Residenzschloss Ludwigsburg
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Das Residenzschloss in Ludwigsburg (ca. 12 km nördlich der Stuttgarter Innenstadt) wurde zwischen 1704 und 1733 unter der Herrschaft von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg im Barockstil errichtet. Es ist eine der größten barocken Schlossanlagen Deutschlands.
1709 begannen die Planungen für die Stadt Ludwigsburg als typische barocke Planstadt, die den absolutistischen Anspruch des Herzogs unterstreichen sollte. Ab 1718 wurde die Stadt westlich des Schlosses errichtet. Zeitweise war Ludwigsburg anstelle Stuttgarts die Residenz- und Hauptstadt des Herzogtums Württemberg.
Das Schloss ist auf drei Seiten umgeben von einer großen Parkanlage. Zur 250-Jahr-Feier des Schlosses 1954 wurden diese Gärten teils in historischer, teils dem Barock frei nachempfundener Form angelegt. Seitdem ist die Gartenanlage mit dem dazugehörigen Märchengarten unter dem Namen Blühendes Barock bekannt und beliebt als Ausflugsziel. Das Ensemble aus Gartenanlage, Residenzschloss und den umliegenden Lustschlössern macht Ludwigsburg zu einer überregionalen Touristenattraktion. Gärten, Architektur und originale Raumausstattungen zeigen mit Gestaltungsformen des Barock, Rokoko, Klassizismus und Empire die unterschiedlichen Auffassungen verschiedener Epochen. Zur 300-Jahr-Feier des Schlosses 2004 wurden im Schloss vier neue Museen eröffnet.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Der Vorgängerbau
An der Stelle des heutigen Schlosses stand im 17. Jahrhundert der Erlachhof, ein Jagdgut mit einer Falknerei und einer Seewirtschaft. Dieser wurde im Jahre 1693 von französischen Truppen niedergebrannt. Anfang des 18. Jahrhunderts plante man zunächst den Wiederaufbau eines Jagdguts. In den folgenden Jahren wurde der Baumeister Philipp Joseph Jenisch mit aufwändigeren Planungen beauftragt. Es entstand ein kleines Schloss, dessen Grundstein am 7. Mai 1704 gelegt wurde und dem Herzog Eberhard Ludwig am 11. Mai 1705 den Namen Ludwigsburg gab.
[Bearbeiten] Die Neuplanung der Residenz
Bereits 1706 entwarf der neue und begabtere Hofbaumeister Johann Friedrich Nette großzügigerer Planungen. Diese sahen eine damals übliche Dreiflügelanlage vor. In den darauffolgenden Jahren errichtete man zunächst den mächtigen Hauptbau im Norden der Anlage, das später sogenannte „Alte Corps de Logis“. Kurz darauf erweiterte man den Haupbau an beiden Schmalseiten mit dem Jagd- und dem Spielpavillon und Verbindungsgalerien. An diese Galerien fügte man rechtwinklig zum Hauptbau jeweils einen Seitenflügel (Ordensbau im Westen, Riesenbauim im Osten), so dass eine Dreiflügelanlage mit nach Süden offenem Ehrenhof entstand. 1709, als der Bau erst zu einem kleinen Teil fortgeschritten war, verlegte der Herzog seine ständige Residenz nach Ludwigsburg. Bis in die 1730er Jahre zog sich der weitere Ausbau hin. Nach dem Tod des Baumeisters Johann Friedrich Nette wurde der bisherige Stuckateur Donato Giuseppe Frisoni als Hofbaumeister berufen. Ab 1715 plante er erhebliche Vergrößerungen der bestehenden Anlage. Die Dreiflügelanlage wurde erweitert durch zusätzliche Flügelbauten, den beiden Kavalliersbauten. Hinter den Flügelbauten errichtete man im Osten die Schlosskirche, im Westen das symmetrische Gegenstück (das später als Ordenskapelle genutzt wurde). Parallel zu den Kavalliersbauten errichtete man im Westen den Festinbau, im Osten den Theaterbau. Damit war die Dreiflügelanlage komplettiert. Trotz dieser immensen Erweiterungen für Festsäle und Räume des Hofstaats entsprach die Schlossanlage noch nicht den gewachsenen Ansprüchen. Es mangelte an Räumen, die eine reibungslose Bedienung ermöglichten und an den herzoglichen Wohnungen selbst. Die Wohnung des Herzogs befand sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin im „Alten Corps de Logis“. Die Größe des Appartements entsprach der ursprünglich vorgesehenen Funktion als Jagd- und Lustschloss und genügte nicht den zeitgenössischen Anforderungen an eine herzogliche Repräsentationswohnung. Weitere Vergrößerungen wurden benötigt.
D. G. Frisoni plante zunächst eine Erweiterung durch Ummantelung des Hauptbaus, ähnlich wie sie beim Schloss Versailles umgesetzt wurde. In Ludwigsburg wäre diese Lösung aufgrund der Geländeformation nur mit sehr großem Aufwand und Kosten möglich gewesen. Daher entschied man sich für eine andere Variante, einem völlig neuem und wesentlich größeren Baukörper, dem „Neuen Corps de Logis“. Diesen errichtete man im Süden der Dreiflügelanlage, gegenüber dem „Alten Corps de Logis“. Zwei lange Galerien (Ahnen- und Bildergalerie) verbinden die Kavalliersbauten der bereits bestehenden Anlage mit dem neuen Hauptbau und schließen die bisherige Drei- zur Vierflügelanlage. Im Süden des Neubaus wurde ein großer Garten angelegt, der vom Innenhof (durch den so genannten „Hirschgang“) unter dem Gebäude hindurch erreichbar ist. Beim Tod des Herzogs 1733 war das „Neue Corps de Logis“ im Äußeren fertiggestellt, während die Innenausstattung noch unvollständig war.
Ludwigsburg galt als einer der prächtigsten europäischen Höfe und umfasst etwa 400 Räume, zwei Kirchen, ein Theater und einen großen Innenhof. In den ausgedehnten Schlossgärten finden sich unter anderem künstliche Wasserfälle und Felsengrotten.
Der Marmorsaletta im Jagdpavillon gilt heute als einer Raum, in dem sich die barocke Gestaltung am besten erhalten hat. Der Raum, in dem die erste Ausstattung des Schlosses zu Beginn des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben ist, zeugt von der qualitativ äußerst hochwertigen Ausstattung. Die Pilaster sind hier mit farbigem Bandelwerk ornamentiert. Die Wandfelder zeigen das Kreuz des Jagdordens St. Hubertus sowie das Monogramm des Ordensgründers und Bauherrn Herzog Eberhard Ludwigs von Württemberg. Erhalten geblieben sind auch die beiden markant gerahmten Kamine, die mit ihren hohen Spiegeln erheblich zur Raumwirkung beitragen.
Übersicht - als Baumeister/Architekt waren also beteiligt: Philipp Joseph Jenisch, 1. Architekt; Johann Friedrich Nette, 1705-15; Stukkateur Donato Giuseppe Frisoni, seit 1714 Oberarchitekt; Paolo Retti, Baumeister; Johann Christoph David von Leger, Architekt; Philippe de la Gu´èpière, Architekt; Nikolaus Friedrich Thouret, Hofbaumeister.
[Bearbeiten] Heutige Nutzung
Zum 300. Geburtstag 2004 wurden im Schloss ein Keramik- und Modemuseum, eine Barockgalerie mit Gemälden der Staatsgalerie und das Appartement Carl Eugen (als eine Erweiterung des Schlossmuseums) eröffnet.
[Bearbeiten] Die Barockgalerie
Hier werden über 150 ausgewählte Meisterwerke deutscher und italienischer Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts aus der Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart ausgestellt. Sie bieten einen Querschnitt der europäischen Barockmalerei. Darunter sind fünf herausragende Arbeiten des aus Biberach an der Riß stammenden Malers Johann Heinrich Schönfeld mit den berühmten „Schatzgräbern“, eines der Hauptwerke Schönfelds.
[Bearbeiten] Das Schlosstheater
Noch heute werden nach einer hundertjährigen Ruhephase im barocken Ludwigsburger Schlosstheater von 1758 beim jährlichen neuen Festival Opernproduktionen des Stuttgarter Hauses aufgeführt. 1998 konnte das Schlosstheater nach über fünfjähriger Restaurierung neu eröffnet werden. Seither bietet das architektonische und theatergeschichtliche Kleinod mit seiner einzigartigen Atmosphäre den bis zu 350 Zuschauenden neben der Oper jährlich rund ein Dutzend weitere Veranstaltungen.
Einzigartig ist die weitgehend originalgestreue Bühnentechnik mit einem zentralen Wellbaum unter der Bühne zum Austausch von zwei Serien von auf Tiefenwirkung zielenden Kulissenschlitten. Sie werden durch eine verblüffend einfache Mechanik bewegt. Dafür sind noch 8 Garnituren verschiedener Original-Kulissen (Garten, Säle, Dorf) vorhanden. In einem separaten kleinen Theater-Museum sind die Restaurierung und der Bestand dokumentiert.
[Bearbeiten] Das Keramikmuseum
Das Landesmuseum Württemberg aus Stuttgart stellt im Obergeschoss des südlichen Neuen Hauptbaus des Schlosses seine umfangreiche Porzellan-, Fayence- und Keramiksammlung aus. Gezeigt werden hier auf mehr als 2000 m² bedeutende Stücke der großen Porzellanmanufakturen Meißen, Nymphenburg, Berlin, Wien und Ludwigsburg sowie zeitgenössische Keramik.
[Bearbeiten] Sehenswertes in der Schlossanlage
Alter Hauptbau (Corps de Logis): Aurorazimmer. Teil der ehemaligen Wohnung Eberhard Ludwigs, von Johann Jakob Stevens von Steinfels (1651-1730) in den Jahren 1709 bis 1711 mit Fresken zum Thema Sonnenaufgang ausgemalt. Die Nacht (mit Todessymbolen) muss weichen.
Die vier Spielsalons und die Verbindgung dorthin mit plastischen Stuckfiguren (im Kerzenlicht)
Das Pendant ist das „Jagdhaus“ mit seinen drei Schauräumen, die in der Funktion eines Raritätenkabinetts genutzt wurden.
Ordenssaal mit stark perspektivischem Deckengemälde von Livio Retti, 1747
Katholische und protestantische Kapelle (heute Ordensk.)
Im neuen Haupthaus fallen Dekorationen des Klassizismus und des Empire auf, besonders in dem/der:
- Zentraler Marmorsaal
- Audienzzimmer des Königs
- Bibliothek des Königs
- Schlafzimmer der Königin
[Bearbeiten] Sehenswertes im Schlosspark
- die französische Parkanlage auf der Nord- und Südseite
- die Orangerie mit seltenen Pflanzenarten aus aller Welt
- die Sammlung von Karussells und Schiffschaukeln aus der Barockzeit im östlichen Teil des Gartens
- der Märchengarten
Im Sommer finden im Innenhof und im kleinen Theater des Schlosses(s. o.) Konzerte im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele statt.
[Bearbeiten] Weitere Schlösser in Ludwigsburg
Im Jahr 1718 wurde, ebenfalls unter der Regie von Frisoni, das dem Residenzschloss direkt gegenüber gelegene Jagdschlösschen Favorite vollendet, mit dessen Bau bereits Nette 1707 begonnen hatte.
In den Jahren 1760 bis 1765 schließlich wurde, unter dem Architekten Philippe de La Guêpière, das zweite kleine Lustschloss, das Seeschloss Monrepos, errichtet und damit das Ludwigsburger Schlossensemble vollendet.
[Bearbeiten] Trivia
- 2004 erinnert eine 144 ct-Briefmarke der Post an die Grundsteinlegung von Schloss Ludwigsburg vor 300 Jahren.
- In den ehemaligen Räumen der Wache, links neben der Hauptzufahrt, befindet sich ein Café / Imbissmöglichkeit.
[Bearbeiten] Literatur
- Henrik Bäringhausen, Helmut-Eberhard Paulus, Susanne Rott, Wolfgang Wiese (Hrsg): raumkunst - kunstraum. Innenräume als Kunstwerke - entdeckt in Schlössern, Burgen und Klöstern in Deutschland, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg, 2005, ISBN 3-7954-1732-5
- G. Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg. 1979. ISBN 3-4220-0360-6
- Schloss Ludwigsburg. Entstehung und Geschichte einer barocken Residenz. Herausgegeben von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. Silberburg-Verlag. 192 Seiten. ISBN
- Michael Wenger: Schloss Ludwigsburg. Die Gesamtanlage. 2004, ISBN 3-422-03101-4, Englische Ausgabe ISBN 3-422-03106-5. Dt. Kunstverlag, herausgegeben von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und dem Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. 96 Seiten (kompakter Führer. Mit Rundgang zu den anderen Schlössern und Gärten, der Stadt und ihrer Umgebung.)
- Michael Wenger: Schloss Ludwigsburg: Die Innenräume. Reihe der silbergrauen Führer, herausgegeben von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und dem Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart. 96 Seiten. 2004, Dt.Kunstverlag. ISBN 3-422-03099-9.
[Bearbeiten] Weblinks
- Barockerlebnis.de
- Ludwigsburger Schloss-Festspiele
- Stadt Ludwigbsurg
- Modemuseum im Residenzschloss | Multimedia
Siehe auch: Liste der Burgen und Schlösser Koordinaten: 48° 54′ 00" N, 09° 11′ 45" O