Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Arnold Harris Mathew - Wikipedia

Arnold Harris Mathew

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Arnold Harris Mathew manchmal auch Arnold Harris Mathews oder Arnold Harris Matthew (* 6. August 1852 in Montpellier, Frankreich; † 21. Dezember 1919 in England) war ein englischer Priester, zuerst der römisch-katholischen Kirche, dann des Unitarismus, sowie Erzbischof der Alt-Katholischen Kirche. Er war der erste Bischof der Alt-Katholischen Kirche in Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Kindheit, Ehe und verschiedene Namen

Mathew wurde am 6. August 1852 in Montpellier als Sohn irischer Eltern geboren und wuchs in Cheltenham, Bonn und Stuttgart auf. Im Oktober 1890 nahm er den Namen Arnoldo Girolamo Povoleri an, da angeblich seine Großmutter eine Countess Elizabeth Francesca Povoleri gewesen sei. Nach 1892 nannte er sich Reverend Count Povoleri di Vicenza, weil seine Urgroßmutter eine Contessa Piovene di Vicenza war, wie er behauptete. Kurz darauf nahm er auch den Grafentitel Earl of Landaff für sich in Anspruch, da nach seinen Angaben sein Vater ein Henry 3rd Earl of Landaff gewesen sein soll. Mathew war seit 1892 verheiratet, seine Frau verließ ihn jedoch etwa 1916. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor, wieviele ist unklar.

[Bearbeiten] Als Priester

Er studierte zuerst auf das Priesteramt bei der Scottish Episcopal Church hin, wechselte jedoch 1875 zur römisch-katholischen Kirche, wo er am 24. Juni 1877 in Glasgow die Priesterweihe empfing. Nach Ablegung eines Gelübtes schloss er sich 1879 den Dominikanern an, verließ den Orden jedoch bereits 1880, und arbeitete wieder als normaler Priester. Mehrmals wechselte er die Pfarreien bis er im Juli 1889 wegen, wie er es nannte, “unglücklicher Umstände”, vom Priesteramt bei der römisch-katholischen Kirche suspendiert wurde und aus dem Kirchendienst ausschied. Daraufhin konvertierte er im selben Jahr zum Unitarismus, wo er wieder den Priesterberuf ausübte. 1890/91 verließ er die Unitarische Kirche und konvertierte zum Anglikanismus bei der Church of England, wo er in London als Hilfspfarrer sein Auskommen fand. Nachdem er 1899 auch der Anglikanischen Kirche den Rücken gekehrt hatte, suchte er 1903 wieder Anschluss an Rom, der Dispens wurde ihm jedoch verweigert.

Etwa um 1906/07 kam er mit dem Ex-Priester Richard O'Halloran in Kontakt. Dieser versicherte ihm, dass es in Großbritannien eine ganze Reihe von unzufriedenen Katholiken gäbe, und diese für die Gründung einer Alt-Katholischen Kirche samt Bischof votieren würden. Daraufhin schrieb Mathew an Gerard Gul, dieser war in seiner Eigenschaft als Erzbischof von Utrecht auch Leiter der Alt-Katholischen Kirche der Niederlande. Die Alt-Katholische Kirche verfolgte seit etwa der Jahrhundertwende (19./20.) eine expansivere Politik und suchte auch in England, in dem sie bis dato noch nicht vertreten war, Fuß zu fassen. O'Halloran hatte in der Zwischenzeit eine von etwa 150 englischen Priestern und Laien unterzeichnete Wahlurkunde besorgt, in welcher Mathews zum Bischof gewählt wurde. Dieses Dokument, verbunden mit den Versicherungen Mathews, in kurzer Zeit leicht eine britische Gemeinde gründen zu können, gab schließlich bei den Holländern den Ausschlag für die Bischofsweihe Mathews. Nachdem er zur Alt-Katholischen Kirche konvertiert war, konsekrierte Gul, mit Unterstützung von Johannes Jacobus van Thiel, Nicolas Bartholomacus Petrus Spit und Josef Demmel, ihn am 22. (28.?) April 1908 in Utrecht zum Bischof der Alt-Katholischen Kirche für Großbritannien und Irland.

[Bearbeiten] Als Bischof und Erzbischof

Als Mathew Ende April 1908 als frischgebackener Bischof zurück nach England kam, zeigte sich nach kurzer Zeit, dass die Versicherungen O'Hallorans über das Interesse zahlreicher Leute an der Alt-Katholischen Kirche nicht den Tatsachen entsprach, tatsächlich interessierte sich praktisch niemand dafür. Dazu stellte sich noch heraus, dass die von O'Halloran besorgte Wahlurkunde mit den 150 Unterschriften gefälscht war. Mathew berichtete diesen Sachverhalt nach Utrecht, woraufhin er von dieser Seite am 3. Juni 1908 öffentlich von persönlicher Schuld an der Misere freigesprochen wurde, in Folge fungierte er, ohne großen Erfolg, als Missionsbischof für Großbritannien. In späterer Zeit gab es unterschiedliche Auffassungen über Mathews Rolle in dieser Angelegenheit, die einen sahen ihn als gutgläubiges Opfer von falschen Freunden, andere als Mittäter und für wieder andere hatte er vorsätzlich falsche Aussagen vorgelegt und sich dadurch die Bischofswürde erschlichen - seine Rolle, Opfer oder Täter, ist bis heute umstritten. Überaus rege war er bei der Konsekration von Priestern und Bischöfen, die er in großer Zahl, wenn auch recht wahllos und nach Gutdünken, ernannte, darunter eine größere Anzahl an Theosophen.

Am 29. Dezember 1910 veröffentlichte er einen Hirtenbrief, worin er jegliche Unterordnung unter Utrecht oder Rom leugnete und sich und seine englische Alt-Katholische Kirche als völlig selbständig und unabhängig bezeichnete. Darauf folgte am 6. Januar 1911 sein Austritt aus der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen. Gleichzeitig nannte er seine nun autonome Alt-Katholische Kirche die Western Orthodox Catholic Church in Great Britain and Ireland (WOCC) und ließ sich von seinen Bischöfen am 25. Januar 1911 zum Englisch-Katholischen Erzbischof von London ernennen. Um diese Zeit konsekrierte er Herbert Ignatius Beale und Arthur William Howarth zu Priestern, diese waren vorher von Robert Brindle, dem katholischen Bischof von Nottingham, wegen angeblicher Unterschlagung exkommuniziert worden. Über diese Handlung sandte Mathew an Papst Pius X. eine Mitteilung und ersuchte um Bestätigung. Als Ergebnis kam jedoch die vom 11. Februar 1911 datierte Päpstliche Bulle Cravi Iamdiu Scandalo zurück, in welcher Mathew vom Papst wegen seiner “Arroganz”, sich selbst zum Erzbischof zu ernennen, exkommuniziert wurde. Dabei sprach Pius X. von Mathew als einem “Pseudo-Bischof” und die Exkommunikation vitandus (excommunicatus vitandus) aus, was bedeutete, dass niemand mit ihm in Kontakt treten sollte. Auch dehnte der Papst die Exkommunikation auf alle von Mathew konsekrierten Priester und Bischöfe aus.

Am 5. August (24. Juni ?) 1911 gelang Mathew die Anerkennung seiner WOCC durch die Kommunion mit dem Erzbischof von Beirut und Patriarchen von Antiochia Gerassimos Messarra. Auch wenn die Verbindung nicht lange hielt, war sie doch die erste Einigung einer Westkirche mit einer Ostkirche, seit dem Morgenländischen Schisma im Jahre 1054.

Obwohl ihm seit mehreren Jahren bekannt war, dass die Mehrheit seiner Priester und Bischöfe Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) waren, befand er etwa um 1915 dies als nicht mit den Glaubenssätzen der WOCC vereinbar. Am 6. Oktober 1915 stellte er in einem Hirtenbrief seinen Kirchenmitgliedern das Ultimatum, entweder Austritt aus der Adyar-TG oder Ausschluss aus der WOCC. Sein Aufruf war jedoch praktisch wirkungslos, denn einerseits traten nur zwei unbedeutende Personen aus der Adyar-TG aus und andererseits hätte ein Ausschluss aller mit der Adyar-TG verbundenen Leute, seine ohnehin kleine Kirchengemeinde regelrecht ausradiert. Ob der Ausweglosigkeit dieser Situation, dass nämlich seine Kirche nicht von seinen Überzeugungen beherrscht wurde, sondern quasi von den Lehren der Theosophie zumindest mitregiert war, resignierte Mathew und erklärte seine WOCC als aufgelöst. Doch nur wenige Monate später, etwa im Februar/März 1916, wiederbegründete er seine Alt-Katholische Kirche unter dem neuen Namen Western Uniate Catholic Church, weiterhin mit einer Reihe von Theosophen als Mitgliedern. Einige Theosophen scharten sich jedoch um den bereits am 6. August 1915 aus der WOCC ausgeschlossenen Frederick Samuel Willoughby, dieser konsekrierte am 13. Februar 1916 James Ingall Wedgwood zum Bischof und davon ging die Gründung der Liberalkatholischen Kirche aus.

Nachdem Mathew seine WOCC als aufgelöst erklärt hatte, bot er mit einem vom 31. Dezember 1915 datierten Schreiben an Papst Benedikt XV. seine Unterwerfung an und ersuchte um Wiederaufnahme in die Römisch-Katholische Kirche. Noch vor einer Reaktion des Papstes, widerrief er aber im Februar/März 1916 sein Angebot an Rom und wiederbegründete wie bereits erwähnt seine Alt-Katholische Kirche neu. Im April 1916 ernannte er Bernard Mary Williams zu seinem Koadjutor, ab diesem Zeitpunkt zog er sich mehr und mehr von seinem Bischofsamt zurück, vermutlich am 25. Mai 1917 trat Williams offiziell die Nachfolge Mathews als leitender Bischof der Alt-Katholischen Kirche in England an. Um 1916/17 suchte Mathew Anschluss an die Church of England, Randall Thomas Davidson, der Erzbischof von Canterbury, war jedoch wegen der bewegten kirchlichen Vergangenheit Mathews skeptisch und lehnte das Ansuchen ab.

[Bearbeiten] Rückzug und Tod

Nach seinem Rückzug ins Privatleben, ab dem 25. Mai 1917, lebte Mathew zurückgezogen auf dem Land, nur als Laie half er manchmal in einer Anglikanischen Kirche aus. Nach seinem Tod im 67. Lebensjahr, am 21. Dezember 1919, wurde er nach anglikanischem Ritus als Laie beigesetzt, seitens der Alt-Katholischen Kirche nahm niemand davon Notiz. Seine schriftlichen Unterlagen und Papiere verschwanden nach seinem Tod und sind bis heute (2006) nicht wieder aufgetaucht. 1920 wurde von der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen die Bischofsweihe Mathews für ungültig erklärt, da sie angeblich mala fide gewesen sei, vermutlich waren dabei jedoch kirchenpolitische Motive ausschlaggebend gewesen.

[Bearbeiten] Streit um die Apostolische Sukzession

Mathew war entsprechend der Apostolischen Sukzession der 255. Bischof nach den Aposteln. Zahlreiche Bischöfe unterschiedlicher Kirchen führen wiederum ihre Apostolische Sukzession auf ihn zurück. Wie bereits erwähnt, wurde seitens der Utrechter Union Mathews Bischofsweihe jedoch für ungültig erklärt. Ob eine solche Ungültigkeitserklärung einer Bischofsweihe überhaupt möglich ist, daran scheiden sich bis heute die Geister. Die einen stehen auf dem Standpunkt, dass damit Mathew und alle von ihm konsekrierten sowie auch in den darauf folgenden Linien stehenden Bischöfe, nicht in der Apostolischen Sukzession stehen. Die anderen hingegen sehen eine einmal vollzogene Bischofsweihe als nicht mehr rückgängig zu machen und deshalb auch eine ununterbrochene Apostolische Sukzession als gegeben an. Letztere berufen sich dabei auf Genesis 27, wo sich Jakob den Segen seines Vaters Isaak erschlichen hatte, ohne dass dies von diesem rückgängig gemacht werden konnte. Ebenso wären zahlreiche Bischöfe verschiedenster Kirchen, darunter sogar Heilige, ebenfalls als nicht mehr in der Apostolischen Sukzession stehend zu betrachten, wenn die Gründe für Mathews Ungültigkeitserklärung auch auf sie angewendet werden würden.

Von diesem Streit um ihre rechtmäßige Apostolische Sukzession sind u.a. alle Bischöfe der Liberal-Katholischen Kirche betroffen, da diese in der Linie James Ingall Wedgwood, Frederick Samuel Willoughby und Mathew stehen. Ebenso die meisten Bischöfe mehrerer unabhängiger Alt-Katholischer Kirchen in den USA, die ihre Sukzession auf Rudolph de Landas Berghes und Mathew zurückführen.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

  • Genealogy of the earls of Landaff, of Thomastown, County Tipperary, Ireland. o.O., o.J. (ca. 1895)
  • The life and times of Hildebrand, Pope Gregory VII.. F. Griffiths, London 1910
  • The life and times of Rodrigo Borgia, Pope Alexander VI. S. Paul & co., London 1912
  • The life of Sir Tobie Matthew. Bacon's alter ego, by his kinsman Arnold Harris Mathew and Annette Calthrop. E. Mathews, London 1907
  • Woman suffrage. T. C. & E. C. Jack, London 1907

[Bearbeiten] Literatur

  • Brandreth, Henry R. T.: Episcopi vagantes and the Anglican Church. Borgo Press, San Bernardino 1987; ISBN 0893705586
  • Bruk, Kurt J.: War Bischof Arnold Harris Mathew ein Vaganten-Bischof?. Arcturus-Verlag, Schäffern 2005; ISBN 3-901489-40-1
  • Küry, Urs: Die altkatholische Kirche, ihre Geschichte, ihre Lehre, ihr Anliegen. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1978; ISBN 3-7715-0190-3
  • Pruter, Karl: The Old Catholic Church, a history and chronology. St. Willibrord's Press, San Bernardino 1996; ISBN 0912134194
  • Queen, Andre J.: Old Catholic, History, Ministry, Faith & Mission. IUniverse, Lincoln 2003; ISBN 0595749364

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -