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Rodentizid

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Ein Rodentizid ist ein chemisches Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren. Es kommt in Fressködern und zur Begasung von Nagetiergängen zur Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wirkstoffe

[Bearbeiten] Cumarine

[Bearbeiten] Warnung

Alle Angaben in diesem Artikel über Cumarine beziehen sich auf die gebrauchsfertigen Zubereitungen. Reine oder technische Cumarine sind sehr giftig (T+).

[Bearbeiten] Allgemeines

Fraßköder, neben denen tote Ratten liegen, werden von Artgenossen in der Regel nicht mehr angenommen. Zur Verwendung als Rodentizid bieten sich Cumarine wegen ihrer in den Zubereitungen relativ niedrigen akuten Toxizität für Menschen an. Die gebräuchlichen Cumarine sind als Fertigköder nur als gesundheitsschädlich (Xn) und nicht wie viele andere Rodentizide als giftig (T) oder sehr giftig (T+) eingestuft. Cumarine werden oft mit Sulfonamiden wie Sulfachinoxalin als Verstärker kombiniert, die die körpereigene Vitamin K-Synthese hemmen.

[Bearbeiten] Wirkung

Sowohl bei der Anwendung als Medikament (Cumarine (Medizin)), als auch als Rodentizid wird folgende Wirkung der Cumarine ausgenutzt:

Cumarine besitzen eine Strukturähnlichkeit zu Vitamin K. Dieses wird in der Leber bei der Synthese verschiedener Gerinnungsfaktoren benötigt. Diese sind

Die Cumarine heften sich statt Vitamin K an das jeweilige Enzym, blockieren es und stoppen so die Bildung der betreffenden Faktoren (kompetitive Hemmung). Die Wirkung (Leberschädigung, Verbluten) tritt daher auch erst ein, nachdem die zum Zeitpunkt der Gabe des Cumarinderivats im Blut zirkulierenden Gerinnungsfaktoren teilweise verbraucht worden sind. Dies ist erst nach ca. 6 Stunden der Fall. Das Wirkmaximum wird nach 36-48 Stunden erreicht.

[Bearbeiten] Warfarin

[Bearbeiten] Bromadiolon

Chemischer Name: 3-[3-(4′-bromobiphenyl-4-yl)-3-hydroxy-1-phenylpropyl]-4-hydroxycumarin. Bromadiolon ist ein Antigerinnungsmittel der zweiten Generation und wird vor allem in der kommunalen und landwirtschaftlichen Rattenbekämpfung als Fraßköder eingesetzt.

Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz (SGU): Die Aufnahme erfolgt oral, über die Haut oder über die Atmung. Analog zu Warfarin ist eine teratogene Wirkung bei längerer Aufnahme durch schwangere Frauen anzunehmen. Hierbei ist auch der Aufnahmeweg "Haut" zu beachten. Langzeituntersuchungen liegen nicht vor. Bromadiolon ist als reiner oder technischer Stoff giftig für Wasserorganismen. Raubtiere sind durch Sekundärvergiftungen gefährdet, wenn sie überwiegend vergiftete Tiere konsumieren.

[Bearbeiten] Difenacoum

Chemischer Name: 3-(3-biphenyl-4-yl-1,2,3,4-tetrahydro-1-naphthyl)-4-hydroxycumarin. Difenacoum ist ein Antikoagulationsmittel der zweiten Generation. Es wird gegen Mäuse und Ratten eingesetzt.

Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz (SGU): Die Aufnahme erfolgt oral, über die Haut oder über die Atmung. Analog zu Warfarin ist eine teratogene Wirkung bei längerer Aufnahme durch schwangere Frauen anzunehmen. Hierbei ist auch der Aufnahmeweg "Haut" zu beachten. Langzeituntersuchungen liegen nicht vor. Difenacoum ist praktisch wasserunlöslich. Wirkungen auf Wasserorganismen wurden noch nicht veröffentlicht. Raubtiere sind durch Sekundärvergiftungen gefährdet, wenn sie überwiegend vergiftete Tiere konsumieren.

[Bearbeiten] Brodifacoum

Chemischer Name: 3-[3-(4′-bromobiphenyl-4-yl)-1,2,3,4-tetrahydro-1-naphthyl]-4-hydroxycumarin Brodifacoum ist ein Antigerinnungsmittel der zweiten Generation. Dieses Rodentizid ist nur für die Anwendung in Innenräumen geeignet. Vergiftete Tiere dürfen nicht ins Freie gelangen.

Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz (SGU): Die Aufnahme erfolgt vor allem oral oder über die Haut. Eine teratogene Wirkung ist anzunehmen. Hierbei ist auch der Aufnahmeweg "Haut" zu beachten. Langzeituntersuchungen liegen nicht vor. Brodifacoum ist praktisch wasserunlöslich. Der Stoff selbst ist hochgiftig für Wasserorganismen. Raubtiere (Vögel und Säugetiere) sind durch Sekundärvergiftungen stark gefährdet. Sie können bereits durch den Konsum eines vergifteten Nagetieres verenden. Der Wirkstoff soll deshalb nur in geschlossenen Räumen und auch da nur in den Fällen verwendet werden, wo eine Resistenz gegen alle anderen Wirkstoffe der Cumarinderivatgruppe nachgewiesen ist. Der Wirkstoff ist nur als letztes Mittel einzusetzen.


[Bearbeiten] Gegenmittel zu Cumarinen

Bei Vergiftungen mit Cumarinen muss unverzüglich Vitamin K als Antidot gegeben werden. Seine Wirkung beruht auf der Verdrängung der Cumarine von den Gerinnungsfaktoren bildenden Enzymen. Auch hier besteht eine Verzögerung in der Wirkung, da die fehlenden Gerinnungsfaktoren erst nach und nach durch die Leber ersetzt werden können. Insbesondere bei einer Vergiftung durch Brodifacoum ist eine Langzeittherapie mit Vitamin K erforderlich. Im Notfall können die fehlenden Gerinnungsfaktoren direkt ersetzt werden.

[Bearbeiten] Andere Gerinnungshemmer

Chlorphacinon, chemischer Name 2-[2-(4-chlorphenyl)-2-phenylacetyl]indan-1,3-dion, ist ein von 1,3-Indandion abgeleitete Wirkstoff der sehr effektiv die Blutgerinnung von Säugetieren hemmt. Er wirkt auch gegen Nagetiere, die gegen Warfarin resistent geworden sind. Der einmalige Fraß am Köder reicht für die Tötung des Tieres in der Regel aus.

Der reine Wirkstoff ist für Menschen hochgiftig. Er wird daher mit T+ eingestuft. Eine teratogene Wirkung ist noch nicht untersucht worden, aber anzunehmen. Hierbei ist auch der Aufnahmeweg "Haut" zu beachten. Der Wirkstoff ist auch für andere Wildtiere und Wasserorganismen hochgiftig.

[Bearbeiten] Gegenmittel zu Chlorphacinon

Bei Vergiftungen mit 1,3-Indandionen muss unverzüglich Vitamin K1 als Antidot gegeben werden. Im Notfall müssen die fehlenden Gerinnungsfaktoren direkt ersetzt werden. Nach mehreren Quellen ist weder Vitamin K3 noch K4 als Antidot für diesen Stoff geeignet.

[Bearbeiten] Phosphinbildner - Phosphide

[Bearbeiten] Als Begasungsmittel

Aluminiumphosphid und Calciumphosphid bilden mit der Feuchtigkeit der Erde Phosphorwasserstoff, der sich als Atemgift in den Gängen der Nagetiere verbreitet und diese tötet. Phosphorwasserstoff ist leicht entzündlich und kann mit der Luft eine gefährliche explosionsfähige Atmosphäre bilden. Das Mittel darf nicht in der Nähe von Oberflächengewässern eingesetzt werden. Achtung: Die Durchführung von Begasungen mit einigen der hier genannten Wirkstoffe ist in Deutschland erlaubnispflichtig. Zinkphosphid reagiert wesentlich langsamer mit Wasser (Feuchtigkeit), so dass es als Begasungsmittel i. d. R. nicht eingesetzt wird. Zinkphophosphid wird dagegen als Wirkstoff auf Fraßköder eingesetzt. Kommt das Zinkphosphid nach dem Verschlucken mit der Magensäure in Kontakt, bildet sich im Körper der sehr giftige Phosphorwasserstoff.

[Bearbeiten] Als Fraßgift

Zinkphosphid wird auch als Wirkstoff in Giftweizen oder auf Karottenstückchen bzw. in Teigplättchen verwendet. Nachteil dieser Anwendung ist, dass der Wirkstoff auch für den Menschen, Vögel, Wild und Fische giftig wirkt. Das Mittel muss daher kindersicher und mit Warnschildern gesichert ausgelegt werden. Außerdem muss durch geeignete Abdeckungen sichergestellt werden, dass es nicht von anderen Tieren gefressen wird. In der Nähe von Oberflächengewässern darf es nicht eingesetzt werden.

[Bearbeiten] Gefährliche "Oldtimer"

Arsenverbindungen, Bariumcarbonat, Strychnin und Weißer Phosphor bis etwa 1950 als Rodentizide genutzt, sind aber auch für Menschen so giftig, dass sie für diese Anwendung nicht mehr allgemein zugelassen sind. Thalliumsulfat stellt eine Ausnahme dar, es wurde bis etwa Mitte 1970er Jahre angewendet (Zelio-Körner 2% Giftweizen und Zelio-Paste 2,5%, hergestellt von Bayer AG), heute ist Thallium(I)sulfat nicht mehr generell zugelassen, es kann aber in besonderen Bedarfsfall mit spezieller Genehmigung der Bundesbehörde zur Ratten- und Mäusevertilgung in geschlossener Räume (intradomal) eingesetzt werden. Es ist allerdings durch die Cumarinderivate der zweiter Generation obsolet geworden.
Eventuell noch vorhandene Restbestände dieser Gifte dürfen nicht verwendet werden, sondern müssen als Sondermüll entsorgt werden.

Ebenfalls ist die Verwendung von mit Brotteig verknetetem Hexogen nicht gebräuchlich, da dieser Wirkstoff unter das Sprengstoffgesetz fällt.

[Bearbeiten] Hausmittel

Rodentizider Teig aus 1 Teil Zucker, 2 Teilen Kalk und 3 Teilen Mehl ist ein Hausmittel gegen Ratten. Es soll nach 2 Tagen zu einem tödlichen Darmverschluss führen und ungefährlich für Raubtiere wie Eulen sein.

Ein weiteres, etwas exotisches Rodentizid sind Auspuffabgase von Verbrennungsmotoren, die mit Benzindämpfen gemischt und mit Lanzen in die Gänge der Nager eingeleitet werden.


[Bearbeiten] Calciumcarbid

Calciumcarbid ist kein Rodentizid im eigentlichen Sinn, da es auf Vertreibung zielt statt Vergiftung. Dieses Repellent wird in die Gänge der Nagetiere gelegt und entwickelt mit der Erdfeuchte Ethin, das in Spuren die unangenehm riechenden Gase Ammoniak, Phosphorwasserstoff und Schwefelwasserstoff enthält. Bei der Handhabung muss beachtet werden, dass Ethin ein leicht entzündliches Gas ist, das bei ausreichender Konzentration mit Luft eine explosionsfähige Atmosphäre bildet. Calciumkarbid darf nicht in Gewässer gelangen, da das bei der Reaktion entstehende Calciumhydroxid einen hohen pH-Wert hat, der für Fischnährtiere gefährlich ist.

Siehe auch: Landwirtschaft, Cumarine (Medizin)


Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

SGU: Bitte beachten Sie vor Verwendung der einzelnen Mittel das Sicherheitsdatenblatt und die Verwendungshinweise des Herstellers.

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