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K-Gruppe

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Als K-Gruppen wurden in Deutschland im engeren Sinne die am Maoismus ausgerichteten, vor allem von Studenten getragenen Parteien wie die KPD/ML, die KPD/AO und der KBW bezeichnet, die seit Ende der 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland gegründet worden waren.

Im weiteren Sinne werden heute sozialistisch bzw. kommunistisch ausgerichtete Kleinparteien und Organisationen unter diesem Begriff zusammengefasst, wenn sie außerhalb der „klassischen“ oder „alten“ Linken stehen (z.B. der „Sozialdemokratie“ mit der SPD, und auch der PDS oder des „orthodoxen Marxismus“ mit der 1968 gegründeten in Relation zu SPD oder PDS kleinen DKP und deren Westberliner Ablegerpartei, der ehemaligen SEW, beide wesentlich ausgerichtet an der SED der DDR).

Die ersten K-Gruppen entstanden gegen Ende der Hochphase der Studentenbewegung (vgl. auch Außerparlamentarische Opposition) seit 1968. Einige gingen aus verschiedenen Fraktionen des zerfallenden Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) hervor.

Das „K“ steht als Kürzel für „Kommunismus“ und signalisiert das Selbstverständnis dieser Gruppen: Sie erheben trotz vieler ideologischer und politischer Differenzen den Anspruch, den von Karl Marx und Friedrich Engels begründeten und von Lenin ausdifferenzierten Marxismus zu vertreten oder diesen in der Gegenwart angemessen weiter zu entwickeln.

Die deutschen K-Gruppen stellen sich oft in die Nachfolge der KPD oder beziehen sich zugleich auf bestimmte Vorbilder und Ideologien aus der internationalen Geschichte des Kommunismus. Sie grenzen sich jedoch von der Politik des bei ihrer Gründung noch real existierenden Kommunismus osteuropäischer Prägung, wie er spätestens in Folge der Entstalinisierung ab 1956 praktiziert wurde, ab.

Sehr viele K-Gruppen beriefen sich vor allem in den 1970er Jahren auf den chinesischen Sozialismus und Mao Zedong, bzw. auf die Sowjetunion bis zum Beginn der Entstalinisierung.

In der Abgrenzung zum Stalinismus bezogen sich einige andere Gruppen auf Leo Trotzki, der 1925 von Stalin verbannt worden war und im Exil vor seiner Ermordung 1940 die Ideologie des Trotzkismus ausprägte.

An der Frage, welche der gegenwärtigen kommunistischen Richtungen, Führungspersönlichkeiten und Staaten die Linie des wahren Marxismus und der früheren KPD vertrat, schieden sich zwischen den K-Gruppen oder auch innerhalb von ihnen stets die Geister. Einige davon verfolgen bis in die Gegenwart zumindest partiell weiterhin stalinistische Inhalte. Andere grenzen sich vehement vom Stalinismus, allerdings ebenso vom so genannten Reformismus oder Revisionismus ab. Dabei kam es zu für Außenstehende oft kaum oder nur schwer nachvollziehbaren Kontroversen, wobei die eine Gruppe genau das als „revisionistisch“ oder „stalinistisch“ ablehnte, was die andere ihrerseits als wahren Weg zum Kommunismus favorisierte.

Von Kritikern und Gegnern der K-Gruppen wird ihnen oftmals eine Tendenz zur ideologischen „Selbstzerfleischung“ und politisches Sektierertum vorgeworfen (vgl. auch Sekte). Ab Anfang der 1980er Jahre gab es dann zwischen einzelnen K-Gruppen Versuche, gemeinsame Inhalte in den Vordergrund zu stellen und die Zersplitterung untereinander zu überwinden.

Auch in anderen Staaten Westeuropas wie auch Nordamerikas, in denen es in den 1960er Jahren linke außerparlamentarische Studentenbewegungen gab, traten und treten den deutschen K-Gruppen vergleichbare Gruppen und Splitterparteien auf, die untereinander ebenfalls ideologisch zerstritten waren.

Die gesellschaftspolitische Erscheinung der K-Gruppen war relativ unabhängig von der Existenz auch etablierter und einflussreicher sozialistischer und kommunistischer Parteien, wie es vor allem in Westeuropa etwa in Italien oder Frankreich und einigen anderen Ländern der Fall war, in denen große Kommunistische Parteien als Vertreter des den Pluralismus anerkennenden Eurokommunismus als relativ starke politische Kraft bis heute in den jeweiligen nationalen Parlamenten vertreten sind.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beispiele für K-Gruppen in der Bundesrepublik Deutschland

Einige der in der Bundesrepublik aktiven K-Gruppen (nach Gründungsjahr geordnet):

[Bearbeiten] Das Verhältnis der K-Gruppen zueinander und ihr politischer Einfluss

Untereinander waren viele der entsprechenden Parteien wegen ihrer unterschiedlichen ideologischen Ansätze oft in heftigen inhaltlichen Kontroversen zerstritten. Es kam relativ häufig zu Spaltungen, Neugründungen aus Vorgängerorganisationen und zu Fusionen aus einzelnen Flügeln unterschiedlicher K-Gruppen unter einem neuen Namen. Viele Mitglieder der K-Gruppen fanden ab den 1980er Jahren eine neue politische Heimat bei der Partei Die Grünen oder vereinzelt auch bei der SPD und ab 1990 verstärkt bei der PDS.

Keine der K-Gruppen konnte nennenswerten politischen Einfluss auf Bundes- oder Länderebene in Deutschland gewinnen. Vereinzelt hatten Funktionäre von K-Gruppen Einflüsse in einigen Gewerkschaften. Eine bedeutendere Rolle spielten einige K-Gruppen in den 1970er Jahren in den Studentenvertretungen größerer Universitäten. Auch bei den Aktivitäten von Teilen der Neuen Sozialen Bewegungen, so etwa der Friedensbewegung oder der antiimperialistischen Bewegung, brachten Vertreter von K-Gruppen ihre Inhalte ein. Einzelne ehemalige Mitglieder von K-Gruppen konnten ab den 1980er Jahren auch in Parteien Fuß fassen, die sich später überregional etablierten. So finden sich beispielsweise bei Bündnis 90/Die Grünen einige prominente ehemalige Mitglieder von K-Gruppen wie etwa Jürgen Trittin, der zum Bundesumweltminister aufstieg oder Antje Vollmer, die viele Jahre stellvertretende Bundestagspräsidentin war. Die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) war in den 1970er Jahren Mitglied des KBW. Für die PDS war Winfried Wolf, ein ehemaliges Mitglied der GIM und später der VSP, von 1994 bis 2002 im Bundestag vertreten und dort unter anderem der verkehrspolitische Sprecher der PDS-Fraktion.

[Bearbeiten] Andere Bedeutungen

In einem inhaltlich oder politisch anderen Sinn werden folgende Gruppen und Begriffe gelegentlich auch als K-Gruppe bezeichnet:

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Autorenkollektiv: Wir warn die stärkste der Partein... Erfahrungsberichte aus der Welt der K-Gruppen. Rotbuch-Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-88022-177-4
  • Frank D. Karl: Die K - Gruppen. Entwicklung, Ideologie, Programm. KBW,KPD,KPD/ML, Dietz, Bonn 1989, ISBN 3-87831-240-7
  • Jean Fuchs: Der grüne Verrat – Niedergang einer Vision. Die Blaue Eule, Essen 2005, ISBN 3-89924-115-0
  • Richard Stöss (Hrsg.): Parteien-Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. 2 Bde., Westdeutscher Verlag, Opladen 1983 (Sonderausgabe in 4 Bänden 1986)
  • Günter Bartsch: Trotzkismus als eigentlicher Sowjetkommunismus? Die IV. Internationale und ihre Konkurrenzverbände. Dietz, Bonn 1982, ISBN 3801210987
  • Wolfram Auerbach: Diesseits von Gut und Böse – Theorie und Moral der Marxistischen Gruppe (MG) und der Zeitschrift „Gegenstandpunkt“. Verl. für die Gesellschaft, Hannover 1996, ISBN 3-935716-36-2
  • Heiner Karuscheit: Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung. 2., gekürzte Auflage. VTK-Verlag, Frankfurt a.M. 1983, ISBN 3-88599-023-7
  • Gerd Koenen: Das rote Jahrzehnt: unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-02985-1
  • Gerd Langguth: Die Protestbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1968-1976. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1976
  • Joscha Schmierer: „K-Gruppen“ oder: Die kurze Blüte des westdeutschen Maoismus. In: Christiane Landgrebe: '68 und die Folgen. Ein unvollständiges Lexikon. Verlag Argon, Berlin 1998, S. 133-137, ISBN 3-87024-462-3
  • Jürgen Schröder: Ideologischer Kampf vs. regionale Hegemonie. Ein Beitrag zur Untersuchung der K-Gruppen. In: Berliner Arbeitshefte und Berichte zur sozialwissenschaftlichen Forschung 40. Berlin 1990; im Internet
  • Christian Semler: Wiedergänger. Versuch über das Nachleben der K-Gruppen-Motive. In: Christiane Landgrebe: '68 und die Folgen. Ein unvollständiges Lexikon. Verlag Argon, Berlin 1998, S. 133-137, ISBN 3-87024-462-3
  • Jochen Staadt: Der Versuch, sich an der Glatze aus dem Sumpf zu ziehen. Die K-Gruppen. In: Gabriele Dietz, Maruta Schmidt, Kristine von Soden: Wild + zahm: die siebziger Jahre. Elefanten Press, Berlin 1997, ISBN 3-88520-613-7
  • Michael Steffen: Geschichten vom Trüffelschwein – Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971-1991. Marburg 2002. http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2002/0060/
  • Wilhelm Svoboda: Sandkastenspiele. Eine Geschichte linker Radikalität in den 70er Jahren. Promedia, Wien 1998, ISBN 3-85371-134-0
  • Claus-M. Wolfschlag: Bye-Bye '68... Renegaten der Linken, APO-Abweichler und allerlei Querdenker berichten. Verlag Stocker, Graz, Stuttgart 1998, ISBN 3-7020-0815-2
  • Christian Schlagitweit: Einmal Revolution und zurück. Vom Maoismus zum Kommunistischen Bund oder: die österreichische Linie von Ho Tschi Minh zu Pol Pot, unveröffentlichte Diplomarbeit Universität Wien 2001
  • Andreas Kühn: Stalins Enkel, Maos Söhne. Die Lebenswelt der K-Gruppen in der Bundesrepublik der 70er Jahre. Campusverlag, Frankfurt/New York 2005, ISBN 3-593-37865-5
  • ZK der MLPD: Geschichte der MLPD, [Teil I] – Entstehung, Entwicklung und Ende der marxistisch-leninistischen Bewegung, [Teil II] – Vom KABD zur MLPD. Verlag Neuer Weg, 1985
  • Winfried Wolf, Kurt Beiersdorfer: Kritik des westdeutschen Maoismus. Frankfurt/Main 1975
  • Angela Zimmermann: Maoisten in der Schweiz. Das lange rote Jahrzehnt der KPS/ML im Kontext der schweizerischen Linken 1972-1987, unveröffentliche Lizentiatsarbeit Zürich 2006.

[Bearbeiten] Weblinks

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