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Fritz Hirsch

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Fritz Hirsch mit Frau und Kind um 1912
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Fritz Hirsch mit Frau und Kind um 1912

Fritz Hirsch (* 21. April 1871 in Konstanz als Friedrich H.; † 18. Juli 1938 in Baden-Baden) war ein deutscher Bauhistoriker, Architekt und Pionier der staatlichen Denkmalpflege.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

Fritz Hirschs Vater Nathan war Fabrikant in Konstanz, seine Mutter Ida, geb. Moos, entstammte einer Kaufmannsfamilie in Buchau. Ursprünglich israelitisch, war sein Elternhaus konfessionslos. 1889 machte Fritz in Konstanz Abitur und trat das Studium der Architektur und Kunstgeschichte in Karlsruhe und München an. In Karlsruhe trat er der Burschenschaft Germania (heute Teutonia) bei. Ab 1895 arbeitete er als Baupraktikant bei den Bezirksbauinspektionen Konstanz und Heidelberg und promovierte 1897 in Heidelberg über den Barock-Bildhauer Hans Morinck. Im selben Jahr nahm er eine Lehrerstelle bei der Baugewerkeschule Lübeck an.

1900 wurde er Regierungsbaumeister in Heidelberg, 1905 Bezirksbauinspektor in Bruchsal. Die umfangreiche Sanierung von Schloss und Peterskirche Bruchsal unter seiner Regie in den Jahren bis 1909 war wegweisend für die moderne staatliche Bau- und Kunstdenkmalpflege. Er brach radikal mit dem romantisierenden und eklektischen Arbeitsstil der Kaiserzeit und setzte an dessen Stelle vor allem exaktes Quellenstudium sowie Analyse und Dokumentation des Vorgefundenen. So rekonstruierte er mit Hilfe von Farbresten und Archivalien die farbigen barocken Fassaden. Ab 1913 lebte Fritz Hirsch mit Familie in Karlsruhe und war als Hochbautechnischer Referent beim Badischen Finanzministerium verantwortlich für die Restaurierung u.a. von Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, Schloss und Hofkirche Rastatt, Stadtkirche und Münze in Karlsruhe sowie vom Konstanzer Münster. 1918 avancierte er zum Ministerialrat beim Badischen Finanzministerium. Ab 1920 hatte er eine Honorarprofessur an der TH Karlsruhe inne und lehrte Geschichte der Architektur und Christliche Kunst. In Baden war er auch Bauberater für den Ev. Oberkirchenrat. Ab 1921 wohnte die Familie im um 1850 von Heinrich Hübsch entworfenen Wohnhaus des Hofgartendirektors zwischen Staatlicher Kunsthalle und Botanischem Garten in Karlsruhe.

Fritz Hirsch war mit Anna, geb. Bornschein (1878-1929) verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn, Peter, geboren 1910 in Bruchsal. 1939 emigrierte dieser in die USA und änderte seinen Familiennamen in "Hurst". Anna brachte eine Tochter mit in die Ehe, die spätere Schauspielerin Anneliese Born(-Schoenhals).

Fritz Hirschs Arbeiten als Architekt sind unspektakulär und wenig umfangreich. Erhalten ist z.B. das 1928-30 gebaute Studentenhaus der heutigen Universität Karlsruhe (TH).

Bekannt wurde Fritz Hirsch für seine maßgeblichen baugeschichtlichen Abhandlungen. Seine drei vielleicht bekanntesten Arbeiten sind a) das Konstanzer Häuserbuch 1906, dessen Bd. 1 er erarbeitete; bei der festlichen Übergabe an den badischen Großherzog erhielt allerdings der Kollege Konrad Beyerle Orden und Würdigung, Fritz Hirsch wurde nicht erwähnt; b) reich bebildert Das Bruchsaler Schloss: aus Anlass seiner Renovation (1900-1909) mit dem Tafelteil, Hirsch-Mappe genannt, nicht erst nach den Kriegszerstörungen eine hervorragende Quelle; und c) das zweibändige Werk zur Karlsruher Bau- und Kulturgeschichte, 100 Jahre Bauen und Schauen, von dessen nach 1933 erschienenen Lieferungen ein großer Teil dem Vandalismus von Nazibehörden zum Opfer gefallen sein muss.

Dr. Hirsch war auch Herausgeber der Zeitschrift für Geschichte der Architektur (erschienen mit Beiheften 1907-25).

Um seine Pläne für eine neue farbliche Gestaltung z.B. von Schloss Schwetzingen oder die rot-weiße Fassade der Karlsruher Münze gab es 1930/31 wütende Kontroversen und wüste Angriffe auf den als ehrgeizig und reizbar bezeichneten Baubeamten Hirsch, z.T. mit antisemitischem Unterton.

Im Januar 1933 entzog ihm die Hochschule „aus Ersparnisgründen“ den Lehrauftrag, im April 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung von den Nazis aus allen Ämtern gedrängt und zog sich (wohl Anfang 1934) nach Baden-Baden zurück.

In der Todesanzeige vom 20. Juli 1938 stand: „Ein aufrechter Mann musste zu früh von seiner Lebensaufgabe gehen, die der Heimat geweiht war. Prof. Dr. Fritz Hirsch, Großherzoglicher Ministerialrat a. D., Ehrenbürger der Städte Bruchsal und Schwetzingen, Ehrensenator der Universität Freiburg i.Br., Ritter hoher Orden“[1].

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Hans Morinck. (= Sonderabdruck aus dem Repertorium für Kunstwissenschaft, XX. Band, 4. Heft). Berlin und Stuttgart : Spemann, 1897
  • Von den Universitätsgebäuden in Heidelberg: ein Beitrag zur Baugeschichte der Stadt. Heidelberg : Winter, 1903
  • Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck / hrsg. von der Baubehörde. Teil 2,1: Die Petrikirche. Lübeck : Nöhring, [1905]
  • Konstanzer Häuserbuch. Bd. 1: Bauwesen und Häuserbau. - Heidelberg : Winter, 1906
  • Das Bruchsaler Schloss: aus Anlass seiner Renovation (1900-1909). Heidelberg : Winter, 1910
  • Das sogenannte Skizzenbuch Balthasar Neumanns : Ein Beitrag z. Charakteristik d. Meisters u. z. Philosophie d. Baukunst. Heidelberg : Winter, 1912
  • Der Weg zur Kunst unter besonderer Berücksichtigung des Studiums der Baukunst. - Heidelberg : Winter, 1922
  • Rastatt : Schloss u. Stadt. Bd. 1: Die Topographie. - Heidelberg : Winter, 1923
  • 100 Jahre Bauen und Schauen : e. Buch f. jeden, d. sich mit Architektur aus Liebe beschäftigt oder weil sein Beruf es so will ; Zugleich ein Beitrag zur Kunsttopographie d. Großherzogtums Baden unter bes. Berücks. d. Residenzstadt Karlsruhe / Fritz Hirsch. - Karlsruhe : Badenia 1932-1938

[Bearbeiten] Bauten

  • Studentenhaus der Universität Karlsruhe
  • Kliniken in Bruchsal, Heidelberg und Freiburg

[Bearbeiten] Literatur und Quellen

  • Leiser: Wolfgang: Friedrich Hirsch. In: Badische Biographien. N.F., Bd. 1, Stuttgart : Kohlhammer, 1982, S. 172-5
  • Werner, Josef: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Karlsruhe : Badenia, 2. Aufl. 1990, S. 49 ff.
  • Rückleben, Hermann: Evangelische Judenchristen in Karlsruhe 1715-1945. In: Schmitt, Heinz (Hrsg.): Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte [...]. Karlsruhe : Badenia, 1988, S. 368f.
  1. Badische Biographien. N.F., Bd. 1, Stuttgart : Kohlhammer, 1982, S. 174

[Bearbeiten] Weblinks

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