Heiligenberg (Heidelberg)
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Der 439,9 m ü. NN hohe Heiligenberg befindet sich oberhalb der Heidelberger Stadtteile Neuenheim und Handschuhsheim. Er hieß im Mittelalter noch »Allerheiligen-Berg«, (lateinisch: »mons omnium sanctorum«) und hat seinen Namen vom ehemaligen Kloster St. Michael auf dem Hauptgipfel, das »allen Heiligen« geweiht war.
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[Bearbeiten] Geografie
Der Heiligenberg gehört zum Odenwald. Der vordere Gipfel, südlich vorgelagert, ist der Michaelsberg (375,5 m ü. NN). Der Berg fällt steil in die Ebene und ins Neckartal ab. Auf der anderen Neckarseite im Süden, befindet sich der Königstuhl und im Tal die Altstadt von Heidelberg. Im Norden trennt das Mühlbachtal den Heiligenberg von benachbarten Bergen.
[Bearbeiten] Geschichte
Durch die exponierte Lage des Berges ermöglichte er einen weiten Bilck in Ebene und in das Neckartal. Der Berg war daher schon sehr früh besiedelt. Um 1000 v. Chr. begannen sich Kelten hier dauerhaft niederzulassen. Auf dem Hauptgipfel lag vermutlich schon zu dieser Zeit eine keltisches Heiligtum. Von dieser Besiedelung zeugt noch heute eine doppelte keltische Ringwallanlage, die den Haupt- und den Vordergipfel umschloss. Diese doppelte Befestigung wurde vermutlich angelegt, als die Germanen etwa 400 v. Chr. in dieses Gebiet vorgedrungen sind.
Ausgrabungen beweisen, dass hier schon in der frühen La-Tène-Zeit Eisenerz abgebaut und verhüttet wurde. Somit hatte die Siedlung ein Machtmonopol, so dass hier vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die römischer Zeit hinein, das politische, religiöse und kulturelle Zentrum der Region lag. Im 200 v. Chr. verlagerte sich das Zentrum im das römische Lopodunum. Aber auch die Römer machten sich diese Siedlung noch zu nutze und bauten einen heiligen Bezirk mit Steinbauten. Davon zeugen noch die Grundmauern eines genordeten Merkurheiligtums mit Apsis, im Langhaus der Michaelsbasilika. Dieses Gipfelheiligtum überdauerte bis etwa 600 n. Chr., da man zu dieser Zeit noch Gräber um das Heiligtum anlegte.
In der Karolingerzeit, im 8. Jahrhundert, wurden über dem Heiligtum einige Steinbauten errichtet. Es könnte sich hier um Gebäude für den Vertreter des Königs gehandelt haben. Im 9. Jahrhunderts erbaute die Abtei Lorsch eine erste Kirche unter Einbezug eines römischen Baus auf dem Hauptgipfel. Diese Kirche wurde dem Erzengel Michael geweiht. Im Jahre 882 wurde der Heiligenberg das erste Mal schriftlich als "Aberinesberg" erwähnt, als Ludwig III. den Heiligenberg, im Rahmen der Beisetzung seines Vaters (Ludwig der Deutsche) in Lorsch, an die Abtei Lorsch übereignete.
Der noch als Ruine erhaltene frühromanische Kirchenbau stammt im Ostteil aus dem späten 10. Jahrhundert und die westlichen Teile aus der Zeit um 1030. Dem Abt Reginbald wird der Entwurf der Gesamtanlage zugeschrieben. Die älteste Darstellung der Anlage, im Merian (Topographia Palatinatus) von 1645, zeigt das Kloster schon als Ruine aber noch mit weitgehend erhaltenen Wänden und dem Vierungsturm.
[Bearbeiten] Chronologie
- 5500— 5000 v. Chr.: Funde aus der Zeit der Bandkeramik
- 5000—4400 v. Chr.: Spuren ständiger Besiedlung aus der Mittleren Jungsteinzeit: Steinbeile und Gefäßscherben
- 1200 v. Chr.: Bronzezeit der Urnenfelderkultur (Hallstatt B): geschlossene, über den Ringwall hinaus reichende Siedlung
- 480—280 v. Chr.: Größte Ausdehnung der keltischen Höhensiedlung mit überregionaler Bedeutung (Eisenverarbeitung)
- 80—260/270 v. Chr.: römischer Tempelbezirk auf dem Gipfel mit der Verehrung der Götter Jupiter und Merkur
- 300—500 n. Chr.: Völkerwanderungszeit (Ausraubung der römerzeitlichen Bauten)
- 600: dauerhafte Ansiedlung auf der hinteren Kuppe (St. Michael an Stelle des antiken Merkur)
- 700— 882: Königshof auf Teilen des erneuerten keltischen Ringwalls
- 1023 Gründung des St. Michaelsklosters unter Abt Reginbald
- 1070 Tod, des ersten Abts von Hirsau, Friedrich, im St. Michaelskloster (Wallfahrtsort, obwohl nicht kanonisiert)
- 1090: Mönch Arnold errichtet eine Klause, auf dem vorderen Gipfel des Heiligenbergs
- 1094: zweite Klostergründung auf dem Aberinesberg (Propstei St. Stephan)
- 1100: Bestattung der Dame Hazecha in der Propstei St. Stephan (Grabplatte als ältestes mittelalterliches Schriftdenkmal Heidelbergs)
- 1265: Einzug der Prämonstratenser auf dem Heiligenberg
- 1232: Übergang vom Kloster Lorsch an Mainz
- 1460: Mainzer Stiftsfehde (Zerstörung der Anlage und Neuaufbau des Kirchenschiffs)
- 1503; Einsturz des Nordturms
- 1508: Philipp Melanchthon studiert die römische Inschriften an der Michaelskirche
- 1537: Jakob Micyllus beschreibt das Michaelskloster als Ruine
- 1548: Sebastian Münster erwähnt »wunderbarlich alt heidnisch gemauerte Löcher und gefencknus (Gefängnisse)«
- 1555: im Zug der Reformation werden die Klöster St. Michael und St. Stephan vom Pfalzgrafen eingezogen
- 1589: St. Stephan wird der Universität Heidelberg zugewiesen (Universitätssenat beschließt Abriss der Klöster und Verkauf der Steine)
- 1601: Matthäus Merian zeichnet die Ruine des Michaelsklosters
- 1860: Karl Christ macht auf die Steinwälle aufmerksam
- 1881: Grabungen
- 1886: Freilegung der Ruinen des Michaelsklosters
- 1907: Grabungen an den Ringwällen
- 1929: Bau des Gasthauses »Waldschenke« (keltische Funde)
- 1934: Bau der »Thingstätte« (prähistorische und römische Funde)
- 1936 / 1937: Erforschung des Heidenlochs
- 1950: Untersuchungen durch das Kurpfälzische Museum
- 1970: Objektsicherungen und Sondierungsgrabungen im Bereich der Michaelsbasilika
- 1979 / 1980: Wiederherstellung der prähistorischen Wasserstelle der Ringwallbefestigung, des so genannten »Bittersbrunnens«
- 1980-1983: Flächengrabung im Bereich der Michaelsbasilika
[Bearbeiten] Bauten auf dem Heiligenberg
[Bearbeiten] Keltischer Ringwall
Am Heiligenberg finden sich Reste eines doppelten keltischen Ringwalls aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
[Bearbeiten] Heidenloch
Auf dem Heiligenberg befindet sich das nach wie vor rätselhafte 55 Meter tiefe Heidenloch, dessen genauer Entstehungszeitpunkt und Funktion unbekannt sind. Vermutlich handelt es sich um eine Zisterne oder einen Brunnenschacht, der schon zur Römerzeit angelegt wurde.
[Bearbeiten] Michaelskloster
Die Ruine der Basilika und des Klosters St. Michael auf dem Hauptgipfel. Das Michaelskloster ist der Ort, nach dem der Heiligenberg seinen Namen hat, denn der Berg hieß im Mittelalter noch »Allerheiligen-Berg«, (lateinisch: »mons omnium sanctorum«) und war allen Heiligen geweiht.
[Bearbeiten] Stephanskloster
Die Ruine des im 11. Jahrhundert erbauten Stephansklosters auf dem Michaelsberg. St. Stephan, neben St. Michael das zweite Kloster auf dem Heiligenberg, wurde um das Jahr 1090 von dem Benediktiner-Mönch Arnold erbaut.
[Bearbeiten] Heiligenbergturm
Der Heiligenbergturm ist ein Aussichtsturm beim Stephanskloster, der im 19. Jahrhundert aus Steinen dieses Klosters erbaut wurde.
Dieser wird unter Heidelberger Studenten auch als Vandalenturm bezeichnet, man sehe die Farben der Wetterfahne.
[Bearbeiten] Bismarckturm
Der Heidelberger Bismarckturm, ein Denkmal für den ersten Reichkanzler liegt am Südhang des Heiligenberg oberhalb des Heidelberger Philosophenwegs.
[Bearbeiten] Thingstätte
Die 1935 errichtete Thingstätte, die auf dem Bergsattel zwischen dem Heiligenberg und dem Michaelsberg liegt, ist eine heute noch genutzte Freilichtbühne. Sie wurde in der Zeit des Nationalsozialismus nach dem Pseudo-Vorbild antiker griechischer Theater errichtet.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang von Moers-Messmer: Der Heiligenberg bei Heidelberg. Ein Führer durch seine Geschichte und seine Ruinen. Herausgegeben von der Schutzgemeinschaft Heiligenberg e. V., 1987
- Martin Schemm: Das Heidenloch. Verlag Regionalkultur. 3. Auflage. Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 2004
- Zum Heiligenberg und insbesondere zum oben erwähnten rätselhaften Heidenloch gibt es einen vom Stadtarchiv Heidelberg erstmals im Jahr 2000 herausgegebenen Roman. 'Das Heidenloch' von Martin Schemm schildert fiktive mysteriös-geheimnisvolle Ereignisse rund um diesen seltsamen Ort. Der phantastisch-mytholgische Roman bietet dabei neben spannender Fiktion viel Lokalkolorit und örtliche Sagen und Legenden.
- Renate Ludwig und Peter Marzolff: Der Heiligenberg bei Heidelberg. Stuttgart: Theiss, 1999. (Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg; Bd. 20). ISBN 3-8062-1416-6
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 25′ 33" N, 08° 42′ 22" O