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Invalidenfriedhof

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Der Invalidenfriedhof ist einer der ältesten Friedhöfe in Berlin. Auf einer Fläche von 2,54 Hektar liegen etwa 230 Grabstätten. Der Friedhof hat besondere Bedeutung als Zeugnis der preußischen Militärgeschichte, vor allem als Erinnerungsstätte an die deutschen Befreiungskriege der Jahre 1813 bis 1815.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1748–1914

Grabmal General von Scharnhorst. Teilansicht
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Grabmal General von Scharnhorst. Teilansicht

Der Invalidenfriedhof liegt an der Scharnhorststraße, einer Nebenstraße der Invalidenstraße im Stadtteil Berlin-Mitte. An dieser Stelle, im damals noch unbewohnten Norden Berlins, ließ König Friedrich II. (Friedrich der Große) im Jahre 1748 Invalidenhäuser einrichten, in denen „lahme Kriegsleut’“, also Verwundete aus den preußischen Kriegen untergebracht wurden, die sich selbst so weit wie möglich durch Landwirtschaft versorgen sollten. Zu dieser neuen Anlage gehörte auch ein Begräbnisplatz, auf dem im Dezember 1748 die erste Beerdigung stattfand, die des katholischen Unteroffiziers Hans Michael Neumann aus Bamberg. Das älteste erhaltene Grabmal wurde für den 1779 verstorbenen Obersten und Kommandanten des Invalidenhauses Ludwig von Diezelsky errichtet.

Anfangs nahm der Friedhof nur Einwohner des Invalidenhauses auf, bald aber auch zivile Anwohner, Handwerker oder Händler, die sich in der Nähe niedergelassen hatten. 1824 wurde dann durch königlichen Erlass bestimmt, dass nur noch die „Nobilitäten der Armee“ dort beigesetzt werden sollten, es entstand ein besonderer preußischer Soldatenfriedhof. Auffälligstes Monument aus dieser Zeit ist das Grabmal des Generals von Scharnhorst, eines Heeresreformers und Helden der Befreiungskriege gegen Napoleon; der Gesamtentwurf stammt von Karl Friedrich Schinkel, der Entwurf für die bronzene Skulptur des Löwen – gegossen aus erbeuteten Kanonen – von Christian Daniel Rauch. Bemerkenswert auch das Grab des 1827 gestorbenen Invalidenhaus-Kommandanten Gustav Friedrich von Kessel, dessen Grabplatte aus Eisenguss im Schnittpunkt der beiden Hauptwege liegt. Kessel war zu Lebzeiten ein recht unbeliebter Zeitgenosse, der von allen gemieden wurde. Deshalb verfügte er, dass er auf dem Hauptweg beerdigt werden solle, weil die Leute auch nach seinem Tod noch einen Bogen um ihn machen sollen. Am 24. März 1848 wurden auf dem Invalidenfriedhof die gefallenen Soldaten der Märzrevolution beerdigt, während für die zivilen Opfer der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain eingerichtet wurde. Bis 1872 fanden fast 18.000 Beerdigungen statt, in der ganzen Friedhofsgeschichte waren es etwa 30.000.

[Bearbeiten] 1914–1945

Grab Hans von Seeckt (Detail)
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Grab Hans von Seeckt (Detail)

Viele deutsche Heerführer des Ersten Weltkriegs und der Freikorps bekamen ihr Grab auf dem Invalidenfriedhof, aber auch Offiziere niedrigerer Dienstgrade, sofern sie besondere militärische Leistungen vollbracht hatten. Ein Beispiel dafür: der Jagdflieger Manfred von Richthofen, der „Rote Baron“, der zuerst, als er 1918 abgeschossen worden war, von seinen Gegnern in Frankreich feierlich beigesetzt worden war, 1925 aber eine Grabstelle auf dem Invalidenfriedhof erhielt (1975 wurde sein Leichnam exhumiert und ins Familiengrab nach Wiesbaden überführt). Auch für die Weimarer Republik hatte das Gelände die Bedeutung eines Heldenfriedhofs. Trotzdem wurden nach 1925 zahlreiche Gräber eingeebnet, die länger als 30 Jahre bestanden und für die keine Gebühren mehr bezahlt wurden – das verringerte den Bestand von 6.000 auf ca. 3.000 Grabstellen.

Während der Diktatur des Nationalsozialismus wurden hier verschiedene Offiziere und Politiker beerdigt. 1933 ein SA-Mann, der von politischen Gegnern getötet worden war. 1942 u. a. Walter von Reichenau, Fritz Todt und Reinhard Heydrich. Die Pläne Adolf Hitlers und Albert Speers zur Umgestaltung Berlins sahen vor, den Invalidenfriedhof einzuebnen und die bedeutendsten Toten in eine Ruhmeshalle umzusetzen.

[Bearbeiten] 1945 bis zur Gegenwart

Nach Kriegsende verlangte ein Alliierter Kontrollratsbeschluss vom 17. Mai 1946 die Entfernung aller „militaristischen und nationalsozialistischen Denkmäler“ auch von Friedhöfen. Daraus ergaben sich jedoch keine allzu schwerwiegenden Veränderungen. Im Mai 1951 wurde der Friedhof durch Beschluss der Stadtverwaltung geschlossen. Erste Maßnahmen zur „Rekonstruktion“ führten dazu, dass beschädigte oder abgelaufene Grabstellen abgeräumt und an ihrer Stelle Rasenflächen angelegt wurden. Aber auch diese Schritte konnten dem Friedhof noch nicht grundsätzlich schaden.

Invalidenfriedhof, Teilansicht; im Hintergrund: Reste der „Berliner Mauer“
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Invalidenfriedhof, Teilansicht; im Hintergrund: Reste der „Berliner Mauer“

Die eigentliche Zerstörung begann mit dem Bau der Berliner Mauer 1961. Die westliche Begrenzung des Friedhofsgeländes, der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, war gleichzeitig die Grenze zwischen Ost- und Westberlin, der Friedhof musste die von der DDR errichteten Grenzbefestigungen aufnehmen. Es entstanden Wachtürme, Schießanlagen und eine Laufanlage für Wachhunde, eine Betonstraße wurde über die Gräber gelegt. Je weiter die Grenzanlagen ausgebaut wurden, desto mehr nahmen die Zerstörungen zu. 1967 war etwa ein Drittel des Friedhofs eingeebnet. Ende der 1960er Jahre entstand im Nordteil ein Parkplatz. In den Jahren 1972–1975 wurden weitere Grabstellen niedergelegt oder anonym verlagert. Aus herrenlosen Grabsteinen bauten sich Grenzsoldaten einen Unterstand gegen schlechtes Wetter. Alle diese Veränderungen und Verwüstungen wurden nirgendwo sachgerecht dokumentiert. Nur die Gräber von Freiheitskämpfern wie Scharnhorst, in deren Nachfolge die „Volksarmee“ der DDR sich sah, verhinderten vermutlich die völlige Zerstörung des ganzen Invalidenfriedhofs.

Unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde der Friedhof mit den noch erhaltenen Grabmälern unter Denkmalschutz gestellt. Seither beteiligen sich verschiedene Institutionen und ehrenamtliche Helfer daran, das noch Vorhandene zu restaurieren und denkmalpflegerisch zu betreuen. Eine späte Entdeckung gelang 1998. Bei Wegearbeiten kamen sechs barocke Sarkophaggräber aus der Zeit zwischen 1770 und 1775 zum Vorschein. Vermutlich waren sie bei einer der früher häufigen Überflutungen abgesenkt worden.

[Bearbeiten] Prominente Tote

In chronologischer Reihenfolge:

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Laurenz Demps: Zwischen Mars und Minerva. Wegweiser über den Invalidenfriedhof. Ein Verzeichnis der auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin noch vorhandenen Grabdenkmale. Berlin, 1998 ISBN 3-345-00659-6
  • Der Invalidenfriedhof. Rettung eines Nationaldenkmals. Berlin, 2003. ISBN 3-928119-83-4
  • Klaus Hammer: Friedhöfe in Berlin – Ein kunst- und kulturgeschichtlicher Führer, S. 33-40. Jaron Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89773-132-0
  • Robert Thoms: Invalidenfriedhof Berlin. Seine Geschichte in den Biographien dort Beerdigter. Hamburg 1999, ISBN 3898110486

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Invalidenfriedhof – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 52° 31' 55" N 13° 22' 16" O

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