Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Gregor Strasser - Wikipedia

Gregor Strasser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gregor Strasser, Schreibweise auch Straßer (* 31. Mai 1892 in Geisenfeld; † 30. Juni 1934 in Berlin) war ein deutscher Politiker der NSDAP.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Herkunft, Ausbildung und Militär

Gregor wurde wie sein jüngerer Bruder Otto Strasser in die Familie eines katholischen Justizbeamten hineingeboren, die in der oberbayerischen Marktgemeinde Geisenfeld lebte. Nach dem Besuch eines Gymnasiums und seinem Abitur machte er von 1910 bis 1914 in der Marien-Apotheke in Frontenhausen eine Lehre zum Drogisten. 1914 begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Studium der Pharmazie, das er noch im selben Jahr aussetzte, um sich als Kriegsfreiwilliger melden zu können. Strasser nahm am Ersten Weltkrieg teil, bekleidete schließlich den Rang eines Oberleutnants und wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet.

1918 setzte er sein unterbrochenes Studium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen fort und schloss sich 1919 zusammen mit seinem Bruder Otto dem rechtsgerichteten Freikorps des Franz Ritter von Epp an. Gleichzeitig legte er 1919 sein Staatsexamen ab. 1920 nahm Strasser seine Tätigkeit als Apotheker in Landshut auf. Außerdem wurde er Befehlshaber des von ihm aufgestellten „Sturmbataillon Niederbayern“. Der junge Heinrich Himmler fungierte als sein Adjutant. Mitte März 1920 stand Strassers Freikorps zur Teilnahme am gescheiterten Kapp-Putsch bereit. Zum selben Zeitpunkt kommandierte sein Bruder Otto auf der Gegenseite eine „Rote Hundertschaft“, um den Staatsstreich zu bekämpfen.

[Bearbeiten] Karriere in der frühen NSDAP

1921 stößt Gregor Strasser mit seinem „völkischen Wehrverband“ - wie sich nationalistische paramilitärische Gruppen in den 1920er Jahren nannten - zur ein Jahr zuvor in München gegründeten NSDAP. Im November 1923 beteiligte er sich aktiv am missglückten Hitler-Ludendorff-Putsch. In einem Sonderverfahren zum Hochverratsprozess gegen Adolf Hitler wurde er daraufhin vom Volksgericht München I im April 1924 zu eineinhalb Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt. Bereits nach wenigen Wochen wurde Strasser wieder aus der Haft entlassen, da er am 4. Mai 1924 für den NS-nahen „Völkischen Block“ in den Bayerischen Landtag gewählt wurde. Am 7. Dezember 1924 errang er ein Mandat zum 3. Reichstag für die Listenverbindung Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP)/Nationalsozialistische Freiheitsbewegung (NSFB), die als Ersatzorganisation der verbotenen NSDAP diente. Strasser behielt diesen Abgeordnetensitz bis Dezember 1932.

Nach der Wiedergründung der NSDAP durch Hitler am 26. Februar 1925 im Münchner Bürgerbräukeller wurde Strasser erster Gauleiter von Niederbayern/Oberpfalz und nach der Teilung des Gaus vom 1. Oktober 1928 bis 1929 von Niederbayern. Vom 30. Juni 1926 bis Anfang 1928 bekleidete er die Position eines Reichspropagandaleiters der NSDAP und von Januar 1928 bis Dezember 1932 war er Reichsorganisationsleiter der NS-Partei. Gregor Strasser reorganisierte die gesamte Struktur der NSDAP, sowohl bezüglich ihrer regionale Gliederung, als auch hinsichtlich ihres vertikalen Aufbaus. Die NSDAP wurde zu einer straff zentralistischen Organisation mit parteieigenem Kontrollapparat und hohem Propagandapotential. Strassers Ideen zur Umstrukturierung der Reichsorganisationsleitung wurden mit der Dienstvorschrift der „Politischen Organisation (P.O.)“ der NSDAP vom 15. Juli 1932 verwirklicht. Zu seinen engeren Freunden bis 1933 zählte der Reichsorganisationsleiter II und spätere Reichsarbeitsführer Konstantin Hierl, mit dem er seit 1925 über den Tannenbergbund (TB) Kontakt hatte.

[Bearbeiten] Strassers Organisationsreformen

Durch Strassers Organisationsgeschick gelang der NSDAP ab 1925 der Schritt von einer randständigen süddeutschen Splitterpartei zu einer „großdeutschen“ Massenpartei. Die Zahl ihrer Mitglieder wuchs von ca 27.000 (1925) auf über 800.000 im Jahr 1931. Strasser baute die NSDAP in Nord- und Westdeutschland zu einer starken politischen Vereinigung aus, die dort bald über eine größere Mitgliederbasis verfügte als Hitlers Parteisektion im Süden. Außerdem sorgte er im März 1926 für die Gründung der Sturmabteilung (SA) Berlin unter dem Oberschlesier Kurt Daluege. Auf Strassers Initiative wurde in Hamburg die Auslands-Organisation der NSDAP gebildet (siehe NSDAP/AO) und Dr. Hans Nieland am 1. Mai 1931 zu ihrem ersten Leiter bestellt. Gemeinsam mit seinem Bruder Otto gründete er im März 1926 den Berliner „Kampf-Verlag“, der u.a. von 1926 bis 1930 das programmatische Wochenblatt „Der Nationale Sozialist“ herausgab.

Die Gebrüder Strasser beherrschten die Berliner Parteiorganisation und entwickelten ein eigenständiges ideologisches Profil gegenüber dem süddeutschen Parteiflügel um Adolf Hitler. Sie verfochten - zunächst gemeinsam mit dem engen Mitarbeiter Gregor Strassers im Rheinland und in Westfalen Joseph Goebbels - einen „linken“, d.h. antikapitalistischen, sozialrevolutionären Kurs der NSDAP. Dieser unterstützte teilweise Streiks der sozialdemokratischen Gewerkschaften und trat für eine Anlehnung Deutschlands an die Sowjetunion ein. Gleichzeitig war er stark antisemitisch und antimarxistisch geprägt. Mit der im September 1925 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Nordwest“, einem Zusammenschluss der nord- und westdeutschen Gauleiter der NSDAP unter seiner Leitung (Geschäftsführer war Joseph Goebbels), hatte Gregor Strasser zunächst ein Instrument zur Durchsetzung der sozial- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen des linken NSDAP-Flügels geschaffen. Auf der Bamberger Führertagung“ am 14. Februar 1926 setzte sich Hitler erfolgreich gegen die nationalbolschewistische Fraktion durch und beanspruchte die uneingeschränkte Führerschaft innerhalb der NSDAP für sich. Die Auflösung der „Arbeitsgemeinschaft Nordwest“ wurde am 1. Juli 1926 per Richtlinie aus München angeordnet.

[Bearbeiten] Konflikt mit Hitler und Ende

Die programmatische und persönliche Rivalität mit Adolf Hitler verschärfte sich dramatisch, als Reichskanzler Kurt von Schleicher Gregor Strasser im Dezember 1932 die Vizekanzlerschaft und das Amt des preußischen Ministerpräsidenten anbot. Er hoffte, mit Strasser die NSDAP spalten und ihren linken Flügel auf seine Seite ziehen zu können. Das Vorhaben misslang durch Hitlers Eingreifen und führte am 8. Dezember 1932 zum Rücktritt Strassers von allen Parteiämtern. Er betätigte sich - wie schon vor seiner Entmachtung - weiterhin publizistisch. Von Juni 1931 bis zu ihrem Verbot am 4. Februar 1933 gab er die Wochenzeitung „Die schwarze Front“ heraus, die jedoch mit ihrer geringen Auflage (10.000 Exemplare) keine Breitenwirkung mehr entfalten konnte.

Im Zuge der parteiinternen Säuberungsaktion, die Hitler unter der Propagandabezeichnung „Röhm-Putsch“ gegen seine früheren Konkurrenten durchführen ließ, wurde Gregor Strasser am 30. Juni 1934 von der Gestapo in Berlin ermordet.

Die „nationalrevolutionären“ politischen Thesen der Gebrüder Strasser üben auf das Gedankengut des zeitgenössischen Neonazismus erheblichen Einfluss aus.

[Bearbeiten] Literatur

  • Diebow, Hans: Gregor Strasser und der Nationalsozialismus“. - Berlin : Tell-Verl., 1932/33. - 65 S.
  • Dixon, Joseph Murdock: Gregor Strasser and the organization of the Nazi Party, 1925-32. - V, 251 gez. Bl. - (Stanford, Calif., Univ., Phil. Diss., 1966)
  • Geismaier, Michael: Gregor Strasser. - Leipzig : Kittler, 1933. - 95 S. - (Maenner und Maechte)
  • Goderbauer-Marchner, Gabriele: Gregor Straßer und die Anfänge der NSDAP in Bayern, insbesondere in Niederbayern und Landshut. - (München, Univ., Magister-Arb., 1986)
  • Kissenkoetter, Udo: Gregor Strasser und die NSDAP . - Stuttgart : Dt. Verl.-Anst., 1978. - 219 S. - (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte ; 37) . - ISBN 3-421-01881-2. - (Zugl.: Düsseldorf, Univ., Diss., 1975)
  • Richardi, Hans-Günter: Hitler und seine Hintermänner : neue Fakten zur Frühgeschichte der NSDAP. - München : Süddeutscher Verl., 1991. - 446 S. - ISBN 3-7991-6508-8
  • Stachura, Peter D.: Der Fall Strasser : Gregor Strasser, Hitler and national socialism ; 1930 - 1932. - S. 88 - 130 in: The shaping of the Nazi state. - London : Croom Helm, 1978. - 304 S. - ISBN 0-06-496492-2
  • Stachura, Peter D.: Gregor Strasser and the rise of Nazism. - London : Allen & Unwin, 1983. - XIV, 178 S. - ISBN 0-04-943027-0
  • Straßer, Bernhard: Gregor und Otto Strasser : Kurze Darst. ihrer Persönlichkeit u. ihres Wollens, hrsg. zum 20. Jahrestag d. dt. Bartholomäusnacht vom 30. Juni 1934. - Külsheim: Harald Stössel, 1954. - 16 S.

[Bearbeiten] Weblinks

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -