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Matthias Rath

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Matthias Rath (* 1955 in Stuttgart) ist ein umstrittener deutscher Arzt und Alternativheiler. Er gilt als Erfinder der so genannten Zellular-Medizin, die eine Alternative zur Aids- und Krebsbekämpfung bieten soll.

Nach seiner medizinischen Promotion in den 1990er Jahren und einer kurzen Anstellung am Deutschen Herzzentrum in Berlin, nahm Rath eine Stelle am Institut von Nobelpreisträger Linus Pauling in den USA an. Dieser hatte die kontroverse Theorie aufgestellt, dass hochdosiertes Vitamin C und andere Nährstoffe nicht nur vor Erkältungen schützten, sondern auch gegen Krebs vorsorgen könnten. Pauling verbrachte seine letzten Jahre mit dem vergeblichen Versuch, diese in Fachkreise wenig anerkannte Theorie, von Pauling selbst orthomolekulare Medizin genannt, wissenschaftlich zu beweisen.

Bereits 1992, während seiner Arbeit an Paulings Institut, begann Rath in den USA damit, hochdosierte Vitamingemische zu verkaufen. Hierfür verwendete er zunächst Paulings werbeträchtigen Namen. Nach dem Tod Paulings im Jahre 1994 überwarf sich Rath jedoch mit den Erben Paulings, diese forderten von Rath eine hohe fünfstellige Summe an Entschädigungen und ließen ihm gerichtlich die kommerzielle Nutzung von Paulings Namen untersagen[1].

Etwa zur gleichen Zeit verlegte Rath seine Aktivitäten zurück nach Europa. Auf Grundlage von Paulings Theorien entwickelte Rath hier seine Zellular-Medizin, welche mittels hochdosierter Vitaminpräparate selbst die Heilung von Krebsleiden und AIDS verspricht. Das von Rath propagierte Heilverfahren hat sich in vielen wissenschaftlichen Studien mittlerweile als wirkungslos erwiesen - so konnten weder im Tierversuch [2], noch in klinischen Tests [3] Belege für die Behauptungen Raths gefunden werden. Dies hält Rath nicht davon ab, fest an die Wirkung seiner Produkte zu glauben. So habe er mit seinem „medizinsichen Durchbruch“ bereits „Tausenden Patienten das Leben gerettet“[1].
Gegen seine politischen und fachlichen Gegner kämpft Rath mit harten Bandagen. So warf Rath beispielsweise dem Bayer-Konzernchef Martin Schneider „Völkermord“ vor, da Bayers bekanntestes Medikament Aspirin Magenblutungen verursache. Desweiteren reichte Rath bei der Staatsanwaltschaft Köln Klage gegen Schneider wegen angeblicher „Körperverletzung und Tötungsdelikten"“ ein. Kritische Journalisten, Wissenschaftler und Politiker stellte Rath im Jahr 2000 auf seiner Homepage an den virtuellen Pranger - unter der Überschrift „Most Wanted“ beschuldigte er knapp ein Dutzend Personen der Bestechlichkeit, Körperverletzung und Völkermord. Wer gegen Rath spreche, sei auf der Gehaltsliste der Pharmalobby, einer Branche, die den Durchbruch der Zellular-Medizin bewusst unterdrücke.
Rath wirft der gesamten Pharmabranche vor, die Patienten mit unwirksamen Medikamenten auszubeuten. Ungeachtet dessen treibt Rath selbst einen blühenden Handel mit seinen Vitaminen und „Mikronährstoffen“ und investiert Millionen von Euros in sein Vertriebsnetzwerk und die Vergrößerung seines Kundenstamms[1].
Die von Rath vertriebenen Vitaminpräparate entsprechen aber nicht den in Deutschland gültigen gesetzlichen Bestimmungen für Nahrungsergänzungsmittel - Aufgrund der teilweise hoch dosierten Wirkstoffe fallen die Präparate hier unter das Arzneimittelrecht. Um die Arzneimittelzulassung in Deutschland zu bekommen, hätte Rath jedoch Studien vorlegen müssen, welche die Wirksamkeit und Ungefährlichkeit seiner Produkte bewiesen. Weil er das unterließ, untersagte ihm das Landgericht Berlin den Vertieb seiner Produkte in Deutschland. Dieses Verbot umgeht Rath unter Ausnutzung einer Gesetzeslücke, indem er seine Vitaminpräparate und hochpreisigen Nahrungsergänzungsmittel von seinem Firmensitz in Almelo/Holland per Postversand verkauft. Zudem etablierte Rath ein geschlossenes Netzwerk so genannter „Gesundheits-Berater“, welche ebenfalls Raths Produkte an den Mann bringen. Die Rekrutierung und kostenpflichtige Schulung dieser Gesundheits-Berater übernimmt ein von Rath gegründetes Institut.
Rath gründete zur Publikmachung seiner Theorien unter anderem eine Werbeagentur (MR Publishing B.V.), welche Werbeveranstaltungen für Rath organisiert und Broschüren zur Zellularmedizin herausgibt[4]. Die veranstalteten Werbeaktionen für die von Rath vertriebenen Produkte, verbunden mit einer als Heiligenverehrung anmutenden Inszenierung von Raths eigener Person, sorgten bundesweit für Aufsehen. Beobachter empfanden diese Treffen gar als sektenähnlich. Seine Zuhörer bezahlten für den Eintritt in die Halle und spendeten teilweise hohe Geldsummen für seine unter dem Namen Rath-Foundation agierende Organisation. Aus der Rath-Foundation ging im Juni 2005 die Partei Allianz für Gesundheit, Frieden und soziale Gerechtigkeit (AGFG) hervor, die von Raths PR-Manager Lutz Kliche geleitet wird und deren stellvertretender Vorsitzender Rath ist. Kernstück des Parteiprogramms ist die Gesundheitsphilosophie der Zellular-Medizin, verbunden mit den weit reichenden Verschwörungstheorien Raths. So sieht Rath zum Beispiel in der Nicht-Zulassung seiner Präparate den Beweis einer so genannten „Pharma-Diktatur“, welche weltweit Politiker und Wissenschaftler kontrolliere und im Hintergrund die Fäden ziehe.
Auf seiner Website und in Broschüren kolpotiert Rath, das Pharmakartell habe „den Gesundheits- und Lebensinteressen der gesamten Menschheit den Krieg"“ erklärt. Rath unterstellt weiterhin, dass „Vitamine und andere Naturheilverfahren aus Profitgier bekämpft und verleumdet“ werden, um mit „unwirksamen Medikamenten“ auf Kosten der Verbraucher weiter Geld zu verdienen. Als angebliche Beweise führte er Auszüge aus Fachartikeln, Broschüren und Pressemeldungen an. Diese aggressive Taktik wurde Rath 1998 durch einen Gerichtsbeschluss verboten. In der Begründung des Landgerichts Berlin heißt es: „Bei der Broschüre handelt es sich um ein Konglomerat von Tatsachenverdrehungen, Anschwärzungen und schlichten Unwahrheiten. Sie ist in toto auf Manipulation und Täuschung angelegt.“
In der seit 2006 laufenden Aktion seiner Partei AGFG warnt Rath sogar vor dem unmittelbar bevorstehenden Atomkrieg, der zum Ziel habe, eine „Pharma-Diktatur“ zu etablieren.

Prominente Ärzte wie Frank Ulrich Montgomery (Vorsitzender des Marburger Bunds) und Michael Bamberg (Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft) forderten ein juristisches Vorgehen gegen Raths Methoden.

Fallbeispiele

Dominik Feld verstarb am 1. November 2004 im Alter von neun Jahren. Seine Eltern hatten sich für die von Rath angepriesene Zellulärmedizinische Behandlung entschieden. Der Krebs wuchs danach ungehindert weiter. Alle behandelnden Ärzte bestätigen ohne Ausnahme dass Dominik an Krebs gestorben ist. Rath bestreitet dies auf seinen Internetseiten und behauptet Dominik sei an einer Serie von ärztlichen Kunstfehlern gestorben.

In Südafrika müssen sich Rath und dessen Stiftung inzwischen vor Gericht verantworten, nachdem er den AIDS-Kranken des Landes falsche Hoffnungen machte und ihnen von einer antiretroviralen Therapie abriet. Auch in Südafrika gibt es bereits Todesopfer, nachdem im Vertrauen auf die Wirksamkeit der Zellular-Medizin auf die anerkannt wirksamen Therapien verzichtet wurde. So sagte Rath in einem Interview: ARV-Medikamente sind hochgiftige Chemo-Keulen, die die Körperzellen schädigen, vor allem die Zellen des Immunsystems. Deshalb verschlimmert die Einnahme von ARV-Präparaten die bestehende Immunschwäche von AIDS-Patienten noch weiter.“ [5]. Seinen Gegenspielern, zum Beispiel der afrikanischen Treatment Action Campaign (TAC), die sich für die AIDS-Aufklärung, Safer Sex und medikamentöse AIDS-Therapien einsetzen, warf Rath vor, eine Schattenorganisation der Pharmalobby zu sein; und dies ungeachtet der Tatsache, dass die TAC selbst der pharmazeutischen Industrie eine herbe Niederlage beschert hatte, nachdem sie gerichtlich die kostengünstige Abgabe von ARV-Medikamenten durchgesetzt hatten.

Am 13. Juli 2006 fand auch in Deutschland die Hauptverhandlung in einem Strafprozess in Hamburg wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz statt, das Verfahren wurde gegen Zahlung von 33.000 Euro eingestellt.[6]. Rath gilt daher nicht als bestraft, hat durch die Zahlung aber eine Schuld eingestanden.

Quellen

  1. a b c Klaus Koch: „Verschwörungstheorien um Vitamine“, netdoktor.de; Artikel vom 01.08.2000; Abgerufen am 13. Sep 2006
  2. exemplarisch hierfür: Berliner-Morgenpost: „Studie widerspricht Wunderheiler“, Artikel vom 07. Juli 2004; abgerufen am 11. Sep 2006
  3. Tröger U, Meyer F: „Validity of advertising claims for multivitamin preparation Vitacor 20/90 on the internet“. British Medical Journal 1998; Bd. 317: s. 1069-1071  [Artikel]
  4. Lutz Kliche (ViSdP): „Rath International“, Ausgabe 02/2004 PDF(4,47MB), abgerufen 11.09.2006
  5. AGFG Homepage: Interview mit Matthias Rath; abgerufen am 22. Aug 2006
  6. SWR-Nachrichten: Verfahren gegen umstrittenen Dr. Rath eingestellt; abgerufen am 29. Oktober 2006

Weblinks

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