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Pomaken

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Die Pomaken (bulg. помак, Pl. помаци) sind eine vorwiegend im Südwesten Bulgariens (zwischen Smoljan in den Rhodopen und Raslog im Piringebirge) lebende, den Rhodopen-Dialekt der bulgarischen Sprache sprechende, muslimische Volksgruppe. Auch in Griechenland existiert eine pomakische Minderheit. Im Wesentlichen bezeichnet dies die nicht-türkischen Muslime auf der Balkan-Halbinsel.

Die Etymologie der Bezeichnung pomak stammt wahrscheinlich aus dem slawischen Wort помагачи /pɔmagatʃi/, was so viel wie "Helfer" bedeutet und - bezogen auf die Zeit der türkischen Herrschaft - die Menschen als kollaborativ bezeichnete, auch wenn dies mit der Kollaboration in anderen europäischen Ländern geschichtlich nicht vergleichbar ist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Geschichte

Gegenwärtig ist die Einordnung ihres Ursprungs nicht ganz klar. Als weitgehend gesichert gilt jedoch eine indoeuropäische Ethnie, nach einigen Angaben thrakisch, nach anderen slawisch. Ersteres zumindest ist umstritten, da ab dem 9. Jahrhundert keine thrakischen Quellen erhalten sind (→ Einführung des Christentums und des Kyrillischen Alphabets). Andere Quellen aus der Türkei besagen eine Abstammung von den Kumanen und Kyptschaken und halten die Pomaken somit für slawisierte Turkvölker (während die bulgarischen Kommunisten in den 1980ern die türkische Minderheit in Bulgarien als turkisierte Slawen betrachteten).

Auch wenn sich der Topos einer organisierten, gewaltsam geförderten Zwangsislamisierung der Rhodopenbevölkerung bis in die heutige Zeit hält, sind die Gründe für die Konversion wesentlich vielschichtiger. Vorrangig soziale und ökonomische Faktoren haben diese Entwicklung begünstigt. Zwangsislamisierungen waren, mit Ausnahme der "Knabenlese", eher Ausnahmefälle während der Osmanenherrschaft. Ob ein Teil der in den Rhodopen ansässigen Bevölkerung sich zu den "Häresien" des Bogomilismus oder dem Paulikianismus bekannte und daher relativ geringe Berührungsängste mit dem Islam hatte, kann spekuliert werden, ist jedoch letztendlich nicht endgültig bewiesen.

Aber es gab auch viele Fälle von freiwilligen Konvertierungen zum Islam während der osmanisch-türkischen Herrschaft, so dass man nichts ausschließen kann. Als Großwesir des Osmanischen Reiches machten der aus Plowdiw stammende Pomake Filibeli Hafiz Ahmad Pascha (1625/26 und 1631/32) und der aus Sofia stammende muslimische Bulgare Kalafat Mehmed Pascha (1778/79) sogar höchste Karrieren im Staat des osmanischen Sultans.

[Bearbeiten] Muslimische Minderheit

In Griechenland sind die Pomaken nicht als ethnische, sondern lediglich als muslimische Minderheit anerkannt und werden in den Schulen auch in türkischer Sprache unterrichtet. Das führt dazu, daß viele Pomaken, auch in Bulgarien, trotz ihrer slawischen Herkunft fälschlich (in jüngster Zeit zunehmend aber auch freiwillig) statistisch als Angehörige der türkischen Minderheit geführt werden.

Angaben über die Zahl der Pomaken weichen daher stark voneinander ab. Bei der bulgarischen Volkszählung 1992 identifizierten sich von damals fast 9 Millionen (heute weniger als 8 Millionen) Einwohnern Bulgariens 65.500 als Pomaken, der Fischer Weltalmanach (1994) gab ihre Zahl für 1991 noch mit 260.000 an, danach überhaupt nicht mehr, dafür aber nahm der Anteil der sich als Angehörige der türkischen Minderheit bekennenden Staatsbürger Bulgariens zu. Hundert Jahre zuvor gab es laut Meyers (1888) noch 400.000 Pomaken unter 2 Millionen Bulgaren, die Britannica aber zählte 1911 nach einem Massenexodus 1879-99 nur noch 23.000 Pomaken, und erst 1913 fiel ihr Siedlungsgebiet endgültig an Bulgarien. Die Gesellschaft für bedrohte Völker und Linguisten schätzte 2001 die Zahl der Pomaken in Bulgarien auf 250.000.

[Bearbeiten] Kultur

Einen hohen Stellenwert bei den Pomaken hat die Volksmusik, die über einen unvergleichbaren Reichtum an teils jahrhundertealten Liedern verfügt. Die Lieder wurden von Generation zu Generation weitergegeben, zumeist mündlich. Es wird auch berichtet, dass viele ältere pomakische Frauen bis zu 500 Liedtexte beherrschen. Dass die Pomaken verhältnismäßig viel von ihrer eigenen Identität und Kultur bewahren konnten, liegt wohl auch an der Isolation der schwer zugänglichen Berggebiete, welche sie meist bewohnen. Die Isolation wurde dadurch begünstigt, dass die Dörfer der Pomaken in einem Gebiet liegen, das zu Zeiten des Kalten Kriegs auf Grund der Nähe zu Bulgarien zu militärischem Sperrgebiet wurde und bis 1995 nur mit Ausnahmegenehmigungen bereist oder verlassen werden durfte. Seit der Aufhebung der Beschränkungen ist eine starke Abwanderung vor allem der jüngeren Generation in die Städte und damit einher gehend eine immer weiter abnehmende Kulturpflege festzustellen. Dass bisher keine pomakische Schriftsprache geschaffen wurde, begünstigt den Verlust von pomakischer Kultur.

Seit wenigen Jahren erscheint in Xanthi regelmäßig eine Zeitung in pomakischer Sprache, allerdings in der für das Pomakische ungünstigen griechischen Schrift.

[Bearbeiten] Islam

Die Pomaken sind Moslems sunitischen Glaubens. Sie sind gläubig, ohne fanatisch zu sein. Vor allem die in den Bergdörfern lebenden Pomaken richten ihren Tagesablauf nach den Fünf Gebeten am Tag.

Archaische Sitten wie Blutrache, Zwangsehe und Heirat zwischen Verwandten sind bei den Pomaken verpönt.

Der Islam ist fest verankert im Leben der Pomaken. Ihm hat selbst die jahrzehntelange Unterdrückung (Verbot muslimischer Namen und der Ausübung des Glaubens) seitens der bulgarischen Regierung nichts anhaben können.

In jedem kleinen Dorf findet sich eine Moschee und eine Koranschule (Medrese genannt).

Siehe auch Torbeschen als Bezeichnung der slawischen Moslems in Mazedonien.

[Bearbeiten] Literatur

  • Alexander Velinov, Religiöse Identität im Zeitalter des Nationalismus. Die Pomakenfrage in Bulgarien. Köln 2001 (Diss.) <dbb>
  • Eminov, Ali: Turkish and other Muslim Minorities of Bulgaria. London: Hurst & Company.
  • Karagiannis, Evangelos: Zur Ethnizität der Pomaken in Bulgarien, 1997.
  • Pomaks in Encyclopaedia of Islam, Band VIII, 320-324.

[Bearbeiten] Weblinks

englische Wikipedia

weitere

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