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Bündische Jugend

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Bündische Jugend nennt man die Jugendbewegung in ihrer zweiten Phase nach dem Ersten Weltkrieg. Auf den Ideen der Wandervögel und Pfadfinder aufbauend entstanden in Deutschland die Bünde der Bündischen Jugend (kurz die Bündischen genannt).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Sowohl Pfadfinder als auch Wandervögel kehrten aus dem Ersten Weltkrieg desillusioniert zurück, darüber hinaus war ein Großteil der bisherigen Führer gefallen. Dadurch veränderten sich die Bünde und die Bündelandschaft. Sie wollten die Gesellschaft von Grund auf verändern. Politische Aktivitäten begannen an Bedeutung zu gewinnen.

In dieser Zeit war das Menschenbild der bündischen Jugend das des Ritters als Mann, der sich freiwillig der Disziplin und Selbstdisziplin unterwirft, der im Dienst seines Bundes und dessen Zielen steht. Wichtig für die Herausbildung der Bündischen Jugend war das Bestreben, zukünftig Gruppen zu bilden, die nicht wie früher im Wandervogel nur aus Jugendlichen bestehen sollten, sondern den Charakter eines Lebensbunds hatten. Viele Bünde hielten die erstrebte Bundesgemeinschaft für nur in reinen Männer- oder Frauenbünden erreichbar, weshalb koedukative Bünde stark an Bedeutung verloren.

Ab 1924 propagierten viele Bündische Gruppen und hier wesentlich die Schlesische Jungmannschaft (SJ) das Arbeitslager als erzieherisches Mittel, in der die Volksgemeinschaft vorgelebt werden sollte. Nach F. Raab wollte die Bündische Jugend die Entwicklung des Volkwerdens vorbereiten, so sollten sie vom Gedanken des Volkstums her Staat und Gesellschaft neu ordnen und so das organische Zusammenwirken aller Teile über alle Klassen, Parteien und Konfessionen hinweg gewährleisten.

1927 bildete sich als ein zentraler Bund die Deutsche Freischar aus verschiedenen Bünden der Pfadfinder- und Wandervogelbewegung.

Gegen 1930 kam die Jungenschaftsbewegung auf, die das Lebensbundprinzip ablehnte und eine große Faszination auf die Gruppen der Bündischen Jugend ausübte. Die meisten Bünde wurden in einer zentralen Frage ihres Selbstverständnisses in Frage gestellt. Auch wenn manche Äußerlichkeiten im Stil wie Kohte und Jungenschaftsjacke von den Jungenschaften übernommen wurde, konnten sich die bisherigen Bünde weitgehend behaupten.

1933 schlossen sich viele Bünde im Großdeutschen Bund zusammen in der Hoffnung, als größerer Bund von etwa 50.000 Mitgliedern vom NS-Staat nicht verboten zu werden. Das Bundeslager Pfingsten 1933 bei Munster wurde dann aber bereits verboten und aufgelöst. Wenige Wochen später wurde auch der Großdeutsche Bund verboten (Lit.: von Hellfeld, S. 90ff).

Ab 1933 übernahm die Hitler-Jugend, die sich zunächst an den Formen der Arbeiterjugendbewegung orientiert hatte, zum Teil die pfadfinderischen und bündischen Traditionen. Dies führte bei vielen Angehörigen der Bündischen Jugend zur Hoffnung, die Hitler-Jugend von innen heraus in bündischem Sinne umzugestalten. Deshalb schloss sich ein Teil der Bünde freiwillig der Hitler-Jugend an, während andere Gruppen sich selbst auflösten, um einer Eingliederung zu entgehen.

Ab dem Sommer 1933 wurden zunächst die Bünde im Dritten Reich verboten, später galten auch entsprechende Kleidung und Ausrüstung unter der Bezeichnung bündische Umtriebe als strafbar. Die freien Bünde galten als "Erzfeinde der Hitler-Jugend" (Originalton Baldur von Schirach). Nach anfänglichen Versuchen, die Hitler-Jugend und insbesondere das Jungvolk zu unterwandern oder zu „infiltrieren“, wurden die meisten bündischen Führer aus der Hitler-Jugend ausgeschlossen.

Im Geheimen operierten verschiedene bündische Gruppierungen aber weiter. Sie gingen weiter auf Fahrten und machten Lager. Sie bildeten stellenweise Widerstandsgruppen gegen das Dritte Reich und führten teilweise offene Straßenschlachten gegen die HJ. Dieser Widerstand war besonders im Rheinland zu spüren. Viele dieser wilden bündischen Jugendgruppen wurden Edelweißpiraten genannt oder benannten sich selbst nach diesem Begriff, unter dem sie verfolgt wurden.

[Bearbeiten] Bewertung durch Historiker

Nach dem Ende des Dritten Reich warfen Kritiker der Bündischen Jugend vor, Steigbügelhalter des Nationalsozialismus gewesen zu sein, indem sie ähnliches Gedankengut wie „Führen und Folgen“, „soldatische Tugenden“ oder Patriotismus transportierte. Andere wiesen darauf hin, daß die Bünde großen Wert auf Selbstbestimmung und Autonomie legten, die persönliche Beziehung zwischen Führern und Geführten betonten, in ihrem elitären Anspruch nicht zur der Massenbewegung des Nationalsozialismus passten und erklärt unpolitisch waren.

„Zusammenfassend: Die bürgerliche deutsche Jugendbewegung bis 1933 war in ihrem politischen Denkweisen oder Gefühlswelten überwiegend so weit in der Nähe des Nationalsozialismus, daß sie sich 1933 als Teil der „nationalen Erhebung“ verstehen konnte. Diese Politikvorstellungen der Jugendbewegung beziehungsweise ihrer Mehrheit waren Zeichen einer allgemeinen politischen Fehlentwicklung des deutschen Bürgertums – aber eben nur ein Symptom neben vielen gleichgerichteten und gewiß nicht Ursache der Bewegung hin zum Faschismus. Als aber der Faschismus in Deutschland staatlich etabliert war, zeigte sich, daß in der Tradition der Jugendbewegung zugleich eine Chance systemoppositionellen Verhaltens lag. Das „autonome“ Milieu jugendlichen Gruppenlebens blieb zumindest zum Teil widerstandsfähig auch gegenüber dem totalitären Zugriff der staatlichen Jugenderziehung im Faschismus.“

Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich[1]

[Bearbeiten] Gegenwart

Unter Historiker umstritten ist, inwiefern die Bündische Jugend heute noch fortbesteht. Manche meinen, sie sei mit Beginn des Dritten Reichs endgültig untergegangen. Sie begründen dies mit den großen Unterschieden in den Lebenswelten der Jugendlichen und der häufigen strukturellen und inhaltlichen Neuorientierung der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder entstandenen Bünde.

Davon unberührt gibt es heute Gruppen und Bünde, die sich als bündisch und/oder jugendbewegt begreifen. Zahlreiche Jugendbewegte/Bündische haben nach dem Ende des Dritten Reichs ihre Bünde wieder begründet und dabei an die Tradition der 20er und frühen 30er Jahre angeknüpft. Daneben gibt es auch heute vereinzelt Neugründungen von jugendbewegten Gruppierungen. Häufiger jedoch ist das Ausscheiden von Teilen einer Gruppierung wegen Unvereinbarkeit von Anschauungen. Dieses Phänomen wird als „bündischer Spaltpilz“ bezeichnet.

Auch Gruppen der deutschen Pfadfinderbewegung und der kirchlichen Jugendarbeit, besonders des CVJM, sind durch die Einflüsse der Jugendbewegung geprägt, was sie auch international deutlich unterscheidet. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppierungen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Karl Bühler, Arbeitsdienst als Erziehungsaufgabe in frühen Theorien der zwanziger Jahre. In: Jb d. Archivs d. deutschen Jugendbewegung 7 (1975)
  • Matthias von Hellfeld: Bündische Jugend und Hitlerjugend – Zur Geschichte von Anpassung und Widerstand 1930-1939. Verlag Wissenschaft und Politik, 1987, ISBN 3-8046-8683-4
  • Werner Kindt: Dokumentation der Jugendbewegung. Band III: Die deutsche Jugendbewegung 1920 bis 1933. Die Bündische Zeit. Diederichs, Düsseldorf 1974. ISBN 3-424-00527-4
  • Arno Klönne: Jugendliche Opposition im „Dritten Reich“. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, 1996 (pdf, 277 kB)
  • Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich: Die Hitlerjugend und ihre Gegner. PapyRossa Verlag, Köln 2003, ISBN 3-89438-261-9
  • Walter Laqueur: Die deutsche Jugendbewegung. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1978. ISBN 3-8046-8548-X, Übersetzung des Folgenden:
  • Walter Laqueur: Young Germany: A History of the German Youth Movement, Transaction Pub, 1984, ISBN 0878559604
  • Florian Malzacher, Matthias Daenschel: Jugendbewegung für Anfänger. Zweite Auflage. Verlag der Jugendbewegung, Stuttgart 2004. ISBN 3-88258-131-X
  • Alexej Stachowitsch in: Bündisch ist ... Beiträge zur Frage nach dem Bündischen. Herausgeber: Freies Bildungswerk Balduinstein Burg Balduinstein 1977
  • F. Raabe, Die Bündische Jugend, Phil. Diss. Berlin 1959

[Bearbeiten] Quellen

  1. Klönne 2003, S. 125

[Bearbeiten] Bündische Gruppen und Initiativen

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Bündische Gruppen

[Bearbeiten] Überbündische Initiativen

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