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Expressionismus (Musik)

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Um 1910 kommt es zu einem Umbruch im gesamten gesellschaftlichen Leben. Die junge Generation lehnt sich gegen alte Wert- und Lebensvorstellungen auf und thematisiert verschiedene Problematiken, wie: neue Technik, unpersönliche Großstädte, soziales Elend in vielen Schichten und menschliche Ohnmacht vor der Maschinenwelt. Diese Generation entwickelt im Zusammenhang mit dem 1. Weltkrieg eine Weltskepsis. Als Gegenthese zum Impressionismus entwickelt sich der Expressionismus. Im Gegensatz zum Impressionismus, der naturalistisch die äußere Erscheinung der Dinge abbildet, beschäftigt sich die expressionistische Kunstrichtung mit der Innerlichkeit des Menschen.
In der Malerei äußert sich der Expressionismus in der Wahl und Wirkung der Farben, in der Verzerrung der Bilder und in der Hinwegsetzung über Regeln der Perspektive und der Proportionen. In der Literatur werden neue Metaphern geschaffen (z.B.: Wald grinst Verrat). Für die Musik ist die Emanzipation der Dissonanz das wesentliche, stilistische Kriterium: Man erfindet neue Tonsysteme bis hin zur Atonalität, bei der alle 12 Töne der Oktave gleichberechtigt sind und somit die tonale Bezugs- und Akkordebene aufgehoben ist. Auch viele andere Gesetze verlieren an Geltung und es entstehen neue Klangfarben. Zu diesen gehören: extreme Tonlagen, extreme Lautstärkeunterschiede, dynamische Gegensätze, unruhige Melodielinien, freie Rhythmik und ungewohnte Instrumentationen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Phasen des Expressionismus

Der Expressionismus wird in drei Phasen gegliedert:

Phase Zeitliche Einordnung Komponisten
Frühexpressionismus Frühes 20. Jahrhundert Schönberg, Skrjabin, Ives, Strawinsky, Hindemith, Prokofjew, Krenek, Honegger und Bartók
Hochexpressionismus 1907 – ca. 1914 von Webern, Berg, Schönberg (Neue Wiener Schule) und Busoni
Spätexpressionismus Ab 1914 und mündet in den Serialismus (ca. 1950)

Der musikalische Expressionismus ist geographisch in Deutschland und Österreich angesiedelt. Er begreift sich als Gegenthese zum Impressionismus in Frankreich. Während viele Komponisten des Frühexpressionismus später den expressionistischen Stil verließen, blieben Schönberg und seine Schüler dieser Kompositionsweise treu.
Die Gruppe um Schönberg, wird als Neue/Zweite Wiener Schule bezeichnet:
Sie verwirklichte am radikalsten die Emanzipation der Dissonanz, welche zum wichtigsten Ausdrucksmittel des Expressionismus wurde.

[Bearbeiten] Wesensbestimmung des Expressionismus

Der Expressionismus ist der Beginn der Moderne. Noch heute entspringen alle Kunstrichtungen, die mit dem Schlagwort „modern“ charakterisiert werden, dem Expressionismus. Er ist eine extrem subjektive Kunstrichtung, welche die innere Gefühlswelt des Menschen zum Ausdruck bringt. Die expressionistische Kunst ist erfüllt vom „Erleben des Leidens“. Die eigene Gefühlswelt, geprägt von Schmerz, Leid, Angst und Wut, wird dargestellt durch hochgesteigerte, alles beherrschende Affekte und innere Erregung. Diese Emotionen werden durch aggressiv gesteigerte Dynamik ausgedrückt. Bevorzugte Themen des Expressionismus sind: Dramatik des Krieges, menschliche Einsamkeit; religiöse Fragen, Revolution gegen das Bestehende, die Leiden des Menschen an und in der Gesellschaft.


[Bearbeiten] Deutung des Expressionismus

  • Der Expressionismus entspringt der subjektiven Einstellung der Romantik und intensiviert diese Subjektivität in ihrer Ausdrucksweise. Der Expressionismus ist somit eine extrem subjektivistische Kunstrichtung.
  • Der Expressionismus kann auch als Gegenströmung und Reaktion zum Impressionismus aufgefasst werden. Während der Impressionismus auf die Darstellung der Natur fokussiert ist, schafft der expressionistische Künstler ganz von Innen heraus.
  • Der Expressionismus ist eine Revolution gegen die bestehende bürgerliche Ordnung. Die expressionistische Kunstrichtung wollte aus der bestehenden Ordnung ausbrechen und sich von ihr losreißen.
  • Der Expressionismus ist ein Ausdruck der Ich-Krise der modernen Menschen, die sich in der damaligen Zeit einsam, vereinzelt und bedroht fühlten. Der Expressionismus ist damit auch eine Gegenreaktion auf die industrialisierte und kapitalisierte Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

[Bearbeiten] Stilbestimmung des musikalischen Expressionismus

Die musikalische Stilbestimmung hat die Aufgabe, die Hauptmomente des expressionistischen Stils darzustellen. Folgende Hauptmomente (Stilkriterien) lassen sich nachweisen:

  • Irritation (Erregung):

Irritation bedeutet: den schnellen Wechsel melodischer Richtungen, das Nebeneinander von dissonanten Harmonien, Unruhe der Motive, Abwechslung von Homophonie und linearen Teilen (Polyphonie), Bevorzugung von scharfen Intervallen, großer Tonumfang (Ambitus) und Befreiung des Rhythmus (Polyrhythmik).

  • Expression:

Expression meint die Auffächerung des Tonraumes durch Erweiterung der Akkordbildung (Expansion des Tonraumes). Jede Stimme ist gleichberechtigt, unterschiedliches musikalisches Material wird gleichzeitig entwickelt und übereinander gelagert. Durch die Gleichberechtigung der Stimmen wird der Gesamtklang gegenüber der Linearität fokussiert.

  • Reduktion (reduzieren – wegnehmen, vermindern):

Reduktion bedeutet die Beschränkung auf das Wesentliche. Jeder Ton ist wichtig, dadurch wird eine wirkungsvolle Dichte in der Musik erreicht. Ein häufig auftretendes Mittel der Reduktion ist die Komprimierung des Orchesterapparates. Neue Orchesterfarben und Instrumentationen werden gesucht. Wenn die größt mögliche Reduktion (Dichte) erreicht ist, erfolgt eine Aufspaltung des Klanges, die durch Polyrhythmik und Verteilung eines Motivs auf mehrere sich abwechselnde Instrumente zum Ausdruck kommt.

Die Abstraktion bedeutet eine Rationalisierung der harmonischen Entwicklung, die wie folgt dargestellt werden kann:
1. Die Musik hat keinen Bezug zur Tonika, d.h. das Stück unterliegt keiner Tonart mehr (Impressionismus und früher Expressionismus)
2. Die Akkorde haben keine harmonische Verwandtschaft
3. Die Akkordverbindungen werden durch Alteration aufgelöst(Spätromantik: Tristan-Akkord)
4. Die Leittöne werden in der atonalen Musik nicht mehr aufgelöst, sie erstarren
5. In der Zwölftonmusik wird eine neue Gesetzmäßigkeit geschaffen, die zur Grundlage der atonalen Kompositionsweise wird

[Bearbeiten] Traditionelle Formen im musikalischen Expressionismus

Durch die Atonalität geht der harmonische Zusammenhang der Kompositionen verloren, deshalb versuchen die expressionistischen Komponisten, ihren Kompositionen auf formaler Ebene Ausgewogenheit zu verleihen. Aus diesem Grund verwenden die Expressionisten traditionelle Formen, wie: Kanon, Invention, Fuge, Suite, Menuett, Marsch, Serenade, Walzer, klassischer Sonatenhauptsatz, o.a. Durch die traditionellen Formen schlagen sie die Brücke zwischen dem Rationalen und dem Emotionalen.

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