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Chabad

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Chabad (Hebräisch: חב"ד) oder auch Lubawitsch (ליובאוויטש) ist eine chassidische Gruppierung innerhalb des ultraorthodoxen Judentums, die streng hierarchisch organisiert ist.

Der Name Lubawitsch deutet auf den geographischen Ursprung der Bewegung hin, nämlich eine Stadt in der heutigen Ukraine. Der Name Chabad wiederum ist ein Akronym für drei hebräische Wörter, nämlich Weisheit (חוכמה), Einsicht (בינה) und Wissen (דעת). Weisheit, Einsicht und Wissen bezeichnen in der Kabbalah (jüdische Mystik) die drei höchsten der insgesamt zehn Sephiroth. Der Name Chabad stammt vom Gründer der Bewegung, Rabbi Schneur Salman aus Liadi, der von den Chabad-Anhängern auch Baal HaTanya genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Der Gründer von Chabad, Rabbi Schneur Salman von Liadi, wurde im Jahre 1745 geboren. Er war ein Schüler des Magid von Masritsch, der seinerseits ein Schüler des Baal Schem Tow war, und des Rabbi Menachem Mendel von Witowsk. Mit der Reise des Letzteren nach Israel übernahm Schneur Salman mit nur 30 Jahren dessen Stellung. Es gibt Aussagen in seinem Schriftverkehr, die bezeugen, dass er seine Anhängerschaft sehr zentralistisch geführt hat.

In Folge der Gegenbewegung zum Chassidismus und einem Boykott gegenüber der ganzen chassidischen Bewegung (1745) unter Leitung des Gaon von Wilna versuchte der Chabad-Gründer, sich mit dem Gaon zu treffen, um ihm seine Lehre erklären zu können. Zu diesem Zweck ist er sogar nach Wilna gereist, doch der Gaon weigerte sich, ihn zu treffen, weil er die chassidische Bewegung als eine gefährliche Sekte sah. Nach einer anderen Version weigerte er sich, weil seine Mutter ihm ein Treffen verbot und er den Willen seiner Mutter respektieren wollte bzw. musste. Zu diesem Zweck verließ der Gaon, trotz Bitten der Gemeindeältesten, es nicht zu tun, für drei Tage die Stadt.

Im Jahre 1797 wurde das chassidisch-kabbalistische Buch, der Tanya, zum ersten Mal in Slawita gedruckt. Autor ist Rabbi Schneur Salman. In dem Buch wird die Person des Zaddik (dt. Gerechter, meint aber den geistigen Führer einer jeden chassidischen Gruppe) im Verhältnis zu den gemeinen Leuten, die ihre Seele nur der Seele des Zaddik verdanken, dermaßen überhöht, das es als geistig-kabbalistische Legitimation für die zentrale Autorität des chassidischen Führers in seiner Gemeinde dient. Rabbi Chaim aus Volosin antwortete auf den Tanya mit dem Buch „Die Seele der Lebenden“ (evtl. auch „Die Seele des Lebenden“), worin er die Grundlagen der Kabbala im Widerspruch zum Tanya erklärt. Beginnend mit der Feststellung, dass jeder Mensch im Angesicht Gottes geschaffen ist und deshalb auch jeder Mensch die kosmische Kraft besitzt, Einfluss auf die oberen Sphären zu nehmen, leugnet er so die Notwendigkeit eines Mittlers zwischen dem einfachen Volk und Gott, mithin also auch die Notwendigkeit eines Zaddik als Mittler zwischen unten und oben.

In Reaktion auf die Veröffentlichung des Tanya wurden die jüdischen Gemeinden im Namen des Gaon von Wilna aufgefordert, sie (die Anhänger des Tanya) überall da zu vertreiben und zu verfolgen, wo das Volk Israel hinkommt. Man scheute sich auch nicht davor zurück, die Anhänger von Chabad als Regierungsgegner zu verleumden und sie so an die herrschenden Autoritäten auszuliefern. Dutzende von Chabad-Führern und mit ihnen auch der Gründer von Chabad wurden so verhaftet und in russische Gefängnisse gesteckt. Als herauskam, dass es sich hierbei nur um eine Verleumdung handelte, wurde Rabbi Schneur Salman von Liadi wieder freigelassen. Dieser Tag, der 19. im jüdischen Monat Kislew, wird bis heute von den Chabad-Anhängern gefeiert.

[Bearbeiten] Liste der Rebben

  • Admor Rabbi Schneur Salman von Liadi, 1745-1813
  • Admor Rabbi Dow Ber Schneerson, 1773-1827
  • Admor Rabbi Menachem Mendel, 1789-1866
  • Admor Rabbi Schmuel Schneerson, 1834-1882
  • Admor Rabbi Schalom Dower Schneerson, 1860-1920
  • Admor Rabbi Yosef Yitzchak Schneerson, 1880-1950
  • Admor Rabbi Menachem Mendel Schneerson, 1902-1994

[Bearbeiten] Die Chabad-Führung in den letzten Jahrzehnten

Für viele Jahre stand, seit 1951, an der Spitze von Chabad Rabbi Menachem Mendel Schneerson, seit Gründung von Chabad der siebte Chabad-Führer in der Dynastie. Bekannt ist er auch mit dem Titel: „Der Lubawitscher Rebbe“. Seitdem er die Führung übernommen hat, ist Chabad um ein Vielfaches gewachsen. Mit Hilfe von tausenden Chabad-Gesandten gibt es Aktivitäten von Chabad praktisch überall auf dieser Welt. Aber auch dem Studium der Thora widmete er sein besonderes Augenmerk. Seine erklärenden Worte zur Thora wurden auch Gespräche genannt. Im Jahre 1994 ist der Rebbe gestorben. Sein Tod hinterließ viel Verwirrung unter seinen Anhängern, weil sie in ihm einen Messias sahen. Eine Minderheit geht weiterhin davon aus, dass der Rebbe noch lebt. Im Jahre 1996 veröffentlichte die Rabbinerversammlung von Amerika eine Stellungnahme, in der sie den Messianismus von Chabad verurteilte. In Reaktion darauf veröffentlichte der bekannte Rabbiner Aharon Soloveitchik einen Brief, in dem er schrieb, dass der Glaube, der Rebbe sei der Messias, der sich in der Zukunft noch zeigen wird, allein noch keine Gotteslästerung sei.

Wegen der Überzeugung der Chabad-Anhänger, dass ihr Rebbe der Messias sei, wurde die Chabad-Bewegung von Rabbiner Schach, dem Führer des litauischen ultraorthodoxen Judentums, bereits 1988 als eine Sekte bezeichnet, die dem Judentum am nächsten steht. Als er dies äußerte, war der Kult um den Rebben noch nicht so stark wie anlässlich seines Todes. In den letzten Jahren seines Lebens gewannen die Chabad-Anhänger, die in ihm den Messias sahen, zunehmend an Einfluss. Der Rebbe selbst hat es aufs schärfste verurteilt, sich mit dem Thema öffentlich zu beschäftigen, weil es nur unnötigen Streit verursachen würde. Dass er der Messias sei, hat er deshalb nie bestätigt aber auch niemals verneint. Nach seinem Tod hat sich die Chabad-Bewegung geteilt: Ein Teil arrangierte sich mit dem Tod ihres Rebben, der andere Teil (die Messianisten oder Meschichisten) nennt den Rebben weiterhin König Messias und erwartet seine schnelle Wiederkunft. Ein Nachfolger wurde aber bis heute nicht ernannt. Dazu beigetragen hat allerdings auch, dass der Rebbe keine Kinder hatte und es deshalb an einem natürlichen Nachfolger mangelte.

Selbst noch heute wenden sich seine Anhänger in Fragen wie Heirat, Sorgen um die Gesundheit oder Arbeit o.ä. an ihren toten Rebben mit Briefen oder mit einem Besuch an seinem Grab.

Da alle chassidischen Gruppierungen durch ihren Rebben dominiert werden, hat die Nicht-Ernennung eines Nachfolgers von Rabbi Menachem Mendel Schneerson zu einer großen Sinnkrise innerhalb der Chabad-Bewegung geführt. Aber auch die Breslow Chassidim haben nach dem Tod ihres Führers Rabbiner Nachman keinen Nachfolger ernannt. Bis heute gilt der schon lange tote Rabbiner Nachman als ihr Führer, allerdings mit dem Unterschied zu Chabad, dass dort niemand je ernsthaft den Tod von Rabbiner Nachman anzweifelte.

[Bearbeiten] Grundlegendes

Der Hauptsitz von Chabad und gleichzeitig die zentrale Talmudschule liegt heute in Brooklyn, New York, wo auch Menachem Mendel Schneerson, der letzte der Chabad-Führer, bis zu seinem Tode gewohnt hat. Das Chabad-Zentrum wird auch 770 genannt, nach der Hausnummer der Talmudschule. Zentrale Bedeutung innerhalb der Chabad-Bewegung besitzt das Studium des Hauptwerkes ihres Gründers, nämlich das Buch Tanya. Die Anhänger bemühen sich, täglich aus dem Buch zu lernen.

Grundlegend für Chabad ist die starke Präsenz in der Öffentlichkeit sowie der Versuch, die Chabad-Lehre in jede Ecke der Welt zu verbreiten. So kann man fast überall auf dieser Welt eine Vertretung von Chabad, genannt Chabad-Haus, finden. Des Weiteren gibt es eine Menge Schulen, vor allem in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die von Chabad-Anhängern geleitet werden. Zur Verbreitung der Chabad-Lehre dienen unter anderem Unterricht per Satellit, Werbung auf großen Leinwänden und unzählige Seiten im Internet. Mehr als jede andere chassidische Gruppierung gilt Chabad deshalb im Allgemeinen als besonders weltoffen.

[Bearbeiten] Chabad und die Politik

In der Vergangenheit war Chabad ein großer Gegner des Zionismus, jedoch unter der Führung von Rabbi Menachem Mendel Schneerson, des letzten Rebben, hat die Bewegung eine radikale Kehrtwendung vollzogen. Der Wandel wurde mit der Rettung von Leben begründet und hatte zunächst weniger einen ideologischen Hintergrund. Bevor Benjamin Netanyahu zum Premierminister Israels gewählt wurde, war Chabad kaum in der israelischen Politik beteiligt. Zu den Wahlen 1996 jedoch, als Chabad die vermeintliche Gefahr des Friedensabkommens von Oslo sah, initiierten die Chabad-Anhänger die Wahlkampagne „Bibi ist gut für die Juden“ –die Aussage wurde damals von vielen als eine rassistische Meinungsäußerung kritisiert- und trugen viel dazu bei, dass Netanyahu gewählt wurde. Die Beteiligung am Wahlkampf, die an sich unpolitisch sein wollte, stieß in der israelischen Arbeiterpartei und bei der israelischen Linken auf herbe Kritik, vor allem auch, weil ein australischer Millionär und Chabad-Anhänger die Kampagne finanzierte.

Obwohl viele der Chabad-Jünger nicht in der israelischen Armee dienen, vertreten sie in der Mehrheit eher die Positionen der israelischen Rechten und polemisieren immer wieder gegen jeden möglichen Verzicht auf derzeit von Israel besetzte Territorien. Zwei Studenten einer Chabad-Talmudschule aus Jerusalem veröffentlichten nach Abschluss des Osloer Friedensabkommens ein Poster, das den später ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin als SS-Offizier zeigte. Beim Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen fielen vor allem Chabad-Anhänger durch ihre Militanz auf: Einige von ihnen gossen Öl und schütteten Nägel auf die Autobahn zwischen Tel-Aviv und Jerusalem als Zeichen ihres Protestes. Die Militanz einiger Chabad-Anhänger betrifft nicht nur das Thema Groß-Israel. 1997 zündeten nach einem Bericht der Jerusalem Post mehr als 200 messianische Chabad-Anhänger die Kirche einer christlichen Sekte in Lod an und machten aus ihren Bibeln ein Lagerfeuer.

Anmerkung: Der Artikel ist im wesentlichen eine Übersetzung des Artikels zu Chabad in der hebräischen Wikipedia, ergänzt um einige aktuelle Bezüge entnommen aus einem Artikel von Lerry Derfner (Auszug), veröffentlicht in der Jerusalem Post vom 6. Juli 2005.

[Bearbeiten] Aktuelle Literatur

  • Dan Cohn-Sherbok: "Judentum", Freiburg im Breisgau 2000 (Dt. Ausgabe), S. 78-90, 140 ISBN 3-451-05250-4
  • Carolyn Drake: Die neue Kraft aus Brooklyn. Mit missionarischem Eifer verkünden die Lubawitscher Juden ihre Botschaft der Frömmigkeit, in: National Geographic Deutschland April 2006, S. 146-159

[Bearbeiten] Weblinks

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