneten die Vietnamesen ihre Angriff durch Artilleriefeuer von den umliegenden Berghängen. De Castries war überzeugt gewesen, dass es für die Vietnamesen unmöglich wäre, schwere Artillerie durch das außerordentlich unwegsame Gelände auf den Bergen rings um das Tal in Stellung zu bringen. Diese Annahme hatte maßgeblich zur Auswahl Điện Biên Phủs als Festung beigetragen. Die Franzosen erwiderten den Beschuss ihrerseits mit Artilleriefeuer auf die vermeintlichen Positionen der vietnamesischen Artilleriestellungen. Durch den heftigen Beschuss aus den Bergen konnten die Vietnamesen bereits am ersten Tag die wichtigste Landebahn schwer beschädigen und einen großen Teil der Vorräte an Waffen und Munition der Franzosen vernichten.

Zur selben Zeit griffen Verbände der 312. Infanteriedivisionen der vietnamesischen Armee den nördlichen Verteidigungsstützpunkt Gabrielle auf der Anhöhe Độc Lập an. Die verbleibenden Truppenteile schlossen den Kessel, sodass die gesamte Befestigungsanlage eingekreist war. Am selben Tag erfolgte der Angriff auf den nordöstlichen Verteidigungsraum Béatrice auf der Anhöhe Him Lam. Dieser Außenposten, den hauptsächlich Fremdenlegionäre verteidigten, fiel bereits in der Nacht zum 14. März. Im Kampf um diesen Außenposten verloren die Franzosen rund 500 Soldaten. Die Kämpfe um den nördlichsten Posten Gabrielle dauerten noch bis zum 15. März, dann jedoch fiel auch dieser Verteidigungsposten in die Hände der Việt Minh. Nach diesem Anfangserfolg fokussierte General Võ Nguyên Giáp die Angriffsbemühungen auf den Außenposten auf der Anhöhe Bản Kéo. Diese Verteidigungsstellung mit dem Namen Anne Marie wurde hauptsächlich von rekrutierten Thais verteidigt. Am 17. März verloren die Franzosen auch diesen Posten, da die Thais zum Feind übergelaufen waren und die Stellung aufgegeben hatten. Mit dem Verlust dieser Stellung war das Gebiet nördlich der Festung komplett unter Kontrolle der Việt Minh.

Durch die Lage in der Talsohle waren die französischen Truppen dem vietnamesischen Artilleriefeuer ausgeliefert. Die Geschütze der Vietnamesen wurden durch das Gegenfeuer der Franzosen in ihren getarnten Bergstellungen allerdings kaum geschwächt. Der Kommandeur der französischen Artillerie empfand die Situation als so ausweglos, dass er Selbstmord beging. Durch den Beschuss der Landebahnen wurde auch der Nachschub der Kolonialstreitkräfte unterbunden, die keine Landverbindung zu ihrer Festung besaßen. Der Festungskommandant Oberst Christian Marie de Castries forderte massive Luftunterstützung an, und diese wurde auch umgehend gewährt. In den folgenden Tagen der Schlacht wurden die Hügelkette und die vermeintlichen Positionen der Việt Minh mit Bomben und Napalm unter Beschuss genommen. Die französische Luftwaffe sah sich bei diesem Unterfangen dem Flugabwehrfeuer der Vietminh ausgeliefert und verlor im Kampf um Điện Biên Phủ bereits in den ersten Tagen zahlreiche Transport- und Kampfflugzeuge.

Das Artilleriefeuer auf die Flugplätze ließ ab dem 28. März keine Landung eines französischen Flugzeugs mehr zu. Daraufhin mussten die Versorgungsgüter unter dem feindlichen Flakfeuer abgeworfen werden. Ein großer Teil davon landete in den Händen der Vietnamesen. Trotz der ersten Erfolge der Verbände der Việt Minh verfügten die französischen Truppen in Điện Biên Phủ noch über den größten Teil ihrer Einsatzkräfte in der stark ausgebauten Befestigungsanlage. Am 14. März und 16. März setzte das französische Oberkommando zwei zusätzliche Fallschirmjägerbataillone ab, um die Garnison zu verstärken. Die französische Luftwaffe griff pausenlos die Nachschubwege der Việt Minh an, konnte allerdings die Versorgung ihrer Gegner nicht entscheidend stören.

[Bearbeiten] Operation Vulture (Aasgeier)

Die Lage in Điện Biên Phủ spitzte sich nach dem de-facto-Ausfall der Flugplätze im März dramatisch zu, und die französische Regierung musste einsehen, dass der Plan von General Navarre gescheitert war. Frankreich erkannte, dass der Krieg in Indochina alleine nicht mehr zu gewinnen war. Aus diesem Grund wurden Regierungsvertreter in die USA entsandt, um Hilfe zu erbitten. Bei Gesprächen mit dem US-Außenminister John Foster Dulles und Präsident Dwight D. Eisenhower gewährte man den Franzosen die gewünschte Unterstützung. Die US-Militärführung bot der französischen Regierung sogar den Einsatz von Atomwaffen in der Schlacht um Điện Biên Phủ an. Dieses Angebot erhielt die Bezeichnung Operation Vulture. Mit dem Einsatz von Atombomben sollten Việt Minh-Truppen hinter der Front bombardiert werden und so auch gleichzeitig die Unterstützung der Landbevölkerung verringert oder ganz verhindert werden. Jedoch wollte die US-Regierung den Abwurf von Atombomben nur befehlen, wenn andere Länder, wie zum Beispiel Großbritannien, dies akzeptieren und unterstützen würden. Großbritannien lehnte den Einsatz von Atomwaffen aber ab. Die Operation Vulture verschwand in einer Schublade des Pentagon. Im Vietnamkrieg der Amerikaner kam der Einsatz von Atomwaffen gegen Nordvietnam noch einmal zur Sprache, wurde jedoch erneut verworfen.

[Bearbeiten] Zweite Angriffswelle auf die Festung

Nach der ersten Angriffswelle setzte eine zweiwöchige Kampfpause ein. Diese Zeit nutzten die vietnamesischen Streitkräfte , um frische Truppen und neues Material ins Kampfgebiet zu schicken. General Võ Nguyên Giáp verstärkte seine Truppen in der Gefechtspause um 4 weitere Infanteriedivisionen, ein Flakregiment und 5 weitere Artillerieabteilungen. Zum Start der zweiten Angriffsphase standen General Võ ca. 50.000 Mann zur Verfügung.

Die Franzosen nutzten die Pause ebenfalls, um neues Material und weitere Soldaten heranzuschaffen. Aufgrund der Einkesselung des Stützpunktes konnten keine neuen Truppen über den Landweg ins Kampfgebiet entsandt werden, sodass die Franzosen Fallschirmjäger über der Festung abspringen ließen, um so die eigenen Truppen zu verstärken. Die Blockierung der Flughäfen durch die vietnamesische Artillerie und die Ungenauigkeit der Nachschublieferung per Fallschirmabwurf verschlimmerten die Lage der französischen Truppen zusätzlich.

In der zweiten Angriffswelle sollte das Zentrum der Festung attackiert werden. Am 30. März begann die 312. Infanteriedivision mit dem Angriff auf die Stellung Dominique im nordöstlichen Sektor. Der Kampf um diese Position stellte sich als der längste und erbittertst geführte Angriff der ganzen Schlacht heraus, und hielt bis Ende April an. Zur selben Zeit eröffneten die 316. im Osten, die 308. im Westen und die 304. Infanteriedivision im Süden den Angriff auf das Zentrum der stark ausgebauten Befestigungsanlage. Mehr als 30 Verteidigungsstützpunkte hatte Oberst de Castries anlegen und besetzen lassen, um das Zentrum und das Hauptquartier zu schützen. Ein großer Teil davon waren Eliteeinheiten der französischen Fallschirmjäger und der Fremdenlegion. Um ihre Bodentruppen zu unterstützen setzte die französische Luftwaffe Napalm und Bombenangriffe ein, was den Angriff der Vietnamesen verlangsamte.

Die zweite Phase der Schlacht war durch einen chaotischen Stellungskampf gekennzeichnet. Angriffe und Gegenangriffe wechselten ständig, ohne daß eine Seite ihrem Angriff eine übergeordnete Stoßrichtung verleihen konnte. Die schweren Gefechte bei den östlichen Verteidigungsräumen Dominique und Eliane führte zu einer Spaltung zwischen beiden Außenposten. Im Westen konnte die 308. Division Mitte April die Stellung Huguette zum größten Teil einnehmen. Der Hauptflugplatz fiel zur gleichen Zeit. Im Süden konnten Verbände der 304. Infanteriedivision den Stützpunkt Isabelle von den übrigen Truppen abschneiden. Die französische Luftwaffe konzentrierte sich während der zweiten Phase auf die Stellungen der Việt Minh im Hinterland sowie auf Flak- und Artilleriestellungen. Doch konnten die Bombardierungen weder das Artilleriefeuer noch den Nachschub der Vietnamesen entscheidend schwächen.

[Bearbeiten] Der Fall von Điện Biên Phủ

Gegen Ende April waren nur noch wenige Stellungen der Festung rund um das Hauptquartier unter französischer Kontrolle und die Lage um den Außenposten Isabelle auf der Anhöhe Hồng Cúm spitzte sich immer weiter zu. Festungskommandant Colonel Christian de Castries erkannte die Aussichtslosigkeit seiner Position. Seine Soldaten waren von den schweren Kämpfen gezeichnet und fürchteten die Gefangenschaft, einige begingen Selbstmord oder desertierten.

Am 2. Mai 1954 gingen die Vietnamesen zum Generalangriff über. Der aussichtslose Kampf der Franzosen zog sich noch bis zum 7. Mai hin. Bereits am 6. Mai befahl der Kommandeur die Vernichtung der militärischen Dokumente, und er ließ in der Nacht weiße Fahnen nähen. Am 7. Mai um 17.30 Uhr kapitulierte Colonel de Castries mit seinen verblieben Soldaten und ging in die Kriegsgefangenschaft. Einen Tag nach der Kapitulation ergaben sich auch die Soldaten des südlichen Stützpunktes Isabelle. Die letzte Bastion Frankreichs im Tal von Điện Biên Phủ war durch den Feind eingenommen worden. Die Fahne der Việt Minh wehte als Zeichen des Sieges auf dem Bunker des ehemaligen französischen Hauptquartiers.

[Bearbeiten] Auswirkungen

[Bearbeiten] Analyse

Die Niederlage Frankreichs in der Schlacht von Dien Bien Phu kann auf falsche Einschätzung des Feindes und einer geographischen Fehlentscheidung zurückgeführt werden. Die Entscheidung der französischen Regierung, General Navarre den Oberbefehl über die Kolonialtruppen in Indochina zu übertragen, erwies sich ebenfalls als Fehlentscheidung, denn er hatte seine Gegner vollkommen unterschätzt. Der Festungskommandant de Castries bot ebenso ein Beispiel chauvinistischer Verachtung und Unterschätzung seiner Gegenspieler. Er benannte die Außenposten angeblich nach einheimischen Prostituierten, die er öfters aufsuchte.

General Navarre schätzte den Gegner falsch ein, er glaubte nicht daran, dass eine Möglichkeit für den Viet Minh bestehe, schwere Flak- und Artilleriegeschütze auf der Hügelkette in Position zu bringen. Nach seiner Meinung war es nicht denkbar, größere Truppenkontingente in Bergen zu verschanzen, da deren Versorgung mit Waffen, Munition, Medikamenten und Lebensmitteln nur per Flugzeug realisierbar wäre (welche dem Feind nicht zur Verfügung standen).

Den größten Faktor für die Niederlage hatten die Franzosen selbst gelegt. Die Entscheidung die Festung in einer von Hügeln umgebenen Talmulde anzusiedeln, brachte die französischen Truppen noch vor dem ersten Schuss ins Hintertreffen. Die geographische Lage spielte einem Feind, der das Gelände sowieso besser kannte, in die Hände. Ein zweiter Nachteil, den der Festungsstandort bot, war die Tatsache, dass ein Anflug für die Versorgungsflugzeuge, aufgrund der hohen Berge, nur aus einer Richtung möglich war. Der Abschuss der einfliegenden Flugzeuge wurde so dem Feind erleichtert und viele Piloten verloren ihr Leben.

Die Vietnamesen hatten einen erfahrenen und mutigen Anführer auf ihrer Seite. General Vo Nguyen Giap war ein guter Taktiker und kannte die Vorgehensweise der Franzosen sehr genau. Er ließ Frankreich lange in dem Glauben, seine militärischen Kräfte wären schwach. Die Entscheidung die Festung nicht mit einem Sturmangriff einzunehmen, sondern einen Außenposten nach dem nächsten zu erobern, erwies sich schnell als erfolgreich. Er baute mit seiner Armee getarnte Stellungen in den Bergen aus, legte Gräben an, die dicht an die Festung reichten, und entwickelte ein gutes Sanitätswesen, das auch die Dorfbevölkerung mit einbezog.

Die ländliche Bevölkerung Vietnams trug entscheidend zum Sieg des Viet Minh bei. Sie unterstützte die Truppen, gab ihnen Unterschlupf oder half den Verwundeten. Die zivilen Bewohner des Tals schleppten auf Fahrrädern und Büffeln den Nachschub für die Front herbei.

In Frankreich stieg während den Gefechten um die Festung die Zahl der Kriegsgegner und auch die Presse sprach verstärkt von einem „sale guerre“, einem schmutzigen Krieg.

[Bearbeiten] Verluste

In der Schlacht um Điện Biên Phủ kamen auf Seiten der Franzosen ca. 20.000 Soldaten zum Einsatz. Die Việt Minh setzte ca. 100.000 Soldaten ein. Es wurden rund 8.200 französische Soldaten getötet oder vermisst. Auf vietnamesischer Seite waren rund 20.000 Opfer zu beklagen. Nach der Kapitulation gingen ca. 9.500 französische Soldaten in die Gefangenschaft. 3.290 überlebten die Gefangenschaft. Für die Franzosen wogen diese Verluste schwer, da sie in Điện Biên Phủ die Elite ihrer Indochinatruppen fast vollständig verloren.

Anmerkung:

Während des Indochina-Krieges starben insgesamt 10.483 Legionäre, ungefähr die Hälfte der Gefallenen waren deutsche Staatsangehörige. Im Indochina-Krieg kämpften ca. 35.000 Deutsche, zumeist (Halb-)Waisen des Weltkrieges oder ehemalige Angehörige der Wehrmacht, als Fremdenlegionäre auf Seite der Franzosen. In Điện Biên Phủ starben 1.500 Fremdenlegionäre. Von den 7.000 gefangenen Legionären kehrten ca. 2.000 zurück. Es ist zu vermuten, dass auch hier die Hälfte deutscher Abstammung waren.

Die Schlacht wird auch als letzte Schlacht der Waffen-SS bezeichnet, da in der Fremdenlegion eine große Anzahl ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS kämpfte, denen nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Rückkehr in ein Zivilleben nicht gelang und die sich daher für die Fremdenlegion – hinsichtlich Corps-Geist und Eliteverständnis mit der Waffen-SS durchaus vergleichbar – gemeldet hatten.

[Bearbeiten] Genfer Indochina-Konferenz

Am 26. April 1954 tagte die Indochina-Konferenz in Genf. An der Konferenz nahmen die beiden Kriegsparteien Frankreich und die pro-kommunistische Việt Minh, sowie die USA, China, Großbritannien, die Sowjetunion, Vietnam, Laos und Kambodscha teil. Nach 87 Verhandlungstagen und unter dem Einfluss der vernichtenden Niederlage der Franzosen in der Schlacht um die Festung Điện Biên Phủ verständigten sich die Teilnehmer auf ein Waffenstillstandsabkommen. Dieses Abkommen trat am 21. Juli in Kraft und beendete den Indochinakrieg und die französische Kolonialzeit in Asien.

Der wichtigste Punkt des Waffenstillstandsabkommens war die Teilung Vietnams in einen Nord- und Südstaat. Die Demarkationslinie verlief entlang des 17. Breitengrades. Die Teilung des Landes sollte nur provisorisch sein und diente zur Entflechtung der vietnamesischen Streitkräfte. Die Việt Minh bekam den Norden zugesprochen, der Süden verblieb in der westlichen Einflußsphäre. Geheime, allgemeine und freie Wahlen sollten im Juli 1956 eine gemeinsame Regierung für ganz Vietnam bringen, doch die Wahlen wurden von den amerikanischen Beratern in Südvietnam verhindert. Die Amerikaner fürchteten sich davor, ganz Vietnam an den Kommunismus (Domino-Theorie) zu verlieren, nachdem Nordvietnam unter der Führung von Hồ Chí Minh und der Việt Minh zu einem sozialistischen Staat geworden war.

Die beiden Königreiche Laos und Kambodscha, die ebenfalls zu Indochina gehört hatten, wurden mit diesem Abkommen wieder zu souveränen Staaten.

[Bearbeiten] Zitate

„Die Überlebenden von Dien Bien Phu erzählten von der Schlacht, vom Versagen der Führung, von der schrecklichen Überraschung, als plötzlich Artilleriefeuer auf ihre unzureichenden Stellungen trommelte. Ein Thai-Bataillon war sofort übergelaufen. Die übrigen farbigen Truppen hatten sich passiv verhalten und Deckung gesucht. Wirklich gekämpft bis zum letzten Erdloch und bis aufs Messer hatten lediglich die französischen Fallschirmjäger und die Fremdenlegionäre, zu 80% Deutsche, seien zum Sterben angetreten wie in einer mythischen Gotenschlacht.“ [1]

"Wir jagen alles in die Luft, Adieu" - letzte Funkmeldung der französischen Truppen aus Điện Biên Phủ [2]

[Bearbeiten] Film

Die Hölle von Dien Bien Phu zeigt in bedrückenden Bildern frei von Heldenpathos das Leben und Sterben in einem Krieg, den die Soldaten der Grande Nation bereits verloren wissen. Das Drehbuch stammt von Pierre Schoendoerffer, einem Überlebenden der Kesselschlacht, der auch Regie führte.

[Bearbeiten] Musik

Erwähnung findet die Schlacht in dem Lied Dien Bien Phu der Punkband Boxhamsters und in dem Titel We didn't start the fire von Billy Joel.

[Bearbeiten] Verweise

[Bearbeiten] Quellen

  1. Peter Scholl-Latour, Der Tod im Reisfeld – 30 Jahre Krieg in Indochina
  2. John Pimlott, Vietnam – the Decisive Battles, New York, 1990, S.12

[Bearbeiten] Literatur

  • Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte. Heyne, München 2001, ISBN 3-453-86127-2 (hier: Kap. 4 "Dien Bien Phu")
  • Marc Frey: Das Ende eines Kolonialreiches. Dien Bien Phu, 13. März bis 7. Mai 1954. In: Stig Förster u.a. (Hrsg.): Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai. Dtv, München 2004, ISBN 3-423-34083-5, S. 358–373,
  • Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragödie in Asien und das Ende des amerikanischen Traums. Beck, München 2004, ISBN 3-406-45978-1, S. 11–41
  • John Pimlott: Vietnam. The decisive battles. Macmillan, New York 1990, ISBN 0-02-580171-6
  • Jules Roy: Der Fall von Dien Bien Phu. Des weissen Mannes Stalingrad in Indochina. Heyne, München 1964.
  • Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld. Dreißig Jahre Krieg in Indochina. Dtv, München 2000, ISBN 3-423-36173-5
  • Harry Thürk: Dien Bien Phu. Die Schlacht, die einen Kolonialkrieg beendete. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1997, ISBN 3-89488-076-7.

[Bearbeiten] Weblinks

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