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Landesschule Pforta

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Schulpforte - Ehemalige Klosterkirche (12./13. Jahrhundert)
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Schulpforte - Ehemalige Klosterkirche (12./13. Jahrhundert)

Die Landesschule Pforta in Schulpforte, einem Ortsteil der Stadt Bad Kösen, ist ein Internatsgymnasium an der Saale, etwa 3 km südwestlich von Naumburg (Saale) mit einer bis in das 16. Jahrhundert zurückgehenden Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Schulpforte - Fürstenhaus (1573)
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Schulpforte - Fürstenhaus (1573)

Bischof Udo I. von Naumburg verlegte 1137 das wenige Jahre zuvor in Schmölln gestiftete und mit Mönchen aus Kloster Walkenried besetzte Zisterzienserkloster an die Saale und gab ihm den Namen Sanctae Mariae ad Portam (St. Marien zur Pforte). Somit ist dieses Jahr als Gründungsjahr anzusehen. Die Mönche kultivierten das Land um das Kloster und machten es so zu einem der reichsten Klöster Ostthüringens. 1150 wurde die Klosterkirche als romanische Basilika errichtet und von 1251 bis 1320 zur heutigen gotischen Klosterkirche umgebaut.

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1540 durch Herzog Heinrich V. v. Sachsen geschlossen. Nach längeren Verhandlungen über die weitere Nutzung der Gebäude des säkularisierten Klosters wurde Schulpforta 1543 von Kurfürst Moritz von Sachsen als eine von drei Landesschulen für Knaben gegründet. Die beiden Schwesterschulen waren "St. Afra" in Meißen sowie "St. Augustin" in Grimma. 150 Jungen aus allen Schichten erhielten hier eine Hochschulausbildung. Der Besuch war schulgeldfrei. Zur materiellen Absicherung der Schule übertrug Herzog Moritz den ehemaligen Klosterbesitz der Stiftung Schulpforte. Von 1573 bis 1575 erfolgten Umbau- und Erweiterungsarbeiten.

Schulpforte - Torhaus (1855)
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Schulpforte - Torhaus (1855)

Nach den Napoleonischen Kriegen musste Sachsen auf dem Wiener Kongress von 1815 Landesteile an Preußen abtreten, darunter auch das Gebiet mit Schulpforta. 1850 erfolgte der Bau des Torhauses durch F. A. Stüler. Im III. Reich wurde die Schule 1935 in eine Nationalsozialistische Erziehungsanstalt (NPEA, NAPOLA) umgewandelt. Sie diente diesem Zweck bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. Nach dem Kriegsende bis 1950 unternahm man zunächst den Versuch, die Schule mit dem Schulsystem der Weimarer Republik weiterzuführen. Durch die Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wurde der Stiftungsbesitz enteignet.

Nach der Gründung der DDR wurde die Stiftung Schulpforte 1949 schließlich aufgehoben und die Einrichtung in eine sozialistische Oberschule umgewandelt, die zur Hochschulreife führte. Gleichzeitig erfolgte erstmals die Aufnahme von Mädchen an die Schule. Von 1958 bis 1990 hatte Schulpforta den Status einer Erweiterten (Heim)-Oberschule mit 360 Internatsplätzen. In den Jahren 1981 und 1982 erfolgte die Einrichtung von Spezialklassen für Musik und Fremdsprachen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Schulpforta 1990 das Internatsgymnasium Landesschule Pforta in der Trägerschaft des Bundeslandes Sachsen-Anhalt für ca. 400 Schülerinnen und Schüler. Der Unterricht der Klassen 9 bis 13 erfolgt in den Ausbildungszweigen Sprachen, Musik und Naturwissenschaften. Mit der Änderung des Schulgesetzes wird das Abitur demnächst schon nach 12 Schuljahren abgelegt werden. Das Internat, in dem alle Schülerinnen und Schüler leben, bestimmt weitgehend den Tagesablauf. 1992 erfolgte die Wiedererrichtung der Stiftung Schulpforta als gemeinnützige Stiftung öffentlichen Rechts.

Nachdem Herr Büchsenschütz, langjähriger Rector Portensis, zum Ende des Schuljahres 2005 pensioniert worden ist, übernahm Herr Dr. Däumer, der bisherige Leiter des Gymnasiums Laucha, zum 01. August 2005 die Stelle des Rektors der Landesschule.

Am 10. November 2005 wurde Herr Kissling, der von 1996 bis 2002 als Prokurator die Stiftung Schulpforta leitete und die Führungen der Touristen übernahm, feierlich von der Schule verabschiedet.

[Bearbeiten] Internatsleben

Schulpforte - Altes Schulhaus (19. Jahrhundert)
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Schulpforte - Altes Schulhaus (19. Jahrhundert)

Die Schülerinnen und Schüler übernehmen mit ihrem ersten Tag in Schulpforta Verpflichtungen, wie den Famulus- und Keildienst (Famulusdienst: Nachmittägliches und abendliches "Bewachen" des Internatsgebäudes / Keildienst: Die Schule verfügt über keine elektrische Schulklingel, weshalb der Tagesrhythmus durch das Keilen, also das Läuten der Keilglocke eingehalten wird.). Regeln und Rechte sind hauptsächlich anhand der Klassenstufe, erst sekundär anhand des Alters aufgeteilt, die "Selbstverwaltung" der Schüler wird hier, im Gegensatz zu anderen staatlichen Schulen, in höherem Maße durchgeführt. Zu dem Bestandteil des Intenatslebens gehört auch der Neunerschwoof, ein kulturelles und humorvolles Einweihungsritual der Schüler für die neuen Internatsschüler.

Das Internatsleben mit seinen vielen Traditionen, wie z.B dem "Schwoof" einem Aufnahmeritual zur Begrüßung der neuen Schüler oder auch der alljährlichen Wasserschlacht am letzten Tag eines Schuljahres, bietet eine einzigartige und sehr intensive Lernatmosphäre, die von Solidarität, dem Lösen von Problemen durch Dialektik und demokratische Institutionen, sowie kooperative Kreativität geprägt wird, was jedem Schüler die optimale Entfaltung seiner Fähigkeiten erlaubt.

[Bearbeiten] Internatsorganisation vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert

Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude  von 1868
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Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude von 1868

Die reguläre Unterrichtszeit umfasste zunächst nur etwa die Hälfte der Arbeitszeit der Schüler und wurde immer wieder durch Repetierzeiten oder Arbeitszeiten unterbrochen. Diese bedeuteten, dass die Schüler in Gruppen von etwa 10 - 18 Schülern auf ihrer Stube waren, wo sie unter Aufsicht eines Primaners (12. oder 13. Klasse) arbeiteten, der währenddessen seinerseits seine persönliche Arbeit erledigte. Dabei waren sie noch einmal in Tischgruppen aufgeteilt, bei denen wiederum der Tischälteste für Ruhe zu sorgen hatte.

Friedrich Nietzsche
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Friedrich Nietzsche

Unter den Primanern hatten einige als Inspektoren eine zusätzliche Verantwortung bei der Aufsicht in den Schlafsälen (jeweils für eine Klasse, teils für zwei Klassen), beim Mittagessen und in der Freizeit in der Schule. Diese Inspektoren hatten Strafrecht gegenüber allen Schülern bis zur Obersekunda (11. Klasse), auch wenn sie es gegenüber den "Oberhähnen" (Schüler der 11. Klasse) im Normalfall nicht wahrnahmen. Schwerere Strafen verhängte die Inspektorenversammlung. Nur bei schwerwiegenden Verstößen wurde der zuständige Lehrer (Hebdomadar) informiert, der solche Fälle auch vor die Lehrerkonferenz (Synode) bringen konnte.

Freizeit bedeutete im Normalfall, dass die Schüler das Gebäude zu verlassen und sich (auch bei Minusgraden unter 15 Grad) im Schulgelände aufzuhalten hatten. Das Recht, das Schulgelände zu verlassen, war lange Zeit auch den Primanern nur wenige Stunden in der Woche gestattet: drei Stunden für den normalen Primaner, vier Stunden für die, die sich besonders ausgezeichnet hatten. Unter dem Einfluss der Jugendbewegung und der Reformpädagogik wurde die Klausur langsam gelockert, was bedeutete, dass auch Schüler der unteren Klassen (8 und 9) das Schulgelände verlassen durften, aber nur ein bis zwei Stunden pro Woche.

[Bearbeiten] Schulerfolge

Rektor Walther
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Rektor Walther

Die Schule kann in ihrer langen Geschichte auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken. So sind an später herausragenden Persönlichkeiten neben Friedrich Nietzsche auch Friedrich Gottlieb Klopstock (In der Nähe der Landesschule Pforta an einem Nebenarm der Saale befindet sich die sogenannte Klopstockquelle.), Johann Gottlieb Fichte, Johann Friedrich Röhr, August Ferdinand Möbius, Leopold von Ranke, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Carl Richard Lepsius, Christian Gottfried Ehrenberg, Joachim Wilhelm von Brawe, Heinrich Hoffmann, Karl Lamprecht (dessen Grabstein sich auf dem dortigen Kirchfriedhof neben der Klosterkirche befindet), Theobald von Bethmann Hollweg, Georg Groddeck, Otto Koehler, Ernst Wilhelm Nay und Wolf von Niebelschütz Schüler dieser Schule gewesen. Bei Bundeswettbewerben in den Naturwissenschaften und den Sprachen liegen die Schüler Schulpfortas regelmäßig weit vorn. Die Chöre der Schule (auch der Ehemaligenchor) unter Leitung von Kersten Lachmann und Matthias Jende werden regelmäßig für ihre Leistungen ausgezeichnet. In den letzten Jahren entstanden Kompositionen ehemaliger und aktueller Schüler, so zum Beispiel Raphael Michaelis mit seinem Zyklus "Eine Reise mit Jesus" oder auch das Melodram "John Maynard" von Thomas Krüger. Letzteres wurde in der Phönix-Theaterwelt Wittenberg aufgeführt.

Das Gelände der Schule ist am Tage frei zugänglich. Ebenso können die ehemalige Klosterkirche mit Friedhof und der Kreuzgang besichtigt werden.

[Bearbeiten] Bekannte Lehrer

Die Schüler wurden auch durch bedeutende Lehrer unterrichtet wie Sethus Calvisius 1582-94. - Johann Joachim Gottlob am Ende ist wenigstens als Lehrer des Dichters Klopstock bekannt.

[Bearbeiten] Die Rektoren

  1. Johannes Gigas (1543-45),
  2. Cyriacus Lindemann (1546-48),
  3. Caspar Landsidel (1549-50),
  4. Georg Melhorn (1551),
  5. Paul Vogel (1552-53),
  6. Christoph Baldauf (1554-79),
  7. Jakob Lindner (1580-87),
  8. Bartholomäus Walther 1588-91,
  9. Jakob Lindner 1592-1600,
  10. Justinus Bertuch 1601-25,
  11. Franz Kess 1626-29,
  12. Elias Ehinger 1630-31,
  13. Andreas Kunad 1632-37,
  14. Johann Kühn 1638-71,
  15. Johann Georg Lorenz 1672-89,
  16. Daniel Müller 1690-1704,
  17. Johann Gottlob Hartmann 1705-15,
  18. Johann David Schreber 1716-30,
  19. Friedrich Gotthilf Freytag 1731-60,
  20. Christoph Gottfried Grabener 1761-78,
  21. Johann Gottfried Geißler 1779-86,
  22. Friedrich Gottlieb Barth 1787-94,
  23. Karl Wilhelm Ernst Heimbach 1795-1801,
  24. Carl David Ilgen 1802-30,
  25. Adolph Gottlob Lange 1831,
  26. Carl Christian Jacob Kirchner 1832-54,
  27. Karl Ludwig Peter 1855-72,
  28. Friedrich Ludwig Wilhelm Herbst 1873-77,
  29. Diederich Volkmann 1878-98,
  30. Christian Fürchtegott Muff 1898-1910,
  31. Heinrich Wilhelm Bruns 1911-21,
  32. Karl Friedrich Wilhelm Schmidt 1922-27,
  33. Walter Friedrich Kranz 1928-33,
  34. Bruno Joseph August Kranz1934,
  35. Adolf Schieffer 1935-36,
  36. Kurt Person 1937-45,
  37. Robert Pahncke komm. 1945-46,
  38. Ernst Habenstein 1947-51,
  39. Werner Ostrowitzki 1952-54,
  40. Stephan Baar 1955-57,
  41. Heinz Reinbothe 1958-68,
  42. Gerhard Arnhardt 1969-79,
  43. Werner Gaudig 1980-86,
  44. Heinz Erhardt 1987-89,
  45. Eberhard Horn 1990-91,
  46. Karl Büchsenschütz 1992-2005,
  47. Hans-Jörg Däumer 2005-

[Bearbeiten] Landesschule zur Pforte

Im Jahr 1968 wurde die Landesschule zur Pforte im westfälischen Meinerzhagen gegründet, die die Tradition der Fürstenschulen in Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschland fortführte. Aufnahmebedingung war jeweils eine entsprechende Begabung unabhängig von der Herkunft.

[Bearbeiten] Literatur

  • Gerhard Arnhardt: Schulpforte. Eine Schule im Zeichen der humanistischen Bildungstradition. Verlag Volk Und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-217746-2.
  • Carl F. Bittcher: Pförtner Album. Verzeichnis sämtlicher Lehrer und Schüler der Königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843. Verlag Vogel, Leipzig 1843.
  • Karl Büchsenschütz: Damit es an gelahrten Leuten in unsern Landen nicht Mangel gewinne. In: Schulpforta, 450 Jahre Schulgeschichte. Edition Leipzig, Leipzig 1993, ISBN 3-361-0040-98
  • Wilhelm Corssen: Alterthuemer und Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien und der Landesschule zur Pforte. Verlag des Waisenhauses, Halle 1868.
  • Ralf Georg Czapla: Schulpforta und die Bibelepik des 18. Jahrhunderts. Klopstocks Lehrer Johann Joachim Gottlob am Ende als Dichter und Theologe. In: Daphnis. Zeitschrift für mittlere deutsche Literatur 34 (2005), S. 287-326.
  • Petra Dorfmüller: rectores portenses. Leben und Werke der Rektoren der Landesschule Pforta von 1543 bis 1935. Sax-Verlag, Beucha 2006, ISBN 3-934544-96-7.
  • Petra Dorfmüller, Eckart Kissling: Schulpforte. Zisterzienserabtei Sankt Marien zur Pforte, Landesschule Pforta. Dt. Kunstverlag, München 2004, ISBN 3-422-06499-0.
  • Wieland Führ (Hrsg.): Vivat Porta. Bilder von Schulpforte aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Koberger Verlag, Nürnberg 1993.
  • Hans Heumann: Schulpforta. Tradition und Wandel einer Eliteschule. Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1994, ISBN 3-89683-016-3.
  • Robert Pahncke: Schulpforte. Geschichte des Zisterzienserklosters Pforte. Koehler & Amelang, Leipzig 1956.
  • Sigrid Schütze-Rodemann: Pforta. Das Zisterzienserkloster, die Landesschule. Schnell & Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1419-9.
  • Hartmut Vahl: Napola Schulpforta. 1943-1945. Hamburg 2000.
  • Otto Wilde: Schulpforte, eine Brücke zwischen Ost und West. In: Hamburger Mittel- und Ostdeutsche Forschungen Bd. 2 (1960), S. 193-228.

[Bearbeiten] Weblinks


Koordinaten: 51° 8′ 32" n. Br., 11° 45′ 8" ö. L.

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