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Kanalschwimmen

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Kanalschwimmen ist eine besondere Art des Langstreckenschwimmens in einer als Kanal bezeichneten Wasserstraße entweder als Durchquerung (Ärmelkanal) oder längs dazu (Halle (Saale) und andere).

Kanalschwimmstrecke zwischen Dover und Calais durch den Ärmelkanal
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Kanalschwimmstrecke zwischen Dover und Calais durch den Ärmelkanal

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ärmelkanalschwimmen

[Bearbeiten] Strecke

In der Regel wird die Strecke von Dover (England) nach Calais (Frankreich) oder umgekehrt durchschwommen, mit 32,31 Kilometern der kürzeste Abstand zwischen beiden Küsten. Oft müssen die KanalschwimmerInnen, bedingt durch starke Tidenhub-Strömungen und hohen Wellengang, weitaus längere Strecken zurücklegen. 50 bis über 70 Kilometer sind nicht selten.

Der Ärmelkanal zählt mit etwa 500 Schiffen pro Tag zu den meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Dies ist für die SchwimmerInnen nicht unproblematisch, müssen sie doch bei einer Begegnung einen „Umweg“ schwimmen.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch im Sommer die Wassertemperatur selten über 16° C ansteigt und dadurch Unterkühlung droht.

Neben der Solostrecke Dover-Calais wird auch die Doppeldistanz Dover-Calais-Dover geschwommen. Ein weiteres Ziel in Frankreich ist der 34 Kilometer von Dover entfernte Küstenort Sangatte.

Jährlich versuchen rund 100 Menschen, den Ärmelkanal schwimmend zu durchqueren. Dies gelang jedoch nur etwa 80 Prozent, bisher knapp 600 verschiedenen Personen.

[Bearbeiten] Ausrichter

Alle Querungsversuche werden seit 1927 von der Channel Swimming Association (CSA) überwachend mit Booten begleitet, um notwendige Rettungsmaßnahmen durchzuführen und Zeiten und Rekorde zu registrieren. Die CSA hat ihren Sitz in Aylesbury (Großbritannien).

[Bearbeiten] Geschichte

Als erster erfolgreicher Ärmelkanalschwimmer gilt der englische Kapitän Matthew Webb, der im August 1875 damals 27jährig den Kanal von Dover nach Calais durchschwamm. Da er Seegang und Strömung falsch berechnet hatte, legte er weit über 70 Kilometer zurück und benötigte dafür mehr als 21 Stunden. Begleitet wurde er von einem Boot aus Dover, auf dem sich sechs Helfer und vier Journalisten der Illustrated London News befanden. Durch die Berichterstattung dieser Zeitung erlangte er eine gewisse Berühmtheit in der britischen Öffentlichkeit, 1883 kam er bei dem Versuch, die Niagarafälle zu durchschwimmen, ums Leben.

Tatsächlich jedoch war Webb nicht der erste Kanalschwimmer. Bereits 1815 entzog sich der italienische Soldat Napoleons, Jean Marie Saletti aus Malesco, seiner Gefangennahme durch die Engländer bei der Schlacht bei Waterloo durch einen beherzten Sprung über Bord, kurz bevor das Transportschiff Dover erreichte. Er schwamm die ganze Nacht hindurch in Richtung französische Küste, wo ihn in der Nähe von Boulogne ein Fischerboot aufnahm. Diese Kanaldurchquerung wurde jedoch nie anerkannt, da Saletti formal den Start- und Zielort nicht korrekt eingehalten hatte.

Noch vor Matthew Webb, im Mai 1875, durchschwamm der amerikanische Rettungsschwimmer Paul Boyton den Ärmelkanalanal. Allerdings trug er bei seiner 23stündigen Durchquerung einen Luft gefüllten Gummianzug und benutzte ein Paddel.

Im Jahr 1911 schwamm der Engländer Thomas Burgess in seinem 19. Versuch als erster die doppelte Distanz. Er benötigte für die Strecke Dover-Calais-Dover über 23 Stunden.

Die australische Profischwimmerin Annette Kellerman versuchte um 1915 mehrfach, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, stets vergeblich. Trotzdem wurde sie in den Vereinigten Staaten durch Schauschwimmen zu einer Berühmtheit. Die damals noch junge Filmindustrie der USA entdeckte sie als Darstellerin.

Als erste Frau, die eine Kanalquerung schwimmend schaffte, wird die Sportschwimmerin und mehrfache Weltrekordlerin und Olympiasiegerin (Paris 1924) Gertrude Ederle, 1906 in New York geboren, in den Annalen geführt. Im Jahr 1926 benötigte sie nur 14 Stunden und 31 Minuten, das waren fast zwei Stunden weniger als die bisherige Bestzeit der Männer. Finanziert wurde das Unternehmen von Daily News und Chicago Tribune, die für einen triumphalen Empfang der Schwimmerin in den USA sorgten.

[Bearbeiten] Rekorde

Am 1. August 2005 gelang es Christof Wandratsch, mit 7 Stunden 3 Minuten 52 Sekunden einen neuen Ärmelkanalrekord aufzustellen.

Zwischen den Jahren 1979 und 2004 durchschwamm der Brite Michael Read 30 mal den Ärmelkanal (15 mal Doppeldistanz) und steht mit dieser Anzahl an der Spitze. Mit 12 Stunden und 57 Minuten setzte er 1982 die Weltrekordmarke für die Doppelstrecke.

Cynthia Nicholas aus Ontario (Kanada) markierte 1982 den Frauen-Rekord in der Doppeldistanz bei 18 Stunden und 56 Minuten und hält auch den Weltrekord für Frauen auf der Solostrecke mit 8 Stunden und 21 Minuten (1981)

Als Schwimmerin mit den meisten Kanalquerungen wird Alison Streeter geführt. Sie schaffte in den Jahren 1992 bis 2000 20 gelungene Versuche.

Am 29. August 2004 erreichte der 70jähriger George Brunstad, Onkel des Schauspielers Matt Damon, nach 15 Stunden und 59 Minuten die französische Küste bei Sangatte. Er ist damit der bisher älteste Mensch, der die Kanalquerung geschafft hat.

[Bearbeiten] Filme

1952 wurde das Leben Annette Kellermanns mit dem Film Million Dollar Mermaid mit Esther Williams in der Hauptrolle gewürdigt.

1953 kam der Spielfilm Dangerous when wet in die amerikanischen Kinos. Esther Williams spielte darin die Tochter einer Farmerin, die den Ärmelkanal durchschwimmen möchte, um ihre Familie vor der Armut zu bewahren.

2004 erlangte Jörg Adolphs Film Kanalschwimmer große Beachtung beim Internationalen Dokumentarfilmfestival in München. Im Herbst desselben Jahres strahlten ZDF und 3Sat den Film aus, in dem Adolph die Schwimmer José Mataafá aus Samoa, Bryan Finlay aus Kanada und Christof Wandratsch aus Deutschland bei ihren Versuchen, den Ärmelkanal zu durchqueren, mit der Kamera begleitet. Während Mataafá nach 10 Stunden aufgeben muss, gelingt es dem 60jährigen Finlay in über 21 und dem mehrfachen Langstrecken-Schwimmweltmeister Wandratsch in 7 Stunden und 20 Minuten.

[Bearbeiten] Andere Kanalschwimmen

[Bearbeiten] Halle/Saale

Seit 2001 veranstaltet der SSC Halle (Sachsen-Anhalt) zweimal im Jahr ein Kanalschwimmen um den Halloren-Pokal auf dem 35 Meter breiten und 4 Meter tiefen Regattakanal der Stadt. Die Wettkampfstrecken sind 500, 1.000 2000, 3.000, 5000 und selten geschwommen 10.000 Meter (10km) lang. Es findet immer am 3. Juliwochenende und am 1. Septemberwochenende (hier nur die 3000m) im Rahmen des Hallorenpokal statt. ( Dazu gehört noch am 2. Augustsonntag das Hufeisenseeschwimmen)

[Bearbeiten] Hamm/Westfalen

Der Deutsche Unterwasser-Club (DUC) Hamm führt jährlich ein Kanalschwimmen im Juni oder Juli aus. Die Streckenlänge beträgt 2.000 Meter.

[Bearbeiten] Osnabrück

Auf der Regattastrecke des Osnabrücker Ruder-Vereins (ORV) findet seit 2003 jährlich im Sommer ein Kanalschwimmen auf dem Mittelland-Stichkanal statt. Die Wettkampfstrecke erstreckt sich von der Schleuse Hollage bis zum Bootshaus des ORV über rund 1.200 Meter.

Rhein-Herne-Kanal
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Rhein-Herne-Kanal

[Bearbeiten] Gelsenkirchen

Seit 1981 startet alljährlich im Juni oder Juli in Gelsenkirchen das von der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) veranstaltete Kanalschwimmen auf der Trainingsstrecke des dortigen Kanu-Clubs im Rhein-Herne-Kanal. Die Wettkampfstrecken sind je nach Altersklasse zwischen 200 und 1.200 Meter lang.

[Bearbeiten] Sète (Frankreich)

In Sète am Mittelmeer, Partnergemeinde von Neuburg an der Donau, wird jedes Jahr im Rahmen des St.-Louis-Festes neben anderen Wettkämpfen ein international besetztes Kanalschwimmen gestartet. Austragungsort ist der durch die Altstadt geführte Schiffskanal, der den Bassin du Sète (Hafen) mit dem Mittelmeer verbindet.

[Bearbeiten] Scheerwolde (Niederlande)

Im holländischen Scheerwolde wird im Juni ein internationales Kanalschwimmen ausgetragen. Die Wettkampfstrecke ist 1.250 Meter lang.

[Bearbeiten] Publikationen

  • Wenzel, Philip: Spiroergometrie im Schwimmen: Vergleich der leistungsphysiologischen Parameter und der Ökonomie zwischen Kanalschwimmen und freiem Schwimmen. Dissertation Universität Freiburg (Breisgau) 2003
  • Scharenberg, Swantje: Betrachtung des Kanalschwimmens aus historisch-anthropologischer Perspektive. Kultur Gesellschaft Alltag, Jahrgang 5, Heft 3, Österreich 1997
  • Krauß, Martin: Schwimmen. Geschichte - Kultur – Praxis. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2003
  • Pahncke, Wolfgang: Schwimmen in Vergangenheit und Gegenwart. Historikerkollektiv, DDR 1979
  • Cleveland, Marcia: Dover Solo: Swimming the English Channel. MMJ Press, Canada 1999
  • Jarvis, Margaret A.: Captain Webb and 100 years of Channel Swimming. David & Charles, Newton Abbot, Devon, England 1975
  • Rockett, Sam: It's Cold in the Channel. Hutchinson, London, 1956

[Bearbeiten] Weblinks

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