Amoklauf von Emsdetten

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Der Amoklauf von Emsdetten ereignete sich am 20. November 2006 an der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten. Der 18-jährige Sebastian B., der im Internet auch unter dem Pseudonym ResistantX auftrat, betrat gegen 9:30 Uhr maskiert das Gelände seiner ehemaligen Schule, schoss wahllos auf Menschen und zündete Rauchbomben. Anschließend tötete er sich selbst. Fünf Personen wurden durch Schüsse verletzt, weitere 32 mussten wegen Schock oder Rauchvergiftung behandelt werden.

Es handelt sich um die erste derartige Tat in Deutschland nach dem Amoklauf von Erfurt. Es ist damit auch die erste Tat nach der Änderung des Waffengesetzes im Jahr 2003.

Inhaltsverzeichnis

1 Die Tat
- 1.1 Bewaffnung
- 1.2 Mögliche Motivation
2 Ankündigung der Tat
- 2.1 Tagebuch
3 Öffentliche Diskussion
- 3.1 Verbot von "Killerspielen"
- 3.2 Andere Reaktionen
4 Siehe auch
5 Weblinks
6 Quellen

[Bearbeiten] Die Tat

Sebastian B. fuhr morgens gegen 9:20 Uhr zu seiner ehemaligen Schule und begab sich schwer bewaffnet in das Schulgebäude. Auf dem Weg dorthin zündete er einen Sprengkörper und verletzte den Hausmeister der Schule mit einem Bauchschuss schwer. Eine Lehrerin wurde durch einen Rauchkörper verletzt. Um 9:28 Uhr wurde die Polizei über den Notfall informiert.

Auch im Gebäude gab er mehrere Schüsse ab und verletzte drei Schüler. B. zündete mehrere Rauchkörper, die das Schulgebäude vernebelten, mehrere Personen verletzten und die um 9:34 eintreffenden Polizisten am Betreten der Schule hinderten. Gegen 10:10 Uhr traf ein Spezialeinsatzkommando aus Münster ein und entdeckte um 10:39 Uhr die Leiche von B. Der Täter hatte sich durch einen Schuss in den Mund selbst getötet.

Da Sebastian B. an seinem Körper Sprengvorrichtungen angebracht hatte, konnte der Leichnam erst nach dem Einsatz von Sprengstoffspezialisten abtransportiert werden.

[Bearbeiten] Bewaffnung

B. verfügte über zwei Perkussionswaffen, eine Pistole und ein Gewehr, sowie ein Kleinkalibergewehr. Die beiden Gewehre wurden am Lauf gekürzt und am Schaft abgesägt. Darüberhinaus trug er drei Rohrbomben sowie ein Messer am Körper. In seinem Rucksack wurden fünf weitere Rohrbomben gefunden.

Im Auto zurückgelassen hatte er vier weitere Rohrbomben, drei Brandbomben sowie eine Machete. In seinem Elternhaus wurden noch eine Gaspistole, eine Softair-Waffe, ein Luftgewehr sowie diverse Chemikalien gefunden^[1].

Die Vorderlader-Waffen bezog der 18-Jährige von einem Online-Waffenhändler^[2]. Der Anbieter bestätigte, dass B. in den beiden Monaten vor der Tat an drei Internetauktionen teilgenommen und dabei Waffen gekauft hat. Allerdings handele es sich ausschließlich um Waffen, die ab 18 Jahren frei zu erwerben seien. Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer bestätigte gegenüber dem WDR, dass es keine Ermittlungen gegen Internet-Anbieter gebe^[3]. Bezüglich des einschüssigen Kleinkalibergewehres gab die Staatsanwaltschaft Münster am 6.12.06 bekannt: "Die Waffe stammt aus dem Nachlass eines Familienangehörigen eines 24-jährigen Mannes" aus dem weiteren Umfeld von B. Die Waffe war gegen ein Softair-gewehr eingetauscht worden. Dem Mann war nicht bekannt, daß mit der Waffe eine Straftat begangen werden sollte.

[Bearbeiten] Mögliche Motivation

Die ermittelnde Staatsanwaltschaft nannte als Motiv für die Tat „allgemeinen Lebensfrust“^[4]. Während seiner Schulzeit hatte er soziale Probleme mit Mitschülern und zwei Klassen wiederholen müssen^[5].

Gegen den Täter wurde vor der Tat wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt, wegen dem er sich am Tage nach der Tat vor Gericht hätte verantworten müssen. Das Amtsgericht Rheine ließ verlautbaren, dass B. auf einer Open-Air-Veranstaltung nach dem Konsum alkoholischer Getränke eine Gaspistole gezogen hätte. Diese sei ihm von der alarmierten Polizei abgenommen worden. B. hatte zwar einen kleinen Waffenschein, dieser erlaubt jedoch nicht das Führen entsprechender Waffen auf öffentlichen Veranstaltungen ^[6].

[Bearbeiten] Ankündigung der Tat

B. hatte seine Tat bereits zweieinhalb Jahren zuvor in einem Internetforum angekündigt und um psychologische Hilfe gebeten ^[7]. Des weiteren unterhielt er eine eigene Internetseite, auf der er sich selbst als Waffennarr inszenierte und kurz vor der Tat auch einen Abschiedsbrief veröffentlichte^[8]. Fotos auf der Seite zeigten den Täter mit diversen Waffen in der Öffentlichkeit. Am Sonntagabend vor der Tat hatte B. auf seine Website vier Videos geladen, in denen er mit einer weiteren Person mit Waffen und Sprengsätzen hantierte^[9]:

Ein animiertes Video zeigt ein schwarze Comicfigur, die eine Langwaffe zieht und damit einen nackten Mann erschießt. Anschließend wird eine Handgranate auf eine ebenfalls nackte, liegende Frau geworfen. Bei beiden Tötungen spritzt Blut.
Es wird gezeigt, wie er von einer Außentreppe eines Hauses springt und sich abrollt.
Er betritt einen Raum, zieht eine Pump-Action-Flinte und simuliert, wie er in verschiedene Richtungen schießt. Dann hält er die Mündung vor das Kameraobjektiv.
Es wird gezeigt, wie er im Wald selbstgebastelte Sprengkörper zündet. Mit einer weiteren Person wird eine Exekution simuliert.

Die Internetseite wurde nach der Tat umgehend von der Polizei Nordrhein-Westfalen geschlossen, die Inhalte wurden als Reaktion auf diese Sperrung allerdings von zahlreichen anderen Seiten kopiert.

[Bearbeiten] Tagebuch

Sebastian B. führte ein Tagebuch, aus dem hervorgeht, dass er die Tat schon längere Zeit geplant hat ^[10]. Es wurde auch eine Liste primärer Personenziele gefunden, die er aber wieder durchstrich. Das Buch zeigt den Täter als einen Außenseiter, der mit seinem sozialen Umfeld nicht zurechtkam und in der Schule Probleme hatte.

[Bearbeiten] Öffentliche Diskussion

[Bearbeiten] Verbot von "Killerspielen"

Sebastian B. galt laut Medienberichten als Fan von so genannten Killerspielen. Als Folge kündigte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) eine Bundesratsinitiative zum Verbot gewaltverherrlichender Computerspiele an^[11]^[12]^[13]. Kritiker meinen dazu, dass ein Verbot wenig Sinn hätte, da Spiele ganz einfach über das Internet oder aus dem Ausland besorgt werden könnten. Die Kausalität zwischen der Tat und den Spielen war in der der Tat folgenden öffentlichen Diskussion heftig umstritten (vgl. auch Gewalt in Computerspielen). Computerspiele werden in Deutschland von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle für die entsprechenden Altersstufen freigegeben.

[Bearbeiten] Andere Reaktionen

Viele Beobachter halten ein Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen für Aktionismus und suchen die Ursachen in gesellschaftlichen Problemen. So hat die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer den Vorschlag gemacht, an jeder Schule einen Psychologen einzusetzen.