Reduplikation (Sprache)
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Die Reduplikation ist eine Verdopplung oder Wiederholung von Silben, Wörtern oder Wortteilen. In verschiedenen Sprachen ist diese Methodik gebräuchlich, um Formen der Vergangenheit oder des Plurals zu bilden (Flexion); sie wird aber auch in der Wortbildung für die Entwicklung neuer Wörter genutzt.
Im Deutschen kommt die Dopplung eher selten vor. Beispiele aus der Wortbildung wären Kuckuck oder Effeff. Auch Präfixe können redupliziert bzw. iteriert werden: Urur...großmutter, vorvorvor...gestern. In der Kindersprache sind solche Wörter häufiger anzutreffen, man denke an Papa, Mama, Wauwau.
Die Präteritalform ‚tat‘ (älter ‚tät/tet‘) zu ‚tun‘ enthält mit dem zweifachen ‚t‘ einen Überrest der alten indogermanischen Perfektreduplikation. Diese zeigt sich beispielsweise bei lateinisch tango (Präsens) und der zugehörigen Perfektform tetigī oder bei dem griechischen Verb παιδεύω, das als Perfekt πεπαίδευκα bildet.
Bei jenen deutschen Verben, deren Stammvokal im Infinitiv und im Partizip II derselbe ist, in deren Präteritum jedoch ‚-ie-‘ steht (vgl. Starke Verben), geht selbiges ebenfalls auf die Perfektreduplikation zurück, wobei diese hier synchron nicht mehr als solche zu erkennen ist und auch die historische Entwicklung dieser Formen einer vollständigen Klärung noch harrt.
Reduplikationswörter (ugs. auch "Doppelmoppel") sind oft aus fremden Sprachen eingebürgert, etwa Bonbon, Tamtam oder bye-bye.
Der Begriff Reduplikation ist nicht immer ganz eindeutig. So werden Wörter, die mit sich selbst ein Kompositum bilden (Autokomposita), oft nicht als solche betrachtet. "Kompetenzkompetenz" z.B. gälte demnach fälschlicherweise als das längste durch Reduplikation gebildete deutsche Wort. In Wahrheit handelte es sich hierbei um ein Determinativkompositum, das die Bedeutung der Kompetenz zur Schaffung von Kompetenzen betont (vgl. auch frz. "compétence de la compétence"). "bittebitte", "klein-klein" dagegen, die lediglich "Verstärkung, Intensivierung" ausdrücken, sind Reduplikationen.
[Bearbeiten] Klassen
Man unterscheidet verschiedene Formen von Reduplikationen/ Iterationen:
- einfache Doppelung: klein-klein, gaga
- Reimbildung: Heckmeck, ruckzuck
- Ablautbildungen: Pingpong, Singsang
- Triplikationen/ Iterationen: Pipapo, rirarutsch; überüberüberüber...morgen
[Bearbeiten] Literatur
- Andrzej Zdzislaw Bzdega: Reduplizierte Wortbildung im Deutschen. Praca Wydana z Zasilku Polskiej Akademii Nauk, Poznan 1965.
- Jinyang Zhu, Christine Culp, Karl-Heinz Best: Formen und Funktionen der Doppelungen im Chinesischen im Vergleich zum Deutschen. In: Oriens Extremus 38, H. 1/2, 1995, 183-208.
- Peter Rühmkorf: agar agar - zaurzaurim. Zur Naturgeschichte des Reims und der menschlichen Anklangsnerven. Suhrkamp, Frankfurt 1985. ISBN 3-518-11307-0
- Wolfgang Schindler: Reduplizierende Wortbildung im Deutschen. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 44, 1991, 597-613.
- Richard Wiese: Über die Interaktion von Morphologie und Phonologie - Reduplikation im Deutschen. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 43, 1990, 603-624.