Regenbogenparade
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Die Regenbogenparade ist eine politische Demonstration und ein farbenfroher Umzug, der jährlich in Wien auf der Ringstraße durchgeführt wird. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben ein und entspricht damit den Veranstaltungen, die in Deutschland als Christopher Street Day bezeichnet werden. Diese Parade ist die wichtigste Veranstaltung der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transgenderbewegung in Österreich.
Die erste Regenbogenparade fand am 29. Juni 1996 statt. Seitdem wird sie jährlich Ende Juni/Anfang Juli an einem Samstag abgehalten. 2001 wurde der Europride in Wien abgehalten. Seit 2003 wird die Parade vom Verein HOSI Wien (Homosexuelle Initiative Wien) organisiert.
Die Regenbogenparade wird von der Stadt Wien unterstützt. Sie führt vom Stadtpark über den Kai und Ring zum Museumsquartier oder dem Heldenplatz, wo die Abschlussveranstaltung stattfindet. Damit ist sie eine der wenigen Demonstrationen, die den Ring gegen den Uhrzeigersinn bzw. die Fahrtrichtung, also andersrum, begehen.
Jährlich nehmen rund 100.000 Leute als Demonstrierende oder Besuchende teil.
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[Bearbeiten] Fixpunkte
- Am Morzinplatz wird beim Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft eine Gedenkminute eingelegt und ein Kranz niedergelegt, denn an dieser Stelle befand sich im ehemaligen Hotel Metropol die Gestapo-Leitstelle wo die Opfer verhört und erkennungsdienstlich behandelt wurden.
- 2001 wurde im Rahmen des Europride das bestehende Mahnmal von Aktivisten mit einem Balken für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus erweitert. In Zukunft (Wettbewerbsentscheidung März 2006) soll an diesem Platz ein eigenes Mahnmal errichtet werden.
- Mit im Umzug ist auch immer Hermes Phettberg dabei, welcher zeitungslesend in einem Fiaker chauffiert wird.
[Bearbeiten] kulturwissenschaftliche Hintergründe
Der protestorientierten Veranstaltung wird auch eine negative Veränderung zugeschrieben. Zuviel buntes Treiben und zuwenig politischer Protest seien Inhalt dieser Feste. Es stünde mehr Inszenierung von Vielfalt im Vordergrund. Gerade die Regenbogenparade beweist jedoch, dass dem nicht so ist. Die bunte Parade wird bewusst auf der Wiener Ringstraße als „Straße der Republik“ inszeniert. „Sie symbolisiert die Verortung österreichischer Nationsbildung wie kein anderer Platz. Errichtet im Zuge der Abtragung Wiens mittelalterlicher Stadtmauern verkörpert die Architektur der Ringstraße die Gründerzeit des späten 19. Jahrhunderts, jenem Moment, welcher die Verschmelzung von liberalem Fortschritt und habsburgerischen Glanz darstellt. (…) In Anbetracht ihrer Bedeutung für die Konstruktion österreichischer Nationalidentität war die Ringstraße schon immer ein bevorzugter Ort für politische Mobilisierung. Und seit der Jahrhundertwende ist die Prachtstraße der logische Platz für die öffentliche Darstellung sozialer Stärke.“ (Bunzl 2001: 262)
Somit ist die Ringstraße der politische Ort, an dem gegen Unterdrückung und für Sichtbarkeit und Gleichstellung demonstriert wird. Die Regenbogenparade bedient sich der nationalen Symbolik und besetzt diese neu. Die heterosexuelle Exklusivität wird stark hinterfragt und kritisiert. Es ist von großer Bedeutung, dass der Ort der Regenbogenparade die Hauptstadt Wien ist, denn in ihr sind symbolische und politische Macht materialisiert.
[Bearbeiten] Literatur
Matti Bunzl (2001): Die Regenbogenparade als kulturelles Phänomen, in: Wolfgang Förster, Tobias G. Natter, Ines Rieder (Hg.): Der andere Blick. Lesbischwules Leben in Österreich. Eine Kulturgeschichte. Wien, S. 261 – 270.
[Bearbeiten] Weblinks
Fotos Regenbogenparade 2006: www.knallgelb.com