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Informationslebenszyklusmanagement

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Informationslebenszyklusmanagement (ILM, englisch information lifecycle management) sind Strategien, Methoden und Anwendungen um Information automatisiert entsprechend ihrem Wert und ihrer Nutzung optimal auf dem jeweils kostengünstigsten Speichermedium bereitzustellen, zu erschließen und langfristig sicher aufzubewahren.

Der zusammengesetzte Begriff stammt aus den USA und wurde von verschiedenen Speichersystemanbietern 2003 als Marketing-Slogan auserkoren. Verschiedentlich und in anderer Bedeutung wurde der Begriff bereits in den 90er Jahren benutzt. Der Begriff setzt aus den Komponenten "Information", "Lifecycle" (engl. für Lebenszyklus; zusammengeführt aus life cycle oder life-cycle, um ein dreibuchstabiges Akronym bilden zu können) und "Management" im Sinne der Verwaltung, Handhabung und Kontrolle von Informationen in einem Informationssystem. Vergleichbare Akronyme und Begriffe mit zum Teil ähnlicher Bedeutung sind DLM Data Lifecycle Management (synonym zu ILM verwendet), DLM Document Lifecycle Management (ähnlich verwendet wie ILM und zugleich Name einer Initiative der Europäischen Kommission und der Nationalarchive Europas) und CLM Content Lifecycle Management (bzw. eingeschränkt Web Content Lifecycle Management). ILM Informationslebenszyklusmanagement wird besonders durch regulative Compliance-Anforderungen getrieben, die die Archivierung von Informationen erforderlich machen. Bezogen auf das Enterprise-Content-Management-Modell des Branchenverbandes AIIM International deckt ILM im wesentlichen die ECM-Komponenten "Preserve" und "Store" ab.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Informationslebenszyklusmanagement

ILM bringt eine neue Qualität in die Verwaltung von Information, die weit über das bisherige Storage Management hinausgeht. Storage-Lösungen wurden in der Vergangenheit mehr oder weniger nur als Hardwarekomponenten angesehen, die über Dateisysteme oder spezielle Anwendungen mit Informationen beschickt wurden. Sicherheitsanforderungen, Auslagerungsstrategien und die Einbindung in Netzwerke führten zu kombinierten Hardware-/Softwarelösungen – RAID (Redundant Array of Independent Disks), HSM (Hierarchisches Speichermanagement) und SAN (Storage Area Network) sind hier die zugehörigen Akronyme. Letztlich war aber der Fokus der Lösungen auf die Verwaltung der Speicherkomponenten ausgerichtet. ILM geht einen wichtigen Schritt weiter. Die Speicherung von Information orientiert sich nunmehr an Lebenszyklus und Nutzung der Information. ILM berücksichtigt damit sowohl die Aspekte dynamisch veränderlicher Information zu Beginn des Lifecycle als auch die Langzeitarchivierung. Anders als bei herkömmlichen Document-Lifecycle-Management- oder Content-Lifecycle-Management-Strategien erfolgt keine Einengung auf bestimmte Ausprägungen und Typen von Information. ILM speichert Information unterschiedslos von Quelle und Format. Damit wird es auch möglich Programmversionen, Daten, Datenbanken und beliebige Inhalte in die Verwaltung einzubeziehen. ILM kann man charakterisieren als die Zusammenführung verschiedener Storage-, Archiv-, Content- und Document-Management-Technologien um dem Anwender eine transparente Schnittstelle und dem Systemadministrator eine einfach zu administrierende, einheitliche Speicherplattform zu bieten.

[Bearbeiten] Unterschiedliche Definitionen für Informationslebenszyklusmanagement

Der Herstellerverband für Speichersystemlösungen SNIA Data Management Forum / SNIA Information Lifecycle Management Initiative definiert im März 2004 ILM wie folgt:

  • ILM Vision: "A new set of management practices based on aligning the business value of information to the most appropriate and cost effective infrastructure".
  • ILM Definition: "Information Lifecycle Management is compromised of the policies, processes, practices, and tools used to align the business value of information with the most appropriate and cost effective IT infrastructure from the time information is conceived through its final disposition. Information is aligned with business processes through management policies and service levels associated with applications, metadata, information, and data".

Das Marktanalyseunternehmen International Data Corporation (IDC) definiert ILM etwas abweichend von der SNIA:

  • "The migration of different classes of data according to the perceived value to the 'most appropriate storage' to meet cost, performance, availability, recovery time, regulatory compliance, and other organization objectives.”

Unterschiedliche deutschsprachige Definitionen:

  • „ILM ist ein strategisches Konzept, mit der Informationen möglichst kosteneffizient verwaltet werden, und zwar gemessen am Wert für die Organisationen im Zeitablauf.“
  • „ILM ist eine Strategie, die Informationen aktiv über ihren kompletten Lebenszyklus hinweg verwaltet. Sie vereinheitlicht sämtliche Datentypen, von strukturierten Datenbankinformationen über halbstrukturierte E-Mails bis hin zu unstrukturierten Dateien, Web-Inhalten und Rich Media. Die ILM-Strategie basiert auf vordefinierten Regeln, mit denen Prozesse automatisiert werden und einfacher zu kontrollieren sind. Schlüssel für die Realisierung dieser Vision ist ein enges Zusammenwirken von Speicher-Hardware, Storage Management und Content Management.“
  • "Information Lifecycle Management beschreibt, wie Daten zwischen den Organisationseinheiten eines Unternehmens bewegt werden, basierend auf geschäftsbezogenen Regeln (Business Rules and Policies). ILM stellt einen prozess- und nicht produktbezogenen Ansatz dar, der in jedem Falle von der »darunterliegenden« Speichertechnologie unabhängig sein muss.“

Der BITKOM hat einen Leitfaden zum Thema Information Lifecycle Management herausgegeben. Zusammenfassend ist dort formuliert:

  • "ILM ist kein Produkt, sondern eine Kombination aus Prozessen und Technologien. Ziel ist es, die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bei geringsten Kosten zu haben. Dies wird in einem permanenten Optimierungsprozess erreicht. Der Optimierungsprozess erhält seine Parameter zum einen durch externe Vorgaben (Wert der Informationen, Sicherheitsanforderungen, Service Level Agreements etc.) und zum anderen durch die vorhandene Speicherhierarchie mit den darunter liegenden Kostenstrukturen. Als Ergebnis des Optimierungsprozesses ergeben sich Entscheidungen, wo Informationsobjekte am besten zu speichern sind bzw. wie Backup-, Replikations-, Verdrängung-, Verlagerungs- und Archivierungsfunktionen zu steuern sind. Für ein effizient arbeitendes ILM sind gewisse Vorleistungen erforderlich. Virtualisierung für den Online-, Nearline- und NAS-Bereich sind Beispiele. Aufgrund der Trennung der logischen Sicht von der physikalischen Sicht wird ILM in die Lage versetzt, Informationsobjekte aufgrund der Prozessentscheidungen optimal zu platzieren."

PROJECT CONSULT hat ILM im Jahr 2003 wie folgt definiert:

  • „Information Lifecycle Management sind Strategien, Methoden und Anwendungen um Information automatisiert entsprechend ihrem Wert und ihrer Nutzung optimal auf dem jeweils kostengünstigsten Speichermedium bereitzustellen, zu erschließen und langfristig sicher aufzubewahren.“

Diese mehr oder weniger unterschiedlichen Formulierungen zeigen, dass heute eine eindeutige Zuordnung von Produkten zum Marketingslogan ILM heute noch kaum möglich ist. Dafür ist die Diskrepanz zwischen den Marketingbotschaften und den realen Produkten zu groß.

[Bearbeiten] Anwenderanforderungen an ILM-Lösungen

Der Bedarf für Speichertechnologien wächst ins Unermessliche. Die Flut der Information steigt immer schneller. Es geht längst nicht mehr darum, einfach immer mehr Speicher bereitzustellen: Eine effektive Verwaltung ist gefordert. Sie beginnt bei der Entstehung von Information und endet bei der Entsorgung. Ein durchgängiges Konzept ist notwendig, um die Information entsprechend ihrem Wert, ihrem Lebenszyklus und ihrer Nutzung zu verwalten. ILM orientiert sich damit an den drängenden Problemen, die heute IT-Manager belasten:

  • E-Mail
  • Zusammenführung eingehender Information aus unterschiedlichen Quellen in einem Posteingangskorb
  • Prozessgesteuerte Bereitstellung und Kontrolle von Information
  • Zentral verwaltbare, einheitliche Speicherorte für unterschiedlichste Typen von Information
  • Überwindung des Medienbruchs zwischen Papier und Elektronik, aber auch zwischen elektronischer Information und Daten in verschiedenen Anwendungen
  • Sich automatisch selbst sichernde Systeme, um die kritische, größer werdende Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Information zu meistern
  • Gezielter, datenbankgestützter Zugriff auf die Information
  • Automatisierte Aussonderung nicht mehr benötigter Information nach Ablauf des Lebenszyklus
  • Migration zur Sicherung wertvoller vorhandener Information in neuen Systemumgebungen

Der Einsatz von ILM-Lösungen zur Bewältigung der aufgeführten Aufgaben ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, er ist in vielen Branchen bereits existentiell notwendig um im Wettbewerb bestehen zu können.

[Bearbeiten] Funktionalität von ILM-Lösungen

Um diese Anwenderanforderungen erfüllen zu können, benötigen ILM-Lösungen eine Vielzahl von Funktionen. Diese Funktionen sind in einzelnen Komponenten zusammengefasst. Die Komponenten wiederum bilden ein geschlossenes Rahmenwerk, um alle Anforderungen an ILM integrativ abdecken zu können. Zu den wichtigsten Komponenten von ILM gehören:

  • Erfassung: Subsysteme und Software zur Erfassung, Aufbereitung, Verarbeitung, Indexierung und Ordnung unterschiedlichster Formen von Informationen
  • Verwaltung von Dokumenten, Content und Media Assets: Software zur kontrollierten Erstellung, Verwaltung, Publikation und Verteilung von Information
  • Speicherung: Subsysteme zur optimierten Speicherung beliebiger Typen von Information mit Unterstützung unterschiedlichster Hardware, softwaregestützter Verdrängungsstrategien, verteilter Umgebungen und Nutzbarkeit durch alle Anwendungen in einem System
  • Prozessunterstützung: Workflow- und Business-Process-Management-Software zur Bereitstellung, Zusammenführung und Kontrolle von Information und zur Steuerung der Speicherprozesse

Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten wird der gesamte Lebenszyklus der Information von seiner Entstehung bis zur Aussonderung unterstützt.

[Bearbeiten] Die Bedeutung von ILM

„Electronic Archives are the Memory of the Information Society.“

Dieses Zitat von Erkki Liikanen, EU-Kommissar für die Informationsgesellschaft (bis 2004), aus seinem Vortrag auf der DLM-Forum-Konferenz in Brüssel 1999, zeigt die Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Ulrich Kampffmeyer schreibt hierzu im Jahr 2003:

„Das Gedächtnis der Informationsgesellschaft ist ungeordnet, überfrachtet und zeigt erste Ausfallerscheinungen. Einerseits werden wir von der „Information Flood“ überrollt, andererseits tut sich aber ein immer größer werdendes „Information Gap“ nicht mehr verfügbarer oder auswertbarer elektronischer Information auf. Der Wert von Information für Unternehmen, Verwaltungen und Gesellschaft ist immer noch nicht richtig erkannt. ILM Information Lifecycle Management hat daher auch zum Ziel, Information entsprechend ihrem Wert handhabbar zu machen. Nur Information, die in Prozessen oder als elektronisches Wissen genutzt wird, hat einen eigenständigen Wert. ILM ist die Strategie, die diesen Wert heute erschließt und auch für die Zukunft bewahrt.“

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

  • AIIM [1] / DLM-Forum [2]: Content Management - Managing the Lifecycle of Information. AIIM/DLM Whitepaper No. 3. PROJECT CONSULT, 2002, ISBN 3-936534-03-9.
  • BITKOM: Leitfaden zum Thema "Information Lifecycle Management". BITKOM, Berlin, 2004
  • DMS EXPO Best Practice Panel: ILM Information Lifecycle Management – wirklich eine neue Qualität oder nur Archivierung mit neuem Etikett?. Advanstar/DMS EXPO, 2004 Download als PDF
  • Ulrich Kampffmeyer: Elektronische Archivierung und Storage-Technologien. Speicherguide [3], 2004
  • Ulrich Kampffmeyer: Vom Wert der Information. DMS EXPO [4], 29. September 2005.
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