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Die Sieben Schwaben

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Ludwig Aurbacher:Die Abentheuer von den sieben Schwaben. Einband einer Ausgabe von 1832
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Ludwig Aurbacher:
Die Abentheuer von den sieben Schwaben.
Einband einer Ausgabe von 1832
Ludwig Aurbachers Geburtshaus
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Ludwig Aurbachers Geburtshaus
Im Sieben-Schwaben-Museum
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Im Sieben-Schwaben-Museum
Darstellung der Sieben Schwaben durch die Trommgesellenzunft Munderkingen, Fastnacht 2006
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Darstellung der Sieben Schwaben durch die Trommgesellenzunft Munderkingen, Fastnacht 2006
Ehemalige Bahnbus-Fernline Augsburg-Überlingen
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Ehemalige Bahnbus-Fernline Augsburg-Überlingen

Die Sieben Schwaben sind ein Erzählstoff, in dem es um die Abenteuer von sieben als tölpelhaft dargestellten Schwaben geht. Die sieben Protagonisten stehen dabei stellvertretend für sieben Charaktertypen. Als Höhepunkt des Dummenschwanks steht der Kampf mit einem Untier, das sich als Hase herausstellt (internationaler Erzähltyp AaTh 1231).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Stoffgeschichte

Der Stoff hat nach Max Radlkofer (1894) seinen Ursprung der gereimten Erläuterung der von Johann Agricola (+1566) gesammelten Redensart Der fürchtet sich für ihm selbs durch Eucharius Eyring (+1597), die in den drei Bänden der Proverbiorum Copia in Eisleben 1601 - 1604 erschienen:

Im Mertzn reisten eins siben Man,
Die nur ein Schweinsspieß theten han,
In welcher Zeit die Hasen blind
Uber das Feld lauffen geschwind,
Von Schwaben Ragen Ohrlin genant.
Als diese zogen uber Land,
Lieff in ein Hase ohngesehr
Uber das quere Feld doher,
Die solchs für gspenst zu halten pflegen,
Wann eim ein Has erst thut begegnen
Gar bald sprach, der den Spieß thet han,
Da trettet all an Schafft hinan,
Reckten den Spieß dem Hasen dar,
Forchten, er würd sie fressen gar.
Und als sie stunden an dem Spieß,
Der hinter was kün, sich verließ,
Er müst die sechs vor alle fressen,
Ehe dann er im auch gleich thet messen,
Und sprach den Hasen tapffer an,
Gangk ran, Ragen Ohrlin, bangk ran,
Welchs den fordren verdriessen thett,
Der sich rumb wand und zu im red,
Ja stündestu he forn als ech,
Du würdest nichten also sprech,
Gangk ran, Ragen Ohrlin, gangk ran.
Ich must gleichwol zum ersten dran,
Und wann er mich dann brecht umbs leben,
So würd ir all die flucht thun geben
Und bey mir stehn, wann ich bezwungen,
Gleich wie der Has bey seinen jungen,
Vor dem wir uns doch hie mit spot
Allesampt forchten wolln zu todt.

Die älteste vollständige Version bietet ein Meisterlied von Hans Sachs. Der frühneuzeitliche Spott über die Schwaben griff die in gedruckten Schwankbüchern verbreitete Geschichte gern auf. Gedruckte illustrierte Flugblätter des 17. Jahrhunderts zitierten den schwäbischen Dialekt. Eine eigene Dialektdichtung widmete Sebastian Sailer dem Thema, Vorläufer einer ganzen Reihe volkstümlicher Theaterstücke über den Stoff.

Besonders populär wurden die Sieben Schwaben durch das vielfach nachgedruckte Volksbüchlein von Ludwig Aurbacher, in der literarische Schwankstoffe der frühen Neuzeit zu einer Episodenreihe verarbeitet wurden. Einige Episoden sind von Aurbacher mit regionalem Bezug zu seiner Heimat versehen worden, von ihm erhalten die Sieben Schwaben im 2. Band des Volksbüchleins von 1829 auch ihre Namen (die Namen sind an seinem Geburtshaus verewigt):

Allgäuer, Seehas, Nestelschwaub, Blitzschwaub, Spiegelschwaub, Gelbfüssler und Knöpfleschwaub.

Auch wenn einige von ihnen eine landsmannschaftliche Zuordnung erfahren, stehen sie dabei eher stellvertretend für die Eigenschaften, die man den Bewohnern der jeweiligen Region zuschreibt.

[Bearbeiten] Angelehnte Literatur

Die Geschichte begegnet auch in den Märchensammlungen der Brüder Grimm und von Ludwig Bechstein.

Unübersehbar sind die literarischen und außerliterarischen Rezeptionszeugnisse des im wesentlichen von Aurbacher geformten Stoffs. Es gibt unzählige Ausgaben und Bearbeitungen der Geschichte, daneben auch Bücher, die sich an die Popularität des Themas anlehnen. So publizierte Theodor Heuss eine literarische Anthologie von sieben modernen Autoren unter diesem Titel.

1887 schuf Karl Millöcker eine Operette Die sieben Schwaben.

[Bearbeiten] Kult um die Sieben Schwaben

  • Es gibt etliche Gasthäuser zu den Sieben Schwaben - auch außerhalb von Schwaben, z.B. in Prag
  • Fleischgerichte, die sich so nennen.
  • Viele bildliche Darstellungen im öffentlichen Raum und seit 1978 sogar ein Denkmal am Fehrbelliner Platz in Berlin)
  • Im Dresdener Stadtteil Gruna existiert eine offizielle Sieben-Schwaben-Schule,
  • In Aurbachers Geburtsort Türkheim heißt das Heimatmuseum Sieben-Schwaben-Museum.
  • In mehreren Sparten wird in Augsburg ein Sieben-Schwaben-Preis vergeben.
  • Von 1950 bis 1979 erschien die Zeitschrift der schwäbischen Heimatpflege in Kempten unter dem Titel Die sieben Schwaben.
  • Eine Touristik-Arbeitsgemeinschaft der Städte Stuttgart, Esslingen, Fellbach, Ludwigsburg, Reutlingen, Sindelfingen und Tübingen gab sich in den 1980er Jahren den Namen 7 Schwaben.
  • Im baden-württembergischen Bolheim wird ein Teil des dortigen Naturschutzgebietes nach einer Begebenheit der Sieben Schwaben offiziell als Hasenloch bezeichnet. Sieben in einer Reihe wachsende Bäume an einer ansonsten waldlosen Stelle erinnern noch heute an die angeblich dort stattgefundene Begegnung der Schwaben mit dem Hasen.
  • Einer der Sieben Schwaben trägt bei Aurbacher den Übernamen Seehas ist Namensgeber des Seehasenfestes in Friedrichshafen am Bodensee.

Auch bei anderen Festlichkeiten wird der Sieben-Schwaben-Stoff aufgegriffen und etwa als Festzugsgruppe beim Rutenfest Ravensburg, beim Fischertag in Memmingen oder bei Narrensprüngen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht „szenisch“ dargestellt.

Bemerkenswert ist, dass ähnlich wie bei Ortsneckereien der ursprüngliche Spott über die Schwaben von diesen aufgenommen und positiv umbewertet wird. Aus den Spottfiguren wurden schwäbische Identifikationssymbole. Ob man diesbezüglich von Stigma-Management im Sinne von Erving Goffman sprechen darf, mag dahingestellt bleiben. Auch die Schweizer haben ja den als höchste Schmähung intendierten Bauern- und Kuhspott positiv gewendet (Guy Marchal, siehe AHF-Information Nr. 42 vom 21.8.2000).

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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