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Heinrich Heine

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Dieser Artikel behandelt den Dichter Heinrich Heine; zu weiteren Trägern des Namens Heine siehe Heine (Begriffsklärung).
Heinrich Heine, 1831
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Heinrich Heine, 1831

Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 in Düsseldorf als Harry Heine; † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

Heine gilt als "letzter Dichter der Romantik" und gleichzeitig als deren Überwinder. Er machte die Alltagssprache lyrikfähig, erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Sprache eine zuvor nicht gekannte, elegante Leichtigkeit. Als kritischer, politisch engagierter Journalist, Essayist, Satiriker und Polemiker war er ebenso bewundert wie gefürchtet. Er gehört zu den am häufigsten übersetzten Dichtern deutscher Sprache.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Lehrjahre

Der junge Heinrich Heine
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Der junge Heinrich Heine

„Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Mute. Ich bin dort geboren und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehn. Und wenn ich sage nach Hause gehn, dann meine ich die Bolkerstraße und das Haus worin ich geboren bin“, schrieb Heinrich Heine 1827 in Ideen. Das Buch Le Grand.[1]

Während über Heines Geburtsort kein Zweifel besteht, lässt sich sein genaues Geburtsdatum nicht mehr zweifelsfrei feststellen. Alle zeitgenössischen Akten, die darüber Auskunft geben könnten, sind im Laufe der letzten 200 Jahre verloren gegangen. Heine selbst bezeichnete sich scherzhaft als „ersten Mann des Jahrhunderts“, da er in der Neujahrsnacht 1800 geboren sei. Gelegentlich gab er auch 1799 als Geburtsjahr an, wahrscheinlich aus Verehrung für Napoléon Bonaparte, der in diesem Jahr durch einen Staatsstreich die Macht in Frankreich an sich riss. Nach heutigem Forschungsstand gilt aber als gesichert, dass Harry Heine – so sein Geburtsname – am 13. Dezember 1797 zur Welt kam.

Er war das älteste von vier Kindern des Tuchhändlers Samson Heine und seiner Frau Betty (eigentlich: Peira), geborene van Geldern. Er wuchs in einem weitgehend assimilierten, vom Geist der Haskala geprägten jüdischen Elternhaus auf und besuchte das Düsseldorfer Lyzeum. Das spätere Hohenzollern- und heutige Görres-Gymnasium wirkte im Sinne der Spätaufklärung. Schon als Schüler schrieb Harry erste Gedichte. 1814 verließ er das Lyzeum ohne Abgangszeugnis. Der Familientradition folgend sollte er sich an einer Handelsschule auf einen kaufmännischen Beruf vorbereiten.

In den Jahren 1815 und 1816 arbeitete Heine als Volontär zunächst bei dem Frankfurter Bankier Rindskopff. Damals lernte er in der Frankfurter Judengasse das bedrückende und ihm bis dahin fremde Ghettodasein der Juden kennen. 1816 wechselte er ins Bankhaus seines wohlhabenden Onkels Salomon Heine in Hamburg. Salomon, der im Gegensatz zu seinem Bruder Samson geschäftlich höchst erfolgreich war, nahm sich des Neffen an; bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1844 unterstützte er ihn finanziell, obwohl er wenig Verständnis für dessen literarische Interessen hatte. Überliefert ist Salomons Ausspruch: „Hätt’ er gelernt was Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher.“

Amalie Heine - Heinrich Heines Cousine
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Amalie Heine - Heinrich Heines Cousine

Da Heine weder Neigung noch Talent für Geldgeschäfte mitbrachte, richtete sein Onkel ihm schließlich ein Tuchgeschäft ein. Aber „Harry Heine & Co.“ musste schon nach kurzer Zeit Bankrott anmelden. Der Inhaber widmete sich schon damals lieber der Dichtkunst. Dem Familienfrieden nicht eben zuträglich war auch Harrys unglückliche Liebe zu seiner Cousine Amalie. Die unerwiderte Zuneigung verarbeitete er später in den romantischen Liebesgedichten im Buch der Lieder. Die bedrückende Atmosphäre im Haus des Onkels, in dem er sich zunehmend unwillkommen fühlte, beschrieb er in dem Gedicht Affrontenburg. Wahrscheinlich haben die Zwistigkeiten in der Familie Salomon Heine schließlich davon überzeugt, dem Drängen des Neffen nachzugeben und ihm ein Studium fernab von Hamburg zu ermöglichen.

Studium in Bonn, Göttingen und Berlin

Obwohl Heine sich auch für die Rechtswissenschaft nicht sonderlich interessierte, nahm er 1819 ein Jurastudium auf. Zunächst schrieb er sich in Bonn ein, wo er aber nur eine einzige juristische Vorlesung belegte.

August Wilhelm Schlegel
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August Wilhelm Schlegel

Dagegen hörte er im Wintersemester 1819/20 die Vorlesung zur Geschichte der deutschen Sprache und Poesie von August Wilhelm Schlegel. Der Mitbegründer der Romantik übte einen starken literarischen Einfluss auf den jungen Heine aus, was diesen aber nicht daran hinderte, sich in späteren Werken spöttisch über Schlegel zu äußern. Das gleiche geschah einem weiteren Lehrer Heines in Bonn, Ernst Moritz Arndt, dessen reaktionäre Ansichten er in späteren Gedichten und Prosatexten mehrfach aufs Korn nahm.

Im Wintersemester 1820 ging Heine an die Universität Göttingen, die er aber schon im Februar 1821 wieder verlassen musste. Ursache dafür war eine Duellaffäre: Heine suchte aufgrund der gesellschaftlichen Zurücksetzung, der Juden im damaligen Deutschland ausgesetzt waren, seine Herkunft möglichst zu verbergen. Als er von einem Kommilitonen wegen seines Judentums beleidigt wurde, forderte er diesen zum Duell. Die Universität relegierte ihn und seinen Duellgegner daher für ein Semester.

Heine wechselte zur Berliner Humboldt-Universität, wo er von 1821–1823 studierte und u. a. Vorlesungen bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel hörte. Bald fand er Kontakt zu den literarischen Zirkeln der Stadt, und war u. a. regelmäßiger Gast im Salon von Rahel Levin und Karl August Varnhagen von Ense. Von Berlin aus unternahm er 1822 eine Reise nach Posen. Hier begegnete er erstmals dem chassidischen Judentum, das ihn zwar zum Teil faszinierte, mit dem er sich aber nicht identifizieren konnte. Im Frühjahr 1823, zwei Jahre vor seinem Übertritt zum Christentum schrieb er in einem Brief an den Freund Immanuel Wohlwill: „Auch ich habe nicht die Kraft, einen Bart zu tragen und mir Judenmauschel nachrufen zu lassen.“[2]


Taufe und Platen-Affäre

Wieder in Göttingen, promovierte Heine im Juli 1825 zum Doktor der Rechte. Um seine Anstellungschancen als Jurist zu erhöhen, hatte er sich im Juni zuvor in Heiligenstadt protestantisch taufen lassen und den Vornamen Christian Johann Heinrich angenommen. Von da an nannte er sich Heinrich Heine. Vor seiner Familie versuchte er, die Taufe möglichst geheim zu halten. Religiös eher indifferent, betrachtete er den Taufschein ohnehin nur als Entréebillet zur europäischen Kultur.[3] Doch er musste feststellen, dass viele Träger dieser Kultur auch einen getauften Juden wie ihn nicht als ihresgleichen akzeptierten. Heine war jedoch nicht bereit, Zurücksetzungen und Kränkungen unwidersprochen hinzunehmen.

August Graf von Platen
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August Graf von Platen

Dies zeigte sich besonders deutlich in der so genannten Platen-Affäre: Der Dichter August Graf von Platen griff Heine wegen seiner jüdischen Herkunft öffentlich an, um seine Anstellung an der Münchner Universität zu hintertreiben. Daraufhin machte Heine seinerseits die Homosexualität Platens publik und diesen damit gesellschaftlich unmöglich. In Die Bäder von Lucca bezeichnete er Platen als warmen Freund [4] und schrieb, der Graf sei mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf[5] . Platen ging anschließend nach Italien ins freiwillige Exil. Ohne den Anlass der Affäre zu erwähnen, wurden diese Äußerungen von Gegnern Heines immer wieder als Beleg für dessen angebliche Charakterlosigkeit zitiert.

Die unmittelbaren Folgen der judenfeindlichen Angriffe Platens waren für Heine fatal: König Ludwig I. von Bayern zog das Angebot einer Professur in München zurück, wofür Heine auch ihn mit spöttischen Versen bedachte, etwa in Lobgesänge auf König Ludwig:

Das ist Herr Ludwig von Bayerland.
Desgleichen gibt es wenig;
Das Volk der Bavaren verehrt in ihm
Den angestammelten König.
[6]

Aufgrund der Platen-Affäre war Heines letzter Versuch gescheitert, als Jurist eine Anstellung in einem der deutschen Staaten zu erhalten. Die erhofften Folgen der Taufe waren also ausgeblieben, und Heine hat seinen Übertritt zum Christentum später mehrfach ausdrücklich bedauert. Heine entschloss sich daher, für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlich, seinen Lebensunterhalt als freischaffender Schriftsteller zu verdienen.

Fast alle Biografen betonen die Bedeutung der jüdischen Herkunft für Heines Leben und Dichtung. Insbesondere der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki vertritt die Ansicht, Heines Emigration nach Paris sei weniger politisch motiviert gewesen als vielmehr durch seine Ausgrenzung aus der deutschen Gesellschaft. In Deutschland sei Heine als Jude immer ein Ausgestoßener gewesen, in Frankreich dagegen als Deutscher nur ein Ausländer.

Erste literarische Erfolge

Loreley-Denkmal bei St. Goarshausen
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Loreley-Denkmal bei St. Goarshausen

Seine ersten Gedichte (u. a.: Ein Traum, gar seltsam, Mit Rosen, Zypressen) veröffentlichte Heine bereits 1816, in seiner Hamburger Zeit, unter dem Pseudonym Sy. Freudhold Riesenharf in der Zeitschrift Hamburgs Wächter. Als H. Heine publizierte er im Dezember 1821 in Berlin seinen ersten Lyrikband Gedichte. 1823 folgte Tragödien, nebst einem Lyrischen Intermezzo. 1824 erschien die Sammlung Dreiunddreißig Gedichte, darunter Heines in Deutschland heute bekanntestes Werk: Die Loreley. Im selben Jahr besuchte er während einer Harzreise den von ihm hoch verehrten Johann Wolfgang von Goethe in Weimar. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er ihm seinen ersten Gedichtband mit einer Widmung zugesandt. Der Besuch verlief für Heine aber eher enttäuschend, da er sich – ganz im Gegensatz zu seinem Naturell – befangen und linkisch zeigte und Goethe ihm nur höflich-distanziert begegnete.

Heines Verleger Campe
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Heines Verleger Campe

Im Jahr 1826 veröffentlichte Heine den Reisebericht Harzreise, der sein erster großer Publikumserfolg wurde. Im gleichen Jahr begann seine Geschäftsbeziehung zu dem Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. Julius Campe sollte bis zu Heines Tod sein Verleger bleiben. Er brachte im Oktober 1827 den Lyrikband Buch der Lieder heraus, der Heines Ruhm begründete und bis heute populär ist. Der romantische, oft volksliedhafte Ton dieser und späterer Gedichte, die unter anderem in Robert Schumanns Dichterliebe vertont wurden, traf den Nerv nicht nur seiner Zeit.

Aber Heine überwand den romantischen Ton bald, indem er ihn ironisch unterlief und die Stilmittel des romantischen Gedichts auch für Verse politischen Inhalts nutzte. Er selbst nannte sich einen „entlaufenen Romantiker“. Hier ein Beispiel für die ironische Brechung, in dem er sich über sentimental-romantische Naturergriffenheit lustig macht:

Das Fräulein stand am Meere
und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! Sein sie munter,
das ist ein altes Stück;
hier vorne geht sie unter
und kehrt von hinten zurück.
[7]

Heine selbst erlebte das Meer zum ersten Mal in den Jahren 1827 und 1828 auf Reisen nach England und Italien. Seine Eindrücke schilderte er in weiteren Reisebildern, die er zwischen 1826 und 1831 veröffentlichte. Dazu gehören z. B. der Zyklus Nordsee und die Werke Die Bäder von Lucca und Ideen. Das Buch Le Grand, letzteres ein Bekenntnis zu Napoléon und den Errungenschaften der Französischen Revolution. In dieser Zeit wurde Heine allmählich als großes literarisches Talent wahrgenommen. Seit Anfang der 1830er Jahre verbreitete sich sein Ruhm in Deutschland und Europa.

Pariser Jahre

Wegen seiner politischen Ansichten zunehmend angefeindet – vor allem in Preußen – und der Zensur in Deutschland überdrüssig, ging Heinrich Heine 1831, nach dem Ausbruch der französischen Julirevolution, nach Paris. Hier begann seine zweite Lebens- und Schaffensphase. Zeit seines Lebens sollte Heine sich nach Deutschland sehnen, wie sein Gedicht In der Fremde belegt:

Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.
Das küsste mich auf deutsch und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum
Wie gut es klang) das Wort: „Ich liebe dich!“
Es war ein Traum.
[8]

Doch er sollte dieses Vaterland nur noch zweimal wiedersehen. Endgültig wurde Paris zu Heines Exil, als seine Werke – auch alle zukünftigen – 1833 in Preußen und 1835 auf Beschluss des Frankfurter Bundestages in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verboten wurden. Das gleiche Schicksal traf die Dichter des Jungen Deutschland. Im Beschluss des Bundestages hieß es, die Mitglieder dieser Gruppe zielten darauf ab, „in belletristischen, für alle Klassen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören“. Für Heine tat sich aber schon 1832 eine neue Einnahmequelle als Pariser Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung von Johann Friedrich Cotta auf, dem Verleger Schillers und Goethes. Seine Zeitungsartikel aus dieser Zeit veröffentlichte er 1833 in Buchform unter dem Titel Französische Zustände. Im selben Jahr zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit – Lähmungserscheinungen, Kopfschmerzattacken und Sehschwächen –, die ihn am Ende seines Lebens acht Jahre ans Bett fesseln sollte. Zunächst aber genoss er das Leben in Paris. Er begegnete etwa dem utopischen Sozialisten Saint-Simon und Größen des französischen und deutschen Kulturlebens wie Hector Berlioz, Ludwig Börne, Frédéric Chopin, George Sand, Alexandre Dumas und Alexander von Humboldt. Die Weltstadt inspirierte Heine in den folgenden Jahren zu einer Flut von Essays, politischen Artikeln, Polemiken, Denkschriften, Gedichten und Prosawerken. In Schriften wie Französische Zustände (1832) versuchte er, den Deutschen Frankreich und den Franzosen Deutschland näher zu bringen. Dabei gelangen ihm Analysen von nahezu prophetischer Qualität, beispielsweise im Schlusswort von Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Heine schrieb diesen Text 1834 an die Adresse der Franzosen, 99 Jahre vor der Machtergreifung jener, die auch seine Bücher verbrennen sollten:

Das Christentum – und das ist sein schönstes Verdienst – hat jene brutale germanische Kampflust einigermaßen besänftigt, konnte sie jedoch nicht zerstören, und wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder empor die Wildheit der alten Kämpfer, die unsinnige Berserkerwut (…) Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner. Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wißt: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in den fernsten Wüsten Afrikas werden sich in ihre königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte.[9]

Früher als die meisten seiner Zeitgenossen erkannte Heine den zerstörerischen Zug im deutschen Nationalismus, der sich – anders als der französische – nicht mit den Ideen von Demokratie und Volkssouveränität verband. Der Dichter spürte in ihm vielmehr einen untergründigen Hass auf alles Fremde, wie er in dem Gedicht Diesseits und jenseits des Rheins schrieb:

Aber wir verstehen uns bass,
Wir Germanen auf den Hass.
Aus Gemütes Tiefen quillt er,
Deutscher Hass! Doch riesig schwillt er,
Und mit seinem Gifte füllt er
Schier das Heidelberger Fass.
[10]
Ludwig Börne um 1835)
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Ludwig Börne um 1835)

Weitere wichtige Werke jener Jahre waren Die romantische Schule (1836), das Romanfragment Der Rabbi von Bacherach (1840) und die Denkschrift Über Ludwig Börne (1840). In ihr reagierte Heine auf den Vorwurf seines früheren Freundes, Ziele der Revolution verraten zu haben. Börne, der zu Lebzeiten größere Bekanntheit als Heine genoss, hatte ihm mehrfach Gesinnungsmangel und Opportunismus vorgeworfen. Heine hingegen verstand sich in besonderem Maße als freier, unabhängiger Journalist und fühlte sich deshalb Zeit seines Lebens keiner politischen Strömung verpflichtet. Dass das Werk erst nach Börnes Tod im Jahr 1837 erschien und zudem persönliche Angriffe auf dessen Freundin Jeanette Wohl enthielt, wurde Heine selbst von ansonsten wohlwollenden Lesern übel genommen. Jeanette Wohls Ehemann Salomon Strauß, der sich durch die Denkschrift bloßgestellt fühlte, schlug Heine öffentlich ins Gesicht, worauf dieser ihn zu einem Pistolenduell aufforderte.

Mathilde Heine, Gemälde von E. Palm
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Mathilde Heine, Gemälde von E. Palm

Noch vor dem Duell heiratete Heine 1841 in der Kirche St. Sulpice in Paris die Schuhverkäuferin Eugenie Crescentia Mirat, die er seit 1834 kannte und die er für den Fall seines Todes versorgt wissen wollte. Viele seiner Freunde, wie Marx und Engels, lehnten seine Verbindung mit der einfachen aber lebenslustigen Frau ab. Heine dagegen schätzte Mathilde, wie er sie liebevoll nannte, auch deshalb, weil sie kein Wort deutsch sprach und selbst nach langen Ehejahren keinen wirklichen Begriff davon zu haben schien, mit welch bedeutendem Dichter sie verheiratet war. Nach seinem Tod sollte sie sich allerdings als die bessere Geschäftsfrau erweisen: Mit dem Verleger Cotta verhandelte sie erfolgreicher um die Veröffentlichungsrechte, als es ihr Mann zu Lebzeiten getan hatte. 1843 schrieb Heine sein Gedicht Nachtgedanken, das mit den oft zitierten Worten beginnt:

Denk’ ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht.
[11]

Er verband darin die Sorge um die politischen Zustände in Deutschland mit der um seine dort allein lebende, verwitwete Mutter. Nicht zuletzt um sie wiederzusehen und ihr seine Frau vorzustellen, unternahm Heinrich Heine 1843 und 1844 seine zwei letzten Reisen nach Deutschland. Dabei lernte er auch Karl Marx und Ferdinand Lassalle kennen. Später arbeitete Heine an Marx’ Zeitschriften Vorwärts! und Deutsch-Französische Jahrbücher mit. Mitte der 40er Jahre entstanden auch Heines große Versepen Atta Troll und – angeregt durch seine erste Reise – Deutschland. Ein Wintermärchen. Darin kommentierte er äußerst bissig die staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse Deutschlands, durchaus im Sinne von Karl Marx. In den Eingangsversen schildert er eine Szene gleich nach dem Grenzübertritt, in der ein Mädchen eine fromme Weise singt:

Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Ein neues Lied, ein besseres Lied
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch
Was fleißige Hände erwarben.[12]

Seine „neuen und besseren Lieder“ veröffentlichte Heine 1844 in der Lyriksammlung Neue Gedichte, in der auch das „Wintermärchen“ zuerst erschien.

Heine und der Marxismus

Zu Beginn der 1840er Jahre radikalisierte sich Heines Ton zusehends. Er gehörte zu den ersten deutschen Dichtern, die die Folgen der einsetzenden Industriellen Revolution zur Kenntnis nahmen und das Elend der neu entstandenen Arbeiterklasse in ihren Werken aufgriffen. Beispielhaft dafür ist sein Gedicht Die schlesischen Weber vom Juni 1844. Es war von dem Weberaufstand inspiriert, der im selben Monat in den schlesischen Ortschaften Peterswaldau und Langenbielau ausbrach.

Karl Marx in den 1840er Jahren
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Karl Marx in den 1840er Jahren


Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne,
sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne;
Alt-Deutschland, wir weben dein Leichentuch.
Wir weben hinein den dreifachen Fluch.
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt-
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
den unser Elend nicht konnte erweichen,
der den letzten Groschen von uns erpresst
und uns wie Hunde erschießen lässt!
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Möder den Wurm erquickt-
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht-
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

[13]


Das auch als Weberlied bekannt gewordene Gedicht erschien im Juli im von Karl Marx herausgegebenen Vorwärts! und wurde in einer Auflage von 50.000 Stück als Flugblatt in den Aufstandsgebieten verteilt. Der preußische Innenminister Arnim bezeichnete das Werk in einem Bericht an König Friedrich Wilhelm IV. als „eine in aufrührerischem Ton gehaltene und mit verbrecherischen Äußerungen angefüllte Ansprache an die Armen im Volke“. Das Königlich Preußische Kammergericht ordnete ein Verbot des Gedichts an. Ein Rezitator, der es dennoch gewagt hatte, es öffentlich vorzutragen, wurde 1846 in Preußen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Friedrich Engels, der Heine im August 1844 in Paris kennenlernte, übersetzte das Weberlied ins Englische und publizierte es im Dezember des selben Jahres in der Zeitung „The New Moral World“.

Heine pflegte seit Beginn seiner Pariser Zeit Kontakte zu Vertretern des Saint-Simonismus (vgl. Henri de Saint-Simon), einer frühen sozialistischen Strömung. Trotz dieser Kontakte und der freundschaftlichen Beziehungen zu Marx und Engels, hatte er jedoch stets ein ambivalentes Verhältnis zur kommunistischen Philosophie. Heine sah, dass die Anliegen der entstehenden Arbeiterschicht berechtigt waren und unterstützte sie. Zugleich fürchtete er, dass der Materialismus und die Radikalität der kommunistischen Idee vieles von dem vernichten würde, was er an der europäischen Kultur liebte und bewunderte. Im Vorwort zur französischen Ausgabe von „Lutetia“ schrieb Heine im Jahr vor seinem Tod:

Daß die Zukunft dem Kommunismus gehört, dieses Bekenntnis mache ich im Ton der Besorgnis und äußersten Furcht, und – ach! das war keineswegs Verstellung! Wahrhaftig, nur mit Schauder und Schrecken denke ich an die Zeit, da diese finsteren Bilderstürmer zur Herrschaft gelangen werden; mit ihren schwieligen Händen werden sie erbarmungslos alle Marmorstatuen der Schönheit zerbrechen, die meinem Herzen so teuer sind; sie werden all jene Spielereien und phantastischen Nichtigkeiten der Kunst zertreten, die der Dichter so liebte; sie werden meine Lorbeerhaine zerstören und dort Kartoffeln anpflanzen (…) und … – ach! mein Buch der Lieder wird dem Gewürzkrämer dazu dienen, Tüten zu drehen, in die er den armen, alten Frauen der Zukunft Kaffee und Tabak schütten wird. Ach! Ich sehe all dies voraus, und ich bin von einer unaussprechlichen Traurigkeit ergriffen, wenn ich an den Untergang denke, mit dem das siegreiche Proletariat meine Verse bedroht, die mit der ganzen alten romantischen Welt vergehen werden.
Und dennoch, ich bekenne es mit Freimut, übt eben dieser Kommunismus, so feindlich er all meinen Interessen und meinen Neigungen ist, auf meine Seele einen Reiz aus, dem ich mich nicht entziehen kann; zwei Stimmen erheben sich in meiner Brust zu seinen Gunsten, zwei Stimmen, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen wollen (…).
Denn die erste dieser Stimmen ist die der Logik. (…) Wenn ich diesen ersten Satz nicht widerlegen kann, dass „alle Menschen das Recht haben zu essen“, so bin ich gezwungen, mich auch allen anderen
Folgerungen zu unterwerfen. (…)
Die zweite der beiden gebieterischen Stimmen (…) ist die des Hasses, des Hasses, den ich gegen eine Partei hege, deren schrecklichster Gegner der Kommunismus ist und die aus diesem Grunde unser gemeinsamer Feind ist. Ich spreche von der Partei der sogenannten Repräsentanten der Nationalität in Deutschland, von jenen falschen Patrioten, deren Vaterlandsliebe in nichts anderem besteht als in einer idiotischen Abneigung gegen das Fremde und gegen die Nachbarvölker, und die jeden Tag ihre Galle verspritzen, besonders gegen Frankreich.

Die gescheiterte Revolution

Als überzeugter Demokrat begrüßte Heine 1848 die Revolutionen in ganz Europa, insbesondere die Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Dort wurde unter dem Vorzeichen des Liberalismus ein demokratisch verfasster, deutscher Nationalstaat gefordert. Von der Entwicklung in Deutschland wandte er sich jedoch bald enttäuscht ab, da die Verfechter einer republikanisch-demokratischen Staatsform sowohl in den neu besetzten Kammerparlamenten als auch in der Frankfurter Nationalversammlung in der Minderheit blieben. Im Versuch des ersten gesamtdeutschen Parlaments, eine Monarchie unter einem erblichen Kaisertum zu schaffen, sah er nur politisch untaugliche, romantische Träumereien von einer Wiederbelebung des 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reichs.

In dem Gedicht Michel nach dem März schrieb Heine:

Doch als die schwarz-rot-goldene Fahn,
Der altgermanische Plunder,
Aufs neue erschien, da schwand mein Wahn
Und die süßen Märchenwunder.
Ich kannte die Farben in diesem Panier
Und ihre Vorbedeutung:
Von deutscher Freiheit brachten sie mir
Die schlimmste Hiobszeitung.
Schon sah ich den Arndt, den Vater Jahn
Die Helden aus anderen Zeiten
Aus ihren Gräbern wieder nahn
Und für den Kaiser streiten.
Die Burschenschaftler allesamt
Aus meinen Jünglingsjahren,
Die für den Kaiser sich entflammt,
Wenn sie betrunken waren.
Ich sah das sündenergraute Geschlecht
Der Diplomaten und Pfaffen,
Die alten Knappen vom römischen Recht,
Am Einheitstempel schaffen- (…)
[14]


Die erste Phase der Revolution scheiterte, als Preußens König Friedrich Wilhelm IV. im Frühjahr 1849 die Annahme der erblichen Kaiserwürde ablehnte, die ihm die Mehrheit der Nationalversammlung angetragen hatte. Als Reaktion darauf entstand in West- und Südwestdeutschland eine demokratische Aufstandsbewegung, die die Fürsten zur Annahme der Paulskirchenverfassung zwingen wollte. Aber schon im Sommer und Herbst wurde diese zweite Welle der Revolution vor allem durch preußische Truppen niedergeschlagen. Resigniert kommentierte Heine die Vorgänge in seinem Gedicht Im Oktober 1849:

Gelegt hat sich der starke Wind
und wieder wird’s stille daheime.
Germania, das große Kind
erfreut sich wieder seiner Weihnachtsbäume.(…)
Gemütlich ruhen Wald und Fluß,
Von sanftem Mondlicht übergossen;
Nur manchmal knallt’s – Ist das ein Schuß? –
Es ist vielleicht ein Freund, den man erschossen.
[15]


Matratzengruft

Im selben Monat, in dem die Revolution in Paris ausbrach, im Februar 1848, erlitt Heine einen Zusammenbruch. Sein Nervenleiden, das sich seit 1845 zusehends verschlimmert hatte, warf ihn nun endgültig aufs Krankenlager. Heine selbst war der Überzeugung, an Syphilis erkrankt zu sein. Dagegen sprach jedoch, dass er bis zu seinem Tode bei klarem Verstand blieb. Eine Untersuchung von Haaren des Dichters im Jahr 2003 ergab, dass er an einer chronischen Bleivergiftung gelitten hat.[16] Fast vollständig gelähmt, sollte er die acht Jahre bis zu seinem Tod in der von ihm so bezeichneten „Matratzengruft“ verbringen.

Heinrich Heines Gesundheitszustand verschlechterte sich in mehreren Schüben dramatisch. Einmal wurde er vorzeitig für tot erklärt. Gegen die drohende Vereinsamung halfen gelegentliche Besuche von Kollegen und Freunden, die seine Matratzengruft nach eigenem Bekunden meist trauriger verließen als ein wirkliches Grab. Friedrich Engels suchte Heine im Januar 1848 auf, also noch vor dem endgültigen Zusammenbruch. Er berichtete:

Heine ist am Kaputtgehen. Vor vierzehn Tagen war ich bei ihm, da lag er im Bett und hatte einen Nervenanfall gehabt. Gestern war er auf, aber höchst elend. Er kann keine drei Schritte mehr gehen, er schleicht an den Mauern sich stützend von Fauteuil bis ans Bett und vice versa. Dazu Lärm in seinem Hause, der ihn verrückt macht.

In den Jahren vor seinem Tod gelangte Heine zu einer milderen Beurteilung der Religion. In seinem Testament von 1851 bekannte er sich zum Glauben an einen persönlichen Gott, ohne sich aber einer der christlichen Kirchen oder dem Judentum wieder anzunähern. In seinem Testament heißt es:

Obschon ich durch den Taufakt der lutherischen Konfession angehöre, wünsche ich nicht, daß die Geistlichkeit dieser Kirche zu meinem Begräbnisse eingeladen werde; ebenso verzichte ich auf die Amtshandlung jeder andern Priesterschaft, um mein Leichenbegängnis zu feiern. Dieser Wunsch entspringt aus keiner freigeistigen Anwandlung. Seit vier Jahren habe ich allem philosophischen Stolze entsagt und bin zu religiösen Ideen und Gefühlen zurückgekehrt; ich sterbe im Glauben an einen einzigen Gott, den ewigen Schöpfer der Welt …

In seiner Schrift Geständnisse von 1854 stellte er noch einmal fest:

Ausdrücklich widersprechen muß ich jedoch dem Gerüchte, als hätten mich meine Rückschritte bis zur Schwelle irgendeiner Kirche oder gar in ihren Schoß geführt. (…) Ich habe nichts abgeschworen, nicht einmal meine alten Heidengötter, von denen ich mich zwar abgewendet, aber scheidend in Liebe und Freundschaft.

Heines geistige Schaffenskraft ließ auch in den qualvollen Jahren des Krankenlagers nicht nach. Da er nicht mehr selbst schreiben konnte, diktierte er seine Verse und Schriften einem Sekretär. So veröffentlichte er im Oktober 1851 den Gedichtband Romanzero und 1854 sein politisches Vermächtnis Lutetia.

Im Romanzero fasste er sein politisches Leben mit dem Gedicht Enfant Perdu so zusammen:

Verlorner Posten in dem Freiheitskriege,
Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
Ich kämpfe ohne Hoffnung, daß ich siege.
Ich wußte, nie komm ich gesund nach Haus.

[…]
Doch fall ich unbesiegt, und meine Waffen
Sind nicht gebrochen – nur mein Herze brach.
[17]
Elise Krinitz, die „Mouche“
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Elise Krinitz, die „Mouche“

Trotz seines Leidens kamen Heine Humor und Leidenschaft nicht abhanden. Die letzten Monate seines Lebens erleichterten ihm die Besuche seiner Verehrerin Elise Krinitz, die er zärtlich „Mouche“ nannte. Sie wurde zu seiner „angebeteten Lotosblume“. Diese Anbetung konnte jedoch wegen seiner Hinfälligkeit nur noch auf geistiger Ebene stattfinden, was Heine selbstironisch mit den Versen kommentiert:

Worte! Worte! keine Taten!
Niemals Fleisch geliebte Puppe.
Immer Geist und keinen Braten,
Keine Knödel in der Suppe.
[18]


Dass er das Leben liebte, dem Tod aber gleichwohl tapfer ins Auge sah, zeigt sein Gedicht Epilog:

Unser Grab erwärmt der Ruhm.
Torenworte! Narrentum!
Eine bessre Wärme gibt
eine Kuhmagd, die verliebt
uns mit dicken Lippen küsst
und beträchtlich riecht nach Mist (…)
[19]
Heines Grabbüste auf dem Friedhof Montmartre in Paris
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Heines Grabbüste auf dem Friedhof Montmartre in Paris

Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine. Drei Tage später wurde er auf dem Friedhof Montmartre beerdigt, wo nach dem ausdrücklichen Willen des Dichters 27 Jahre später auch Mathilde ihre letzte Ruhe fand. Das im Jahre 1901 erstellte Grabmal ziert eine von dem dänischen Bildhauer Louis Hasselriis stammende Marmorbüste Heines und sein Gedicht Wo?:

Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin, mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier.
Und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.
[20]



Bedeutung und Nachleben

Heine-Denkmal in Berlin
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Heine-Denkmal in Berlin

Aufgrund seiner Eigenständigkeit sowie seiner formalen und inhaltlichen Breite lässt sich Heines Werk keiner eindeutigen literarischen Strömung zuordnen. Heine geht aus der Romantik hervor, überwindet aber bald deren Ton und Thematik – auch in der Lyrik. Sein Biograph Joseph A. Kruse sieht in seinem Werk Elemente der Aufklärung, der Weimarer Klassik, des Realismus und des Symbolismus.

Vor allem war er ein politisch kritischer Autor des Vormärz. Mit den Autoren des Jungen Deutschland, denen er bisweilen zugerechnet wird, verbindet ihn das Streben nach politischer Veränderung hin zu mehr Demokratie in ganz Europa, speziell in Deutschland. Seine Distanzierung von der „Tendenzliteratur“ der Jungdeutschen, die er als „gereimte Zeitungsartikel“ verspottete, geschah nicht aus politischen, sondern aus ästhetischen Gründen. Persönlich stand Heine Karl Marx und Friedrich Engels nahe, ohne jedoch deren politische Philosophie bis ins Letzte zu teilen.

Heine polarisierte schon seine Zeitgenossen, nicht zuletzt, weil er selbst polarisierende Urteile nicht scheute. Er griff tatsächliche oder vermeintliche Gegner ebenso hart an wie er selbst angegriffen wurde und schreckte vor keiner Polemik zurück. Nach seinem Tod nahm die Schärfe der Auseinandersetzungen um ihn eher noch zu – und sie hielt mehr als ein Jahrhundert an. Symptomatisch dafür war der Streit um ein würdiges Heine-Denkmal in Deutschland.

Heinrich-Heine-Monument in Düsseldorf
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Heinrich-Heine-Monument in Düsseldorf

Nationalistisch und antisemitisch argumentierende Literaturwissenschaftler wie Adolf Bartels prägten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend die öffentliche Wahrnehmung Heines. Die seit dem Jubiläumsjahr 1897 anhaltenden Bemühungen, ihm in seiner Geburtsstadt Düsseldorf ein Denkmal zu setzen, denunzierte Bartels 1906 in seinem berühmt-berüchtigten Aufsatz „Heinrich Heine. Auch ein Denkmal“ als „Kotau vor dem Judentum“, ihn selbst als „Decadence-Juden“. Erst in den 1920er Jahren wurden Heine-Denkmäler in Hamburg und Frankfurt am Main errichtet. Diese wurden jedoch schon wenige Jahre später, in der Zeit des Nationalsozialismus, wieder zerstört oder entfernt.

Im „Dritten Reich“ waren Heinrich Heines Werke verboten und seine Bücher wurden zusammen mit denen zeitgenössischer Dichter verbrannt. Für die nach dem Krieg von Theodor W. Adorno verbreitete Behauptung des Germanisten Walter Arthur Berendsohn, Heines Loreley-Lied sei in Lesebüchern der Nazi-Zeit mit der Angabe „Dichter: unbekannt“ erschienen, fehlt allerdings bis heute jeder Beleg.

Selbst in der Bundesrepublik hielt der Streit um Heine an. Die geplante Benennung der Düsseldorfer Universität nach dem bedeutendsten Dichter, den die Stadt hervorgebracht hat, verursachte einen 20 Jahre währenden Streit, der erst zu Beginn der 1980er Jahre beigelegt wurde. Mittlerweile aber gibt es in Heines Geburtsstadt eine Heinrich-Heine-Universität und seit 1981 auch ein Heine-Denkmal, das von Bert Gerresheim gestaltet wurde. Darüber hinaus verleiht die Stadt Düsseldorf seit 1972 den Heinrich-Heine-Preis. Im Jahr 2006 stimmte die bayerische Staatsregierung nach langer, kontrovers geführter Debatte der Aufstellung einer Heine-Büste in der Walhalla zu.

Zitate

  • Dies war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
    (aus: Almansor, 1821, Vers 243f)
  • Ja, mich dünkt zuweilen, der Teufel, der Adel und die Jesuiten existieren nur so lange, als man an sie glaubt.[21]
  • Die Tiroler sind schön, heiter, ehrlich, brav, und von unerschütterlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können.[22]
  • Rom wollte herrschen; als seine Legionen gefallen, schickte es Dogmen in die Provinzen.[23]
  • Friedliche Gesinnung. Wünsche: bescheidene Hütte, Strohdach, aber gutes Bett, gutes Essen, Milch und Butter, sehr frisch, vor dem Fenster Blumen, vor der Tür einige schöne Bäume, und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, lässt er mich die Freude erleben, daß an diesen Bäumen etwa sechs bis sieben meiner Feinde aufgehängt werden. Mit gerührtem Herzen werde ich ihnen vor ihrem Tode alle Unbill verzeihen, die sie mir im Leben zugefügt - ja, man muß seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehenkt worden.[24]
  • Luther erschütterte Deutschland - aber Franz Drake beruhigte es wieder: er gab uns die Kartoffel.[25]
  • Die deutschen Censoren -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Dummköpfe -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- [26]

Werke

Nach Erscheinungsjahr in Buchform

  • 1821: Gedichte
  • 1823: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo (darin William Ratcliff, Almansor und Lyrisches Intermezzo)
  • 1824: Dreiunddreißig Gedichte
  • 1826: Reisebilder. Erster Teil (darin Die Harzreise, Die Heimkehr, Die Nordsee. Erste Abteilung sowie verschiedene Gedichte)
  • 1827: Buch der Lieder sowie Reisebilder. Zweiter Teil (darin Die Nordsee. Zweite und dritte Abteilung, Ideen. Das Buch Le Grand und Briefe aus Berlin)
  • 1830: Reisebilder. Dritter Teil (darin Die Reise von München nach Genua und Die Bäder von Lucca)
  • 1831: Einleitung zu Kahldorf über den Adel sowie Reisebilder. Vierter Teil (darin Die Stadt Lucca und Englische Fragmente)
  • 1832: Französische Zustände
  • 1834: Der Salon. Erster Teil (darin Französische Maler, Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski sowie verschiedene Gedichte)
  • 1835: Der Salon. Zweiter Teil (darin Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland und der Gedichtzyklus Neuer Frühling)
  • 1836: Der Salon. Dritter Teil
  • 1836: Die romantische Schule
  • 1833: Über den Denunzianten, Einleitung zu Don Quixote sowie Der Salon. Dritter Teil (darin Florentinische Nächte und Elementargeister)
  • 1838: Der Schwabenspiegel
  • 1839: Shakespeares Mädchen und Frauen sowie Schriftstellernöten
  • 1840: Ludwig Börne. Eine Denkschrift sowie Der Salon. Vierter Teil (darin Der Rabbi von Bacherach, Über die französische Bühne und verschiedene Gedichte)
  • 1844: Neue Gedichte (darin Deutschland. Ein Wintermärchen)
  • 1847: Atta Troll – Ein Sommernachtstraum
  • 1851: Romanzero und Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem
  • 1854: Vermischte Schriften, 3 Bände (darin Geständnisse, Die Götter im Exil, Die Göttin Diana, Ludwig Marcus, Gedichte 1853 und 1854, Lutetia. Erster Teil und Lutetia. Zweiter Teil)
  • 1857 (postum): Tragödien (digitale Rekonstruktion: UB Bielefeld)
  • 1869 (postum): Letzte Gedichte und Gedanken
  • 1884 (postum): Memoiren
  • 1892 (postum): Heinrich Heines Familienleben. 122 Familienbriefe des Dichters und 4 Bilder.(digitale Rekonstruktion: UB Bielefeld)

Anmerkungen

Die Zitate von Heine selbst stammen, wenn nicht anders angegeben, aus:
Heinrich Heine: Sämtliche Werke in vier Bänden, Artemis & Winkler-Verlag, Düsseldorf und Zürich

  1. aus: Reisebilder. Zweiter Teil: Ideen. Das Buch Le Grand, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 114)
  2. zit. nach Heinrich Heine: Leben Sie wohl und hole Sie der Teufel. Biographie in Briefen, hg. v. jan-Christoph Hauschild, Berlin 2005, Seite 45
  3. aus: Aphorismen und Fragmente, zit. nach Heine: Werke, Bd. IV, S. 706)
  4. aus: Reisebilder. Dritter Teil: Italien. Die Bäder von Lucca, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 286
  5. aus: Reisebilder. Dritter Teil: Italien. Die Bäder von Lucca, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 294
  6. aus: Nachlese der Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 721
  7. aus: Neue Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 204
  8. aus: Neue Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 238
  9. aus: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, zit. nach Heine: Werke, Bd. III, S. 518f
  10. aus: Nachlese der Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 757f
  11. aus: Neue Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 290f
  12. aus: Deutschland - Ein Wintermärchen, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 375f
  13. aus: Nachlese der gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 327
  14. aus: Nachlese der Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 752
  15. aus: Romanzero, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 535
  16. siehe hierzu: Kijewski, H., Huckenbeck, W., Reus, U.: Krankheit und Tod des Dichters Heinrich Heine aus der Sicht neuer spurenkundlicher Untersuchungen an Haaren. In: Rechtsmedizin 13 (2003), S. 131–136
  17. aus: Romanzero, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 539
  18. aus: Nachlese der Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 817
  19. aus: Gedichte 1853 und 1854, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 646
  20. aus: Nachlese der Gedichte, zit. nach Heine: Werke, Bd. I, S. 796
  21. aus: Reisebilder. Dritter Teil: Italien, Reise von München nach Genua, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 181)
  22. aus: Reisebilder. Dritter Teil: Italien, Reise von München nach Genua, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 184)
  23. aus: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, zit. nach Heine: Werke, Bd. III, S. 406)
  24. aus: Aphorismen und Fragmente, zit. nach Heine: Werke, Bd. IV, S. 735)
  25. aus: Aphorismen und Fragmente, zit. nach Heine: Werke, Bd. IV, S. 709)
  26. aus: Reisebilder. Zweiter Teil: Ideen. Das Buch Le Grand, zit. nach Heine: Werke, Bd. II, S. 136)


Literatur

Zur Biographie

  • Werner Steinberg: Der Tag ist in die Nacht verliebt. Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1962
  • Ingrid Bodsch (Hrsg.): Harry Heine stud. juris in Bonn 1819/1820. Bonn 1997, ISBN 3-931878-05-8
  • Kerstin Decker: Heinrich Heine. Narr des Glücks. Propyläen 2005
  • Wolfgang Hädecke: Heinrich Heine – Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-15975-9
  • Jan-Christoph Hauschild u. Michael Werner: Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst. Heinrich Heine. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997, ISBN 3-423-31058-8
  • dies.: Heinrich Heine. dtv, München 2002 (dtv-portrait)
  • Joseph A. Kruse: Heinrich Heine. Suhrkamp BasisBiographie 7. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, Erste Auflage
  • Lew Kopelew: Ein Dichter kam vom Rhein, München 1988, ISBN 3-442-72201-2
  • Karl-Josef Kuschel: Gottes grausamer Spaß? Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe, Patmos-Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-70350-6
  • Christian Liedtke: Heinrich Heine. Rowohlt, Reinbek 1997, 5. Aufl. 2004, ISBN 3-499-50535-5
  • Ludwig Marcuse: Heinrich Heine. Rowohlt, Reinbek 1988, ISBN 3-257-20258-X
  • Fritz Mende: Heinrich Heine. Chronik seines Lebens und Werkes. 2., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart [u. a.] 1981.
  • Ernst Pawel: Der Dichter stirbt. Heinrich Heines letzte Jahre in Paris. Berlin Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-8270-0233-8
  • Jochanan Trilse-Finkelstein: Gelebter Widerspruch. Heinrich-Heine-Biographie. Aufbau, Berlin 1997, ISBN 3-351-02461-4

Zu Werk und Rezeption

  • Albrecht Betz: Heinrich Heines Prosa. Ästhetik und Politik I. Rimbaud Verlag, Aachen 2. erw. Aufl. 1999, ISBN 3-89086-833-9
  • Albrecht Betz: Der Charme des Ruhestörers. Ästhetik und Politik II. Rimbaud Verlag, Aachen 1997, ISBN 3-89086-820-7
  • Jürgen Brummack (Hrsg.): Heinrich Heine. Epoche – Werk – Wirkung. Beck, München 1980 [u.ö.].
  • Walter Hinck: Die Wunde Deutschland. Heinrich Heines Dichtertum im Widerstreit zwischen Nationalidee, Judentum und Antisemitismus. Frankfurt a. M. 1990.
  • Hans Kaufmann: Heinrich Heine. Geistige Entwicklung und künstlerisches Werk. 4., überarb. Aufl. Aufbau, Berlin/Weimar 1983.
  • Karl-Theodor Kleinknecht (Hrsg.): Heine in Deutschland. Dokumente seiner Rezeption 1834-1956. Niemeyer, Tübingen 1976, ISBN 3-484-19035-3
  • Joseph A. Kruse u. a. (Hrsg.) : Ich Narr des Glücks. Heinrich Heine 1797-1856. Bilder einer Ausstellung. Metzler, Stuttgart und Weimar 1997, ISBN 3-476-01525-4
  • Helmut Landwehr: Der Schlüssel zu Heines Romanzero. Kovac, Hamburg 2000, ISBN 3-8300-0316-1
  • Christian Liedtke (Hrsg.): Heinrich Heine. Neue Wege der Forschung. Darmstadt 2000.
  • Günter Oesterle: Integration und Konflikt. Die Prosa Heinrich Heines im Kontext oppositioneller Literatur der Restaurationsepoche. Metzler, Stuttgart 1972, ISBN 3-476-00254-3
  • T. J. Reed/Alexander Stillmark (Hrsg.): Heine und die Weltliteratur. Oxford 2000.
  • Marcel Reich-Ranicki: Der Fall Heine. dtv, München 2000, ISBN 3-423-12774-0
  • Jeffrey L. Sammons: Heinrich Heine. Alternative Perspectives 1985-2005. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2006. ISBN 3-8260-3212-8

Weblinks

Wikisource: Heinrich Heine – Quellentexte
Commons: Heinrich Heine – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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