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Kloster Weißenburg

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Kloster Weißenburg im Elsass. Siehe auch Kloster Weißenburg in Bayern
Stiftskirche, Teil des früheren Klosters
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Stiftskirche, Teil des früheren Klosters

Kloster Weißenburg ist ein ehemaliges Kloster (1524 –1789: Kollegiatstift) in Weißenburg (franz. Wissembourg) im Elsass in Frankreich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Kloster Weißenburg gilt in der modernen Geschichtswissenschaft als eine Gründung des Speyerer Bischofs Dragobodo, die ungefähr um 660 stattfand.

Durch Stiftungen vom Adel und lokalen Grundbesitzern gewann das Kloster schnell an Besitz und Ländereien im Elsass, der Pfalz und im rechtsrheinischen Ufgau. So wurden Herren- und Knechtshöfe errichtet und eine systematische Landwirtschaft zur Gewinnung von fruchtbarem Ackerboden eingeführt.

Um 1100 war es für das inzwischen reich gewordene Kloster Weißenburg wichtig, sich vom Bischof von Speyer und dessen Einfluss zu distanzieren. Zu diesem Zweck konstruierte man eine andere Tradition über die Entstehung des eigenen Klosters und scheute sich auch nicht, dies mittels gefälschter Urkunden darzustellen (wobei freilich bemerkt werden muss, dass Urkundenfälschung im Mittelalter nichts ungewöhnliches war). Im Falle Weißenburgs berief man sich nun auf den Merowingerkönig Dagobert I., der das Kloster angeblich im Jahr 623 gegründet haben soll; genauere historische Nachforschungen der letzten Jahrzehnte haben freilich ergeben, das dies kaum der Fall gewesen sein kann. Weißenburg entwickelte sich rasch zu einem der reichsten und auch kulturell bedeutendsten Klöster Deutschlands. Bereits im Jahr 682 konnte es für die hohe Summe von 500 Solidi Salinenanteile in Vic-sur-Seille kaufen. Ein Meilenstein in der Entstehung der deutschen Sprache bildet das Evangelienbuch, das der Weißenburger Mönch Otfrid um 860 schuf. Damals unterstand das Kloster dem Abt Grimald, der zugleich auch Abt des Klosters St. Gallen und Kanzler Kaiser Ludwig des Deutschen war, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Reichskirche überhaupt. Einen bedeutenden Verlust an Besitzungen erfuhr das Kloster, als sich im Jahr 985 der salische Herzog Otto insgesamt achtundsechzig dem Kloster gehörende Orte aneignete ("Salischer Kirchenraub"). Vor allem aber der Übergang von der Eigenbewirtschaftung der Klostergüter zur Vergabe als Lehen zog den Verlust der meisten Besitzungen nach sich, da die Lehnsträger mit der Zeit ihr Lehen als Allod, d.h. als freies Eigentum, betrachteten. Dadurch verflüchtigte sich der einst so umfangreiche Klosterbesitz immer mehr. Im 16. Jahrhundert waren von den einst Tausenden von klostereigenen Höfen noch genau 3 (!) Höfe (Steinfeld, Schweighofen und Koppelhof) sowie das Zehntrecht in Weißenburg und Bergzabern mit einem jährlichen Ertrag von 1500 Gulden übrig geblieben. Bereits zur Zeit des Niederganges versuchte der von 12621293 regierende Abt Edelin, durch eine Erfassung des Klosterbesitzes in einem neuen Grundbuch, den Verlust der Klostergüter zu stoppen und verlorene Güter zurückzugewinnen. Dieses Verzeichnis, Codex Edelini oder Liber Possessionum genannt, befindet sich heute im Landesarchiv in Speyer. 1524 wurde das völlig verarmte Kloster auf Drängen des letzten Abtes, Rüdiger Fischer, in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, das 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt wurde. Der gefürstete Propst von Weißenburg hatte eine Virilstimme im Reichsfürstenrat des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation inne. Im Zug der Französischen Revolution wurde das Stift 1789 aufgelöst. Ein Teil der Bibliothek gelangte im 17. Jahrhundert in die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel, das Klosterarchiv ging größtenteils in den Wirren der Revolutionszeit zugrunde.

[Bearbeiten] Liste der Äbte von Weißenburg

Der Theologe und Historiker Kaspar Brusch überliefert in seiner erstmals 1551 erschienenen Klosterchronik auch für das Kloster Weißenburg eine Äbteliste, die freilich teilweise fiktiv ist (zumindest für die angeblich vor Dragobodo regierenden Äbte – vergleiche schon den vielsagenden Namen „Principius“ des vermeintlich 1. Abtes). Darauf weist Brusch selbst hin („Nihil enim de his Abbatibus primis aliud scriptum reperi, quorum seriem etiam ac successionem aliquid erroris habere non dubito“. Als Quelle für die Äbte vor Adalbertus (Nr. 23) gibt er eine Auskunft an, die er vom seinerzeitigen Bischof von Speyer erhalten habe).

  • Principius
  • Cheodonius
  • Radefridus
  • Ehrwaldus
  • Instulphus
  • Astrammus
  • Gerbertus
  • Ehrimbertus
  • Dragobodo (zugleich Bischof von Speyer)
  • Charialdus
  • Bernhardus (oder Wernharius; später Bischof von Worms)
  • David
  • Wielandus
  • Odgerus (oder Odogarius, später Erzbischof von Mainz)
  • Grimald
  • Volcoldus
  • Gerochus
  • Voltwicus
  • Mimoldus
  • Adelhardus
  • Gerrichus
  • Ercarmius
  • Adalbertus (Abt seit 954, im Jahr 970 Erzbischof von Magdeburg, dort gestorben 981)
  • Sanderadus (970 bis 985. Seine Amtszeit endete offenbar gewaltsam im Zusammenhang mit dem sog. Salischen Kirchenraub)
  • Gisillarius (985 bis 989)
  • Gerrichus (989 bis 1001)
  • Sigebodo (1001 bis 1002)
  • Luithardus (1002 bis 1032. Während seiner Amtszeit, im Jahr 1004, brannte das Kloster ab)
  • Volmar (1032 bis 1043)
  • Arnoldus (1043 bis 1055, seit 1051 auch Bischof von Speyer)
  • Samuel (1055 bis 1097; vgl. „Neue deutsche Biographie“, Bd. 22, S. 411))
  • Stephanus
  • Menigandus
  • Ulrich
  • Werinharus
  • Ernestus
  • Benedictus
  • Engiscalus
  • Gundelacus (oder Gundericus)
  • Godefridus
  • Walramus (oder Wolframus; 1197 bis 1224)
  • Chuno (1222 bis 1248)
  • Conradus (1248 bis 1251)
  • Friedricus (1251 bis 1262)
  • Edelinus (1263 bis 1293)
  • Wilhelmus (1293 bis 1301)
  • Egidius (1301 bis 1312)
  • Bartholomaeus (1312 bis 1316)
  • Wilhelmus (1316 bis 1322)
  • Johannes (1322 bis 1337)
  • Eberhardus (1337 bis 1381)
  • Hugo (1381 bis 1402)
  • Johannes (1402 bis 1434; Teilnehmer am Konzil von Konstanz)
  • Philipp (1435 bis 1467)
  • Jacobus (1467 bis 1472)
  • Henricus (1475 bis 1496)
  • Wilhelmus (1496 bis 1500)
  • Rudigerus (1500 bis 1545; Während seiner Amtszeit wurde das völlig verarmte Kloster im Jahre 1524 in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, das 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt wurde.)

Damit endet die Reihe der Äbte; die Pröpste des Kollegiatstiftes waren identisch mit den Bischöfen von Speyer.

Quelle: Caspar Bruschius: Chronologia monasteriorum Gemaniae praecipuorum, Sulzbach 1681

[Bearbeiten] Zitat

In der Edelsasser Chronik Band X. von 1529 lässt sich folgende Beschreibung des Weißenburger Klosters nachlesen:

Das Closter Weissenburg Sanct Benedicten Ordens ist der mächtigsten und ältesten Clöszters eines in Teutschland gewesen; wird unter die vier Abteyen des Römischen Reichs gezahlt, ward gebauen in dem Elsass an dem Berg Vogeseo in der Reichsstatt Weissenburg bey dem Fluss die Lautter genannt, welche mitten durch die Staat fleusst, an einem lustigen Ort des Bistumbs; die Alten haben es Witzenburg oder der Weisheit Burg genannt, dieweil die Münch solches Closters jederzeit in guter Lehr gehalten worden.

Der Name Weißenburg, stammt freilich nicht von der Weisheit der Mönche, sondern von dem weißen Kalkstein der Region.

[Bearbeiten] Literatur

  • Ernst Friedrich Mooyer: Nekrologium des Klosters Weißenburg, mit Erläuterungen und Zugaben. In: Archiv des historischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 13 (1855) 1-67
  • Zeuss, Johann Caspar (Hrsg.): Traditiones possessionesque Wizenburgenses: codices duo cum supplementis; impensis societatis historicae Palatinae. Speyer, 1842.
  • J. Rheinwald: L' abbaye et la ville de Wissembourg. Avec quelques châteaux-forts de la basse Alsace et du Palatinat. Monographie historique. Wentzel, Wissembourg 1863 (Nachdruck: Res Universis, Paris 1992)
  • Wilhelm Harster: Der Güterbesitz des Klosters Weißenburg. (= Programm zum Jahresbericht des K. Humanistischen Gymnasiums Speier), 2 Bände. Speyer 1893/94
  • Anton Doll (Hrsg.): Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des Klosters Weissenburg. 661-864. Eingeleitet und aus dem Nachlass von Karl Glöckner hrsg. von Anton Doll. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 1979
  • Martin Burkart: Durmersheim. Die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner; von den Anfängen bis ins frühe 20. Jahrhundert. Selbstverlag, Durmersheim 2002

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

  • www.hab.de Link zur Sammlung der ehemaligen Klosterbibliothek, heute in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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