Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Josef Breuer - Wikipedia

Josef Breuer

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Dieser Artikel erläutert den Wiener Arzt Josef Breuer (15. Januar 1842 - 25. Juni 1925); den damit nicht identischen Problemkomponisten im Schach (7. Januar 1903 - 2. August 1981) findet man unter Josef Breuer (Schach)

Josef Breuer (* 15. Januar 1842; † 25. Juni 1925 ) war ein Wiener Arzt, Physiologe und Philosoph.

Breuer wurde als Sohn von Leopold Breuer, einem Religionslehrer der jüdischen Gemeinde Wiens geboren. Seine Promotion erfolgte im Alter von 22 Jahren, seine Heirat mit Matilda Altman, mit der er fünf Kinder hatte, im Jahre 1868. Er habilitierte in Physiologie und forschte über den Gleichgewichtssinn (Mach-Breuersche-Strömungstheorie der Endolymphe des Innenohres), die Temperaturregelung und die Atmung (Hering-Breuer-Reflex). Nach dem Tod seines Lehrers Oppolzer ließ er sich als praktischer Arzt nieder. Namhafte Kollegen der medizinischen Fakultät Wien und zahlreiche Größen der Wiener Gesellschaft waren seine Patienten.

Der Roman „Und Nietzsche weinte“ des amerikanisch-jüdischen Schriftstellers Irvin Yalom beruht auf dem Leben und Wirken Josef Breuers, in dem Breuers Wirken jedoch eher verfälscht dargestellt wird. Eine gründliche und seriöse Einführung in das Leben und Wirken von Josef Breuer bietet die Biographie von Albrecht Hirschmüller (1978): „Physiologie und Psychoanalyse in Leben und Werk Josef Breuers.“

[Bearbeiten] Die Behandlung von Bertha Pappenheim

Die Erfahrungen, die Josef Breuer 1880/1881 bei der Behandlung der Bertha Pappenheim (Pseudonym: Anna O.) sammelt, bilden den geistigen Grundstock für die mit Sigmund Freud im Jahr 1895 zusammen herausgebrachten „Studien über Hysterie“ (zuvor bereits gemeinsam publiziert: „Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene“; 1893).

Bertha Pappenheim entwickelt gemeinsam mit Josef Breuer das Modell der sog. „kathartischen Psychotherapie“, wonach der Ausdruck unterdrückter Emotionen, die in einer Ursprungssituation ein Symptom hatten entstehen lassen, dieses Symptom auch wieder verschwinden lässt. Breuer unterstützt die junge Frau sehr eindeutig in ihren Bemühungen zur Selbstbehauptung: In ihrer Gegenwehr gegen rigide Regeln, gegen die Unterdrückung durch ihre Mutter und ihren Bruder, gegen die Einschränkung ihrer Ausbildungsmöglichkeiten, gegen die Vereinnahmung durch stupide Geselligkeit, gegen eine Pseudo-Höflichkeit, die den offenen Ausdruck von Abneigung, Ärger, Ekel und Wut zu kontrollieren verlangt, gegen eine selbstherrliche mütterliche Kälte, die der Tochter sogar den letzten Abschied von ihrem geliebten Vater am Totenbett verweigert. Josef Breuer validiert die nachvollziehbaren Gefühle von Bertha in den jeweiligen Situationen ausdrücklich und setzt sich offenbar für ihre Rechte ein, informiert sie beispielsweise - gegen die Geheimhalte-Taktik der Mutter - über den Tod des Vaters. Dadurch handelt sich Breuer wohl die mehr oder weniger subtile Abneigung und Entwertung durch die Mutter ein. Sie entzieht Breuer ab dem Sommer 1881 die maßgebliche Verantwortung für die Behandlung. Josef Breuer versteht und beschreibt jedoch das Wirkungs-Prinzip seiner erfolgreichen Behandlung (Katharsis) sehr genau (vgl. Schlagmann, 2005). Mit seinem einfühlsamen und mutigen Verständnis legt er bei Bertha Pappenheim den Grundstein für deren späteres beispielhaft mutiges Engagement für die Opfer von Prostitution und Mädchenhandel.

Der kanadischen Historiker Henri Ellenberger und der Medizinhistoriker Albrecht Hirschmüller haben herausgefunden, dass Anna O. – wegen ihrer Abhängigkeit von Chloral und Morphin – zwischen 1882 und 1887 noch mehrfache Aufenthalte in psychiatrischen Anstalten absolviert und weiterhin an einer Reihe von hysterischen Symptomen gelitten hat. Die Chloral-Verordnung geht dabei eindeutig auf einen Doktor Breslauer in Inzersdorf zurück, die Morphin-Verordnung vermutlich auch auf diesen (vgl. Schlagmann, 2005).

In einem Brief an Sigmund Freud schlägt Breuer vor, in Anlehnung an das klassische Theaterstück „König Ödipus“, das von Friedrich Schiller als „tragische Analysis“ bezeichnet werde, die entwickelte Methode „Psychoanalyse“ zu nennen: Denn auch sie beide würden ja – so wie Ödipus die rätselhafte Pest in Theben durch Aufspüren und Aussprechen der Wahrheit bekämpfe – die „hysterischen“ Symptome auf deren Ursprung in einem traumatischen Ereignis in der früheren Lebensgeschichte ihrer Patienten/-innen zurückführen! (Dieser Brief Breuers befindet sich im Sigmund-Freud-Archiv in New York; er ist leider bis ins 21. Jahrhundert hinein von der öffentlichen Einsichtnahme ausgeschlossen.)

Josef Breuers Behandlungsprinzipien im Fall Bertha Pappenheim unterscheiden sich allerdings sehr deutlich von Sigmund Freuds Behandlungsprinzipien, wie dieser sie nur fünf Jahre nach der Publikation der Studien im Fall Ida Bauer umsetzt (S. Freud: „Bruchstück einer Hysterieanalyse“, durchgeführt in 1900, erstmals publiziert in 1905). Die 18jährige Ida Bauer ist Spielball in einem schmierigen Intrigenspiel ihres erwachsenen Umfeldes: Als 13jährige erlebt sie eine erotische Zudringlichkeit von Seiten des Freundes ihres Vaters, vor der sie sich ekelt und flüchtet. Der Vater unterhält eine Beziehung mit der Gattin dieses Freundes und versucht offenbar, seine Tochter dem Freund quasi als Ausgleich für seinen Ehebruch zuzuschieben. Der Freund stellt der jungen Ida Bauer weiterhin nach, mischt sich massiv in ihr Leben ein, macht ihr mit 15 Jahren einen Heiratsantrag. Die junge Frau leidet darunter, dass ihr in der Familie scheinbar niemand die Zudringlichkeiten glaubt, derer sie sich zu erwehren hat. Freud nimmt zwar alle Erzählungen Ida Bauers für bare Münze, jedoch sieht er ihr eigentliches Problem an einem ganz anderen Punkt: In ihrer (angeblichen) Neigung zu Homosexualität, Selbstbefriedigung und Inzest! Dass Ida Bauer hier Freud deutlich widerspricht, tut für ihn nichts zur Sache. Ihren Widerspruch deutet er einfach als (unbewusste) Zustimmung. Beharrlich versucht er, der jungen Frau seinen Unsinn einzureden; sie beendet dann Freuds „Kur“ nach 10 Wochen von einem auf den anderen Tag. (Vgl. Freud, 1905; Schlagmann, 1997, Schlagmann, 2005)

Breuers Psychoanalyse, die ein Opfer von Unterdrückung und physisch-seelischer Misshandlung darin bestärkt, den eigenen Bedürfnissen Ausdruck zu geben und sich darin wenn möglich durchzusetzen, unterscheidet sich also vollkommen von Freuds Modell von Psychoanalyse, das darin besteht, einem Opfer von Unterdrückung und physisch-seelischer Misshandlung einzureden, es halte an seinen kindlichen perversen Impulsen (z.B. auch an Inzest-Wünschen gegenüber Erwachsenen) fest.

[Bearbeiten] Literatur

  • Sigmund Freud: Bruchstück einer Hysterieananlyse. Fischer Taschenbuch Verlag, 1993 (1905)
  • Albrecht Hirschmüller: Physiologie und Psychoanalyse in Leben und Werk Josef Breuers. Jahrbuch der Psychoanalyse, Beiheft 4, Verlag Hans Huber, 1978
  • G. Pilleri, J. J. Schnyder: Josef Breuer 1842- 1925. Verlag des Hirnanatomischen Instituts Waldau-Bern, Waldau-Bern 1983
  • Klaus Schlagmann: Zur Rehabilitation von 'Dora'. Oder: Freuds verhängnisvoller Irrweg zwischen Trauma- und Trieb-Theorie. Verlag Der Stammbaum und die 7 Zweige, 1997
  • Klaus Schlagmann: Ödipus - komplex betrachtet. Verlag Der Stammbaum und die 7 Zweige, 2005

[Bearbeiten] Weblinks

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