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Johannes Ude

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Professor Dr. mult. sc. Johannes Ude (* 28. Februar 1874 in St. Kanzian am Klopeiner See (Kärnten); † 7. Juli 1965 in Grundlsee / Steiermark) war römisch-katholischer Priester, Lebensreformer, Vegetarier und Pazifist. Er engagierte sich für die Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vita

Bereits in seiner Kindheit empfängt der Österreicher Ude starke religiöse Impulse. Er fühlt sich zum Priester berufen und immatrikuliert nach der Matura an der Gregorianischen Universität in Rom. Dort studiert er zunächst Philosophie und anschließend Theologie. Er promoviert in beiden Fächern und empfängt schließlich - ebenfalls in Rom - die römisch-katholische Priesterweihe. Er beginnt mit einem Studium der Naturwissenschaften und promoviert 1907 zum dritten Mal. Anlässlich dieser Promotion kommt es in Graz zu gröberen Tumulten auf der Universität. Ude wird, als Mitglied der K.Ö.H.V. Carolina Graz im ÖCV, verwehrt in Band und Mütze zu promovieren. Deutschnationale Burschenschafter zetteln bei seiner Auffahrt zur Universität eine Schlägerei an, bei der er und seine Eltern attackiert werden. Er beschwert sich und er erhält vom Rektor eine Rüge für sein „provozierendes“ Verhalten. Bereits 1905 habilitiert er sich im Fachbereich Theologie mit einer Arbeit über die „Spekulative Dogmatik“. Nebenbei studiert Ude Wirtschaftswissenschaften (Promotion 1924, Kunstgeschichte und Medizin. 1927 kandidiert Ude für den österreichischen Nationalrat als Mitglied der Christlichsozialen Partei. Diese politische Tätigkeit wird ihm von seinem Bischof untersagt.

Von 1936 bis 1937 lehrt Ude an der Universität Graz. Sein Lehrauftrag wird ihm von den kirchlichen Behörden entzogen. 1939 wird Ude wegen eines Protestbriefs zum Novemberpogrom an Gauleiter Uiberreither des Gaues verwiesen. 1944 wird er von den Nationalsozialisten inhaftiert. Der Todesstrafe entgeht er aufgrund Zusammenbruches des NS-Regimes 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Ude eine umfangreiche Vortrags- und schriftstellerische Tätigkeit auf. Die Rückkehr an die Universität wird ihm durch die kirchlichen Behörden verwehrt. Der Grund dafür sind seine politische Einstellungen. 1951 kandidierte Johannes Ude für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten - allerdings mit sehr geringem Erfolg.

[Bearbeiten] Werk

Die Entwicklung seiner Tätigkeitsfelder beschreibt Ude selbst in diesem Zitat: „Zuerst bekämpfte ich den Alkoholismus und Nikotinismus, dann die Unsittlichkeit, vor allem die Reglementierung der Prostitution, beschäftigte mich mit der Genuss- und Warenerzeugungsfrage, setzte mich für den Vegetarismus ein, bekämpfte den Krieg und arbeitete für den Friedensgedanken, und stemmte mich mit aller Macht gegen die politische Verderbtheit und gegen den Kapitalismus.

Sein seelsorgerliches Ziel war es zunächst, dem Menschen zu einem naturgemäßen Leben zu verhelfen und auf Veränderung des persönlichen Lebensstils hinzu wirken. Ude lebte konsequent, was er von anderen forderte. Er war überzeugter Nichtraucher, Vegetarier, Totalabstinzenzler. Im Vegetarismus sah Ude zunächst die Basis einer gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Gesundung sowie die Erfüllung christlicher Ethikwerte. Durch seine günstige volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung in Bezug auf Boden-, Arbeitskraft- und Zeitersparnis könne - so Ude - der Vegetarismus einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung des Kapitalismus leisten. Je stärker er sich jedoch mit den Wirtschaftswissenschaften beschäftigte, um so deutliche wurde ihm, dass die Ursache des Kapitalismus tiefer liegt und nicht durch Appelle zur Verhaltensänderung zu bekämpfen ist. Er fand Kontakt zur Freiwirtschaftsbewegung, die ihn durch ihre Freigeld- und Freilandtheorie für ihre Ziele gewinnen konnte. Udes Publikationseifer, mehr noch sein legendäres Redetalent sorgten für erhebliches Aufsehen und einen beachtlichen Bekanntheitsgrad. Sein Engagement für einen sich stetig radikalisierenden Pazifismus und Antikapitalismus erregte zunehmend das Missfallen der Kirchenhierarchie, bis es schließlich zum Bruch kam.

Udes anfängliche Sympathien für den Nationalsozialismus – hervorgerufen durch die antikapitalistischen Thesen der NS-Propaganda (Brechung der Zinsknechtschaft) – verwandelte sich durch die Ereignisse der Reichskristallnacht in eine kompromisslose Gegnerschaft. Die NS-Bürokratie reagierte dementsprechend, bestätigte die kirchlich verfügte Entlassung aus dem Universitätsdienst und schickte Ude in die Verbannung nach Grundlsee bei Bad Aussee. Es wird angenommen, dass Ude an der Ausseer Widerstandsbewegung aktiv beteiligt war. Während des Krieges schreibt er pazifistische und antimilitaristische Studien, die nach dem Krieg gesammelt und unter dem Titel „Du sollst nicht töten“ (Udes wohl bekanntestes Buch) veröffentlicht wurden. Ude wurde verhaftet und wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung angeklagt und zum Tode verurteilt.

In den Nachkriegsjahren setzte sich Johannes Ude bis zu seinem Tode konsequent für die Ziele der pazifistischen Bewegung ein.

[Bearbeiten] Weiterführende Hinweise

[Bearbeiten] Veröffentlichungen von Johannes Ude in Auswahl

  • Völlige Abrüstung zum Besten der Menschheit. Ein Rundfunkvortrag
  • Alkohol und Unsittlichkeit, 6., verb. Aufl., In: Zeit- und Streitschriften, Nr. 2 (1917).
  • Katholischer Arbeiter schreibt an Papst Pius XII.- aus: Der Rundblick, 8 / 1958.
  • Atomwissenschaft, Atomwissenschafter und deren Anhang vor dem Richterstuhl des Sittengesetzes. Offener Brief, Grundlsee 1962.
  • Die Banknotenpresse und der wirtschaftliche und moralische Ruin Österreichs, Graz, Selbstverlag o.J. [1921?].
  • Befehl ist Befehl - oder?, Grundlsee 1959
  • Botschaft an sämtliche der „Union deutscher Friedensverbände“ (UDFV) angehörigen Friedensfreunde, Grundlsee 1961
  • Meine Botschaft an den Völkerkongreß für den Frieden in Wien, 1952
  • Christ oder Antichrist. Entweder Christus oder Atombombe!, Grundlsee 1964
  • Deutschland und der Friede, Berlin 1931, in: Die Jugendtribüne, 3. Jg., Nr. 3 (1931)
  • „Dienet einander“. Offener SOS-Brief an alle, ob Christen oder Nichtchristen, Grundlsee 1962
  • Du sollst nicht schächten! (Christentum und Schächtfrage), in: Zeitschrift für Volkssittlichkeit und Volksaufklärung, 3. Jg., 1/1929
  • Eigenheim und Eigenland für jede Familie, Graz, o.J.
  • Willst du Eigenheim und Eigenland? Der Siedlungsgedanke auf versicherungstechnischer Grundlage, Graz 1925.
  • Friedens-Botschaft, Grundlsee 1961.
  • Das Gebot „Du sollst nicht töten“ gilt ausnahmslos, Grundlsee 1962
  • Gedanken zur Erneuerung des deutschen Volkes, 2. Aufl., in: Zeitschrift für Volkssittlichkeit und Volksaufklärung, 9. Jg., 5/1936
  • Das Geld. Sein Einfluß auf Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, Gams, o.J.
  • Das Geld. Währungsfragen und Währungspfuschereien, in: Blätter für Demokratie, Politik und Wirtschaft, 1. Jg., 1946
  • Gesellschaft und Wirtschaft dargestellt in Leitsätzen aus „Rerum novarum“ und „Quadragesimo anno“, in: Zeitschrift für Volkssittlichkeit und Volksaufklärung, 9. Jg., 1936
  • „Nieder mit dem Kapitalismus!“ - „Zins ist Diebstahl“, Graz: Selbstverlag o.J.
  • „Bewaffnete“ oder „unbewaffnete“ Neutralität?, Grundlsee 1962.
  • Die große Not unserer Zeit und deren Überwindung durch FFF, in: Zeitschrift für Volkssittlichkeit und Volksaufklärung, 7. Jg.,3/1934
  • Das staatsbürgerliche Recht der Wehrdienstverweigerung. Der Friede und der Weg zum Frieden. Zwei Reden, gehalten auf dem Bundestag der Deutschen Friedensgesellschaft im Oktober 1956 in Heidelberg
  • Offener SOS-Brief. An die gesamte Wiener Bevölkerung, gleichzeitig aber auch gerichtet an die Bevölkerung aller Orte in der ganzen Welt, in denen bereits Atomreaktoren errichtet sind, oder gerade errichtet werden, Grundlsee 1961

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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