Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Paul Schultze-Naumburg - Wikipedia

Paul Schultze-Naumburg

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Paul Schultze-Naumburg (* 10. Juni 1869 in Almrich, Provinz Sachsen; † 19. Mai 1949 in Jena) war ein deutscher Architekt und Kunsttheoretiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Sein Vater war der Porträtmaler Gustav-Adolf Schultze, und auch er hatte großes Zeichentalent. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule, der Badischen Landeskunstschule und der Technischen Hochschule in Karlsruhe, war er 1891 bis 1893 Schüler im Meisteratelier von Ferdinand Keller.

Im Anschluss an Studienreisen nach Frankreich und Italien war er Redakteur der Zeitschrift Der Kunstwart, danach selbständiger bildender Künstler, zunächst in München, ab 1901 in Saaleck bei Bad Kösen. Von 1901 bis 1903 Direktor der Staatlichen Hochschulen für Baukunst, bildende Kunst und Handwerk in Weimar.

1903 Leiter der Saalecker Werkstätten, 1904 Erster Vorsitzender des Deutschen Bundes Heimatschutz. Er entwickelte sich schnell zu einem führenden Kunsttheoretiker der Jahrhundertwende und gehörte 1907 zu den Mitbegründern des Deutschen Werkbundes, dessen Ziel die Verbindung moderner Technik und traditioneller Formen war.

Schultze-Naumburg wurde gerne von wohlhabenden Bauherren mit der Gestaltung von Landhäusern betraut. Kaiser Wilhelm II. beauftrage ihn 1912 mit dem Bau einer Residenz für den Kronprinzen in Potsdam. Kronprinz Wilhelm wurde freie Hand für dieses Schloss gelassen, und er wünschte sich ein Schloss im Tudorstil. Schultze-Naumburg wurde daher zu Studienzwecken nach England, Wales und Schottland geschickt. Das Schloss Cecilienhof, das im August 1945 der Potsdamer Konferenz als Verhandlungsort diente, hat 176 Zimmer und einen zweigeschossigen Festsaal sowie einen Ehrenhof. Es wurde 1917 bezogen und ist das komfortabelste aller Hohenzollernschlösser.

Schultze-Naumburg wurde Mitglied der Akademie des Bauwesens und der Akademie der bildenden Künste, Ehrendoktor der Universität Tübingen und der TH Stuttgart.

Nach dem Ersten Weltkrieg vertrat er revanchistische Gedanken und traf mehrfach Adolf Hitler. 1927 trat er aus dem Deutschen Werkbund aus. 1930 trat er der NSDAP bei und wurde er auf Initiative des thüringischen Volksbildungsministers Wilhelm Frick, der der zweite Ehemann seiner Frau war, Direktor der Weimarer Kunsthochschule. In dieser Funktion ließ er über 70 moderne Kunstwerke, als "Entartungen" bezeichnet, aus dem Weimarer Schlossmuseum entfernen. 1932 erhielt er ein Reichstagsmandat, das er bis 1945 besaß. Im Dritten Reich verlor er an Einfluss, da seine Entwürfe nicht monumental genug erschienen. 1940 wurde er aus dem Hochschuldienst verabschiedet, später nach einem Parteiausschlussverfahren der NSDAP verwarnt.

1945 wurden ihm seine Pensionsansprüche aberkannt.

[Bearbeiten] Wertung

Schultze-Naumburg übte als Architekt großen Einfluss auf das Bauschaffen und die Denkmalpflege in Mitteldeutschland aus. Mit seiner Schrift Kunst und Rasse (1928) war er auch ein Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie und ein Mitinitiator der Bücherverbrennung von 1933.

[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Kunst und Kunstpflege, 1901
  • Hausbau, 1904
  • Das Studium und die Ziele der Malerei, 1905
  • Die Kultur des weiblichen Körpers als Grundlage der Frauenkleidung, 1905
  • Die Entstellung unseres Landes, 1908
  • Kulturarbeiten - Band V: Kleinbürgerhäuser, 1911
  • Die Gestaltung der Landschaft durch den Menschen I.Teil: I. Wege und Strassen. II. Die Pflanzenwelt und ihre Bedeutung im Landschaftsbilde. II. Teil: III. Der geologische Aufbau der Landschaft und die Nutzbarmachung der Mineralien, IV. Wasserwirtschaft, III. Teil: V. Industrie, VI. Siedelungen, 1915
  • Die Technik der Malerei. Ein Handbuch für Künstler und Dilettanten, 1920
  • Naumburg a. S. und Bad Kösen, 1921
  • Die Einrichtung des Wohnhauses, 1922
  • Der Bau des Wohnhauses Bd. I und II, 1924
  • Das Bürgerliche Haus, 1926
  • Saaleck. Bilder von meinem Haus und Garten in der Thüringer Landschaft, 1927
  • Kunst und Rasse, 1928
  • Die Gestaltung der Landschaft durch den Menschen, 1928
  • Die Kunst der Deutschen. Ihr Wesen und ihre Werke, 1934
  • Heroisches Italien, 1938
  • Das Glück der Landschaft. Von ihrem Verstehen und Genießen, 1942

[Bearbeiten] Bauten (auszugsweise)

Das Schloss Cecilienhof von außen
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Das Schloss Cecilienhof von außen
  • 1904: Wohnhaus Dr. Hesse und Wohnhaus Dr. Grill in Sebnitz
  • 1904-1905: Schloss Freudenberg für den Maler Pitcairn-Knowles in Wiesbaden
  • 1905-1906: Gut Peseckendorf bei Magdeburg
  • 1905-1906: Wohnhaus Dr. Jutzler in Schopfheim
  • 1906-1907: Wohnhaus für Ernst von Wildenbruch in Weimar
  • 1908-1912: Schloss Bahrendorf für H. A. Schaeper bei Magdeburg
  • 1909: Forsthaus für den Freiherrn von Wilmowsky in Gottfriedsroda
  • 1909: Wohnhaus für Dr. Niemeyer in Essen
  • 1909: Wohnhaus in Siegen
  • 1909-1910: Wohnhaus für W. Minner in Arnstadt
  • 1909-1910: Gut/Schloss Trebsen: Umbau des Hofes u. Neueinrichtung der Räume des Erdgeschosses im West- und Ostflügel für G. von Zimmermann
  • 1910: Landhaus in Saaleck
  • 1910: Wohnhaus für R. Schuster in Hamburg
  • um 1910: Umbau eines Wohnhauses für O. von Mendelssohn-Bartholdy in Potsdam
  • 1910-1911: Wohnhaus H. von Stein und Wohnhaus Dr. M. Heimann in Köln
  • 1911: Siedlung der Blancke-Werke in Merseburg
  • 1912: Wohnhaus Andreae in Potsdam
  • 1912: Wohnhaus für E. Zeller in Antwerpen
  • 1912: Kreishaus in Malmédy
  • 1912: Wohnhaus für Schmidt in Elverlingsen
  • 1912-1914: Gut/Schloss Marienthal bei Eckartsberga
  • 1913: Verwaltungsgebäude in Frankleben bei Merseburg
  • vor 1915: Schloss Grabow für Forstmeister von Lindequist
  • vor 1915: Wohnhaus für Dr. Neumann in Guben
  • vor 1915: Umbau von Gut/Schloss Godenau für den Freiherrn von Guilleaume
  • vor 1915: Wohnhaus Weese in Thorn
  • vor 1915: Erbbegräbnis der Familien Berg und von Recklinghausen in Ohligs
  • vor 1915: Gut/Schloss Katzdangen für Baron von Manteuffel
  • 1915: Gutshaus für von Bernuth in Keßburg
  • 1914-1917: Schloss Cecilienhof in Potsdam
  • 1924-1926: Gut Hospelt für den Fabrikanten Kramer
  • 1926: Wohnhaus in Güstrow
  • 1926: Umbau eines Wohnhauses in Mülheim (Ruhr)
  • 1927: Wohnhaus in Leipzig
  • 1927-1928: Siedlung für die Firma Gebr. Borchers in Goslar
  • 1928: Kreishaus in Merseburg
  • 1928-1929: "Charlottenhof" für Marie und Friedrich Karl Flick
  • 1934-1936: Sparkasse und Kreishaus in Parchim
  • eigenes Wohnhaus unterhalb der Rudelsburg in Saaleck
  • Wohnhaus für Dr. Frister in Herten

[Bearbeiten] Literatur

  • Ludwig Bartning: Paul Schultze-Naumburg, ein Pionier deutscher Kulturarbeit. Ein Bild seines Wirkens und seiner Bedeutung für die deutsche kulturelle Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Callwey, München 1929.
  • Harald Berndt u. Jörg Kirschstein: Schloss Cecilienhof. Tudorromantik und Weltpolitik. Prestel, München u.a. 2005. ISBN 3-7913-3303-8
  • Norbert Borrmann: Paul Schultze-Naumburg 1869-1949. Maler, Publizist, Architekt. Vom Kulturreformer der Jahrhundertwende zum Kulturpolitiker im Dritten Reich. Ein Lebens- und Zeitdokument. Bacht, Essen 1989. ISBN 3-87034-047-9

[Bearbeiten] Weblinks

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