Das steinerne Herz

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Das steinerne Herz (Untertitel: Ein historischer Roman aus dem Jahre 1954) ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Arno Schmidt, der im Jahr 1956 erschien. Den Titel wählte Schmidt nach Wilhelm Hauffs Erzählung Das kalte Herz sowie nach E.T.A. Hoffmanns Das steinerne Herz.

Die erste Auflage erschien um politisch brisante Stellen gekürzt, erst 30 Jahre später erschien eine ungekürzte Ausgabe.

[Bearbeiten] Handlung

Die - wie für Schmidt üblich - triviale Handlung spielt, wie der Untertitel schon sagt, im Jahr 1954. Der Ich-Erzähler, Walter Eggers, fährt auf der Suche nach dem Nachlass des hannoverschen Statistikers Curt Heinrich Conrad Friedrich Jansen (1798 - 1861) nach Ahlden und mietet sich mit der Behauptung, er sei „Einkäufer“ bei einer Enkelin Jansens, Frieda Thumann, und ihrem Mann Karl, einem Lastwagenfahrer, ein. Tatsächlich befindet sich auf dem Dachboden des Hauses eine Bücherkiste. Eggers macht Frieda den Hof und verwickelt sie in ein Liebesverhältnis. Frieda durchschaut ihn bald und gibt die begehrten Jansen-Bücher nur nach und nach und Stück für Stück heraus. Eggers fährt mit Karl nach Berlin, und tauscht in der dortigen Staatsbibliothek seine Dublette der zweiten gegen die ihm fehlende dritte Auflage von Ringklibs Statistische Uebersicht der Eintheilung des Königreichs Hannover nach Verwaltungs- und Gerichtsbezirken... auf raffinierte Art aus.

Karl hat in Ost-Berlin eine Freundin, Line Hübner, in deren Gartenlaube Karl Thumann und Eggers übernachten, um am nächsten Morgen wieder nach Ahlden zu fahren. Ohne jede Eifersuchtsdramatik löst sich das Paarungsproblem, indem Line Hübner mit einem erschlichenen Reisepass mit nach Ahlden genommen wird. Eggers plant sein Verschwinden aus dem Hause Thumann, nachdem er seine Buchtrophäen sicher in Händen hat. Im letzten Moment wird jedoch ein Goldschatz in einer Zwischendecke des Hauses Thumann entdeckt. Die raren Münzen werden in Hannover für gutes Geld an einen Sammler verkauft. Eggers fügt sich in sein Schicksal, dass er nun wohl mit Frieda in Ahlden bleiben muss. Ein wichtiges Thema des Romans ist die Geschichte der Prinzessin von Ahlden, die zu ihrer Zeit wegen Ehebruchs lebenslang im Ahldener Schloss gefangen gehalten wurde. Ein weiteres Bezugsthema ist durchgehend Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften.

[Bearbeiten] Rezeption

Alfred Andersch nannte das Buch Schmidts politisch und erotisch verwegenstes. Aber nicht in der banalen Handlung liegt die Stärke des Buches, sondern in seiner eigenwilligen Prosa, bis hinein in eine verlebendigende Interpunktion und Orthographie. Außer den für den Titel bereits anzitierten Wilhelm Hauff und E.T.A. Hoffmann kann noch Clemens Brentanos Godwi oder Das steinerne Herz der Mutter mit hingenommen werden - so spielt allein der Titel auf drei literarische Werke an, ein Verfahren, das der Verfasser artistisch und virtuos im gesamten Text anwendet. Das steinerne Herz ist der erste Roman, der zugleich in West- und Ostdeutschland spielt und beide Seiten gleich kritisch darstellt.

[Bearbeiten] Literatur

Broschüre der Arno Schmidt Stiftung: Entstehung und Geschichte eines Buches 1987/88.
In Sachen Arno Schmidt ./. Prozesse 1 und 2 1988 S.195
Josef Huerkamp: Materialien und Kommentar zu Arno Schmidts "Das steinerne Herz". edition text+kritik, 1979, ISBN 3-88377-033-7
Josef Huerkamp, Guido E. Öztanil, Rainer Hendicks u. a. (Hrsg.): Bilderkacheln. Das Album zu Arno Schmidts Roman „Das steinerne Herz“. edition text + kritik, 2004, ISBN 3883777919. 128 S. m. zahlr. Abb.