Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Karl König - Wikipedia

Karl König

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Wiener Heilpädagogen. Für den Hamburger Musiker gleichen Namens, siehe Lotto King Karl.

Karl König (* 25. September 1902 in Wien; † 17. März 1966 in Brachenreuthe bei Überlingen) war Kinderarzt, Heilpädagoge und Begründer der internationalen Camphill-Bewegung.

Karl König um 1930
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Karl König um 1930

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

Karl König wuchs als einziges Kind eines jüdischen Schuhhändler-Ehepaars in Wien auf. Dort ging er zur Schule und studierte Medizin mit dem Interessensschwerpunkt Embryologie. Nach seinem Abschluss traf er 1927 die anthroposophische Ärztin Ita Wegman, die ihn an ihr Klinisch-Therapeutisches Institut in Arlesheim (Schweiz) einlud und mit der Heilpädagogik in Kontakt brachte. So schloss er sich 1929 als Kinderarzt dem heilpädagogischen Heim Schloß Pilgramsheim bei Striegau in Schlesien an. Im selben Jahr heiratete er Mathilde Elisabeth (Tilla) Maasberg aus der Herrnhuter Brüdergemeine (der Ehe entstammen vier Kinder). 1936 kehrte er mit ihr nach Wien zurück, wo er eine gut besuchte Kinderarztpraxis eröffnete.

Karl König hatte in Österreich eine heilpädagogische Einrichtung nach neuen, anthroposophischen Gesichtspunkten geplant. Der Einmarsch Hitlers 1938 vereitelte dieses Vorhaben, Familie König emigrierte zusammen mit einer Gruppe zumeist jüdischer Menschen über die Schweiz und Italien nach Schottland, wo sie März 1939 ankamen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen und Kriegsausbruch am 1. September 1939 wurde Karl König mit den übrigen Männern interniert, die Frauen bezogen das namengebende Haus in Camphill bei Aberdeen. Nach der Freilassung entstand dort im Juni 1940 die erste Camphill Community for Children in Need of Special Care, für „seelenpflegebedürftige“ Kinder als Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Ab 1955 entstand mit Karl Königs Hilfe die erste Camphill-Dorfgemeinschaft Botton Village im nordenglischen Yorkshire für zu Betreuende jenseits des Schulalters.

Dr. Karl König entfaltete eine rege wissenschaftliche Publikations- und Vortragstätigkeit und führte eine weltweite Fachkorrespondenz. Er koordinierte die frühen Gemeinschaftsgründungen und die Verselbständigung der Einrichtungen in Regionen und dem Camphill Village Trust, führte basisdemokratische Entscheidungsfindung und Ansätze der sozialen Dreigliederung ein, initiierte Ausbildungsgänge für Mitarbeiter/innen und pflegte ein strukturiertes, von einfachen Ritualen geprägtes Zusammenleben. Sein besonderes Engagement galt den Menschen mit Down-Syndrom, von deren heilsamem Einfluss auf ihr Umfeld er überzeugt war.

1964 übersiedelte Dr. König von Schottland nach der Dorfgemeinschaft Brachenreuthe bei Überlingen am Bodensee, wo er zwei Jahre später verstarb.

Die für ein Camphill village typische, von Karl König beförderte Lebensform basiert auf dem engen Bezug zur Natur über die gemeinsame Arbeit in Landwirtschaft, Garten, Bäckerei und Küche, bzw. in diversen Werkstätten. Das Wohnen in Wahlfamilien und das kulturelle Leben geschehen ebenfalls gemeinsam. Die „Dörfler“ gelten dabei gründsätzlich als imstande, ihren realen, ernstzunehmenden Beitrag am gesellschaftlichen Leben zu leisten. Die geleistete Arbeit soll so hochwertig sein, dass sie auf dem Markt bestehen kann.

Die ideale Haltung der heilpädagogisch Tätigen, so Karl König, „kommt erst dort zustande, wo eine neue Demut im Herzen zu wachsen beginnt, die in jedem Menschenantlitz den Bruder sieht.“[1]

[Bearbeiten] Kritik

Kritische Einwände gegen Königs Arbeit gehen in verschiedene Richtungen.

Zum einen wirft ihm der Schweizer Theologe Ekkehard Stegemann vor, in einem (unbelegten) Vortrag 1965 den Juden eine dem Christentum untergeordnete Rolle zugewiesen zu haben: Die im Holocaust Umgekommenen hätten „durch ihren Opfertod Zeugenschaft“ abgelegt „für das Kommen des Christus [,,,] im Ätherraum der Erde.“ [2] Zum anderen werden Königs anthropologische Ausführungen, die sich auf Goethes naturwissenschaftliche Schriften stützen, aus der Sicht neodarwinistischer oder biologistischer Autoren als unhaltbar kritisiert (umstrittene Evolutionstheorie).

Weitere Kontroversen finden sich im Kontext der Schulmedizin, die Königs anthroposophische und homöopathische Diagnose- und Therapieansätze meistenteils nicht anerkennt.

Letztlich ist König auch im anthroposophischen Spektrum selbst umstritten, er wurde 1935 vorübergehend aus der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen und galt als streitbar und eigenwillig.

[Bearbeiten] Werke (in Auswahl)

  • The Earthly and Cosmic Nutrition Streams in Man and Plant, Stourbridge 1953
  • Die ersten drei Jahre des Kindes, Stuttgart 1957
  • The Human Soul, Aberdeen 1959
  • Der Mongolismus, Stuttgart 1959
  • Embryologie und Weltentstehung, 6 Vorträge, Freiburg i. Br. 1958,
  • Die Schicksale Sigmund Freuds und Josef Breuers, Stuttgart 1962
  • Die beiden Jünger Johannes, Stuttgart 1963
  • Die Contergan-Katastrophe, Freiburg i. Br. 1963
  • Brüder und Schwestern, Stuttgart 1964
  • Heilpädagogische Diagnostik, Arlesheim 1965
  • Bruder Tier, Stuttgart 1967
  • Earth and Man, Glencraig 1969
  • Über Rudolf Steiners Seelenkalender, Stuttgart 1970
  • Sinnesentwicklung und Leiberfahrung, Stuttgart 1971
  • Geister unter dem Zeitgeist, Stuttgart 1973
  • Epilepsie und Hysterie, Arlesheim 1978
  • Festival Plays, Botton Village 1984
  • Die Mission des Gewissens, Stuttgart 1992
  • On the Inner Path, Whitby 1994
  • Der Kreis der zwölf Sinne und die sieben Lebensprozesse, Stuttgart 1999

[Bearbeiten] Literatur

  • Müller-Wiedemann, Hans: Karl König: e. mitteleuropäische Biographie im 20. Jahrhundert. Stuttgart : Verl. Freies Geistesleben, 1992. ISBN 3-7725-1153-8
  • Schmalenbach, Bernhard: König, Karl. In: Plato, Bodo von (Hrsg.): Anthroposophie im 20. Jahrhundert : ein Kulturimpuls in biografischen Porträts. Dornach : Verlag am Goetheanum, 2003. ISBN 3-7235-1199-6
  • Selg, Peter: Anfänge anthroposophischer Heilkunst. Ita Wegman, Friedrich Husemann, Eugen Kolisko, Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven, Karl König, Gerhard Kienle. (Pioniere der Anthroposophie; Band 18). Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, 2000. ISBN 3-7235-1088-4

[Bearbeiten] Quellenangabe

  1. Camphill-Brief 1965
  2. Reformierte Nachrichten (Schweiz), 8. Sept. 1999

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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