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Bill Evans (Jazzpianist)

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William John Evans (* 16. August 1929 in Plainfield, New Jersey; † 15. September 1980 in New York City) war einer der bedeutendsten US-amerikanischen Jazzpianisten des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Bill Evans erhielt eine klassische Musikausbildung als Pianist. Er brachte sein gesamtes pianistisches Können und harmonisches Wissen in die Jazzmusik ein: Damit bereicherte er den Jazz um wesentliche Elemente der klassisch-romantischen Musiktradition. Für sein Klavierspiel sind vor allem die romantische Wärme, polyphone Melodieführung, harmonische Vielfalt und rhythmische Dichte typisch. Sein pianistischer Anschlag erlaubte ihm die überaus subtile und differenzierte Gestaltung von Themen und Soli. Seine Harmonik integriert mühelos "schwarze" und "weiße" Idiome: den Blues mit innovativen, vom europäischen Impressionismus beeinflussten Blockakkorden. Sein Improvisationsstil ist äußerst gesanglich - bei noch so "orchestralen" Akkorden hört man bei ihm immer die Melodie heraus - und lyrisch, so dass man ihn auch den "Chopin" des Jazz nannte. Hinzu kam ein starker Formsinn, der auch seine Improvisation nie völlig ausufern ließ, sondern immer in den vorgegebenen Rahmen eines Stückes integriert war.

Evans erweiterte so die musikalische Ausdruckskraft des traditionellen Jazz und wirkte Stil-bildend, das heißt: Er beeinflusste eine ganze Generation von Pianisten wie Herbie Hancock, Chick Corea und vor allem Keith Jarrett. Auch wenn Evans in erster Linie als Interpret von Standards und herausragender Improvisator gerühmt wird, so war er ebenfalls als Komponist produktiv und erfolgreich. Einige seiner Stücke gehören heute zu den Klassikern des Jazz wie Blue In Green, Very Early, Turn Out The Stars, Time remembered und Waltz for Debby.

Als Pianist im frühen Miles-Davis-Sextett wurde Evans erstmals einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Auf der legendären Platte Kind of Blue (1958; veröffentlich 1959) ist er mit Ausnahme von "Freddie Freeloader"(Wynton Kelly) auf allen Stücken zu hören. Bemerkenswert ist hier nicht nur sein völlig eigener, neuer "Sound", der wesentlich zum unnachahmlichen Flair dieser berühmten Aufnahme beitrug, sondern auch seine Komposition "Blue in Green". Miles Davis behauptete später das Stück geschrieben zu haben, aber mindestens die Akkordfolge und auch das Arrangement stammen von Bill Evans.

Er war damals der einzige weiße Musiker, den Davis in seine Band aufnahm, und bekam bei Konzerten gelegentlich die Verachtung seiner schwarzen Mitmusiker zu spüren. Davis stellte sich oft direkt neben Evans und schaute ihm auf die Finger, wenn er solierte. Einmal soll Davis während des Auftritts zu Evans bemerkt haben: Das Klavier sei ein altmodisches, überholtes Instrument; man könne nichts Neues mehr darauf spielen. In Wahrheit hatte Davis Hochachtung vor der absolut unangreifbaren musikalischen Kompetenz dieses schmalen, introvertierten und schüchternen Mannes.

So half Davis Evans auch dabei, mit seinem ersten eigenen Trio in der New Yorker Jazzszene Fuß zu fassen und Auftritte zu erhalten. Er musste sich anfangs neben Benny Goodman behaupten, der gerade ein fulminantes Comeback feierte. Das Evans-Trio wurde als dessen "Vorgruppe" behandelt, so dass seine Mitmusiker reihenweise ausstiegen. Er verschliss in 14 Tagen 6 Bassisten und 4 Schlagzeuger, bis er herausfand, dass er am besten mit dem versierten Drummer Paul Motian und dem jungen Kontrabassisten Scott LaFaro harmonierte. Sie hatten wie er ein gemeinsames Ziel vor Augen, nämlich als Trio längerfristig zusammenzuwachsen und ihre musikalischen Ideen zu verwirklichen. Dafür stellten sie andere Auftrittsmöglichkeiten zurück.

Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit gingen eine Reihe bahnbrechender Aufnahmen hervor, deren Ausnahmecharakter noch dadurch unterstrichen wurde, dass LaFaro 1961 bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte - im Alter von 25 Jahren, nur 2 Wochen nach seiner letzten Schallplattenaufnahme mit Evans.

Die erste gemeinsame LP, Portrait in Jazz (1959), zeigt bereits ein damals neues Bandkonzept: Evans, LaFaro und Motian spielen schon während der Themen, nicht erst in den Soli, völlig gleichberechtigt neben- und miteinander. Der Kontrabass übernimmt Melodielinien im oberen Register, und das Schlagzeug hält diese mit "kommentierenden" Einwürfen zusammen. Das Piano wiederum spielt nicht selten "Schlagzeug" mit percussiven, rhythmischen Kaskaden und Arpeggios (gebrochenen Akkorden). Damit ist die übliche Aufteilung von Solostimme (Piano) und Begleitung (Bass, Schlagzeug) durchbrochen. An ihre Stelle tritt eine neue Art von "Polyphonie", die einen ganz eigenen, unverwechselbaren Gesamtsound des Trios hervorbringt.

Evans erreichte hier eine geradezu "telepathische" Kommunikation und Intimität zwischen den Musikern. Diese "kammermusikalische" Dichte wurde von nun an eins seiner Markenzeichen für die kommenden Jahrzehnte. Damit ließ er - ganz anders als er es zuvor erlebt hatte - seine Mitmusiker zur vollen Entfaltung kommen. Er entwickelte diese Trio-Form im Laufe seiner Karriere mit wechselnden Partnern zu einer Perfektion, die bis heute unübertroffen ist.

[Bearbeiten] Diskografie (Auswahl)

  • Everybody Digs Bill Evans (1958) mit Sam Jones (b), Philly Joe Jones (dr)
  • Kind of Blue (1959) mit Miles Davis (tp), Cannonball Adderley (as), John Coltrane (ts), Wynton Kelly (p), Paul Chambers (b), Jimmy Cobb (dr)
  • Portrait In Jazz (1959) mit Scott LaFaro (b), Paul Motian (dr)
  • Sunday at the Village Vanguard (1961) mit Scott La Faro (b), Paul Motian (dr)
  • Waltz for Debby (1961) mit Scott La Faro (b), Paul Motian (dr)
  • Undercurrent (1962) mit Jim Hall (g)
  • Interplay (1962) mit Freddie Hubbard (tp), Jim Hall(g), Percy Heath (b), Philly Joe Jones (dr)
  • Conversations With Myself (1963) - Mit Hilfe der Mehrspur-Aufnahmetechnik spielt Evans mit sich selbst an drei Klavieren
  • Intermodulation (1966) mit Jim Hall (g)
  • Further Conversations mit Myself (1967) - Bill Evans spielt mit sich selbst an zwei Klavieren
  • Alone (1968)
  • From Left to Right (1970) mit Sam Brown (g), Eddie Gomez (b), Marty Morell (dr), Orchester - Evans am akustischen und am Fender-Rhodes-Piano
  • The Tony Bennett/Bill Evans Album mit Tony Bennett (voc)
  • Alone (Again) (1975)
  • Tony Bennett & Bill Evans Together Again (1976) mit Tony Bennett (voc)
  • New Conversations (1978) - Evans spielt mit sich selbst an Klavier und E-Piano
  • The Paris Concert I/II (1979) mit Marc Johnson (b), Joe LaBarbera (dr) - Live-Aufnahme des Paris-Konzerts
  • Turn Out the Stars (1980) mit Marc Johnson (b), Joe LaBarbera (dr) - Live-Aufnahmen von vier Abenden des letzten Engagements des Evans-Trios im Village Vanguard in New York
  • Consecration (1980) mit Marc Johnson (b), Joe LaBarbera (dr) - Live-Aufnahmen von den neun Abenden des letzten Engagements des Evans-Trios im Keystone Korner in San Francisco
  • The Last Waltz (1980) mit Marc Johnson (b), Joe LaBarbera (dr) - Zweiter Teil der Auftritte im Keystone Korner

[Bearbeiten] Literatur

  • Hanns E. Petrik: Bill Evans - Sein Leben, Seine Musik, Seine Schallplatten, OREOS Verlag, 1989
  • Peter Pettinger: Bill Evans - How My Heart Sings, Yale University Press, 1998

[Bearbeiten] Weblinks

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