Alexei Kapitonowitsch Gastew

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Alexei Kapitonowitsch Gastew (Алексей Капитонович Гастев) (* 1882 in Susdal, Russland, † 15. April 1939) nahm an der Revolution von 1905 teil, war Pionier in der Implementierung von Rationalisierungsprozessen für die Sowjet-Regierung, Gewerkschaftsaktivist und Dichter.

[Bearbeiten] Biographie

Der Sohn eines Lehrers und einer Näherin immatrikulierte am Pädagogischen Institut in Moskau, von dem er allerdings wegen Teilnahme an Zusammenkünften der Revolutionäre ausgeschloßen wurde. 1901 wurde Mitglied der Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands. Er führte die Kampfgruppe Kostroma Kostroma an und rief die Arbeiter in den nördlichen Städten Rußlands zum Streik auf. Gastev war zu dieser verbunden mit den Bolschewiki und korrespondierte mit Lenin, von dem er im Zeitraum 1905-1907 Aufträge erhielt. Aufgrund seiner revolutionären Aktivitäten wurde Gastev mindestens dreimal verhaftet und ins Exil in den Norden und Osten Rußlands geschickt. Jedesmal gelang es ihm zu fliehen und illegal in Rußland und anderswo in Europa zu leben.

Gastev entfremdete sich 1907 von den Aktivitäten der Bolschewiken. In Folge seiner Flucht aus dem Exil lebte Gastev von 1909 bis 1912 in Paris, wo er in Fabriken arbeitete. Dort ka er in Kontakt mit dem französischen Syndikalismus und nahm zahlreiche Sichtweisen und Überzeugungen an. Gastev sah in den Gewerkschaften das wirkungsvollste Instrument gegen den Kapitalismus, indem die Gewerkschaften direkten Einfluß auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter ausüben konnten.

Zwischen 1901 und 1907 verbrachte Gastev die meiste Zeit im Exil, auf der Flucht oder als Arbeiter in russischen und Westeuropäischen Fabriken. Durch seine Erfahrungen mit den Arbeitern entwickelte er einen pragmatisches Verständnis für den Marxismus. Die Revolution bedeutete für Gastev den Arbeitern die Kontrolle über ihren Alltag und alle Arbeitsprozesse zu geben. Bereits 1906 war Gastev in die Arbeit der einflußreichen Gewerkschaft der Metallarbeiter in St. Petersburger involviert. Von 1917-1918 war er der gewählte Vorsitzende des Zentralkommitees der neu gegründeten Gesamt-Russischen Gewerkschaft der Metallarbeiter. 1918 nahm er aktiv an der Konferenz der Gewerkschaft teil.

Inspiriert von Taylors Arbeiten zum wissenschaftlichen Management von Arbeitsprozessen, beschäftigt sich Gastev ausführlich mit Fragen der Rationalisierung. 1920 gründete Gastev das Zentral-Institut für Arbeit (C.I.T.) in Moskau, das er selber als Gesamtkunstwerk betrachtete. Die Gründung des Institutes wurde ausdrücklich von Lenin begrüßt, der die notwendigen finaziellen Resourcen organsierte. Das Instiut analysierte Arbeitsprozesse im Detail und machte dabei von den damals neuen Medien, wie Film und Fotografie Gebrauch. Die Analysen von repetetiven Prozessen, wie Hammerschläge, Bedienung von Maschinen konnten so zu einer Rationalisierung der Arbeit und zur Verbesserung der Arbeitsbedingung beitragen. Dazu wurden zahlreiche Publikationen veröffentlicht, die Vorschläge zur Organisation und Einrichtung von Arbeitsplätzen machten.

Zur Finanzierung seiner Arbeit gründete Gastev 1928 die Aktiengesellschaft "Ustanovka" (Aufbau), die Arbeitsprozesse industrieller Betriebe überprüfte und Beratung zur Rationalisierung anbot.

Gastev wurde am 8. September 1938 wegen "konterrevolutionärer terroristischer Aktivitäten" verhaftet. Er wurde in einem Moskauer Gefängnis inhaftiert und durch ein Schnellgericht am 14. April 1939 zum Tode veruteilt. Er hatte weder einen Verteidiger, noch die Gelegenheit gegen das Urteil Berufung einzulegen. Am 15. April 1939 wurde Gastev in einem Moskauer Vorort erschoßen.

Das Todesdatum von Gastev wird in einigen Publkationen mit dem 1. Oktober 1941 angegeben. Die Behörden gaben gegenüber Gastevs Angehörigen außer dem falschen Todesdatum an, daß Gastev an einer natürlichen Todesursache gestorben sei. Mit der Öffnung der KGB Archive für Angehörige ist es seit 1991 möglich die tatsächlichen Vorgänge einzusehen.

[Bearbeiten] Bibliografie

• 1. Poesija rabotschego udara (Поэзия рабочего удара). Moskau. 1964, 1971.
• 2. Kak nado rabotat' (Как надо работать). Moskau, Ekonomika. 1966, 1972.
• 3. Trudowyje ustanowki (Трудовые установки). Moskau, Ekonomika. 1973.

[Bearbeiten] Literatur

• 1. Johansson, Kurt. Aleksej Gastev, Proletarian Bard of the Machine Age. Stockholm, 1983.
• 2. Bailes, K.E. Alexei Gastev and the Soviet Controversy over Taylorism, 1918-1924 // Soviet Studies. Glasgow, UK. 1977.
• 3. Maier, C.S. Between Taylorism and Technology: European Ideologies and the Vision of Industrial Productivity in the 1920’s // Journal of Contemporary History. London. 1970. Vol. 5. No. 2. P. 27-61.
• 4. Sorenson J.B. The Life and Death of Soviet Trade Unionism, 1917-1928. New York, 1969.
• 5. Williams, R.C. Collective Immortality: The Syndicalist Origins of Proletarian Culture, 1905-1910 // Slavic Review. Champaign, IL, USA. 1980. Vol. 5. No. 3. P. 389-402.
• 6. Zielinski, Siegfried: Archäologie der Medien. Zur Tiefenzeit des technischen Hörens und Sehens. Hamburg. 2002