Glatzer Tschechisch
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Im Böhmischen Winkel in der Grafschaft Glatz lebten bis 1945 mehrheitlich Tschechen. Die Bevölkerung sonderte sich aber trotz ihrer ethnischer Zugehörigkeit vom Rest des tschechischen Volkes im Königreich Böhmen in vielerlei Hinsicht ab. 1918 lehte die Bevölkerung einen Anschluss an die neu gegründete Tschechoslowakei ab. Die größten Unterschiede bestanden jedoch in der Sprache. Es steht außer Zweifel, dass die Bevölkerung des Böhmischen Winkels ein tschechisches Idiom sprach, dabei ist jedoch auf die getrennte Entwicklung dieses kleinen Ethnikums ab 1742 hinzuweisen. Nach dem österreichisch-preußischen Krieg wurden alle Glatzer und die meisten Schlesier zu preußischen Staatsbürgern. Das betraf neben der deutschsprachigen Bevölkerung auch die slawischsprachigen Minderheiten auf diesem Gebiet. Durch diese Trennung bildeten sich im Böhmischen Winkel und in den Gebieten um Oppeln und Ratibor sowie im Hultschiner Ländchen isolierte tschechische Regiolekte heraus, die bis heute leider nur sehr spärlich wissenschaftlich aufgearbeitet wurden.
Der Regiolekt des BW weist archaische grammatikalische Formen auf (Spuren des alten Aorists, Plusquamperfekt, andere Wortstellung und ein reicheres System von Partizipien). Es ist mit dem tschechischen Dialekt um Náchod verwandt. Andererseits wirkten die schlesischen Dialekte des Deutschen auf den Regiolekt ein.
Der Regiolekt des BW existiert heute in Folge der Vertreibung der Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg durch die Polen nicht mehr.