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Rachel (Schauspielerin)

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Rachel Felix, Lithographie von Joseph Kriehuber 1850
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Rachel Felix, Lithographie von Joseph Kriehuber 1850

Rachel, auch Mademoiselle Rachel, eigentlich Élisa Rachel Félix oder Elizabeth-Rachel Félix (* 21. Februar 1821 in Mumpf, Kanton Aargau, Schweiz; † 3. Januar 1858 in Le Cannet in Südfrankreich), war eine französisch-jüdische Schauspielerin und galt als eine der größten Tragödinnen ihrer Zeit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Jugend

Rachel wurde zwar in der Schweiz geboren, war aber keine Schweizerin: ihre Eltern waren wandernde jüdische Kleinkünstler und Händler. Die zweitälteste Tochter kam auf der Durchreise von Deutschland nach Frankreich in einem Gasthof zur Welt. Ursprünglich stammte die Familie aus dem Elsass und sprach neben Französisch auch Deutsch.

1827 ließ sich die Familie in Lyon nieder, wo sie ein kleines Geschäft betrieb. Um die Haushaltskasse aufzubessern, musste Rachel mit ihrer älteren Schwester Sarah auf der Straße, später auch in Musikcafés, Lieder singen und Fabeln rezitieren. Bald fiel das als sehr klein und zierlich geschilderte Mädchen durch seine ungewöhnlich ausdrucksstarke und klare Stimme auf. Der Leiter einer Pariser Gesangsschule entdeckte sie und holte sie gemeinsam mit ihrer Familie in die französische Hauptstadt, wo sie in ein jüdisches Viertel zogen. Mit Hilfe von Spendern konnte Rachel eine Schauspielschule besuchen und dort neben der Kunst des Deklamierens auch Lesen und Schreiben lernen.

[Bearbeiten] Schauspielkarriere

Ab 1837 spielte sie zunächst in einem Vaudeville-Theater für eine Jahresgage von 4000 Francs unbedeutende Rollen, fiel aber den Theaterkritikern durch ihr Talent auf. Dort lernte sie auch ihre lebenslange Freundin und Förderin, die Schauspielerin und Salondame Juliette Récamier kennen. 1838 debütierte Rachel an der berühmten Comédie Française (Théâtre Français) in einer Hauptrolle, ein beruflicher Ritterschlag für jeden französischen Schauspieler. Ihre brillante und selbstbewusste Interpretation der Camille in Pierre Corneilles Tragödie Horace machte sie über Nacht zum neuen Star am Pariser Theaterhimmel.

Sie trat nur noch als Rachel bzw. Mademoiselle Rachel in Erscheinung und wurde unter diesem Namen europaweit berühmt. Fortan stand sie in allen Stücken des klassischen französischen Theaters auf der Bühne und überzeugte Publikum und Kritik vor allem in Tragödien von Corneille und Jean Racine. Kritiker lobten besonders ihren schnörkellosen, nahezu strengen Stil und die klare Diktion ihrer kräftigen Stimme, was in Verbindung mit ihrer sehr schlanken und kleinen Erscheinung und den großen dunklen Augen einen eigenartigen Reiz auf das Publikum ausgeübt haben muss. Zeitgenössische Dichter wie Alfred de Musset priesen sie als "Genie", Stendhal meinte, Rachel habe die Tragödie geradezu "erfunden". Mit 20 Jahren wurde die junge Tragödin festes Ensemblemitglied des Théatre Français und feierte 1842 mit ihrer Interpretation von Racines Phädra den größten Triumph ihrer Karriere; König Louis-Philippe gratulierte ihr persönlich.

Rachel ging auf Tourneen durch ganz Europa und wurde überall begeistert gefeiert. In Wien wurde sie vom Kaiser empfangen, im russischen Sankt Petersburg vom Zaren. Ihr Auftritt in London vor der königlichen Familie 1841 war ein gesellschaftliches Großereignis. 1850 ließ ihr der preußische König eine Statue auf der Pfaueninsel bei Potsdam errichten, Abgüsse ihrer Büste wurden als Souvenir verkauft, im besonders Rachel-begeisterten Zarenreich wurden sogar Parfüms nach ihr benannt. Selbst eine Strickmaschine, die sogenannte Rachelmaschine, trägt ihren Namen. Rachel war ein Star und verkehrte in den ersten Kreisen der Gesellschaft, war befreundet mit Adeligen, Politikern und Künstlern und führte einen eigenen Salon. Auch ihre Geschwister wurden Schauspieler und brachten es nicht zuletzt mit Hilfe der Schwester zu einigem Erfolg. Der Vater blieb bis zu ihrem frühen Tod ihr Impresario, der die gut dotierten Verträge aushandelte.

[Bearbeiten] Privatleben

Porträt von Rachel, gemalt von William Etty, ca. 1840
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Porträt von Rachel, gemalt von William Etty, ca. 1840

Mindestens ebenso turbulent wie ihr Berufs- war Rachels Privatleben, das immer wieder für Schlagzeilen in der Boulevardpresse sorgte. Sie soll zahllose Affären mit Männern aus allen Gesellschaftsschichten gehabt haben, vom One-Night-Stand mit Unbekannten bis hin zu längeren Beziehungen zu Prominenten. Sie bekam zwei Söhne, 1844 Alexandre von Napoléon Bonapartes unehelichem Sohn Alexandre Colonna-Walewski und 1848 Gabriel-Victor (genannt "Zozo") von einem Enkel des Generals Henri-Gratien Bertrand. Geheiratet hat sie nie, ihre einzigen lebenslangen Bindungen blieben die Familie und Freundschaften, persönliche Unabhängigkeit bedeutete ihr alles. An Walewski, der sich über ihre Promiskuität beschwerte, schrieb sie: "Ich bin, so wie ich bin: ich liebe die Mieter, aber nicht die Hausbesitzer."

[Bearbeiten] Krankheit und Tod

Durch die langen, anstrengenden Tourneen, so in den Jahren 1853/54 durch Russland, ruinierte die zart gebaute Rachel allmählich ihre Gesundheit. Als sie 1855 zu einer Gastspielreise in die USA aufbrach, war sie bereits lungenkrank. Die Tournee wird zum ersten Misserfolg in ihrer Laufbahn: das amerikanische Publikum konnte mit ihrem Vortragsstil nichts anfangen, zumal sie nur über unzureichende Englischkenntnisse verfügte. Schon erkrankt an Lungentuberkulose, kehrte sie nach Europa zurück und reiste 1856 nach Ägypten. Ihre letzte Lebenszeit verbrachte sie im südfranzösischen Le Cannet bei Freunden und starb 1858. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde sie auf dem jüdischen Teil des Friedhofs Père Lachaise in Paris in einem Mausoleum beigesetzt.

[Bearbeiten] Nachwirkung

Rachel gilt in der Theatergeschichte als große Reformerin der darstellenden Kunst, die die Schauspielkunst vom übertriebenen Pathos ihrer Vorgängerinnen befreite und die französischen Klassiker zu ihren Wurzeln zurückführte. Die Schriftstellerin Charlotte Brontë, die Rachel 1841 in London auf der Bühne gesehen hatte, gestaltete in ihrem Roman Villette den Charakter der Vashti nach der Schauspielerin.

2004 widmete das Museum für Kunst und Geschichte des Judentums in Paris ihr eine Ausstellung.

[Bearbeiten] Literatur

  • Heidrun Thiede: Eine andere Zeit. Fanny Lewald, Sarah Levy, die Rachel. Verlag Zy-Presse, Berlin 2004.

[Bearbeiten] Weblinks

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