Gabor Steingart
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Gabor Steingart (* 1962 in Berlin) ist ein deutscher Journalist und Autor. Seit 2001 leitet er das Hauptstadtbüro des Spiegels in Berlin.
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[Bearbeiten] Biographie
Gabor Steingart stammt aus bürgerlichem Hause. Sein Vater war als Direktor in führenden deutschen Betrieben tätig.
Noch als Schüler veröffentlichte Steingart 1984 sein erstes Buch in einem links-alternativen Regionalverlag (Widerspruch unerwünscht. Beobachtungen aus 111 Jahren Fuldaer Zeitung).[1] Nach dem Abitur an der reformpädagogischen Hermann Lietz-Schule Bieberstein studierte er Politik sowie Volkswirtschaft (im Nebenfach) an der Universität Marburg und der Freien Universität Berlin. Er war auf lokaler Ebene in der Politik für die Grünen als Finanzpolitiker tätig. Anschließend absolvierte er die Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten. 1989 wurde er als Reporter für die konzerneigene Wirtschaftswoche eingestellt. Seit 1990 arbeitete er in Leipzig, Bonn und Berlin als Redakteur für den Spiegel. 1995 wurde er vom neuen Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust zum Ressortleiter Wirtschaft in Hamburg befördert. Im Jahr 2001 übernahm er die Leitung des Spiegel-Hauptstadtbüros in Berlin, Friedrichstraße, dem wichtigsten Spiegel-Büro, das am 8. Mai 2006 zum Pariser Platz wechselte.
Er ist Gast in zahlreichen Fernsehsendungen wie z.B. dem ARD-Presseclub, Sabine Christiansen, Berlin Mitte [2] und ähnlichen Talkshows. Darüber hinaus ist er auch ein gefragter Diskussionsteilnehmer bei Tagungen von Wirtschaftsverbänden.
[Bearbeiten] Kritik
Kritische Beobachter wie etwa Roger Willemsen sehen in Steingart die Verkörperung eines Wandels des SPIEGELs seit den 1990ern hin zu neokonservativen und neoliberalen Themen. Unter Steingart wurde die Chefredaktion durchgehend mit Wirtschaftsjournalisten besetzt. Der SPIEGEL nehme unter Steingart zunehmend einseitig die Perspektive der Wirtschaft auf, ehemalige Sozialkritik käme kaum noch vor. Steingart, der Volkswirtschaft nur im Nebenfach studiert hat, rechtfertigt diesen Kurs, er sieht die Veränderungen in der Welt durch die Globalisierung als entscheidendes Thema der Zeit, verlangt nach weiteren entsprechenden Reformen in Deutschland, und sieht den SPIEGEL dabei auch in der Rolle eines Meinungsmachers.
Steingart wird als möglicher Nachfolger von Stefan Aust als Spiegel-Chefredakteur gehandelt. Seine Opposition gegen Rot-Grün und Kanzler Schröder soll ihn aber im Hause Ansehen gekostet haben, so dass seine Beförderung zum Chefredakteur „nicht mehr durchsetzbar“ sei (so Aust-Biograf Oliver Gehrs).
[Bearbeiten] Zitate
„Der bis heute anhaltende Zustrom von Leistungswilligen und Abenteuerlustigen, der mithalf, allein seit 1980 das Heer der Beschäftigten um knapp 44 Millionen Menschen aufzustocken, sorgt für eine ständige Auffrischung der Ressource Wagemut. Es ist eben nicht der Zuwachs an Menschen allein [als eine der drei Stärken der USA]. Der Zuwachs von 17 Millionen verunsicherten Menschen, die sich auf die Wahrung ihrer verbrieften Rechte konzentrieren und nicht auf eine außerordentliche Kraftanstrengung [wie im Falle der USA-Migranten], bewirkt das Gegenteil, wie das wiedervereinte Deutschland erfahren musste.“
– Gabor Steingart in: Spiegel Online, 17. September 2006, Niedergang der USA „Das Kraftzentrum schwächelt“, Originaltext aus „Weltkrieg um Wohlstand: Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden.“
„Der wichtigste Rohstoff des einundzwanzigsten Jahrhunderts, sagen die Politiker, sei die Bildung. Welch ein Irrtum: Die wichtigste, da knappste Ressource unserer Tage ist die Willenskraft.“
– Gabor Steingart, FAZ, 17. Oktober 2006 [3]
„...Steingart hat eine perfid eingängige Art zu schreiben. Damit überspielt er die vielen Denkfehler und Argumentationslücken. Er nutzt Vorurteile, er übertreibt und arbeitet mit Assoziationen.“
„Richtig steil wurde der Weg, als Aust kam, unter dem sich Steingart schnell zum Ressortleiter der Wirtschaftsabteilung hochdiente. Aust schätzt an Steingart wohl nicht nur dessen Fähigkeit, in der Konferenz schlagfertig die Kollegen aus dem Feuilleton bloßzustellen, sondern auch die effiziente Arbeitsweise. So erwies sich Steingart ein ums andere Mal als Mann für die ganz harten Fälle, etwa für den, dass am Freitagmorgen die Titelgeschichte aus was für Gründen auch immer abstürzt und bis zum Redaktionsschluss am Abend Ersatz hermuss. Steingart verschwindet dann in sein Zimmer und kommt pünktlich mit vielen beschriebenen Seiten wieder heraus, bei deren Lektüre nur ganz geübte Leser merken, dass es sich um einen Schnellschuss handelt.“
– Oliver Gehrs [5]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Leute, rhoen-vogelsberg.de
- ↑ „Arbeitsplätze auf der Flucht“, ZDF-Berlin Mitte, 15. April 2004
- ↑ „Kampf dem Raubkatzenkapitalismus!“, FAZ, 17. Oktober 2006, S. 37
- ↑ „Steingart - Mittelmaß in der Sache, aber Meister in der Kunst der Verführung“, 25. September 2006
- ↑ „Der Chefredakteur von Deutschland“, taz, 12. März 2005
[Bearbeiten] Werke
- Steingart, Gabor: Widerspruch unerwünscht. Beobachtungen aus 111 Jahren Fuldaer Zeitung, Petersberg, Zeitdruck-Verlag Möller 1984, 173 S., Ill.
- Steingart, Gabor: Das Konzept der "wissenschaftlich-technischen Revolution" und die Problematik individuellen Leistungsverhaltens in der DDR-Wirtschaft, Berlin, Freie Universität Berlin, Diplomarbeit, 1987
- Stefan Aust; Claus Richter; Gabor Steingart. Unter Mitarbeit von Matthias Ziemann: Deutschland - Der Abstieg eines Superstars, München, Piper 2004, 279 S., Ill., ISBN 3492046150,
- Steingart, Gabor: Die stumme Prinzessin. Ein Leben in Deutschland, München, Piper 2005, ISBN 3-492-24481-5
- Steingart, Gabor: Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden, München, Piper 2006, ISBN 3-492-04761-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Beiträge von Steingart
- „Kampf dem Raubkatzenkapitalismus!“, FAZ, 17. Oktober 2006, von Gabor Steingart - siehe Literatur
- „Raubkatzen vor den Toren des Westens“, Deutschlandfunk, 29. Oktober 2006, als mp3-Datei (Bezugnahme auf Frank Sieren, „Der China-Code“, ISBN 3-548-36856-5)
- Beiträge über Steingart
- Besprechung der Aust-Biografie von Oliver Gehrs, Deutschlandradio, 27. Juni 2005
- „Aust im Nacken“, taz, 31. Oktober 2005, von Oliver Gehrs
- Kritische Glosse u.a. über Steingart und sein Berliner Umfeld, die tageszeitung, 17. September 2005, von Tom Schimmeck
- Analyse der Argumentationsweise Steingarts von Albrecht Müller, NachDenkSeiten, 25. September 2006
- „Droht ein Weltwirtschaftskrieg?“, Die Zeit, 19. Oktober 2006, Nr. 43, von Mathias Greffrath
- Gabor Steingarts Kriegsspiele, Eigentümlich frei Nr. 67, November 2006, von Rahim Taghizadegan und Gregor Hochreiter
- Fotoportraits
- Portraits von Steingart, 360-berlin.de
Personendaten | |
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NAME | Steingart, Gabor |
KURZBESCHREIBUNG | Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 1962 |