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Ernst Poensgen

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Carl Albert Ernst Poensgen (* 19. September 1871 in Düsseldorf; † 22. Juli 1949 in Bern) war ein deutscher Industrieller und Mäzen der Stadt Düsseldorf.

[Bearbeiten] Biographie

Er stammt aus einer weit verzweigten Familie, deren Mitglieder zunächst in der Eifel, seit etwa 1860 im Raum Düsseldorf zahlreiche Unternehmen der Eisenindustrie gegründet hatten.

Poensgen studiert von 1890 bis 1892 Mathematik und Chemie in Straßburg (zugleich einjähriger Freiwilliger im Königlich Preußischem Feldartillerie-Regiment Nr. 15 und Rhenane), anschließend 1892-1895 Bergbau- und Hüttenwesen an der TH Berlin-Charlottenburg und der preußischen Bergakademie in Berlin. 1895 tritt er ein einjähriges Praktikum in der Friedenshütte in Oberschlesien an. 1896 ist er Betriebsingenieur, dann Prokurist und 1901 Betriebsdirektor der Familienfirma Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG, deren Anlagen er nach mehreren Studienaufenthalten in Amerika grundlegend verbessert.

1905 wird er Vorstandsmitglied des Unternehmens, 1911 nach der Verschmelzung des Unternehmens mit der „Phoenix AG“, an der die Familie Anteile hat, deren Vorstandsmitglied.

Von 1914 bis zur Auflösung in 1933 ist er für die Stahlindustrie Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Nordwest.

1914 meldet Ernst Poensgen sich freiwillig zum Militär; Einsatz im Winter 1914/1915 als Batteriechef in Gallizien, ab Frühjahr 1915 in der Militärverwaltung des besetzten Belgiens mit der Kontrolle der dortigen Stahlindustrie beauftragt. 1916 Entlassung und in Hörden / Westfalen technischer Leiter des Phönix-Konzerns und Mitglied im Deutschen Stahlbund. Für seine Dienste um die Rüstung wird ihm das Eiserne Kreuz II verliehen.

1926 gründet Ernst Poensgen zusammen mit Fritz Thyssen und Emil Mayrisch die Internationale Rohstahlgemeinschaft (IRG, auch: „Internationales Stahlkartell“), ein Kartell, das der deutschen Eisen- und Stahlindustrie Schutz vor der kontinental-europäischen Konkurrenz verschaffen soll. Er bleibt bis zu dessen Auflösung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs dessen Vizepräsident.

Ebenfalls 1926 gründet er zusammen mit Emil Kirdorf und Fritz Thyssen die Vereinigten Stahlwerke AG, auch Vestag oder Stahlverein genannt. Sie ist ein Zusammenschluss von anfänglich sieben Firmengruppen (Thyssen, Phönix, Bochumer Verein u.a.) und zählt mit 194.000 Beschäftigten 1937/38 zu den größten deutschen Unternehmen. Poensgen wird zunächst Stellvertretender, ab 1935 Vorstandsvorsitzender des Konzerns.

Seit der Gründung in 1928 gehört Ernst Poensgen zum exklusiven Kreis der Ruhrlade.

1929 wird er Vorsitzender des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller (heute: Wirtschaftsvereinigung Stahl) und ab 1934 als Nachfolger Fritz Thyssens Vorsitzender der Wirtschaftsgruppe Eisen schaffender Industrie.

Poensgen wird Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute und des British Iron and Steel Instituts.

Außerdem ist er infolge seiner Zugehörigkeit zur Völkerbundsdelegation in Genf Wortführer bei der Ordnung der internationalen Eisen Wirtschaft, wo er in ständiger Fühlung mit den Vertretern der Eisenwirtschaft Frankreichs, Luxemburgs und Belgiens ist.

1944 wird Ernst Poensgen Aufsichtsrat der Vereinigten Stahlwerke.

Poensgen ist Initiator der seinerzeit weltweit beachteten Industrieausstelllung Große Ausstellung Düsseldorf für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GESOLEI) in Düsseldorf im Jahr 1926 sowie der Reichsausstellung Schaffendes Volk in 1937, Mitglied der zugehörigen Ausschüsse und bis in den Zweiten Weltkrieg hinein Abgeordneter des Düsseldorfer Stadtrats.

Bis in höheres Alter sportlich aktiv, ist er Förderer des Sports in Düsseldorf. Er gehört zu den Gründern und Vorsitzenden des Tennisvereins Rochus-Club und unterstützt 1927 dessen Ausbau. Vorrangig für die Hauptverwaltung der Vereinigten Stahlwerke lässt er 1937 in Düsseldorf ein Sportstadion, die Ernst-Poensgen-Kampfbahn, errichten. Er veranlasst den Bau des Düsseldorfer Eisstadions und den Zusammenschluss verschiedener Eissport-Vereine zur Düsseldorfer Eissport-Gemeinschaft.

Seit dem Auszug von Lili Hammerschmidt, Mutter seiner zweiten Frau, aus der Villa Hammerschmidt im Jahr 1928 ist Poensgen zuständig für die weitere Nutzung des gesamten Anwesens. Wie vordem seine Mutter Clara (geb. Poensgen) unterstützt er das Düsseldorfer Schauspielhaus. Ernst Poensgen gründet mit anderen Unternehmern die gemeinnützige Ernst-Poensgen-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft mit Sitz in Düsseldorf. 1927 ernennt die Technische Hochschule Aachen ihn zum Dr.-Ing. h.c. wegen seiner Verdienste um die Neuordnung des internationalen Stahlmarkts und um die GESOLEI. Zur Anerkennung für die Verdienste um die Stadt wird die frühere Stadtwaldstraße noch im Dritten Reich umbenannt in Ernst-Poensgen-Allee.

[Bearbeiten] Politisches Wirken

1919 tritt Ernst Poensgen in die Deutsche Volkspartei (DVP) ein, die durch Gustav Stresemann geprägt und anfangs monarchistisch, später republikanisch ausgerichtet ist, und bleibt ihr Mitglied bis zur Auflösung der Partei in 1933; in die NSDAP tritt er nicht ein. Wie die meisten Mitglieder der Ruhrlade und die übrigen Vertreter der Schwerindustrie von Rhein und Ruhr neigt er in der Weimarer Republik zu den rechts-konservativen Kräften, befürwortet öffentlich das „Führerprinzip“, hat aber gegenüber den rechts-radikalen Bestrebungen Hitlers Vorbehalte und unterstützt daher die NSDAP auch finanziell nicht.

1929 wendet sich Ernst Poensgen gegen den Young Plan zur Abzahlung der Wiedergutmachungszahlungen des Deutschen Reichs für den Ersten Weltkrieg. An der Gründungsversammlung im Jahr 1931 und an folgenden Aktivitäten der Harzburger Front von Hugenberg beteiligt er sich nicht. Auch an der bekannten Veranstaltung vom 26. Jan. 1932 im Düsseldorfer Industrie-Club mit einer Rede Hitlers nimmt er - anders etwa als Fritz Thyssen - ohne eigene Beiträge teil. Immerhin war er aber einer der Gäste, die am folgenden 27. Januar 1932 auf Thyssens Schloss Landsberg Hitler und der begleitenden NSDAP-Führung den Forderungskatalog der Vereinigten Stahlwerke vorstellten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 stoßen deren wirtschaftspolitischen Ziele zunehmend auf die Kritik von Ernst Poensgen. So wehrt er sich gegen die Reichswerke Hermann Göring und gegen die staatlichen Vierjahres-Pläne. 1933 scheidet er zwar aus dem Vorstand des „Reichsverbands der deutschen Industrie“ aus. Immerhin gelingt es ihm aber noch, 1934 gegen den Willen der NSDAP Vorsitzender der Wirtschaftsgruppe Eisen schaffender Industrie zu werden.

Andererseits führt er als Vertreter des NS-Regimes Geheimverhandlungen mit Vertretern der Schwerindustrie von Großbritannien, USA und Frankreich, um die Rohstahlgemeinschaft durch ein internationales Stahl-Kartell unter Einschluss nun auch der USA abzulösen. Diese Pläne scheitern erst 1939 mit der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei. 1937 verleiht General Thomas, Chef des Wirtschaftsstabs der Wehrmacht, Ernst Poensgen unter Bezug auf seine Verdienste für die Aufrüstung den nationalsozialistischen Titel eines Wehrwirtschaftsführers.

1941 wird ihm durch Reichswirtschaftsminister Funke ebenfalls unter Hinweis auf seine Verdienste für die Rüstung die in der Weimarer Republik eingeführte Auszeichnung „Adlerschild des Deutschen Reiches“ verliehen. Anfang 1942 wird er durch den Reichsminister für Bewaffnung und Munition Albert Speer in den exklusiven Rüstungsrat berufen. Am 30. Mai 1942 allerdings wird Ernst Poensgen zu Gunsten eines Parteimitglieds von der Leitung der Wirtschaftsgruppe Eisen entbunden. In den folgenden Monaten gibt er einige weitere Ämter auf und zieht sich nach Kitzbühel in der „Ostmark“ (dem 1938 annektierten Österreich) zurück.

1945 weist das nunmehr wieder selbständige Österreich Ernst Poensgen aus; er wohnt vorübergehend in Kiefersfelden. Er verfasst einen „Rückblick - Hitler und die Ruhrindustriellen“. Demnach waren außer Fritz Thyssen und Emil Kirdorf keine bedeutenden Ruhrindustriellen für die NSDAP zu gewinnen. Allerdings habe die Ruhrindustrie die Aufrüstung der Nationalsozialisten aus eigenem Interesse unterstützt. Doch habe es während des Kriegs immer häufiger Spannungen mit dem NS-Regime gegeben, weil von diesem vorgehalten worden sei, dass die amerikanische der deutschen Stahlindustrie überlegen sei, und weil die Gründung der Hermann-Göring-Werke wie eine offene Kriegserklärung an die private Stahlindustrie verstanden worden sei.

1946 nimmt Ernst Poensgen mit Billigung der Besatzungsmächte erneut leitende Positionen in der Schwerindustrie der damaligen Westzone ein, wohnt aber überwiegend in seinem Chalet Brunn Matte in Zermatt. 1947 allerdings wird er von den Briten vorübergehend zur Fahndung ausgeschrieben, sein Anwesen in Zermatt wird vorübergehend beschlagnahmt. Er wird aber auf Grund unterstützender Stellungnahmen einflussreicher Persönlichkeiten aus aller Welt von politischen Vorwürfen entlastet und so - zumal er zu dieser Zeit bereits zu krank zum Reisen ist - weder ausgeliefert, noch - wie etwa die Verantwortlichen der Konzerne Flick, Krupp und IG Farben - im Rahmen der Nürnberger Prozesse angeklagt oder als Zeuge geladen.

Ernst Poensgen stirbt 1949 im Krankenhaus in Bern an Prostatakrebs und wird am 25. Juli 1949 KitzbühelKitzbühel begraben. Dort liegt auch seine zweite Frau Louise. Das Chalet Brunn Matte in Zermatt vermacht er seinem dortigen Arzt Dr. L. Gentinetta.

[Bearbeiten] Familie

Georg Poensgen, einziges Kind von Ernst Poensgen, ist als Verfasser von Werken aus der Kunstgeschichte bekannt. Als Hauptmann war er 1941 beteiligt an der Verbringung des Bernsteinzimmers von Zar Peter I. vom Katharinen-Palais in Puschkin bei Leningrad nach Königsberg. Carl Rudolf Poensgen ist einer der zahlreichen Vettern von Ernst Poensgen; er ist in Düsseldorf ebenfalls auf Grund seines Mäzenatentums bekannt.

Ehen

  1. 26. September 1895 in Berlin mit Elisabeth Cohnitz, * Langerfeld bei Barmen (1876-1917) Der Sohn aus dieser Ehe: Georg Poensgen (1898-1974).
  2. 30. Oktober 1918 in Düsseldorf mit Louise Julie „Lulu“ Hammerschmidt (1885-1944), einer Tochter von Rudolf Hammerschmidt, diese Ehe blieb kinderlos. Louise Hammerschmidt war in erster Ehe verheiratet mit Dr. Hans Wolff.

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