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Freie Republik Schwarzenberg

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Der Name Freie Republik Schwarzenberg ist abgeleitet von der Bezeichnung „Republik Schwarzenberg“, die der Schriftsteller Stefan Heym 1984 in seinem Roman Schwarzenberg erstmals für ein 1945 kurzfristig unbesetztes deutsches Gebiet verwendet hat. Der erweiterte Begriff wurde 1990 von dem Bildhauer Jörg Beier von der Schwarzenberger Künstlergruppe Zone unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse der deutschen Wiedervereinigung geprägt.

Historischer Hintergrund

Während der letzten Tage des Zweiten Weltkrieges im Frühjahr 1945 blieben nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 der Landkreis Schwarzenberg im Erzgebirge und Teile des Landkreises Stollberg für sechs Wochen unbesetzt. Weder die Amerikaner noch die Russen besetzten das Gebiet, das jedoch, vorwiegend von Patroullien des im angrenzenden Vogtland stationierten 347. US-Infanterieregiments, kontrolliert wurde.

Über den Grund, dass vorerst keine direkte Besetzung der Alliierten erfolgte, gibt es mehrere Theorien und Spekulationen. Fest steht, dass über das Schicksal der Menschen in dem Gebiet nicht etwa, wie in Heyms Roman fiktiv beschrieben, durch das Werfen einer Münze entschieden wurde. In der Bevölkerung Westsachsens kursierte 1945 die Version, dass nach Absprache mit den Sowjets die US-Amerikaner bis zum Fluss Mulde vorrücken sollten. Da es jedoch drei Mulden gibt (die Zwickauer Mulde und die Freiberger Mulde vereinigen sich zur Mulde), sei es hier zu einer Verwechslung gekommen. Diese Vermutung wird auch durch Angaben des späteren Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Dr. Günther Nollau (1911–1991), in seinen Memoiren (Das Amt, 1978, Bertelsmann Gütersloh) gestützt. Nollau hielt sich damals mit seiner Familie in der Nähe von Rochlitz auf einem Gut an der Zwickauer Mulde auf.

Andere Spekulationen besagen, dass der Kreis schlicht vergessen wurde. Eine weitere Variante berichtet von einem angeblich vorgesehenen Austausch des erzgebirgischen Urangebietes um Johanngeorgenstadt und Schlema („Wismut“) gegen Teile von Berlin. Als reine Erfindung ist die Legende von einer Verhandlung zwischen Großadmiral Karl Dönitz und den Amerikanern in Bern am 12. April 1945 zu bewerten, in der die USA zugesagt haben sollten, das betroffene Gebiet unbesetzt zu lassen, um den deutschen Truppen in Böhmen eine Rückzugsmöglichkeit mit dem Ziel zu bieten, sich in amerikanische statt in sowjetische Gefangenschaft zu begeben. (Dönitz hat sein Hauptquartier in der Marineschule Mürwik bei Flensburg um diese Zeit nicht mehr verlassen, und die deutschen Truppen des XII. Armeekorps der Wehrmacht unter General Herbert Osterfeld aus dem Raum Karlsbad, Eger, Pilsen konnten im Mai 1945 zügig zu den amerikanischen Verbänden in Oberfranken und im Vogtland, wo in Muldenberg ein großes Auffanglager der US-Armee eingerichtet worden war, übergehen. Bei diesen Einheiten der III.US-Armee unter dem legendären Panzergeneral George S. Patton legten bis Mitte Mai 1945 allein 200 deutsche Generäle die Waffen nieder).

Nach dem 9. Mai 1945 bildeten sich in vielen der 21 unbesetzten Städte und Dörfer antifaschistische Aktionsausschüsse. Die allmähliche Besetzung des Landkreises durch die Russen erfolgte zum Zeitpunkt der Konstituierung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Berlin am 9. Juni 1945 in Übereinstimmung mit der Festlegung der Zonengrenzen nach den auf der Konferenz von Jalta und im 1. Zonenabkommen vom 12. September 1944 getroffenen Abkommen der Alliierten. Die Amerikaner zogen sich vereinbarungsgemäß bis zum 1.Juli 1945 aus den westsächsischen Gebieten nach Bayern zurück. Am 24. Juni 1945 erging vom sowjetischen Kommandanten in Schwarzenberg der Befehl zur Auflösung aller Aktionsausschüsse. Die Mitglieder des Schwarzenberger Aktionsausschusses wurden in den von ihnen besetzten öffentlichen Ämtern bestätigt (zum Beispiel der Bürgermeister); und einige behielten ihre Funktionen bis nach Gründung der DDR.

Zeitzeugen und ehemalige Akteure berichten übereinstimmend, dass die Gründung einer „Republik Schwarzenberg“ damals nicht einmal im Ansatz zur Debatte stand, wie es auch keinerlei Bestrebungen zur Schaffung einer eigenen Verfassung gegeben habe. Den Aktionsausschüssen, die sowohl die Amerikaner als auch die Sowjets mehrfach um die Besetzung des notleidenden und völlig abgeschnittenen Gebiets ersucht haben, ging es ausschließlich um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und um die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung.

Literatur

  • Stefan Heym: Schwarzenberg. Bertelsmann, München 1984 ISBN 3-570-00140-7
  • Lenore Lobeck: Die Schwarzenberg-Utopie: Geschichte und Legende im „Niemandsland“. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2004 ISBN 3-374-02231-6
  • Volker Braun: Das unbesetzte Gebiet. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004 ISBN 3-518-41634-0

Weblinks und Quellen

Andere Sprachen

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