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Lehmbau

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Lehmbau bezeichnet die Erstellung von Bauwerken aus Lehm als auch die so erstellten Bauwerke selbst.

Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheit. Er ist leicht verfügbar und relativ einfach zu verarbeiten. Daher ist Lehm auch heute noch das Baumaterial der Wahl in vielen Ländern. In Europa erlebt der Lehmbauen seit Anfang der 1980er Jahre eine Renaissance (Lit.: Kolb).

Das Klima in Lehmgebäuden ist angenehm, da der Lehm ein hohes Wärmespeicherungsvermögen aufweist und damit temperaturausgleichend wirkt. Auch die Luftfeuchtigkeit wird stabilisiert, da Lehm Feuchtigkeit speichert und langsam aufnimmt oder abgibt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lehm als Baustoff

[Bearbeiten] Zusammensetzung

Der zum Bauen verwendete Lehm ist eine Mischung aus Ton, Schluff (Feinstsand) und Sand, die feucht in Form gebracht und dann getrocknet wird.

Wenn der Lehm zu viel Sand enthält (er ist zu mager), wird er bröckelig; zu viel Ton (er ist zu fett) bewirkt, dass er Risse bekommt.

In vielen Gegenden wird dem Lehm Stroh zugesetzt; dies ist nicht unbedingt erforderlich, bewirkt aber eine geringere Dichte des entstehenden Materials und damit bessere Wärmedämmeigenschaften. Außerdem wirkt das Stroh als Armierung der Rissbildung entgegen.

Teilweise wird auch Kuhdung oder Pferdemist beigemischt. Der zweitere enthält – weil das Pferd kein Wiederkäuer ist, also die Zellulose nicht zersetzt wird – einen hohen Anteil an unverottbaren Faserstoffen. Außerdem gehen die organischen Anteile des Dungs mit den mineralischen Lehmbestandteilen komplexe Verbindungen ein, die die technischen Eigenschaften deutlich verbessern. Eine Zugabe von Kalk wirkt hierbei als Desinfektionsmittel, neutralisiert die Säuren zu Salzen – dies erhöht die Wasserspeicherkapazität – und schließt die Oberfläche der Zellulosen auf, sodass sie sich besser im Lehm verankern.

Heute kann man von einer Renaissance des Lehmbaus sprechen. Oft könnte der Lehm direkt an der Baustelle aus dem Boden gewonnen werden. In den meisten Dörfern finden sich noch alte Lehmkuhlen aus denen früher der Lehm abgebaut wurde. Firmen, die auf wirtschaftliches Arbeiten angewiesen sind, greifen auf heute erhältliche Fertigprodukte zurück. Der Lehm wird hier trocken und fein gemahlen in Säcken geliefert und kann mit einem Freifallmischer wie Zement verarbeitet werden.

Moderne Baulehme enthalten diverse andere Faserstoffe, Speicher– und Quellstoffe, die die Verformung durch die Materialfeuchtigkeit kontrollieren, sowie, als Thermolehm, wärmedämmende und –speichernde Materialien.

[Bearbeiten] positive Eigenschaften

Gegenüber Zement hat Lehm einige sehr positive Eigenschaften die ihn für ökologisches Bauen interessant machen (Lit.: Lenze, Minke):

  • Lehm ist schadstofffrei und hautfreundlich
  • Zur Aufbereitung und Verarbeitung wird sehr wenig Primärenergie benötigt
  • Lehm wirkt Luftfeuchte regulierend und ist diffusionsfähig
  • trockener Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge
  • Lehm konserviert Holz
  • Lehm ist vollständig recycelbar
  • Lehm speichert Wärme
  • Lehm bindet Schadstoffe

So schafft Lehm ein für den Menschen angenehmes und gesundes Raumklima. Im Sommer wenn es draußen sehr heiß ist sind die Räume in einem Lehmhaus angenehm kühl. Im Winter wirkt der Lehm Luftfeuchte regulierend und schützt vor zu trockener Raumluft.

[Bearbeiten] Lehmbautechnik

[Bearbeiten] Bauweisen

Fachwerkhaus mit freigelegter Konstruktion mit Gefachen mit Holzgeflecht und Lehmbewurf und Gefachen mit Lehmziegeln in Bad Langensalza.
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Fachwerkhaus mit freigelegter Konstruktion mit Gefachen mit Holzgeflecht und Lehmbewurf und Gefachen mit Lehmziegeln in Bad Langensalza.
Lehmhaus der Dogon in Mali.
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Lehmhaus der Dogon in Mali.

In den meisten Fachwerkhäusern ist Lehm in Form von Ziegeln vermauert oder als Gefach mit gehäckseltem Stroh o.a. vermischt, und dann auf ein Weidengeflecht oder Holzstaken aufgebracht. Daneben existiert auch die Stampflehm-Bauweise (eine erdfeuchte Lehmmischung wird in einer Schalung verdichtet) (Beispiel: die Kapelle der Versöhnung in Berlin).

Generell sind die Mauern von Lehmgebäuden massiv angelegt.

Lehmbau kann sowohl mit luftgetrockneten Ziegeln als auch im Stampflehmbau durchgeführt werden. Zum Mauern mit Ziegeln wird als Mörtel und zum Verputzen das gleiche Material wie zur Herstellung der Ziegel verwendet. Beim Stampflehmbau ist ein meist hölzerner Rahmen erforderlich.

Manchmal werden Holzbalken in die Lehmwände eingebaut, um Tür- oder Fenstersimse zu erhalten, oder um innen Befestigungen vorzunehmen. Lehmhäuser werden meistens außen mit Holz verschalt, um sie gegen Feuchtigkeit zu schützen. Zementhaltige Putze haben ein anderes Ausdehnungsverhalten bei Temperaturänderungen als Lehm und sind daher als Fassadenaußenhaut ungeeignet. Außenputze für Gefache von Lehmwänden enthalten Ziegelmehl, Kalk und nur geringe Mengen von Zement.

Neuerdings sind in Europa industriell gefertigte Lehmbausteine, unterschiedlicher Formate, Lehmwandplatten, zum Teil mit Nut und Feder, und Lehmputze für den Innenausbau erhältlich.

[Bearbeiten] Dämmung

Aufgrund ihrere massiven Bauweise sind Lehmwände ausgezeichnete Wärmepuffer. In warmen Gebieten sollte eine Wand so dick angelegt sein, dass sie sich im Laufe eines Tages nicht durchgängig aufwärmt, so dass es im Gebäudeinneren kühl bleibt.

In kühlen Gebieten sollte die Wärmedämmung an der Außenwand angebracht sein. Die massive Lehmwand wirkt dann als Wärmespeicher.

[Bearbeiten] konstruktiver Feuchtigkeitsschutz

Durch Nässe wird ein Lehmbau schnell beschädigt, oberflächliche Feuchtigkeit dagegen richtet keinen Schaden an. Daher ist es in nassen Klimaten erforderlich, die Außenwände durch geeignete Schalung aus Holz oder entsprechende Dachüberstände zu schützen und für Drainage des umgebenden Geländes zu sorgen. Lehmwände sollten stets eine Steinschicht oberhalb des Erdreichs mit aufliegender Trennlage besitzen, um nicht Nässe aus dem Boden ziehen zu können.

In trockenen Gebieten sind Lehmgebäude sehr dauerhaft. Sie sind traditionell im mittleren Osten, in Nordafrika, in Spanien (Mudejar-Architektur), bei den Pueblo-bauenden Indianern Nordamerikas und in den Anden in Gebrauch.

[Bearbeiten] Bekannte Lehmbauten

Ansicht der Stadt Bam im Iran.
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Ansicht der Stadt Bam im Iran.
Die Moschee von Djenné.
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Die Moschee von Djenné.
Lehmhäuser der Dogon in Mali.
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Lehmhäuser der Dogon in Mali.

Das größte Lehmgebäude der Welt war die Zitadelle der iranischen Stadt Bam, die in einem Erdbeben am 26. Dezember 2003 weitgehend zerstört wurde. Zahlreiche Lehmgebäude finden sich auch in der Stadt Djenné des Staates Mali. Die Stadt zählt ebenso wie die Große Moschee von Djenné zum Weltkulturerbe.

Bekannt ist auch die Lehmarchitektur im Südwesten der arabischen Halbinsel. Sanaa als jemenitsche Hauptstadt verfügt über großflächige Stadtteile in Lehmarchitektur.

Das von der UNESCO zum Weltkulturerbe gekürte Schibam auf einer Felseninsel im Wadi Hadramaut im Südjemen wird wegen seiner teils neunstöckigen Hochhäuser gar als "Chicago der Wüste" bezeichnet. Die alte Stadt umfasst eine Fläche von 400 x 500 m und ist für ihre mehrstöckigen Wohnhäuser aus Lehmziegeln berühmt. Viele der Gebäude sind bis zu 30 m hoch und haben ein Alter von bis zu 500 Jahren. Genauer: die inneren Stützkonstruktionen aus Hölzern sind teils so alt; die Lehmhäuser werden in den oberen Etagen zwar mit einem Kalkanstrich gegen die (seltenen) Regenfälle geschützt, sie müssen jedoch wegen des natürlichen Zerfalls der Ziegel im Abstand von zehn oder fünfzehn Jahren jeweils aus frisch geformten Lehmziegeln in alter Form neu errichtet werden.

Das größte (Stampf-)Lehmgebäude in Deutschland ist ein 6-geschossiges Wohnhaus in Weilburg, ein aktuelles Beispiel dieser Bautechnik ist die 1999 errichtete Kapelle der Versöhnung in Berlin als erster öffentlicher Stampflehmbau seit 150 Jahren.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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