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Schlacht bei Charkow

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Die Schlacht bei Charkow fand während des Zweiten Weltkrieges in der Region der ukrainischen Stadt Charkow statt. Die Kampfhandlungen erstreckten sich vom 12. bis 28. Mai 1942. Kriegschronologisch gesehen war es bereits die zweite Schlacht um Charkow.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Im Dezember 1941 kam das Unternehmen Barbarossa auf der Linie Leningrad, Moskau und Rostow zum Erliegen. Stalin brachte neue Reserven und lancierte ab Dezember verschiedene Gegenoffensiven entlang der ganzen Front, welche als Sowjetische 1. Winteroffensive bekannt wurden. Im Norden versuchten die Leningrader Front und die Nordwestfront in der Schlacht am Wolkow, Leningrad zu befreien. Die Nordwestfront und die Kaliningrader Front versuchten ebenfalls, mit einer Zangenbewegung Richtung Ostrov vorzugehen. Diese Bewegung führte zur Kesselschlacht von Demjansk. Vor Moskau wurde mit Teilen der Kalilingrader Front und der Westfront die Schlacht um Moskau geschlagen. Im Schwarzen Meer startete die Kaukasusfront einen Versuch, die Krim zurückzuerobern.

Im Süden wurde bereits im November 1941 die 1. Panzerarmee unter Ewald von Kleist aus Rostow zurückgeschlagen. Die Front stabilisierte sich am Muis. Daraufhin versuchten Süd- und Südwestfront einen Angriff südlich von Charkow über den nördlichen Donez, Richtung Asowsches Meer, um die 1. Panzerarmee abzuschneiden und zu vernichten. Dieser Plan gelang nicht. Als Resultat entstand der Frontbogen von Isjum.

[Bearbeiten] Strategie und Planung

[Bearbeiten] Sowjetische Strategie und Planung

Marschall S. K. Timoschenko
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Marschall S. K. Timoschenko

Nach dem Ende der Winteroffensive wollten Stalin und die Stavka die Initiative nicht aus der Hand geben. Der Stavka war bewusst, dass die deutsche Wehrmacht für den Sommer eine erneute Offensive plante. Die Stoßrichtung war jedoch unbekannt. Nach den starken Bemühungen der deutschen Wehrmacht im Herbst 1941 vermutete die Stavka eine Fortführung der Offensive in Stoßrichtung Moskau. Gemäß der im Jahre 1941/42 üblichen strategischen Denkweise der Roten Armee wollte Stalin die deutsche Vorbereitung mit mehreren Offensiven entlang der gesamten Ostfront stören, anstatt die Kräfte für eine große Offensive zu konzentrieren.

Im nördlichen Sektor befahl Stalin am 9. April der Leningrader Front und der Wolchowfront einen Entsatzangriff zur Befreiung der eingeschlossenen russischen 2. Armee. Am 22. April befahl er der Nordwestfront einen weitereren Angriff auf das seit Januar im Demjansker Kessel eingeschlossene 2. deutsche Armeekorps. An der Westfront wurde bei Wjasma die eingeschlossene Gruppe Below verstärkt, damit sie sich freikämpfen konnte. Auf der Krim erhielt die Krimfront den Befehl, den Brückenkopf auf der Halbinsel Kertsch zu erweitern um den Belagerungsring bei Sewastopol zu brechen. Anfangs Mai wurde im Norden der Kaliningrader Front eine Offensive gegen die finnischen Truppen befohlen.

Die Offensive im Raume Charkow war dabei die größte. Sie wurde geplant und durchgeführt durch die Südwestfront mit Hilfe der Brjansker Front und der Südfront.

Marschall Semjon Timoschenko, Kommandant der Südwestfront, plante zwei Offensiven, welche sich in einer Zangenbewegung westlich von Charkow vereinigen sollten. Eine südliche Offensive aus dem Frontbogen von Isjum in Richtung Nordwesten, bis westlich von Charkow. Die nördliche Offensive aus dem kleinen Brückenkopf bei St. Saltow, westlich des nörlichen Don in Richtung Charkow. Die beiden Gruppenteile sollten sich westlich von Charkow verbinden, die Stadt einnehmen und die eingeschlossenen deutschen Truppen vernichten. Marschall Timoschenkos weiterer Plan sah vor, mit den vereinigten Truppen in einer weiteren, gemeinsamen Offensive, den wichtigen Knotenpunkt Dnipropetrowsk einzunehmen. Bei einem Erfolg wären die Kommunikationslinen der Heeresgruppe Süd ernsthaft gefährdet.

[Bearbeiten] Deutsche Strategie und Planung

Nach den Kämpfen im Winter 1941/1942 wollte Hitler den Russlandfeldzug im Sommer 1942 zu Ende bringen. Im Gegensatz zum Unternehmen Barbarossa, bei welchem in drei strategischen Stoßrichtungen angegriffen wurde, konzentrierte sich das OKH auf eine einzelne strategische Stoßrichtung. Die Offensive sollte im Süden weitergeführt werden, um die wirtschaftlich wichtigen Regionen im Donezbecken und im Kaukasus einzunehmen. Mit der wirtschaftlichen Schwächung der Roten Armee sollte es in der Folge möglich sein, mit einem Richtungswechsel der Heeresgruppe Süd nach Norden Moskau einzunehmen. Daraus entstand der Plan Operation Blau.

Im Vorfeld zur Operation Blau wurden zwei weitere Operationen zur Vorbereitung geplant. Die Operation Kreml war ein Ablenkungsmanöver, welches eine größere Offensive der Heeresgruppe Mitte auf Moskau vortäuschen sollte und zur sowjetischen Fehleinschätzung der strategischen Lage mithalf. Die Operation Friderikus hatte zum Ziel, den Frontbogen von Isjum zu vernichten. Die Heeresgruppe Süd hatte Bedenken, dass sich der sowjetische Brückenkopf negativ auf die geplante Sommeroffensive im Süden auswirken könnte. Geplant war ein Angriff der 6. Armee von Norden und von der 1. Panzer Armee von Süden Richtung Isjum. Für diesen Angriff wurden starke Verbände in Charkow und bei Slaviansk zusammengezogen. Diese Vorbereitungen, welche der Stavka unbekannt waren, hatten starken Einfluss auf die geplante sowjetische Charkow-Offensive.

[Bearbeiten] Aufstellung

[Bearbeiten] Sovjetische Aufstellung

Der Angriff sollte durch die Südwestfront durchgeführt werden. Maschall Timoschenkov standen dafür vier Armeen zur Verfügung.

[Bearbeiten] Nördlicher Sektor

Der Nördliche Sektor befand sich östlich von Charkow.

21.Armee: Am rechten Frontflügel östlich von Belgorod. Auftrag: Absicherung der Flanke

28.Armee: nördlich von St. Saltov. Auftrag: Angriff auf der Linie Petropawlovka- Russkie Tishki (Richtung Westen)

38.Armee: südlich von St. Saltov. Auftrag: Angriff auf der Linie Seredovka - Tsirkuny (Richtung Westen) / Sicherung der rechten Angriffsflanke bis Höhe Balakleia

[Bearbeiten] Südlicher Sektor

Der Hauptangriff sollte aus derm südlichen Sektor kommen. Dieser befand sich im Norden des Frontbogen von Isjum und war dadurch stark exponiert.

6. Armee: südlich von Charkow. Auftrag: Sicherung der linken südlichen Angriffsflanke. Angriff in nordwestlicher Richtung.

Armeegruppe Bobkin: Während der Planung wurde aus Teilen der 6. Armee die Gruppe Bobkin gebildet. Diese fügte sich an die linke Flanke der 6. Armee. Auftrag: Angriff in nordwestlicher Richtung und Sicherung des linken Flügels der Südwest Front.

Mitten im Frontbogen übernahm die Südfront die Sicherung der südlichen Frontlinien. Der Kommandant, C.General R.I. Malinovsky, stellte in diesen Abschnitt zwei Armeen.

57.Armee: südwestlicher Abschnitt des Isjumer Frontbogen bis Barvenkovo. Auftrag: Sicherung der linken Flanke der Südwestfront

9.Armee: südöstlicher Abschnitt des Isjumer Frontbogen von Barvenkovo bis Slaviansk. Auftrag: Sicherung der linken Flanke der Südwestfront

Der 9. und 57. Armee standen zur Sicherung der 176 km langen Südgrenze des Isjumer Frontbogen nur 11 Schützendivisionen und eine Schützenbrigade zur Verfügung. Weitere Kräfte der Südfront waren vor Rostow und Voroschilowgrad für die Sicherung der restlichen Südfront gebunden. Diese Truppen sollten jedoch bei Bedarf an die linke Flanke der Südfront gebracht werden.

[Bearbeiten] Deutsche Aufstellung

[Bearbeiten] Raum Charkow

Die 6. Armee befand sich auf der linken Flanke der Heeresgruppe Süd und besetzte das Gebiet von Kursk bis zur südwestlichen Spitze des Isjumer Frontbogen. Im Raum Charkow befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffes:

14. Armeekorps [1] :Bei Belgorod, nördlich von Charkow

17. Armeekorps: Bei Cheremoshnoe, zwischen Belgorod und Charkow

51. Armeekorps: Bei Chuguev östlich von Charkow bis Zmiev südlich von Charkow

8. Armeekorps: Von Zmiev, südwestlich von Charkow

[Bearbeiten] Südlicher Frontbogen

Ewald von Kleist
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Ewald von Kleist

Der südliche Abschnitt der Heersgruppe Mitte wurde durch die 17. Armee und die Panzergruppe Kleist verteidigt. An den rechten Flügel der 6. Armee fügten sich folgende Verbände:

6. rumänische Armee: Besetzte den östlichen Abschnitt des Frontbogen.

11. Armeekorps: Bei Pavlograd, im südwestlichen Frontbogen.

3. mot. Korps: Bei Stepanovska, vor dem südlichen Frontbogen.

44. Armeekorps: Im Raum Slaviansk

Weitere Verbände der 17. Armee besetzten die Front bis zum Asowschen Meer.

[Bearbeiten] Die Schlacht

Die sowjetische Offensive mit rund 640 000 Soldaten und 1 200 Panzern begann am 12. Mai 1942. Timoschenkos Truppen griffen aus dem Isjumer Frontbogen sowie Woltschansk an. Die deutschen Verteidigungsstellungen fielen rasch und die Rote Armee gewann schnell an Raum, doch ließ ebenso rasch die sowjetische Stoßkraft nach. Dies nutzte von Kleist mit seinen Panzerverbänden zu einer Gegenoffensive. Am 17. Mai trafen sie mit verbündeten rumänischen Truppen zusammen. Sie stießen von Slawjansk, Barwenkowo und Losowaja gemeinsam nach Norden vor. Die 6. Armee griff aus Charkow an. Die vier südlich der Stadt postierten sowjetischen Armeen wurden von dieser Einkesselung völlig überrascht. Sie versuchten nach Südosten zu fliehen, doch schon am 23. Mai war die Einschließung vollendet. Rund 240 000 sowjetische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft.

[Bearbeiten] Bedeutung der Schlacht

Der Sieg bei Charkow bedeutete gleichzeitig die letzte siegreiche Kesselschlacht der Wehrmacht. Durch diesen Sieg erkämpften sich die Deutschen die strategischen Voraussetzungen für die Sommeroffensive 1942.

[Bearbeiten] Weitere Schlachten um Charkow

Im Februar und März 1943 entbrannten erneut heftige Kämpfe um Charkow, die ebenfalls als "Schlacht von Charkow" bekannt wurden (erneuter sowjetischer Rückeroberungsversuch). Diese gilt genaugenommen als die dritte Schlacht um Charkow, nach der ersten im Oktober 1941 (Eroberung durch deutsche Truppen) und der oben genannten zweiten von 1942 (erster sowjetischer Rückeroberungsversuch), ihr folgte im August 1943 die vierte und letzte Schlacht um Charkow (sowjetische Rückeroberung).

[Bearbeiten] Bemerkungen

  1. Zum einfacheren lesen werden nicht die bei der Wehrmacht üblichen römischen Zahlen verwendet

[Bearbeiten] Literatur

  • David M. Glantz: Kharkov 1942 - Anatomy of a Military Disaster Through Soviet Eyes ISBN 0711025622

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