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Urnenfelderkultur

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Urnenfelderkultur oder auch Urnenfelderzeit dient als alternativer Begriff der mitteleuropäischen Späten Bronzezeit, welche (ca.) von 1300 v. Chr. bis 920/950 v. Chr. andauerte und die Stufen Bz D bis Ha B1 beinhaltet. Die Urnenfelderkultur folgte auf die Hügelgräber der mittleren Bronzezeit. Sie wird durch die frühe Eisenzeit der Hallstattzeit abgelöst.

Der Begriff Urnenfelderkultur geht auf den süddeutschen Prähistoriker Ernst Wagner zurück und fasst die zahlreichen, teilweise sehr unterschiedlichen, Regionalgruppen anhand des vorherrschenden Bestattungsritus zusammen: die Toten wurden verbrannt und der Leichenbrand in einem Tongefäß (Urne) beigesetzt. Die Vielfalt der Gruppen legt den Schluss nahe, dass kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt, sondern vielmehr von Mitgliedern verschiedenster Stämme ausgegangen werden muss (Illyrer, Italiker, Iberer, Ligurer, Kelten (siehe Wolfgang Kimmig)). Eine geographische Zuordnung und Abgrenzung war anhand der archäologischen Funde bisher nicht möglich. Bindende Gemeinsamkeit ist die Aufnahme neuer religiöser Vorstellungen, welche zu einem Wandel der Bestattungssitten führte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bestattung

Offengelegtes bronzezeitl. Urnengrab im Botanischen Garten Marburg
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Offengelegtes bronzezeitl. Urnengrab im Botanischen Garten Marburg

Die Toten wurden verbrannt, der Leichenbrand aus den Resten des Scheiterhaufens ausgelesen, und in einer Urne beigesetzt. Im Allgemeinen wurden grosse Gräberfelder aus Brandgrubengräbern angelegt (beispielsweise Kehlheim mehr als 258, Zuchering mehr als 316 Gräber). Teilweise wurden die Urnen mit Kreisgräben eingefasst oder in Grabhügeln bestattet. Daneben treten auch Steinkistengräber auf, die sowohl Aschestreuungen als auch Urnen- und Körperbestattungen enthalten.

Die Urnenfelderzeit Bayerns kennt einige wenige Gräber einer hochgestellten Oberschicht der „Wagenfahrer“, welche mit Repräsentationswagen verbrannt wurden (beispielsweise Poing).

Die Waffenbeigabe kennzeichnet eine Kriegerschicht mit einer führenden gesellschaftlichen Rolle. Schwerter wurden dabei nur in sehr wenig Gräbern gefunden. Hier kommt es vermehrt zur Deponierung in Gewässern mit vermutlich kultischem Hintergrund.

[Bearbeiten] Periodisierung

Die Urnenfelderzeit umfasst mehrere relativchronologische Stufen, die forschungsgeschichtlich als Bronzezeit D, Hallstatt A und B bezeichnet werden, da zunächst die Unterscheidung zur folgenden früheisenzeitlichen Hallstattzeit nicht deutlich war. Paul Reinecke führte eine weitere Untergliederung der Stufen durch. Für den südmittel-europäischen Raum wurde die Chronologie von Lothar Sperber weiter verfeinert.

nach P. Reinecke nach L. Sperber Datierung
BzD SB Ia und SB Ib 1300-1200
Ha A1 SB IIa 1200-1100
Ha A2 SB IIb 1100-1020
HaB1 SB IIc 1020-920
HaB2 SB IIIa 920-800
Ha B3 SB IIIb 800-750

Die Sitte entsteht im nördlichen, östlichen und südöstlichen Voralpenraum (Venetien) und verbreitet sich schnell in alle Himmelsrichtungen. Wenige Jahrhunderte später ist sie in Italien und Siebenbürgen wieder verschwunden, während sie sich nach Nordostspanien ausgebreitet hat. Die Proto-Villanova-Gruppen Oberitaliens zeigen ebenfalls Parallelen zur Entwicklung in Zentraleuropa. Die Urnenfelderkultur umfasst eine Reihe lokaler Gruppen, darunter die südalpine Laugen-Melaun-Kultur.

Die Lausitzer Kultur in Polen, Sachsen und Brandenburg ähnelt den westlicher gelegenen Gruppen durch den Bestattungsbrauch und die materielle Kultur und wird von manchen Forschern ebenfalls zur Urnenfelderkultur gerechnet. Vermutlich ist es besser, den Komplex verschiedener Kulturen als „Urnenfelderzeit“ zu bezeichnen.

[Bearbeiten] Nachfolgende Kulturen

Im westlichen Verbreitungsgebiet der Urnenfelderkultur bildete sich ab ca. 800 v. Chr. die eisenzeitliche Hallstattkultur heraus.

[Bearbeiten] Literatur

  • Ernst Probst: Deutschland in der Bronzezeit. C. Bertelsmann, München 1996. ISBN 3570022374
  • H. J. Behnke: Bestattungssitten der Urnenfelderkultur und der älteren Eisenzeit am Hochrhein Leipzig, 2000.
  • Daniela Kern: Urnenfelderzeitliche Siedlungsfunde der unteren Holzwiese. Thunau am Kamp - Eine befestigte Höhensiedlung. Wien 2001.

[Bearbeiten] Weblinks

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