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INRI

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INRI vom Isenheimer Altar
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INRI vom Isenheimer Altar

I N R I sind die lateinischen Initialen der Überschrift, die nach Aussagen der Evangelien den gekreuzigten Jesus kennzeichnete. Die auch als Titulus bezeichnete Überschrift wurde nach übereinstimmender Darstellung der Evangelisten von den Römern über dem Haupt Jesu am Kreuz angebracht. Die Abkürzung geht auf den ursprünglich griechischen Text des Johannesevangeliums (Joh 19,19EU) zurück, der lautet:

Ἰησοῦς ὁ Ναζωραῖος ὁ Bασιλεὺς τῶν Ἰουδαίων (Joh 19,19NT).

Der Text wird in der Einheitsübersetzung mit "Jesus von Nazaret, der König der Juden" wiedergegeben. Für die aramäische Fassung der Inschrift, die nach dem als ältester Passionsbericht erachteten Markusevangelium einfach "König der Juden" lautete (Mk 15,26EU), wurde im 19. Jahrhundert durch Wilhelm Brandt die Konjektur

מלכא דיחוד(א)יא

aufgestellt.[1] Maßgeblich für die Tradition des westkirchlichen Christentums ist die spätere lateinische Textfassung geworden:

Iesus Nazarenus Rex Iudæorum (Joh 19,19VUL).

In diese Tradition ist die Bezeichnung Nazarenus[2] als Herkunftsbezeichnung Jesu ("aus Nazaret") eingegangen. Ob das Wort Nazoraios[3] im Johannesevangelium diese Bedeutung hatte, ist aber ungewiss (siehe dazu Nazarener (Religion)). In den anderen Passionsberichten wird der Inhalt der Inschrift ohne Nazoraios/Nazarenos wiedergegeben.[4]

Laut Lukas- und Johannesevangelium wurde die Kreuzesüberschrift vom Statthalter Pontius Pilatus in den Sprachen Hebräisch, Griechisch und Lateinisch abgefasst. Nach allen Evangelien diente die Inschrift als Bekanntgabe der Schuld des Hingerichteten vor den Augen der gesamten Öffentlichkeit. Ob Jesus sich selbst als König in messianischen oder gar politischen Sinn verstanden habe und ob das der Grund seiner Hinrichtung war, ist in der historischen Forschung und in der Exegese umstritten: Nach dem Johannesevangelium legten aber die "Hohenpriester" entgegen der Meinung des Pilatus Wert darauf, dass Jesus selbst sich als König angegeben hatte (Joh 19,19-22EU).

Das INRI wurde in der christlichen Ikonographie ein wichtiger Bestandteil der Kruzifix-Darstellungen und begegnet dort in Form einer beschrifteten oder gravierten Holztafel oder als Text auf Pergament. In der römischen Kirche Santa Croce in Gerusalemme wird eine Holztafel als Reliquie aufbewahrt, bei der es sich um den Originaltitel vom Kreuz Jesu handeln soll. Der Überlieferung nach wurde das Heilige Kreuz im Jahr 325 von Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin des Großen, zusammen mit drei Nägeln von der Kreuzigung und der Kreuzesinschrift in Jerusalem entdeckt und davon der größte Teil nach Rom in ihren Palast gebracht. Helena vermachte diesen Palast mit dem Namen "Sessorianum" später der Kirche. Aus ihm ging die Basilika Santa Croce in Gerusalemme hervor. Der Überlieferung zufolge wurde 1492 die Reliquie mit der Hälfte der Inschrift bei Umbauarbeiten mit dem Siegel von Papst Lucius II. in der Kirche Santa Croce wiederentdeckt und am 29. Juli 1496 durch die Bulle Admirabile Sacramentum des Papstes Alexander VI. für echt befunden. 1998 unterzog sie der deutsche Historiker und Wissenschaftsjournalist Michael Hesemann einer Prüfung unter Mitarbeit von israelischen Experten für vergleichende Paläographie, die den Typ ihrer Inschrift in das 1. Jahrhundert datierten. Andere Experten, wie der umstrittene Papyrologe Carsten Peter Thiede und die römische Kirchengeschichtlerin Maria Luisa Rigato bestätigten Hesemanns Studie, die auch von Papst Johannes Paul II. begrüßt wurde. Die Studien haben jedoch keinen nachhaltigen Eindruck in der historisch-wissenschaftlichen Fachwelt hinterlassen.

In der ostkirchlichen Ikonographie lautet die Kreuzüberschrift meist "Der König der Welt" in der jeweiligen Landessprache. Damit soll nicht ausgedrückt werden, dass die historische Kreuzüberschrift so lautete, sondern es handelt sich um eine theologisch-ikonographische Umdeutung.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. W. Brandt, Die Evangelische Geschichte und der Ursprung des Christentums, Leipzig 1893 (zit. in: P. Winter, On the Trial of Jesus, S. 107).
  2. Die Bezeichnung Nazarenos findet sich in Mk 1,24; 10,47; 16,6; Lk 4,34; 24,19.
  3. Auch in Mt 26,71, Lk 18,37; Joh 18,5.7; 19,19 belegt.
  4. Vgl.: Mt 27,37 EU; Mk 15,26 EU; Lk 23,28 EU.

[Bearbeiten] Literatur

  • Michael Hesemann: Die Jesus-Tafel – Die Entdeckung der Kreuzesinschrift. Freiburg 1999, ISBN 3-451-27092-7.
  • Carsten Peter Thiede: Das Jesus-Fragment. 2004, ISBN 3765537969
  • Carsten Peter Thiede und Jeffrey d'Ancona: The Quest for the True Cross. London 2000.
  • Paul Winter, On the Trial of Jesus (Studia Judaica, Bd. 1), Berlin : De Gruyter, 1961.

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